Amanda Gorman und die Folgen

Von Richard Laymon bis zu Tolstoi: Die Abteilung für Leseratten.
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Julio Sacchi
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Re: Amanda Gorman

Beitrag von Julio Sacchi » Do 4. Mär 2021, 16:31

DISKUSSION A LA THORTIE
Julio hat geschrieben:Wieso ist das gaga?
Erklär mal.
Thortie hat geschrieben:Muss ich nicht.

Kommt man von selbst drauf, wenn man vollumfänglich informiert ist (siehe z.B. meine Quelle).
Julio hat geschrieben:Wie kann man "vollumfänglich" informiert sein, wenn man als Beleg ausschließlich den Guardian heranzieht - der insbesondere mit seinen Online-Artikeln ja permanent und bis zur Vergasung ins Diversity/Non-binary/Toxic irgendwas Horn tutet, das Dir so gegen den Strich geht?
Bauer hat geschrieben:Im Übrigen zeigte doch Niederländerin, die übersetzen sollte, selbst Verständnis für die Argumentation.
Thortie hat geschrieben:Na ja, wenn wer begibt sich schon selbst gerne mitten in den Orkan? (sind ja nicht alle so bekloppt wie ich)

(außerdem wissen wir nicht, was hinter den Kulissen abgelaufen ist - letztendlich stehen bei so einer Sache immer auch wirtschaftliche Überlegungen im Raum)
Youri hat geschrieben:Hält dich ja trotzdem nicht davon ab, Spekulationen und Unterstellungen - der Twitter-Mob war es; Rijneveld zeigt nur Verständnis, weil sie Angst hat - als Fakten zu präsentieren.
Bauer hat geschrieben:Danke.
Thortie hat geschrieben:Stimmt. Sorry. Der Verlag hat bestimmt keinen einzigen Augenblick an eventuelle Umsatzeinbußen gedacht. Der niederländische Buchmarkt ist ja gigantisch, da spielen ein paar tausend weniger verkaufte Exemplare nicht die geringste Rolle.
Youri hat geschrieben:Ja, der Vorgang ist komplex, aber taugt eigentlich auch nicht als Skandal.
Thortie hat geschrieben:Die Diskussion hat mich schon etwas ins Grübeln gebracht.

Ich hab in den letzten Jahren mehrfach über queere Themen geschrieben.

Hätt ich wohl nicht machen dürfen, oder?
Julio hat geschrieben:Hm.
Schwierig,
Verlink doch mal nen Text von Dir zu nem "queeren Thema". Dann können wir es Dir vielleicht sagen.
Pow Wow hat geschrieben:Julio argumentiert hier mal mit Augenmaß, kann mit dem meisten mitgehen.

Allerdings sind, und da bin ich bei Thorsten, diese ganzen essenzialistischen Diskussionen ziemlich reaktionärer Mumpitz und können für die betroffenen Minderheiten ebenso gut nach hinten losgehen.
Julio hat geschrieben:Daß das nach hinten losgeht, glaube ich auch, tatsächlich sind diese identitätspolitischen Diskussionen (oder vielmehr Kampfansagen) am Ende nur für noch größere Gräben und Abgrenzungen verantwortlich.
Thortie hat geschrieben:Ein Diskurs findet ja nicht statt.

Nirgends.
Julio hat geschrieben:Schade, daß Du nur auf Pow Wow antwortest, aber auch bei ihm mal wieder nicht kapierst, was er eigentlich geschrieben hat.
Thortie hat geschrieben:Ist wie Pow Wow sagt: Es geht echt nur ums Rechthaben. Aber wirklich nur.
Julio hat geschrieben:Ich freu mich aber auf die Links zu Deinen Artikeln über "queere Themen"
Thortie hat geschrieben:Ich schreib zu 95% für Printmedien.
Julio hat geschrieben:Und wie soll man mit jemandem diskutieren, der entweder komplett vage irgendwelche Nebelkerzen platziert, genährt aus gefühlter Wahrheit und finalisiertem Weltbild, oder anstatt irgendwas Sinnvolles zu einem eventuellen Diskurs beizutragen, einfach nur die eigenen sinnlosen Bullet Points NOCHMAL schreibt?!
Thortie hat geschrieben:Du interessierst Dich null für andere Meinungen, dir ist es noch nichtmal wichtig, wer eigentlich was sagt.
:crazy:

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Joachim Bauer
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Re: Amanda Gorman

Beitrag von Joachim Bauer » Do 4. Mär 2021, 17:12

Mal wieder lustig hier. 8-)
Pow Wow hat geschrieben:
Do 4. Mär 2021, 14:22
Also ich hab's in etwa so gemeint:

Essentialism is the belief that categories capture objective and internally homogeneous partitions of the natural world, and that consequently, category membership is inherited, causally explanatory, inductively rich, and permanent.
In einer fremden Sprache verstehe ich das nicht unbedingt besser. ;)
Julio Sacchi hat geschrieben:
Do 4. Mär 2021, 15:48
Also ich hab mich mal durch Deine Homepage gewühlt, da werden ja Deine Publikationen aufgeführt. Neben einem Text über die Schlümpfe ...
Schwuler als das geht doch eigentlich kaum. :mrgreen: Das lange einzige weibliche Wesen in diesem Kosmos, Schlumpfine, entstand doch auch nur durch einen Zauber Gargamels ... pardon, wurde durch einen Schlumpf von Gargamel erschlumpft.
Die Spieler, wo dieser Sprache nicht mächtig sind, die sollen dann sich angewöhnen, das Deutsch zu lernen. (Mario Basler, rhetorisch geschulter, ehemaliger Fußballprofi)

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Julio Sacchi
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Re: Amanda Gorman

Beitrag von Julio Sacchi » Do 4. Mär 2021, 17:15

Naja deswegen führe ich das ja auf. Bin nach reiflicher Überlegung zu dem Schluß gekommen, daß der Autor sich ausreichend in die Lebenswelt der blauhäutigen Mützenträger hineinversetzen konnte und auch ausreichend experience in the field of being ein kleiner Quälgeist gesammelt hat. Darum hat hier ein schwieriges Sujet den richtigen Federkiel gefunden. Empathie forever!
In einer fremden Sprache verstehe ich das nicht unbedingt besser. ;)
Hat Pow Wow mit Sicherheit aus dem Newsfeed von Niels Ruf.

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Thorsten Hanisch
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Re: Amanda Gorman

Beitrag von Thorsten Hanisch » Do 4. Mär 2021, 17:24

Julio Sacchi hat geschrieben:
Do 4. Mär 2021, 16:31
DISKUSSION A LA THORTIE
Directed, written and edited by Hasko - "Warum hab ich immer noch keinen Deutschen Filmpreis?" - Baumann
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Joachim Bauer
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Re: Amanda Gorman

Beitrag von Joachim Bauer » Do 4. Mär 2021, 17:27

Julio Sacchi hat geschrieben:
Do 4. Mär 2021, 17:15
Bin nach reiflicher Überlegung zu dem Schluß gekommen, daß der Autor sich ausreichend in die Lebenswelt der blauhäutigen Mützenträger hineinversetzen konnte und auch ausreichend experience in the field of being ein kleiner Quälgeist gesammelt hat. Darum hat hier ein schwieriges Sujet den richtigen Federkiel gefunden. Empathie forever!
:mrgreen:
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Re: Amanda Gorman

Beitrag von Thorsten Hanisch » Do 4. Mär 2021, 17:56

Julio Sacchi hat geschrieben:
Do 4. Mär 2021, 15:04
Na dann fotografierst Du mal ne Zeitung ab. Lass mal sehen.
Du lebst wahrlich in ner Paralleldimension.

Was glaubst Du wohl, wie die Verlage reagieren, wenn ich die Texte, die sie mir abkaufen, ins Netz stell?

Tz...tz...tz.

Du solltest echt mal raus aus der Berliner Medienbubble. Mal in die echte Welt. Gucken, was da so alles passiert.

Wirst staunen!
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Youri
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Re: Amanda Gorman

Beitrag von Youri » Do 4. Mär 2021, 18:09

Ich probiere es auch nochmal:
Thorsten Hanisch hat geschrieben:
Do 4. Mär 2021, 12:03
Ich hab in den letzten Jahren mehrfach über queere Themen geschrieben.

Hätt ich wohl nicht machen dürfen, oder?
Du hast es ja offensichtlich dürfen, oder wie viele Aufträge wurden aufgrund eines aufgebrachten Twitter-Mobs wieder zurückgezogen? Dürften umgekehrt queere Menschen Kritik äußern, dass du vielleicht nicht 100%ig geeignet bist, ihre Erfahrungen und Lebenswelten wiederzugeben, wenn sie das so empfinden?

Und wie hängt über eine soziale Gruppe, zu der man selbst nicht gehört, schreiben mit dem konkreten, von dir gewählten Aufhänger des Threads zusammen? Nochmals zusammengefasst: Hier hat eine schwarze Journalistin und Aktivistin - nebst anderen - kritisiert, dass eine Übersetzerin gewählt wurde, die weder den ihrer Ansicht nach nötigen Erfahrungsschatz und Lebensweltbezug der Autorin teilt noch sich bisher durch Übersetzungen von Lyrik sonderlich hervorgetan hat. Das sind sicherlich Punkte, über die man diskutieren kann, wie das z. B. in dem Beitrag geschieht, der direkt am Anfang verlinkt wurde, den du inhaltlich diskursoffen mit "Nein, kein guter Kommentar." (vollständiges Zitat) auseinandergenommen hast. Genauso gibt es Beiträge, die inhaltlich und durchaus ambivalent auf genau diese Thematik eingehen, auf die du diskursoffen mit keinem Wort Bezug nimmst. Die Übersetzerin zeigt jedenfalls Verständnis für die Kritik; dass sie das tatsächlich tut, wird von dir diskursoffen unter Mutmaßungen abgestritten.

Also, kann es sein, dass du hier etwa selbst mit einer festgefahrenen Position - Social-Media-Gaga! Twitter Mob! Cancel Culture! - rein und nicht an Diskurs interessiert bist?
Thorsten Hanisch hat geschrieben:
Do 4. Mär 2021, 14:33
Es geht echt nur ums Rechthaben. Aber wirklich nur.

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Thorsten Hanisch
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Re: Amanda Gorman

Beitrag von Thorsten Hanisch » Do 4. Mär 2021, 18:29

Youri hat geschrieben:
Do 4. Mär 2021, 18:09
Hier hat eine schwarze Journalistin und Aktivistin - nebst anderen - kritisiert, dass eine Übersetzerin gewählt wurde, die weder den ihrer Ansicht nach nötigen Erfahrungsschatz und Lebensweltbezug der Autorin teilt noch sich bisher durch Übersetzungen von Lyrik sonderlich hervorgetan hat.
Ich vertret ganz einfach die Ansicht, dass die Deutungshochheit beim Schöpfer, der Schöpferin liegt.

Ja, kann man alles diskutieren, aber letztendlich sollte es entscheidend sein, was der derjenige will, der`s fabriziert hat.

Und ja, klar, waren das Mutmaßungen. Hab ich nie abgestritten. Allerdings hab ich die auch unterfüttert. Und so unplausibel sind die nunmal nicht. Wer, wie ich, das Medienbusiness schon seit zwei Jahrzehnten aufmerksam beobachtet und selbst tief involviert ist, hat nunmal keinen ganz so unschuldigen Blick mehr auf Vorgänge dieser Art.

Und klar, jeder darf Kritik an meiner Arbeit äußern. Aber ich nehm mir nunmal eben auch das Recht raus, Kritik an der Kritik zu äußern.

Und ich halte diese ganzen "essenzialistischen Diskussionen" nunmal für den absolut falschen Weg. Da so in zu vielen Fällen das Gleichheitsprinzip unterlaufen wird und das ist einfach fatal. Darum sollte es nicht gehen.

Wie ich bereits sagt: Mauern einreißen, nicht aufbauen.

That`s the way.

EDIT:
Julio Sacchi hat geschrieben:
Do 4. Mär 2021, 15:48
Also ich hab mich mal durch Deine Homepage gewühlt, da werden ja Deine Publikationen aufgeführt.
Da ist übrigens noch lange nicht alles aufgeführt.

Ich glaub, ne komplette Liste wäre wenig zweckmäßig. Das ist inzwischen viel zu viel.
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Youri
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Re: Amanda Gorman

Beitrag von Youri » Do 4. Mär 2021, 19:50

Aber dann ist doch alles gut.
  • Es wurde Kritik geäußert, was, wie vermutlich alle finden, legitim ist und die, wie ich finde, auch wenn mein erster Reflex auch eher "wie jetzt, sollen nur noch Schwarze schwarze Autoren übersetzen dürfen" war, durchaus Punkte nennt, die man bedenken sollte.
  • Die Übersetzerin zeigt Verständnis und zieht von sich aus zurück. Weder entscheidet der Verlag gegen den Willen von Gorman, noch beschwert diese sich, dass ihr der Twitter-Mob ihre Wunschübersetzerin verwehrt hat. Wo wurde die "Deutungshoheit" verletzt?

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Thorsten Hanisch
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Re: Amanda Gorman

Beitrag von Thorsten Hanisch » Do 4. Mär 2021, 20:09

Punkt 2:

Wenn dem wirklich so war, isse ja fein.

Aber: Es ist nunmal eben schon so, dass sowas nach außen hin nunmal wie ein Einknicken aussieht (und ich bin da mitnichten der einzige, der das so auffasst).

Und gerade hier......ich hatte ja bereits aufgeführt, wie der Buchmarkt in Holland aufgestellt ist und da können ein paar tausend weniger verkaufte Exemplare nunmal ganz schöne Spuren hinterlassen.
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