Der offizielle Pierre-Richard-Thread

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Sylvio Constabel
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Re: Der offizielle Pierre-Richard-Thread

Beitrag von Sylvio Constabel » Do 7. Mär 2024, 20:54

Sieht super aus. Den besorge ich mir mal.
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

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Frau Stockl
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Re: Der offizielle Pierre-Richard-Thread

Beitrag von Frau Stockl » Fr 8. Mär 2024, 12:20

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Eher krudes Teil um zwei Sensationsjournalisten, wobei der Eine zwischendurch die Entführung seiner Kinder vermutet und auf der Suche die eh schon von allerlei Katastrophen aufgewühlte Stadt auf den Kopf stellt. Richard hier ordentlich Aggro, es wird fleißig geflucht, es gibt ein bisschen Medienschelte, der Film irgendwo zwischen Satire und Tragik und Surrealismus. Interessant, aber gewöhnungsbedürftig.
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Re: Der offizielle Pierre-Richard-Thread

Beitrag von Frau Stockl » Mi 20. Mär 2024, 12:02

Sylvio Constabel hat geschrieben:
Di 10. Nov 2020, 18:31
DER SANFTE MIT DEN SCHNELLEN BEINEN.
Flotte Anarchokomödie mit einigen unglaublichen Stunts, zudem brennen am Ende ganze Stadtteile, das sieht aus wie bei Merhis Riot - Night of Terror. Das Höchsttempo war mir auf Dauer fast zuviel des Guten.


Noch gesehen:
Der Zwilling von '84, durchaus vergnügliche Verwechslungsnummer mit einem Hauch von Krimiplot und bisschen was für's Auge; und ich meine nicht den Typen in der Mitte.
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Sylvio Constabel
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Re: Der offizielle Pierre-Richard-Thread

Beitrag von Sylvio Constabel » Mi 20. Mär 2024, 19:51

Frau Stockl hat geschrieben:
Mi 20. Mär 2024, 12:02
Sylvio Constabel hat geschrieben:
Di 10. Nov 2020, 18:31
DER SANFTE MIT DEN SCHNELLEN BEINEN.
Flotte Anarchokomödie mit einigen unglaublichen Stunts, zudem brennen am Ende ganze Stadtteile, das sieht aus wie bei Merhis Riot - Night of Terror. Das Höchsttempo war mir auf Dauer fast zuviel des Guten.
Monströs geil, in der Tat!
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

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Re: Der offizielle Pierre-Richard-Thread

Beitrag von Frau Stockl » Sa 23. Mär 2024, 18:52

Sylvio Constabel hat geschrieben:
Do 12. Nov 2020, 08:29
EIN TOLPATSCH AUF ABWEGEN
Tät ich durchaus als Komödie verorten, plus Liebesgeschichte, allerdings mit Hintersinn, mit Substanz und Subjektivität, wird doch auch das Aufkommen des Hardcorefilmes betrachtet und gleich mit kommentiert. Gut gedreht (Georges Lautner), gut geschrieben (Francis Veber), teilweise erstaunlich gut gespielt auch, zumal die 'Schmuddelbranche' hier, der Produzent, der Script Doctor, und der Pornodarsteller Aldo durchweg aus echten Menschen mit auch Anstand und Manieren besteht. Richard selber hat hierfür Brust oder Keule sausen lassen, das war vielleicht ein Fehler; der auch in beide Richtungen geht.
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Re: Der offizielle Pierre-Richard-Thread

Beitrag von Frau Stockl » Mo 25. Mär 2024, 21:56

Kurzfassung:
Den Ersten fand ich super.
Den Zweiten nicht so.


:arrow:
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Direkt in Sichtweite des Eiffelturms spielt dies (im Sommer '72 gedrehte) Gemunkel, die Franzosen damals auf der Höhe der Zeit, die Sichtweisen ernst, die europäischen Erzählungen düster, Verschwörungen überall, beruflich und privat, die Ellenbogen ausgefahren, die Zukunft unsicher. Ein Sündenbock wird gesucht, eine Falle gestellt, mit einem zufällig ausgewählten Passanten, mit einem unschuldigen Köder. Flott geht das vor, die Verstärkung steht bereit, das Tempo ist hoch, Timing und Effizienz ist alles. "Irgendwas weiß der Fiedelfritze, und das müssen wir rauskriegen." lautet die Devise, die Apparatur läuft, ein Rad greift ins andere, die Dramaturgie schnurrt. Die Geschichte zuerst, die Eingriffe in die Privatsphäre, die Komik versteckt in den Irritationen. Die Bilder scharfkantig, mit dunklen Umrandungen, die Kleidung dezent und hoch aufgeschlossen.

"Irgendwann wird er sich schon eine Blöße geben.", Richard hat hier übrigens (trotz auch des Rollennamens Pirron) eine Frauengeschichte, mit einer Verheirateten auch noch, der Ehemann ist ein Bekannter von ihm. Sportlich ist er auch noch, ein wenig zumindest, eine Verfolgungsjagd mit Fahrrädern durch die Stadt, alle paar Meter ist mindestens einer der Reifen platt. In Sachen Humor ist das einer der ersten deutlicheren Szenen, wie oft bei Veber sind die Filme nicht lautmalerisch, nicht heischend um den Effekt des Lachens, sie wirken auch wie bspw. die Paarungen mit Depardieu und Richard später von der Ausgangslage her eher wie verkappte Action-Krimis (Leute sind verschwunden, vermisst oder entführt, ein Banküberfall, bei dem einiges schiefgehen könnte, das Reiten in eine unbekannte Situation, bei der man zuweilen auch nur Spielball oder gar gänzlich unwissend wie hier und dennoch in unmittelbarer Gefahr ist); Slapstick und Wortwitz sind zwar auch vorhanden, erst ist aber die Absurdität der Operation hier, das Eindringen in die Privatsphäre eines komplett Ahnungslosen und Harmlosen, die zählt: "So, jetzt endlich bumsen sie."

Tonal relativ leise also, in den Bildern gedämpft kräftig, einfache Farben, wenig Ablenkung im Großen und Ganzen, dafür einiges spezielles in den Details. Es gibt eine Verführungsszene, in der das unsichtbare Publikum (und die Tollpatschigkeit vom Violinisten) nur stört, mit den Haaren der Frau im Reißverschluss des Mannes, "Ein Glück, dass uns niemand sehen kann." Es gibt einen angriffslustigen Dudelsack, Richard im Bärenfell, eine heimtückische Attacke auf ihn, die durch seine ebenso heimtückischen Beschützer 'aufgelöst' wird, und einige Mitmenschen, die bald zurecht um seine Sicherheit besorgt sind. "Du, bei dir liegen drei Leichen rum." - "Was?" - "Drei Tote liegen in deiner Wohnung. Ich wollte dich umbringen, und fand drei Leichen vor."


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Die vorherigen Geschehnisse werden dem Zuschauer dabei zusammengerafft und als Hinweis bereitgehalten, die Spionageaffäre dort und die Machenschaften drumherum in kurze Worten ratifiziert; um das Verständnis für Kommendes zu erneuern und den Anschluss nicht zu verlieren. Dort die Reise an den Zuckerhut, hier nun "drei Monate später." Die Geschichte aufgerollt und angewärmt, neue Besen kehren besser?

Abermals wird das Geklüngel in der Politik unter Aufsicht und Beschuss genommen, das Hinwegsetzen über Recht und Ordnung, das Spielen mit dem Leben Unschuldiger, nicht bloß das Eindringen in die Privat- und Intimsphäre. Ein frischer Gegenspieler hier, mitsamt einem ebenso ehrgeizigen Assistenten, die Erzählung um die unfreiwillige "Mischung aus James Bond, Mata Hari und der Roten Kapelle" schnell am Toben, der Film ist mit 76min Laufzeit wesentlich kürzer als das Original, man redet mehr, man redet schneller. Hier wird sich rasch auf Attentate spezialisiert, scheiternde Mordversuche am gesuchten Objekt, das ist lauter als der langsam aufbauende, vergleichsweise nihilistische Vorgänger, das geht mehr auf die Aktion und den Effekt, das erinnert mehr an den Slapstick des Inspector Clouseau, nur hier mit Richard statt Sellers, mit weniger Niveau und mehr Trieb. "Mehr Peitsche als Zuckerbrot, wie im schlechten Zirkus."

Dergestalt nimmt es eingangs ein wenig Wunder, warum Richard hierfür zugesagt und bspw. Brust oder Keule abgelehnt; vielleicht waren es die Außendrehs in Brasilien, das Schmusen mit Darc, der verlängerte Urlaub, die entsprechenden touristischen Bilder, die höhere Gage, man weiß es nicht. Von der beinahe düsteren Groteske von damals mit Thrillerzutaten hier zum Klamauk, Schindluder wird trotzdem gespielt, mit vielen Beteiligten, "das harmlose Würstchen ohne Pelle" ist da fast nur Nebenfigur im eigenen, im mächtig aufgedrehten Film. Gekonnt sind einige wenige Szenen - der Mann folgt der Stimme seiner Frau in den Hausflur und sucht sie dort, vergebens, da sie nur vom Band kommt und das kleine Gerät direkt neben der Wohnungstür steht; ein Verschwinden in Technik und Architektur, ein ausgelöschtes und gleichzeitig konserviertes Leben - , auch die spätere Verwandlung zum scheinbaren Superspion ("Drei Freunde von dir kochen mit Revolvern in deiner Küche."), die direkte Bond-Persiflage funktioniert besser als der Beginn. Auch ist hier nicht sicher, wer der Gute ist und wer nicht, die Regierung bestehend rein aus Dunkelmännern bespielt beide Seiten, hat viele 'Schmutzakten' im Repertoire, wird viel bespitzelt, seit Jahren schon, von Anfang an und quer durch das ganze Privat- und Berufsleben.
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