Der offizielle Hauser Wings

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Frau Stockl
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Re: Der offizielle Hauser Wings

Beitrag von Frau Stockl » So 3. Jan 2021, 10:43

Marked for Murder (1990)
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Two TV station employees, a snooty female production assistant, and an eager gofer are assigned by their boss to locate a mysterious cassette. They quickly find themselves framed for murder and pursued by government agents.

"The only other film I made that was so seriously tampered with was "Marked for Murder." It's hard to believe, but it started out as a film about a teenager who sees a UFO, then is pursued by government agents. Ten rewrites later, it was about a lost shipment of heroin. I have to give Trimark (now it's Lionsgate) credit for the changes in that one; it became the highest grossing film I ever made. Leonard Maltin even gave it a good review. Of course, it's my only film today that isn't available on DVD."
Wenn man nicht wüsste, dass der Film ernstgemeint sein soll und straight, und wenn man nicht auch die Aussagen des Regisseurs (und Autors und Produzenten) Rick Sloane (Vice Academy 1 bis Schießmichtot sowie Hobgoblins, the other film) hätte, würde man daran schon zweifeln und eine weitere Komödie eingangs vielleicht vermuten oder auch ein Schelmenstück. Ausgehend von einer Pre-title, die im nächtlichen Szenario die Zusammenarbeit von Polizei und Presse während eines fingierten Drogendeals aufzeigen soll und in einem Massaker mit zwei Toten endet, macht schon der erste und oft entscheidende Eindruck des Filmes nicht allzu viel her; gerade die Bewegungen der Darsteller sind sloppy, die Dramaturgie ohne Aufbau und Höhepunkte und die Montage hängt. Hauser Wings, Amerikas neuer Action-Star, ist da übrigens schon im Bilde und spielt sich so durch, leger mit den Händen in der Hosentasche und wie im ersten Take, in der Übung, die er nicht braucht, hat er das Schauspiel doch wie im Schlaf perfektioniert.

(Aus Kostengründen) Keine Einschüsse also, aber bald drei Tote, die Produktion sichtlich klein bis kleinst bis von Centronen finanziert gehalten, wenn auch in der Besetzung mit weiteren bekannten (Nach)Namen wie Renée Estevez, zu dessen Ehren auch Martin Sheen ein Cameo – die Szene ist übrigens Gold – absolviert und James Mitchum, dessen Vater Robert allerdings nicht anwesend und es wahrscheinlich auch besser wissend ist. So richtig straight ist der Film natürlich nicht, dafür sind auch die erwähnten Darsteller (abgesehen von Hauser Wings natürlich) nicht fähig dazu, ihre dürren bis dämlichen Dialoge glaubhaft aufzusagen und mit konkludenter Mimik und Gestik zu agieren, müssen sie angesichts des Skriptes auch nicht, welches schon in der Prämisse mit dem MacGuffin hakt und dies sichtlich auch bloß als Ausrede für etwas Bewegung auf den Straßen und Interaktion aus dem Laientheater nutzt. Warum die Polizei eine geschlagene Woche auf eine Tatortaufnahme warten sollte, warum ihnen nicht einfach eine Kopie dessen angefertigt wird, warum auch die 'Fernsehstation' – in der eigentlich bloß Wetter vorgelesen wird – eine Woche auf eine doch so brandheiße Story verzichten sollte und warum zu Beginn der 'Geschichte' auch der Kameramann das Band zurückhält und nicht einmal seinem Produzenten gibt: Das ist sowieso nicht wichtig und die jeweilige Antwort weiß und braucht man nicht. Am Ende des ersten Drittels gibt es eine Verfolgung über die Landstraße und einen Autostunt, der zwar gut anfängt, aber schlecht endet und wahrscheinlich schon das Budget nicht bloß ausreizt, sondern gleich potenziert und sprengt.

Weniger ein moderner Actionkrimi Marke Hauser demnach, wobei dessen Werke vor und hinter der Kamera auch nicht preiswürdig waren und auch an allen Ecken und Enden von Talent, Können, Kreativität und Finanzen beschränkt, sondern eher ein tatsächlich verkappter Science fiction Film, sowas wie Sloanes Früharbeit von The Visitants (1986), wo sich mit dem 50er Jahre Trashkino im Hinterkopf in die Subkultur hinein und in die Spelunken einer Sendeanstalt, einer Tanzkneipe, einer Stripteasebar, eine Lagerhalle voll mit sichtlich leeren Pappkartons usw. bewegt, diese kurz erkundet und danach weiter im Nonsenseplot chargiert wird. Phasenweise erinnert das an einen schlechten, inhaltsleeren und unlogischen, aber viel, wenn auch redundant beschäftigten Jungenstraum, Häuptling Popperlocke hier, der von einer gleichaltrigen, aber wesentlich erwachsener wirkenden und zusätzlich natürlich noch attraktiven und beruflich höherstehenden jungen Frau (mit kleinen Mäusepfötchen unter dem Oberteil) durch allerlei Abenteuer geschleift wird und ab und an auch mal Versprechungen der erotischen Art (beim Umziehen der Kleidung oder dem Duschen) gemacht bekommt. Aber außer einem Kuss am Ende nichts dergleichen erhält.
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Frau Stockl
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Re: Der offizielle Hauser Wings

Beitrag von Frau Stockl » Mo 4. Jan 2021, 22:40

Perfect Killer - The Art of Dying (1991)
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A cinematographer and his assistant are attracting aspiring young actors and actresses by getting them to try out for their movie. Once filming, the evil cameraman actually kills them. The detective on the case has his hands full trying to help out runaways with stars in their eyes. When some of the people he knows turn up dead, he takes it personally, and as he gets closer to the truth his girlfriend is endangered.
Hauser Wings, der viele Antagonisten in seiner Karriere spielte, aber ebenso viele Polizisten, ist hier wieder als Cop im Geschehen, wobei mit seiner Art und Weise natürlich nicht der anständige Gesetzeshüter und der T. J. Hooker hier gezeigt wird, sondern schon in der ersten Szene eine Frau von ihm statt wie 'normal' verhaftet durch das Fenster hindurch und mehrere Stockwerke tiefer auf die Straße geschmissen wird. Eigentlich war der Abend und die Nacht Routine bis dahin, Streifendienst in Zivil, wurde ein lauter Ehestreit und die Meldung darüber auch nicht ernst genommen und auf dem Weg zum baldigen Tatort trotz Dringlichkeit und Gefahr im Verzug erstmal ein Zwischenstopp am Hot Dog Stand eingelegt und genüsslich mit der Kollegin über sexuelle Vorlieben sinniert.

Schöner und erbaulicher nach diesem Fiasko eines Polizeieinsatzes wird der Abend und damit der Film auch nicht mehr, bald darauf ein Pimp auf Raubzug nach Frischfleisch mit einer heißen Suppe verbrüht (von Hauser) und zuvor ein Schauspielaspirant während eines scheinbaren Castings und dem Nachspielen der Russisch Roulette - Szene aus Die durch die Hölle gehen vor laufender Kamera mit tatsächlich geladener Waffe getötet. Vom Low Budget Copfilm zum Snuff zum Sleaze zum Psycho(pathen)thriller zum Neo Noir aus dem Schweinetrog und zurück, ein stetes Bewegen am Abgrund der Zivilisation und ein Hinabtauchen in die Kanalisation der Gesellschaft, wobei der Geruch und der Geschmack dessen hier auch wie den Zuschauer selber ekelnd aus der Mattscheibe quillt. Hauser spielt übrigens später auch noch etwas nach, eine Szene aus 9 1/2 Wochen nämlich, wo er mit Marmelade und Milch hantiert und der armen Kathleen Kinmont die beschmierten Finger an den Körper legt und in den Mund steckt, eine Nackedeiszene direkt aus der (Vor)Hölle, die trotz Kinmont und wegen Hauser nur mit Unterhemd (über dem blanken Hintern) bekleidet auch eher gruselig als erregend und sexuell recht verstörend ist. [Die noch folgenden Beziehungsszenen sind übrigens gut!]

Sex und Gewalt, der kleine Tod des Orgasmus und der echte Tod, oftmals zusammen geschnitten und gegenüber gestellt, ein Film fern von Hollywood und gleichzeitig über Hollywood, eine Art Die schönen Morde des Eric Binford aus der Grabbelkiste, auch viel direkt vor Ort und dies im nächtlichen Gewusel der amerikanischen Reeperbahn hier und ansonsten natürlich in schmuddeligen Hinterhöfen und beengten Absteigen gedreht. Action gibt's trotz des Buches von Joseph Merhi und der Kamera von Richard Pepin übrigens keine bis wenig, Hauser legt bei einer Verfolgungsjagd einen langen Sprint durch Sodom & Gomorrha ein, dann der Glassturz zu Beginn und zwei Stunts, in denen Auto und nachteilig dann auch Mensch involviert sind.
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Julio Sacchi
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Re: Der offizielle Hauser Wings

Beitrag von Julio Sacchi » Do 7. Jan 2021, 09:25

wilding.jpg
WILDING (1990)
Der Film fängt an mit nem superweird montierten Gang Rape. Dann folgt ein fünfminütiger Vorspann, in dem nicht nur jeder Schauspieler einzeln und mit bis zu drei Bildern vorgestellt, sondern auch der Rest des Films mit seinen High- und Lowlights ausführlichst angeteast wird. Im Grunde kann man jetzt ausmachen. Sollte man sogar, denn selbst in der an Graupen nicht eben armen Filmografie des geilen Wings ragt WILDING als Mahnmal der Inkompetenz stolz heraus. Die "Bande der Gewalt" setzt sich zusammen aus 1-2 typischen "Punks", wie das amerikanische Genrekino sie sich so vorstellt, also mit Kopftuch, rot gefärbten Haaren und Sex-Pistols-Poster; aus ein paar Fettis, Goths und Rockabillies und zu 85% aus rotzbraven kalifornischen High School Kids. Die finden aber Vergewaltigung und Überfall irgendwie funny, sind jedenfalls immer am Kichern, wenn was passiert, nur als einer gekillt wird, ist kurz mal Essig mit der guten Laune. Wie passt Wings da rein?
Wings spielt mal wieder eine impertinente Abrißbirne mit reaktionären Ansichten und einem tief gestörten Verhältnis zu Frauen. Außerdem fährt er als Cop Streife mit Joey Travolta, der seinen Polizisten spielt wie den typischen Zahlmeister bei der Cosa Nostra. Die beiden kabbeln sich hin und wieder über die Frage, was man denn nun mit diesen versauten Kids der Neuzeit anfangen sollte ("Gas them", ist Hausers Vorschlag), die eventuellen Stories der beiden führen aber absolutely nowhere. Es gibt auch keine Verbindung zu den Kids, die einen machen halt dies, die anderen das.
Ständig wird das Geschehen mit komplett schrottiger Musik befeuert, vom Arschlochrock bis zur Italodisco ist alles dabei, den viehisch schlechten Ton der Dialoge kann man teils überhaupt nicht mehr dechiffrieren. Die Musik geht einfach an oder aus, auch in derselben Szene, völlig verschiedene Tonlagen, rumsbums. Die Kameraarbeit (und ich meine auch zu sehen -technik) entspricht Opa Kasulkes Urlaubsvideos, der Schnitt wurde ohne Sinn und Verstand mit einem kaputten Mähdrescher durchgeführt. Passieren tut im Grunde absolut gar nichts. irgendwann versucht sich der Obergangbanger wieder an einer Vergewaltigung, da taucht Wings auf, im Polizeiauto, aber in Jeans und T-Shirt, und stellt das Schwein. Schnitt, das Schwein läuft wieder an der Schule rum. WHAT THE ACTUAL FUCK.
Das alles hat aber nie das psychotronische Level der Hauser-Gangfilme SKINS und GANG BOYS. Es ist einfach nur unterste Kajüte, komplett unfähige Menschen machen einen Film, mit einem Drehbuch, das nirgendwo hin führt, mit einer Regie, die ihre Aufgabe mit Kanalarbeiten oder sonstwas verwechselt hat, und Schauspielern, die entweder nichts können oder nichts dafür können. Ein absolut unerträgliches Spulfest.

Die deutsche DVD passt sich da bestens an: Vorlage war eine kaputte VHS mit Dropouts und teils unpackbar leieriger Tonspur. Synchro-Fans kriegen immerhin verständliche, aber auf Klippschulenniveau eingesprochene DIaloge aufs Ohr. Verboten werden sollte sowas.

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Frau Stockl
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Re: Der offizielle Hauser Wings

Beitrag von Frau Stockl » Do 7. Jan 2021, 23:54

The Killer's Edge - Blood Money (1991)
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A cop teams up with an FBI agent to track down a counterfeiter.
Joseph Merhi kommt ursprünglich vom Horror, wie David A. Prior quasi, wobei man eingangs bei dessen Arbeiten als Regisseur, Autor und Produzent dies auch merkt; strahlen diese Filme oftmals ein unwohles Gefühl des Unsteten, Gruseligen und belebt oder vielmehr entlebt voller Schandtaten aus, dass einem ganz anders und die gesuchte Unterhaltung eher ein Gang in den Abschaum und das Widerliche wird. So wird hier zwar tatsächlich mit einer Actionszene, dem Überfall eines Konkurrenten auf das Lager einer Gelddruckmaschine begonnen, ist der Reigen des Sterbens aber schon durch die Anwesenheit von Robert Z'Dar und dessen Schlitzeraktion mit einem armen weiblichen Opfer eher ein Moment des Unwohlseins als das des Adrenalins. Hinzu kommt die damals noch vorhandene Ärmlichkeit der Produktion, das Eingeschränktsein von Finanzierung und entsprechend Bauten und dem ganzen Drumherum, das Eingesperrtsein im Kleinklein und Düsteren, und der nötige strenge Blick auf jegliche Art von Ausgaben, ist die hauseigene Gelddruckmaschine von PM doch erst fort folgend in Gange und man hier (trotz zum Schluss Flammenbällen am Horizont und einem detonierenden Fluggerät) von den massiven Car Crash Spektakeln um Spiro Razatos noch sichtlich unberührt. Dafür hat man und gibt es hier den Hauser Wings, dessen total uncharmanter Heiratsantrag während Spaghetti an Zigarette in einem Restaurant durch eine Schießerei und weiteren Toten zum Dessert unterbrochen wird.

Hauser passt auch zu dieser Art von Produktionen, sind selbst dessen Polizeifiguren immer etwas schmierig, immer etwas nieder, unberechenbar auch in der Art und in der Weise, optisch wie innerlich angelegt; selbst der durchaus hingebungsvolle Cop in Art of Dying ist alles andere als koscher wirkend und alles andere als ein Strahleheld. Dennoch sind hier schon die Zeichen auf Veränderung, nicht bloß, dass die beiden Detective getreu 'Kleider machen Leute' mit blütenweißem Hemd zu schwarzer Hose und selbst zuweilen der Krawatte unterwegs, sondern dies auch quer über die Stadt beweglich und zusätzlich auch noch bei Tageslicht sind; anders als sonst üblich immer die gleiche siffige nächtliche Straße hoch und runter, selbst die Spelunken werden teils ausgelassen und sich viel an der frischen Luft und im Showdown in der Natur im Kampf gegen einen Kung Fu Heini, einen Stockkämpfer und letztlich den Maniac Cop höchstpersönlich motiviert. So ab ca. dem zweiten Drittel gibt es dann noch die grelle Explosion eines Transporters in der Wüste per RPG, die zusätzlich das Herz des Zuschauers beglückt.

Anders als sonst ist noch etwas, schreibt und dreht Merhi hier nämlich ein, zwei, drei Rückblicke an die Front, Erinnerungen an den Einsatz an Vietnam, erneut wie David A. Prior quasi, der dort gerne mal seine Motive ansiedelte und seine Geschichten. Hauser, der auf dem Artilleriestützpunkt Gloria gedient hat und für Die verwegenen Sieben den Stift gespitzt, spielt solche Szenen natürlich im Schlaf und trotzdem mit Effet, auch die anderen Aktionen und Interaktionen, allen voran mit seinem Umfeld und den Mitmenschen werden typisch für ihn wieder mit der schwer zugänglichen und eher abweisenden (bis abstoßenden) Art selbst bei Vertrauten wie der Verlobten Dorothy gespielt. Erneut eine Figur, die trotz Funktion des Protagonisten und mit durchaus Ehrgeiz im Dienst und bei der Erfüllung seiner Pflichten eher als Charakterschwein wirkt und gerade zu Beginn alles andere als ein Sympathieträger ist, und die auch seine Todesquote erfüllt und letztlich den wahren Übeltäter im finalen Soldatenspiel stellt und ins Jenseits bläst. Bis dahin dauert es noch etwas; gefüllt wird die Mitte mit: Z'Dar spielt im Bademantel Klavier. Hauser geht mit Schulkindern aufs Eis und plumpst danieder. Z'Dar und Hauser machen Zielübungen im Friendly Fire, wobei bald der Spaß im Tarnfleck vor Saigons Reisfeld vorbei ist und der tödliche Ernst in L.A. beginnt.
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Re: Der offizielle Hauser Wings

Beitrag von Julio Sacchi » Fr 8. Jan 2021, 14:23

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NIGHT SHADOWS / MUTANT / MUTANT II (1984)
Eigentlich mal wieder Endstation Gurkenlaster bei John 'Bud' Cardos. Aber NIGHT SHADOWS hat diesen schönen 80er-Kleinstadtgrusel-Vibe, von dem man sich so gern einlullen lässt. Außerdem hängen sich alle Schauspieler über Gebühr rein in das Ding, besonders natürlich Wings Hauser, what a damn fine actor. Macht Spaß, trotz des strunzdoofen Zombie-Makeups der ebenso strunzdoof rumeumelnden Statisten.

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Re: Der offizielle Hauser Wings

Beitrag von Frau Stockl » Fr 8. Jan 2021, 23:37

Living to Die (1990)
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A burned-out private detective in Las Vegas gets involved in blackmail and murder.
Living to Die fängt (trotz Hauser vor und hinter der Kamera) übrigens so an, wie man es später von PM gewöhnt ist und wie man es heutzutage in der Erinnerung kennt, mit einem sich überschlagenden Auto nämlich, dass über die Rampe eines anderen Vehikels als Hindernis geschleudert wird und in lodernden Feuerball aufgeht. Im Nachhinein ein Markenzeichen der Produktion, damals noch eher die Ausnahme, das budgetsprengende Risiko, in Coldfire kommt dergleichen bspw. als einzige größere Actionszene am Ende, während in Perfect Killer ebenso am Ende die später auch typische Explosion eines Hubschraubers zu sichten und zu bewundern ist. Ein sich treu bleiben in der Taktik also, ein Beachten der Genreregeln und der Wünsche der Klientel, ein Bedienen der An- und Herausforderungen des B-Filmes für die Kabelsender und die Videotheken, in denen als Zugpferd ein Star (oder etwas dergleichen) geboten werden muss und etwas für das Auge; Action, Schießereien wie der einleitende Überfall auf einen Zeugenkonvoi hier und die bleihaltige Antwort des beschützenden Detectives, Frauen, vielleicht ein wenig Glamour und Glitter mit der Wahl von Las Vegas als Schauplatz und natürlich auch etwas Schmuddel und Siff.

Zusammengehalten wird das von einer entsprechend reißerischen, allerdings komplett sprunghaften und irgendwie von weiten schon nach 'faul' riechenden Geschichte, wobei der Aufhänger hier mal ein etwas anderer als üblich und durchaus gediegen gehalten sowie mit neben Hauser auch weiteren fähigen Darstellern, allen voran Asher Brauner, aber auch dem jungen Arnold Vosloo besetzt ist; die Handlung geht nach dem Spektakel eingangs eher in das sloppy Neo Noir und mit der Erpressung auch in den Psychologischen Thriller. Desweiteren bekommt man hier das Amerika wieder von der eher niederen, nicht gleich verachtungswürdigen Ebene aus zu sehen, der Strip einer gelockerten Brünetten im weißen Straps und Mieder, die balletartige Tanzaufführung einer schwarz gehaltenen Artistin ausgerechnet in einem Trinkschuppen Schrägstrich Diner, ein Pokerspiel mit vielen 'Fucks!' unter einer Funzel von Licht, die Fotosession einer halbnackten Gefesselten; bevor die Erzählung eine rapide Änderung nimmt und Hauser – der unter der Funzel aussieht wie Hasselhoff und sich so mit Unterstützung durch Kameramann Richard Pepin von der besten Seite fotografiert – seine Waffe in einen fliehenden Wagen entlädt.

Zwischendurch ist dann Schnee plötzlich in der Umgebung, von jetzt auf gleich auch und in nur einer Szene übrigens. Erst Sommer, Sonne, Sonnenschein, dann Schnitt und Schnee, nicht nur etwas liegengeblieben vom Reif in der Nacht, sondern Massen von, die Handlung scheint sich über Wochen und Monate zu erstrecken oder auf einem ganz anderen Kontinent mit unterschiedlicher Witterung, ohne dass der Zuschauer etwas von spürt und das Epos darin entdeckt. Erneuter Schnitt, und man kann wieder mit vor Wärme hochgekrempelten Ärmeln durch die Stripschuppen ziehen. Schnitt, und die obligate, im Vertrag stehende Sexszene wird wieder zu Schneeflöckchen, Weißröckchen angespielt. Action gibt es nach dem Opener übrigens kaum bis keine, ein deftiger Kopfschuss mittendrin, ein Wurf vom Hausdach, noch ein Attentat auf offener Straße per Pumpgun; dafür funktioniert das trotz oder vielleicht auch wegen dem ganzen Unsinn, der als Füllmaterial aufgetischt wird und wegen einer Charakterzeichnung, die (von den Männern, die Sandwich-Szene :!: ) gut gespielt ist, aber nicht so richtig bis gar keinen Sinn ergibt.
:!:
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Re: Der offizielle Hauser Wings

Beitrag von Julio Sacchi » So 10. Jan 2021, 13:47

skins-polish-movie-cover-md.jpg
SKINS (1994)
Der Gurkenlaster ist mal wieder vorbeigekommen und Wings Hauser saß am Steuer. Wings (auch Regie) spielt einen runtergekommenen Alki, der in Mexiko nichts mehr auf die Reihe kriegt. Die süße Linda Blair ist seine Ex-Frau, die sich in Los Angeles als Nachtclubsängerin verdingt. Ihr gemeinsamer Sohn ist ein schwuler Hustler und verpasst eines Nachts den letzten Bus am Hollywood Boulevard. Klar: Der wird natürlich von einer Bande Skinheads vermöbelt und vergewaltigt! Die Skins meinen es übrigens ernst, die rapen auch sonst wahllos, machen nachts den Boulevard unsicher und hängen in einer ranzigen Bude mit gigantischem Hakenkreuz auf dem Kellerboden ab. Wings meint es auch ernst, der mischt schon im Vorspann Hitler-Bilder aus der Public-Domain-Kiste unter die megabilligen Credits! Worum gehts wirklich? Schwer zu sagen. Familiendrama, Säuferstudie, Revengeknaller; nichts so richtig, aber Zeit für minutenlangen Sex zwischen Hauser und Blairs Körperdouble muß sein. Schließlich fliegt die Wurst vom Teller: Wings schreitet entschlossen mit Baseballschläger in der Hand zu einem dubiosen Hero-Rocksong den Hollywood Boulevard hinab, und immer mehr schließen sich ihm an, immer mehr Leute Seite an Seite mit Wings, YEAH LET'S KICK SOME ASS, man fragt sich: Wann fangen die endlich an zu tanzen? Dann gibts rund ums Hakenkreuz auf Maul, der Böse entkommt, "It's never over".
Wie so manche von Wings Hausers Regiearbeiten cheap und merkwürdig, mit Alptraumszenen (Wings kriegt die Hupen einer Mexikanerin ins Gesicht gedrückt, muß aber kotzen) und völlig ohne Gleichgewicht. Aber what a damn fine actor.

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JimmyPage
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Re: Der offizielle Hauser Wings

Beitrag von JimmyPage » So 10. Jan 2021, 13:55

:shock: :crazy: :lol: geil
äffle: "was isch groß?" - pferdle: "stuttgart!" - äffle: "was isch größer?" - pferdle: "der neckar!" - äffle: "und was isch am größten?" - pferdle: "hmm, spätzle und linsen!"

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Joachim Bauer
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Re: Der offizielle Hauser Wings

Beitrag von Joachim Bauer » So 10. Jan 2021, 15:25

Julio Sacchi hat geschrieben:
So 10. Jan 2021, 13:47
Wings schreitet entschlossen mit Baseballschläger in der Hand zu einem dubiosen Hero-Rocksong den Hollywood Boulevard hinab, und immer mehr schließen sich ihm an, immer mehr Leute Seite an Seite mit Wings, YEAH LET'S KICK SOME ASS, man fragt sich: Wann fangen die endlich an zu tanzen?
:mrgreen: :mrgreen:
Die Spieler, wo dieser Sprache nicht mächtig sind, die sollen dann sich angewöhnen, das Deutsch zu lernen. (Mario Basler, rhetorisch geschulter, ehemaliger Fußballprofi)

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Sylvio Constabel
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Re: Der offizielle Hauser Wings

Beitrag von Sylvio Constabel » So 10. Jan 2021, 15:43

Diese Kritik verleitet zum Schauen.
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

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