The Green Inferno (Eli Roth)

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diceman
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Re: The Green Inferno (Eli Roth)

Beitrag von diceman » So 18. Aug 2019, 19:04

Thorsten Hanisch hat geschrieben:Ich sag ja nicht, dass Roth n Nazi ist, er scheint aber so ein bisserl seine Probleme mit allem Unamerikanischen zu haben.
Würde eher sagen, daß Roth ein Problem mit dem Amerikanischen hat. Unsympathischere Protagonisten als in seinen Filmen findest du selten, bzw. geht das fast schon als Trademark durch: arrogante, beschränkte Burgerfresser betreten fremdes Territorium und pissen erstmal neben die Brille. Und dann zwingt er den Zuschauer zur Identifikation mit eben jenen Arschlöchern - finde so eine Herangehensweise ausgesprochen subversiv, und wenn sich da einer gegen sträubt, kann ich das sogar nachvollziehen; aber daraus schlußzufolgern, Roth wäre eine hohle Nuss und 'n Rassist, da macht man es sich zu einfach.
Die DVD zu CANNIBAL FEROX liegt bereit. :P
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Sylvio Constabel
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Re: The Green Inferno (Eli Roth)

Beitrag von Sylvio Constabel » So 18. Aug 2019, 19:35

Genau den Eindruck hatte ich naemlich damals schon im Kino. Die Amis wollen eben immer und überall Englisch quaken und jeder muß the US of A kennen, jedoch sie selbst kennen gar nichts. Null. Und respektieren auch fast nichts. Als ich genau das dem Guten sagte, antwortete er sinngemäß "You got my point, brother." Bin zu 100 Prozent beim Würfel.
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

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Don Kolleone
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Re: The Green Inferno (Eli Roth)

Beitrag von Don Kolleone » So 18. Aug 2019, 20:32

Thorsten Hanisch hat geschrieben:
So 18. Aug 2019, 18:57
wenn man das dann aber noch mit Durchfall- und Cheech & Chong-mäßigen Pot-Gags durchmischt,
dann kommt Signor Rothi genauso hohl rüber wie die Typen, die er im Film angeblich aufs Korn nimmt.
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Yuki
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Re: The Green Inferno (Eli Roth)

Beitrag von Yuki » So 18. Aug 2019, 23:53

Ich würde ja echt gerne mal diese Interviews sehen, deswegen frage ich ja. Kenne nur zwei und fand die nicht schlimm.

Die Durchfallszene ist ja nicht nur ein Gag, die ist für manche und ihr Selbstbild schon purer Horror auch. Gehört ja zur Dekonstruktion der oberflächlich veranlagten Figuren dazu, könnte man zumindest argumentieren. Der Weed-Gag geht am Ende nach hinten los ja und ist dementsprechend auch ganz witzig :mrgreen: ! Das es wegen den zwei (mit dem Weed-Gag drei) geschmacklosen Szenen direkt um garnix sonst geht, ist aber auch fies.

Die Osteuropäer bei HOSTEL sind auch immer noch weniger schlimm als die Gewalt-Touristen, die da hinfahren im Film. Der Vorbau bei INFERNO ist doch, dass da schon die ganze Bäume abgeholzt werden und die Abgestürzten deshalb direkt als Feinde gesehen werden? Mal abgesehen davon, dass es auch ruhig halt mal einen fiesen Kannibalenstamm in der Filmwelt geben darf.

Ich hab das ansonsten auch immer so empfunden, dass Roth besonders Amerikaner nicht abkann. Auf die hat er es ja in JEDEM Film abgesehen. Würde sagen, ganz generell mag er einfach viele Menschen nicht und ist eher desillusioniert von der Gesellschaft, nimmt es jedoch mit Humor. Da kann man auch schon mal arrogant rüberkommen, wenn man (berechtigterweise) von der Menschheit oft angepisst ist. Ich würde dem jetzt auch kein Genie attestieren, aber ich finde seine Stories immer relativ erfrischend, teils unvorhersehbar und halt auch nicht doof. Es gibt fast keinen Film von ihm, der NICHT satirische Elemente hat. Behauptet jetzt ja auch keiner, das er zur Völkerverständigung was beiträgt oder so, aber es gibt echt viel langweiligere/schlimmere und vor allem auch nichtssagendere Filme.

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Thorsten Hanisch
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Re: The Green Inferno (Eli Roth)

Beitrag von Thorsten Hanisch » Mo 19. Aug 2019, 09:59

diceman hat geschrieben:
So 18. Aug 2019, 19:04
Würde eher sagen, daß Roth ein Problem mit dem Amerikanischen hat. Unsympathischere Protagonisten als in seinen Filmen findest du selten [...] Und dann zwingt er den Zuschauer zur Identifikation mit eben jenen Arschlöchern
Find, dass in jedem der Filme mindestens eine Figur deutlich als Identifikationsangebot angelegt ist.

Aber abgesehen davon:
Sylvio Constabel hat geschrieben:
So 18. Aug 2019, 19:35
Als ich genau das dem Guten sagte, antwortete er sinngemäß "You got my point, brother." Bin zu 100 Prozent beim Würfel.
Es gibt einen Text, ich glaub der heißt SELLING THE SPLAT PACK, der aufdröselt, dass Roth nach der ganzen Debatte um HOSTEL 1 angefangen hat, sich ganz bewusst ein Image als politischer Filmemacher überzustülpen. Das wurde auch gezielt mit den Extras auf der Disc zu Teil 2 gesteuert, indem u.a. Roths Vater, ein Harvard-Prof. & Professor, auftreten, um dem Streifen credibility zu geben.

Der Punkt ist nur, dass Roth sich in seiner Anspruchshaltung nur all zu häufig selbst boykottiert: Unter anderem meinte er in einer Featurette, dass er mit HOSTEL II seiner Empörung gegenüber der Bush-Regierung und dem Irak-Krieg Luft machen wollte, nur um hinterherzuschieben, dass er eigentlich ein ziemlich konservativer Typ und für die Todesstrafe und nicht generell gegen den Krieg ist.

Deswegen: Würde einen flying fuck auf sein Geschwätz geben.

Der "Gehalt" in Roths Filmen ist nur da, weil Roth es halt cool findet, irgendwas aussagen zu wollen.
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Julio Sacchi
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Re: The Green Inferno (Eli Roth)

Beitrag von Julio Sacchi » Mo 19. Aug 2019, 10:22

Roth ist intellektuell gesehen ein totaler Dünnbrettbohrer und hat in seinen Filmen - bis auf wenige Szenen in HOSTEL - auch ästhetisch absolut nichts zu bieten. Er hat das zweifelhafte Talent, aus nominell interessanten Filmideen zuverlässig das Minimum rauszuholen.

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Sylvio Constabel
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Re: The Green Inferno (Eli Roth)

Beitrag von Sylvio Constabel » Mo 19. Aug 2019, 10:47

@Hisa
Das kann auch alles sein. Ich kenne Roth da zu wenig (kenne auch nicht viele Interviews), um mir da eine gezielte Meinung bilden zu können / wollen, vor allem, da seine Filme auch nicht mehr allzu präsent im Gedächtnis sind. Bei Dir kommt aber halt immer der Fakt durch, daß Du die Person so oder so nicht leiden kannst und auch nicht willst.
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

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Thorsten Hanisch
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Re: The Green Inferno (Eli Roth)

Beitrag von Thorsten Hanisch » Mo 19. Aug 2019, 10:56

Sylvio Constabel hat geschrieben:
Mo 19. Aug 2019, 10:47
Bei Dir kommt aber halt immer der Fakt durch, daß Du die Person so oder so nicht leiden kannst und auch nicht willst.
FAKT ist, dass ich z.B. Tarantino für n Arschloch halte, aber seine Filme mag.

Bei Roth geht beides allerdings Hand in Hand.
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Julio Sacchi
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Re: The Green Inferno (Eli Roth)

Beitrag von Julio Sacchi » Mo 19. Aug 2019, 11:00

Tarantino ist als Typ unerträglich und ne alte Elster, was Ideen angeht, aber ein technisch sehr versierter Filmemacher mit einer eigenen Vision. Außerdem kennt er nicht nur Fulci und Deodato, sondern auch Melville, Truffaut und obskure japanische Gangsterheuler. Kann man also kaum vergleichen.

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Sylvio Constabel
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Re: The Green Inferno (Eli Roth)

Beitrag von Sylvio Constabel » Mo 19. Aug 2019, 11:02

Julio Sacchi hat geschrieben:
Mo 19. Aug 2019, 11:00
Tarantino ist ne alte Elster
:lol: :thumbup:
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

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