I'm Thinking of Ending Things

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Youri
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I'm Thinking of Ending Things

Beitrag von Youri » So 30. Aug 2020, 15:56

Full of misgivings, a young woman travels with her new boyfriend to his parents' secluded farm. Upon arriving, she comes to question everything she thought she knew about him, and herself.
Charlie Kaufman verfilmt einen der intensivsten und spannendsten Romane, die ich den vergangenen Jahren gelesen habe. Mit Kenntnis des Romans verrät der Trailer schon recht viel bzw. macht recht offen, wohin die Reise geht, aber was man so hört, hat Kaufman eh einiges, u.a. das Ende, geändert. Kritiken schwanken zwischen sehr weird und sehr weird und sehr gut.

Strömt ab Freitag bei Netflix.

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Doctor Schnabel
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Re: I'm Thinking of Ending Things

Beitrag von Doctor Schnabel » So 30. Aug 2020, 17:44

Würde ich schauen, hätte ich Netflix (auch ohne Trailer gesehen zu haben)

Pow Wow
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Re: I'm Thinking of Ending Things

Beitrag von Pow Wow » Mo 7. Sep 2020, 12:06

Kenne das Buch nicht, der Film hat mir nur so mittel gefallen.
War zwar immer interessant anzuschauen, aber so richtig funktioniert hat das für mich nur im ersten Drittel als extrem zweifel- und angsterfüllte existenzielle Erzählung. Irgendwann fäng es halt an zu zerfasern und als dann nach und nach klar wird, worauf das Ganze hinausläuft fühlt man sich schon etwas gelackmeiert. Da wird eine Riesenkulisse aufgefahren, 135 Minuten benötigt und wofür? Für einen letztlich recht billigen narrativen Trick. Vielleicht tue ich dem Film damit unrecht, aber da hat's mich an Tenet erinnert: Große Klappe, nichts dahinter.
Auf formal dennoch höherem Niveau.

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Youri
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Re: I'm Thinking of Ending Things

Beitrag von Youri » Di 8. Sep 2020, 09:20

Mir hat es gefallen. Der Film bleibt inhaltlich sehr nah am Roman (Eröffnungs-Voice-Over ist 1:1 übernommen), stellt dessen Horror- und Thrillerelemente aber weitestgehend in den Hintergrund und fokussiert thematisch stärker auf dessen Identitäts- und Realitätsfragen, auf Einsamkeit, Altern und verpasste Chancen. Vielleicht war es auch von Vorteil, die Auflösung vorab zu kennen, die ist auch im Buch der gewöhnlichste Aspekt und wird im Film auch deutlich weniger als gotcha verkauft. Stärken hat das Buch vor allem im konstanten Zustand des Zweifelns und der diffusen Angst, und das bringt auch der Film für mich sehr gut rüber. Und der Film-im-Film-Gag ist super.

Pow Wow
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Re: I'm Thinking of Ending Things

Beitrag von Pow Wow » Di 8. Sep 2020, 10:29

Youri hat geschrieben:
Di 8. Sep 2020, 09:20
Vielleicht war es auch von Vorteil, die Auflösung vorab zu kennen, die ist auch im Buch der gewöhnlichste Aspekt und wird im Film auch deutlich weniger als gotcha verkauft.
Ich weiß nicht, mich hat vor allem im letzten Drittel dieses Aufeinanderstapeln gestört - dann noch eine Tanzszene, gefolgt von animiertem Schwein und von 'ner Awardverleihung mit Musicalnummer. Hätte das entweder irgendwie straighter und mehr auf den Punkt bevorzugt oder alternativ halt kryptisch belassen und gar nicht aufgelöst. Die Wahl der Mittel steht für mich irgendwie im Missverhältnis zum Erzählten. Aber ist jetzt auch nur subjektives Empfinden.
[+] Spoiler
Das Autobrummen in letzter Sekunde hätte mich fast versöhnt.

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Blaupause
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Re: I'm Thinking of Ending Things

Beitrag von Blaupause » Mo 11. Jan 2021, 12:20

Hab ich kürzlich nachgeholt und war guter Dinge, dass der noch oben reinrutscht in meine 2020er Liste. Aber irgendwie war es dann doch nicht das erhoffte Glanzlicht. Oder vielleicht doch, und ich konnte es nur nicht erkennen. Wahrscheinlich das.
Der Film schmeißt mit dermaßen vielen Referenzen und Zitaten aus Bühne, Kunst und Literatur um sich, dass man sich im Nachgang wahrscheinlich noch wochenlang daran abarbeiten könnte. Könnte - wenn man den wollte. Ich habe es mir gespart, genauso wie ein mehrmaliges Sehen (auf das hin der Film offensichtlich konzipiert ist).
Ich mochte die erste Hälfte. Die vage, nicht greifbare Unruhe und die Risse in der Kontinuität. Die klaustrophobische Einsamkeit, die entfremdeten Figuren und die schrittweise Entfernung von nachvollziehbarer Realität. Das ist richtig toll gefilmt und gespielt. Auch die verwendeten Gimmicks passen gut rein. Man bekommt eine grobe Vorstellung um was es gehen könnte und lässt sich reinziehen in diesen düsteren, nie endenden Schneesturm.
Leider übertreibt es der Film im (überlangen) letzten Drittel im Bemühen, seine Geschichte aufzulösen oder zumindest eine Art Klimax herbeizuführen. Da wird dann immer noch einer drauf gesetzt und noch eine weitere Referenz angestrengt. Wie Pow Wow schon anmerkte, irgendwann stimmte das Verhältnis nicht mehr und zumindest bei mir ging die Lust verloren, dem Film und seinen Rätseln weiter zu folgen.
Trotzdem ein sehr sehenswerter Film, der einem erstmal nicht mehr aus dem Kopf geht, der aber auch mit großem Vergnügen die Frustrationstoleranz seines Publikums testet.

Irgendwie hab ich jetzt Lust, den Roman zu lesen.

@Pow: Wie hast du die Szene in deinem Spoiler interpretiert bzw. was hätte sie fast geändert?

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Don Kolleone
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Re: I'm Thinking of Ending Things

Beitrag von Don Kolleone » Mo 11. Jan 2021, 12:45

Blaupause hat geschrieben:
Mo 11. Jan 2021, 12:20
Leider übertreibt es der Film im [..] letzten Drittel
Pow Wow hat geschrieben:
Di 8. Sep 2020, 10:29
hat vor allem im letzten Drittel dieses Aufeinanderstapeln gestört
Eben dieses. Hat mir damit auch den Rest des ansonsten ansehnlichen Film versaut. Blieb mir gegen Ende trotz der bedeutungsschwangeren Thematik dabei auch zu vage.
"Krieg ist wie Kino. Vorne flimmerts, hinten sind die besten Plätze." - Arnim Dahl

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