Dating Queen (Trainwreck)

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Pow Wow
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Beitrag von Pow Wow » Do 13. Aug 2015, 14:48

Tilda Swinton ist tatsächlich das Beste an dem Film - nicht wiederzuerkennen, gallig und endlich lernt man mal eine andere Faccette von ihr kennen, abseits von dem ganzen Arty-Farty-Queer-Kram (nicht dass das Zeugs schlecht wäre, aber Abwechslung tut gut). LeBron James mochte ich auch.

Film sonst noch ok. In der Tat kreuzbieder und etwas moralinsauer. Man kauft Schumer die lustige Witwen-Nummer zu keinem Zeitpunkt ab, als paarungswilliger Single wirkt sie von Anfang an wenig lebensfroh und sehr verzweifelt, ihr Verhalten wird durch das Kindheitstrauma zusätzlich pathologisiert. Habe mir jetzt kein "Let's fuck the whole bar"-Schlampenmanifesto erhofft und natürlich hat ein Lebensentwurf wie ihn der Film propagiert jede Existenzberechtigung. Dafür dass er sich aber möchtegern-progressiv gebiert kommt sehr wenig bei rum - ist aber viell. mehr das Marketing als der Film selbst daran schuld.

Routinierte US-Komödienware zur Zeit - nicht mehr, aber auch nicht weniger.
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Bewitched240
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Beitrag von Bewitched240 » Do 13. Aug 2015, 16:56

Ich finde, diese Review trifft es ziemlich auf den Punkt:
http://www.critic.de/film/trainwreck-7960/

Pow Wow
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Beitrag von Pow Wow » Do 13. Aug 2015, 17:02

Schöne Review und ganz vergessen: THE DOGWALKER mit Daniel ist dann das Zweitbeste an dem Film :D

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Julio Sacchi
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Beitrag von Julio Sacchi » Do 17. Mär 2016, 16:13

Gesehen. Hat Vinnie doch Recht? :D

Zunächst einmal ist das kein grundsätzlich schlechter Film. Dafür können Apatow und Schumer "lustig" dann doch zu gut (der erste Dialog mit Hader und vor allem die Redaktionssitzung - Tilda Swinton! - sind pures Comedy-Gold). In der zweiten Hälfte kackt dieser mit über zwei Stunden absurd lange Quatsch allerdings böse ab, zu erzählen (oder lachen) gibt's da schon längst nichts mehr. Das ist aber nicht das Hauptproblem. Daß die Figur der promisken, partytauglichen Lebefrau für die Macher ein rotes Tuch ist, sagt ja schon der Filmtitel überdeutlich. Aber wie vehement hier das reaktionäre Ideal von Heim und Familie gepredigt wird, lässt selbst die Bridesmaids blass aussehen. Auch hier hat sich die Hauptfigur mit einem unattraktiven Langweiler zu begnügen, dessen grösstes Problem mit ihr offenbar ist, daß sie schon mit mehreren Männern geschlafen habe ("HOW MANY?"), während die Schwester ihr ihre Doktrin zu Ehe und Kindern entgegen blafft ("It's what people DO!"). Am Ende ist Shumer zum domestizierten, potenziellen Muttertier bekehrt und präsentiert sich dem Mann als Cheerleaderin, bezeichnenderweise wohl der Gipfel seiner sexuellen Fantasie. Kino zum Kotzen für die Ära Trump, unverhohlene Propaganda für neoliberale Werte. Widerlich.

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Mr. Vincent Vega
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Beitrag von Mr. Vincent Vega » Do 17. Mär 2016, 17:16

Jeder, aber wirklich jeder Filmkritiker hat exakt das gerügt und auch so geschrieben. Den Kommentar hätteste Dir also sparen können (genauso wie das Fragezeichen ganz am Anfang :*).

Zur "Ideologiekritik" selbst äußere ich mich jetzt nicht weiter, bringt ja einfach nix. Früher hat mich ein so verengter Blick aufs Kino bei Leuten noch gestört, mittlerweile aber ist es mir doch ziemlich egal (deshalb hab ich hier auch nix zu The Green Inferno etc. geschrieben, das wäre einfach total verschwendete Zeit).
»Hey, ich kenn das, man hat nen knallvollen Terminplan und es ist 23 Uhr nachts und sonst hat niemand mehr offen und und und...« (Thorsten H.)

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Julio Sacchi
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Beitrag von Julio Sacchi » Do 17. Mär 2016, 17:23

Vielleicht lässt Du Dich ja noch dazu herab, mit zu erklären, was ein "verengter" Blick sein soll. Allerdings kann ich mir kaum vorstellen, daß Du Dich zu mir in den Sumpf begibst, Du schwebst ja mittlerweile in wirklich ganz anderen Sphären.

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Mr. Vincent Vega
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Beitrag von Mr. Vincent Vega » Do 17. Mär 2016, 17:39

Ein verengter Blick ist zum Beispiel die (vollkommen abwegige, aber Dir offenbar sehr schlüssige) Annahme, The Green Inferno verteufele "jegliche Form von Aktivismus als dämlichen Egotrip von verwöhnten Studenten" (Quelle). Wo doch hingegen das, was The Green Inferno "verteufelt" (eine Wertung, die man sowieso erstmal überprüfen müsste...), nicht jegliche Form, sondern eben diese Form von Aktivisismus ist, nämlich a) eine Form des falschen Aktivismus, der sich um Twitter-Fame und nicht um Menschenrechte dreht, woraus b) keineswegs geschlossen werden kann, der Film würde damit grundsätzlich jede Art Engagement kritisch sehen, sondern c) er im Gegenteil (wenn man denn schon unbedingt alles wieder bewerten und Bescheid wissen will) durch seine Positionierung gegenüber diesen weißen Wohlstandsgören deutlich macht, dass politischer Aktivismus etwas komplett anderes ist.

Dies ist ein typischer Beispiel für denkfauke Ideologiekritik, die etwas in einem Kunstwerk Dargestelltes nimmt, um es mit der eigenen Gesinnung abzugleichen, auszurotzen und anschließend den King of Moral geben zu können, obwohl man ganz offensichtlich nix kapiert hat.

Würde mich jetzt aber nur wiederholen, schließlich schrieb ich vor gar nicht langer Zeit einen Text darüber (anlässilich der haarsträubenden "Ideologiekritik" mancher sich besonders klug fühlender Filmanalytiker beim Pixarfilm Inside Out):
Vielleicht ist das die große Krux der Ideologiekritik: Eine Darstellung nicht als zur Disposition gestellt zu begreifen, sondern sie zu intentionalisieren – beobachte ich in einem Film etwas, das mir zuwider ist, erwarte ich vom Film, dass er sich dafür rechtfertigt. Repräsentanten einer falsch verstandenen Ideologiekritik klopfen künstlerische Werke demnach auf Übereinstimmung mit individuellen Vorstellungen von der Welt ab, sie möchten sich in ihren Ansichten bestätigt fühlen und das Kino offenbar genauso verlassen, wie sie es auch betreten haben. Da es einer solchen Kritik zufolge keine ideologiefreien Räume geben kann, muss man davon ausgehen, dass ihre Repräsentanten von der Existenz "korrekter" Ideologien überzeugt sind. Sie urteilen willkürlich und gesinnungsorientiert, und dass es bei alldem überhaupt um ein Urteil gehen muss, ist auch kein unbeträchtliches Problem: Die Annahme, Filme hätten Botschaften, führt nicht zwangsläufig dazu, diese Botschaften in verachtenswert und satisfaktionsfähig zu unterteilen – doch genau das ist leider ideologiekritische Praxis.
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Julio Sacchi
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Beitrag von Julio Sacchi » Do 17. Mär 2016, 17:47

Alles klar, bin denkfaul und kapier nix. Textauszug kapier ich auch nich.
Krieg aber dann doch noch nen Harten, weil der Satz "Ich will mich nicht wiederholen" impliziert, man müsse Deine Texte kennen, um sich mit Dir unterhalten zu dürfen.
Das ist dann doch schon wieder geil.

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Joachim Bauer
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Beitrag von Joachim Bauer » Do 17. Mär 2016, 22:34

Gehts auch um Wirtschafts- und Markttheorie in dem Film wegen der "neoliberalen" Werte? Aber schön, dass sich Julio mal wieder einen Film angeschaut hat, über den er ja schon nach Ansicht des Trailers eine endgültige Beurteilung getroffen hat. Das nennt man also "sich seine eigene Meinung" bilden. :P

Und dann noch als jemand, der selbst in einer heteronormativen Beziehung steckt, sich zur Ideologiekritik aufschwingen. :twisted:
Die Spieler, wo dieser Sprache nicht mächtig sind, die sollen dann sich angewöhnen, das Deutsch zu lernen. (Mario Basler, rhetorisch geschulter, ehemaliger Fußballprofi)

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Julio Sacchi
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Beitrag von Julio Sacchi » Do 17. Mär 2016, 23:07

Lieber lass ich mich von Dir altem Bierproleten und DVD-Dieb ins Bockshorn jagen, als vom Elfenbeinturm aus die einzig wahre Wahrheit gepredigt zu bekommen.

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