Julios Blaxploitation Block Party

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Julio Sacchi
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Julios Blaxploitation Block Party

Beitrag von Julio Sacchi » Do 19. Mär 2020, 11:30

black hyde.jpg
:crazy: :crazy: :crazy: :crazy:
Deutscher Titel "Das Monster von London", was schon recht kreativ ist bei einem Film, der in Los Angeles spielt und das Finale bei den aus RICOCHET bekannten Watts Towers ansiedelt! :D

Willam Cain hat sich hier nach dem Kassenknüller BLACULA eines weiteren klassischen Horrormythos angenommen, den er ins Blaxploitation-Genre transponiert. Bei BLACULA gab's noch softe Hammer-Vibes, hier sieht aber alles trotz Meister Tak Fujimoto an der Kamera aus wie eine damalige Fernsehserie. Wenn sich Casey in den aschfahlen Hyde ("Ey guck ma n weißer Nigger!") verwandelt und den Luden auf die Omme haut, hat das eher was von Bixbys Hulk! Überhaupt hält sich der Horror in Grenzen, Hyde fährt mit seinem Rolls Zuhälter und Nutten platt und liest danach die Zeitung, das ist schon eher lustig.
Als Blaxploitation-Film ist die Sause aber recht interessant. Casey spielt einen arrivierten Arzt namens Pride (!), dem in den Augen der weiblichen Hauptfigur, einer schwarzen Prostituierten (Rosalind Cash aus OMEGA MAN) jegliche "Blackness" abhanden gekommen ist. In die Klinik zu den "normalen" Patienten geht er nur, um sein Gewissen zu beruhigen. Ausgerechnet dieser feine Herr Doktor wird als Monster zum weißen Unhold und massakriert ausschließlich schwarze Opfer. Dabei knattert er im Statussymbol des weißen Patriarchats umher und beseitigt Nutten, denen er aufgrund eines verschrobenen Kindheitstraumas den Tod seiner Mutter vorwirft. Am Ende erklimmt er wie KIng Kong die Watts Towers.
Natürlich ist das vorrangig ein unterbudgetierter Blaxploitation-Heuler, aber unter der Oberfläche werden interessante Themen sehr bewusst verhandelt. Mag ich.

Die deutsche Synchro klingt trotz versierter und bekannter Stimmen total pornös und setzt in vielen Szenen komplett andere Musik ein als im Original, was zu teils absurden Stilbrüchen führt!

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Julio Sacchi
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Re: Julios Blaxploitation Block Party

Beitrag von Julio Sacchi » Fr 3. Apr 2020, 09:27

Trouble_man_poster.jpg
Robert Hooks als T, das ist im Grunde die maximal aufgepimpte Gangsta-Version von Harald Juhnkes "Mann für alle Fälle". T stands for Trouble, den Trabbel kriegen aber nur die Arschlöcher, besonders die weißen. Wer um Hilfe ruft, bekommt sie von T, mal für Geld, mal auch umsonst, wenn es die richtigen trifft. T kann sich quasi alles erlauben, jeder respektiert ihn, die Girls lieben ihn ("When will I see you again, T?" - "I'll have to think about that, girl" und die meisten Typen können ihn mal ("Kiss my black ass"). Paul Winfield und Konsorten haben aber einen perfiden Plan ausgeheckt, T ihren eigenen Schmodder anzuhängen, und so gerät selbst Mr. Cool in Bedrängnis.
TROUBLE MAN, das Regiedebüt von HOGAN'S HEROES-Schauspieler Ivan Dixon, hat eigentlich alles, was ein Blaxploitation-Knaller braucht. Einen stylishen, arschcoolen Hero; fiese weiße Bullen, schöne Frauen und natürlich einen hammergeilen Soundtrack. In diesem Fall kommt die absolut exquisite Musik von Marvin Gaye; die Scheibe dreht sich schon seit Jahrzehnten auf meinem Plattenteller. Leider ist Gayes Musik viel besser als der Film, der zwar ordentlich inszeniert und gut gespielt, aber total verlabert daherkommt. Schade, denn wenn es am Ende dann knallt, knallt es ziemlich gut.

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JimmyPage
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Re: Julios Blaxploitation Block Party

Beitrag von JimmyPage » Fr 3. Apr 2020, 10:34

Keiner schafft es so schön den Trouble Man mit Harald Juhnke in Verbindung zu bringen :clap: :clap: :clap: :P :angel:
äffle: "was isch groß?" - pferdle: "stuttgart!" - äffle: "was isch größer?" - pferdle: "der neckar!" - äffle: "und was isch am größten?" - pferdle: "hmm, spätzle und linsen!"

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Re: Julios Blaxploitation Block Party

Beitrag von Julio Sacchi » Fr 3. Apr 2020, 10:42

Ein Querverweis für die älteren User :D

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Re: Julios Blaxploitation Block Party

Beitrag von JimmyPage » Fr 3. Apr 2020, 10:49

Manche hätten geschrieben:
Bevor Ivan Dixon mit Hogans Heroes bekannt geworden ist verdiente er sich seine Meriten als Tellerwäscher beim Nachbarn von Paul Winfield. Daraufhin trafen sich beide im Diner um die Ecke um die ersten Drehbuchseiten zum Trouble Man zu skizzieren. Mit wenig Budget gab es dann Hinweise das man den Juhnkes Harald (!) kannte. (Der Grillmann neben Günther Pfitzmann aufstrebender Star war zu diesem Zeitpunkt schon von Alkohol gezeichnet.). ……… :mrgreen:
äffle: "was isch groß?" - pferdle: "stuttgart!" - äffle: "was isch größer?" - pferdle: "der neckar!" - äffle: "und was isch am größten?" - pferdle: "hmm, spätzle und linsen!"

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Julio Sacchi
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Re: Julios Blaxploitation Block Party

Beitrag von Julio Sacchi » Fr 3. Apr 2020, 10:49

:mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

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Julio Sacchi
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Re: Julios Blaxploitation Block Party

Beitrag von Julio Sacchi » Di 21. Apr 2020, 10:29

black belt.jpg

Bißchen lasches Vehikel für Jim Kelly, von Robert Clouse ein bißchen sehr zweckmäßig inszeniert (man sieht halt, was passiert). Für die grundsätzliche Story borgt man sich klassisch abgehangenes HK-Material: Opa wird in seiner Karateschule gekillt, jetzt gibts aufs Maul. Kelly ist aber darüber hinaus staatlich legitimiert, also irgendwie auch bondig. Am Ende kloppt man sich im Seifenschaum. Wer sich todesmutig an die deutsche Synchro heranwagt, darf sich auf Stammtisch-Rassismen vom Feinsten vorbereiten: "Dir klopf ich das Schwarze vom Arsch", "Dir hau ich das Krause aus der Perücke" etc etc etc

black belt j.jpg

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Re: Julios Blaxploitation Block Party

Beitrag von JimmyPage » Di 21. Apr 2020, 10:40

:crazy: :lolno: Hat die Synchro Brandt verbrochen?
äffle: "was isch groß?" - pferdle: "stuttgart!" - äffle: "was isch größer?" - pferdle: "der neckar!" - äffle: "und was isch am größten?" - pferdle: "hmm, spätzle und linsen!"

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Re: Julios Blaxploitation Block Party

Beitrag von Julio Sacchi » Mo 11. Mai 2020, 11:06

big.jpg
Gehört eigentlich nicht so richtig hier rein, weil lange nach Abflau der Blaxploitation-Welle entstanden, fügt sich aber nicht nur seines Stars/Regisseurs wegen bestens ein.

Am Anfang muß man sich wie immer erst einmal an Freds Zero-Budget-Ästhetik gewöhnen; da hagelt es Achsensprünge, Leute reden im Umschnitt komplett aneinander vorbei und Straßenszenen wirken wie ungenehmigt mitgedreht (weil sie es sind). Der Hammer hat hier eines der fünf von ihm gekauften, urspünglich als Sequels der DIRTY HARRY-Reihe konzipierten Drehbücher auf sich umgeschrieben und bollert nun als vom Gesetz enttäuschter Cop Hooks durch unansehnliche Großstadtecken. Die Story bewegt sich vor allem in der ersten Hälfte mit enervierender Langsamkeit, Ablenkung schafft da nur die illustre Besetzung: John Saxon, Richard Roundtree, Joe Spinell, Bruce Glover und Ed Lauter geben sich die Klinke in die Hand, als Love Interest tritt Souldiva Evelyn Wilson in Erscheinung und darf sogar was zum Besten geben! Zwei Dummy-Explosionen und kleine Schieß-Scharmützel halten bei Laune, so gerade. Am Ende wird's dann völlig gaga: Fred wirft einen Gegenstand nach dem anderen in Spinells Limousine; der Chauffeur trägt dann jeden Einzelnen über die Straße zur Mülltonne. Hä?

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Frau Stockl
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Re: Julios Blaxploitation Block Party

Beitrag von Frau Stockl » Mi 15. Sep 2021, 23:07

Death Journey - Die Todesreise (1976)
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A D.A. tasks a private detective to safely transport a mob trial witness from L.A. to N.Y. but hired killers are after them.
Eine schnelle Autoexplosion und ein deftiger Bauchschuss aus nächster Nähe machen den Einstand in den Film, zwei Zeugen bereits ausgeschaltet und der dritte entsprechend verängstigt. Helfen kann da nur ein Mann, ein furchtloser Spezialist, ein berühmt-berüchtiger, der sich für nichts zu schade und perfekt für diese wichtige Aufgabe des Zeugenschutzes ist. Williamson inszeniert sich hier wieder selber, in The Adventures of Jesse Crowder, wie es vor dem Titel so richtig und einführend ist, als Ein-Mann-Kampfmaschine, dem nichts zu schwierig und 'plenty of time' für die Erledigung seines Auftrages gegeben ist. Ganz entspannt also, trotz laufender Frist (von Fünf Tage bis Mitternacht quasi) gar noch Zeit für mehrere Schäferstündchen, nachdem man derart relaxt ist, dass der erste Anschlag an einer Tankstelle nur deswegen nicht gelingt, weil gleich zwei unschuldige Zivilisten im Wege der blutigen Kugeln stehen. Immerhin ist man danach etwas mehr mit Aufmerksamkeit gesegnet, wird sich prompt an der nächsten Tankstelle geprügelt, während man nach zwei Verfolgungsjagden durch die Wüste, je eine beritten mit Auto und ein Katz-und-Mausspiel zu Fuß über Stock und Stein bald an einer Bergseilbahn in Palm Springs angelangt und dort auf die nächste Prügelei wartend ist.

25.000 USD nimmt Crowder für den Job, der Film selber war nicht viel teurer, sieht man (zumindest in der Restaurierung) allerdings nicht, ist also auch vom Executive Producer und gleichzeitig dem Producer Williamson auch mit viel Geschick und einigen Tricks auf Aufwand und das trotz eines fünfstelligen Betrages in der Budgetkasse getrimmt. Helfen tun die privaten Reisen, währenddessen man kostengünstig hier und da Aufnahmen tätigen konnte und so mehr Schein als Sein vorgaukeln; ebenso wie auch die vielen und dies durchaus das Zeit- und Lokalkolorit stark anhebenden und förderlich wirkenden Einstellungen und längere Szenen auf belebter Straße, fernab eines abgeschottetenen Kosmos und weit weg von einem isolierten und nur mit Statisten angefüllten Studioprojekt.

Filmemachen im Guerillastil, eine Geschichte wie zwar bei Der Mann, der niemals aufgibt, aber nur einen Bruchteil der dortigen Bedingungen vorfindend und so behelfsmäßig und improvisierend und auch ein bißchen wie Anti-Action vorgehend. Bei den Raufereien teils ordentlich Luftschwinger, da erkennbar nur mit stehender Kamera aus der Ferne und dem einen möglichen Take mangels Absperrung gedreht, dramaturgisch ein großes Nichts mit vielen Trottelkillern, die langsam wie die Schneck' agieren, dafür ein grober Karatekampf im Vorgarten und bei den Schießereien stets die Blutbeutel in die Kleidung genäht. Zusätzlich scheinen auch erschwerte Bedingungen geherrscht zu haben, der Film sieht aus wie bei 40 Grad im Schatten gedreht, und Schatten ist hier nicht vorhanden, Kühle und Erfrischung nicht da und Erlösung nicht in Aussicht gelegt. Die Bilder flirren vor Hitze und Trockenheit, dazu ständig in Bewegung, aber irgendwie immer nur die Reisetasche von A nach B tragend, der Eine noch am Bumsen, der Andere stets am Fressen und beide stets von der unerbittlichen Sonne gequält.
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~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.

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