You Were Never Really Here (A Beautiful Day)

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Pow Wow
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Beitrag von Pow Wow » Mo 9. Apr 2018, 12:04

Mochte ich irgendwie nicht so, bzw. hat mich eher kalt gelassen.

Ist halt schon ansprechend gefilmt und ganz interessant aufgebaut, aber letztlich ein verkleideter Exploiter und einer von der eher prätentionsschwangeren Sorte. Muss ja nicht schlecht sein, aber zusammen mit dem tendenziell reaktionären Thema, das auch immer etwas latent emotional erpresserisches hat (alter Mann rettet Unschuldskind) hat's mir in der Summe nicht wirklich gemundet. Aber vielleicht übersehe ich auch was Wesentliches.

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Yuki
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Beitrag von Yuki » Mo 9. Apr 2018, 12:27

Ne, da übersiehst du schon nichts. Fand den "emotional" auch nicht involvierend. Höchstens halt, im Sinne von, da tun sich psychologische und moralische Abgründe auf in der Welt des Films und das nimmt einen womöglich mit. Und das war halt geschickt inszeniert sowie aufgebaut und vorallem auch schön minimalistisch, die 90-Minuten ließen dann auch nur marginale "Leon, der Profi"-Vibes zu, weil sich da kaum was getan hat. Da die Hauptfigur
[+] Spoiler
total suizidgestört und traumatisiert ist, fand ich das alles voll ok. Der Film spielte das irgendwie nicht zur großen Rettungsaktion auf. Am Ende war zwar der eine Tag "schön", doch Phoenix würde sich am Liebsten immer noch die Rübe vom Kopf ballern. Das Mädchen ist am Ende auch kein Unschuldskind mehr. Deswegen verzweifelt Phoenix ja so am Bett (dachte ich). Alles kaputt.

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Don Kolleone
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Beitrag von Don Kolleone » Mo 9. Apr 2018, 12:48

Hat den wer auf dem FFF gesehen? Da gab es in Köln für meinen Geschmack ein wenig zu viel Gekicher als Phoenix neben dem sterbenden Typen lag. Klar, kann man ulkig finden was dann folgte .. nahm das aber eher als sehr rührend war und der Gesinnung des Hauptdarstellers entsprechend.

Ansonsten fand ich den auf der großen Leinwand sehr wuchtig und in einzelnen Momenten auch ziemlich spannend. Muß aber gestehen, daß mir sonst nicht mehr viel vom Film in Erinnerung geblieben ist, außer der schwitzig-aufgedunsenen Physis von Phoenix.
"Krieg ist wie Kino. Vorne flimmerts, hinten sind die besten Plätze." - Arnim Dahl

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Youri
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Beitrag von Youri » Mo 9. Apr 2018, 13:02

In München war es ruhig.

Mochte den auch. Arthouse-Reißer, der weniger am genreüblichen Racheplot denn am Geisteszustand seines zugleich brutalen und verletzlichen, vor allem zutiefst traumatisiertem Protagonisten interessiert ist, von Lynne Ramsay als fragmentierter Fiebertraum inszeniert, mit ungewöhnlicher Kadrierung, mehreren Realitätsebenen, gezielten Auslassungen, subliminalen Flashbacks etc., hinterlegt wahlweise mit kitschigem Pop, atonalem Dröhnen oder treibenden Synthies. Und dann ist dieser intensive Trip dankenswerterweise mit knapp unter anderthalb Stunden auch noch schön konzentriert und knackig auf den Punkt gebracht.

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Booh
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Beitrag von Booh » Mi 11. Apr 2018, 04:09

Einige Jahre zuvor hieß es noch "I'm still here", aber langsam werden vermehrt Stimmen laut, die die Wahrheit nach und nach ans Licht bringen.
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Jaan
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Beitrag von Jaan » So 29. Apr 2018, 14:34

Don Kolleone hat geschrieben:Hat den wer auf dem FFF gesehen? Da gab es in Köln für meinen Geschmack ein wenig zu viel Gekicher als Phoenix neben dem sterbenden Typen lag. Klar, kann man ulkig finden was dann folgte .. nahm das aber eher als sehr rührend war und der Gesinnung des Hauptdarstellers entsprechend.
Phoenix leistet Sterbebegleitung beim Mörder seiner Mutter - bei wem auch sonst, seine Mutter ist ja tot.
Wüsste nicht, wann ich sowas je im Kino gesehen hätte.
Neuer Lieblingsfilm.
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Joachim Bauer
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Re: You Were Never Really Here

Beitrag von Joachim Bauer » Mo 28. Mai 2018, 22:33

Letzte Woche gesehen. Hatte mehr erwartet. Stimme Pow Wows Einschätzung in allen Punkten zu. Der Streifen war mir halt auch einfach zu langweilig.
Die Spieler, wo dieser Sprache nicht mächtig sind, die sollen dann sich angewöhnen, das Deutsch zu lernen. (Mario Basler, rhetorisch geschulter, ehemaliger Fußballprofi)

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Jaan
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Re: You Were Never Really Here

Beitrag von Jaan » Mo 28. Mai 2018, 22:54

Vielleicht sind perfekte Abbildungen von Belastungsstörungen verschwendet an ein Publikum, das nie eine hatte.
GEH UND SIEH ist auch superfad, passiert ja gar nichts, und wieso guckt der Bengel so dumm.
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Joachim Bauer
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Re: You Were Never Really Here

Beitrag von Joachim Bauer » Mo 28. Mai 2018, 23:04

"Geh und sieh" sagt mir nichts, aber wenn ich alles, was in Filmen passiert oder dargestellt wird, selbst erlebt oder erfahren haben muss, um es zu verstehen, bliebe nicht mehr viel übrig, was ich mir angucken könnte. ;)

Und bei allem Verständnis muss mir das Ergebnis trotzdem noch gefallen. Das fällt mir bei diesem, nun ja, prätentiösen Geeier eben schwer.
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Re: You Were Never Really Here

Beitrag von Jaan » Mo 28. Mai 2018, 23:27

Raverkumpel über das 2001-Finale: "Oah Junge, genauso ist Acid, aber genauso"
Ich: "Echt? *schnarch*"

Also meines Erachtens leistet YWNRH beachtliches in Punkto Direktupload von miesen Erinnerungen. In der Form, wie man sich erinnern würde, wenn man sie hätte. Hat man halt nichts von, wenn man's nicht kennt - wie man im Stadion kuschelweich wegpennt, wenn man nie Fußball gespielt hat. Ist doch nur ein Ball, und zieht euch gefälligst lange Hosen an, ihr Clowns.

GEH UND SIEH kann man trotzdem mal gucken. Ist wie DER WEISSE HAI mit der Waffen-SS als Hai. Die Bedrohungslage bleibt ewig unklar, und kaum taucht das Vieh auf, ist man schon hastig am Verdrängen.
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