Die Lisa Film GmbH

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Frau Stockl
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Beitrag von Frau Stockl » Fr 2. Okt 2020, 02:26

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~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.

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Frau Stockl
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Re: Die Lisa Film GmbH

Beitrag von Frau Stockl » Fr 2. Okt 2020, 02:30

Die Superbullen (1997)
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Franz hat Pech. Nach einem Motorradunfall wird der Superbulle in den Krankenstand abkommandiert. Sein unfähiger Bullen-Rivale Kleiber, der schon lange an seinem Stuhl sägt, übernimmt das Kommando auf dem Polizeirevier. Sein Pech, dass er das Unglück wie ein Magnet anzieht. Als im nahen Schloß ein junges Paar mit einer Millionenerbin einzieht, pfeift Franz auf den Krankenstand und heuert als Hausmeister an, um inkognito ein großes Mordkomplott aufzudecken.
Etwas Komödie, etwas Buddy Picture, etwas Heimatfilm und etwas Liebe, dazu der Krimi aus dem Groschenheft, buchstäblich sogar, plus quasi die Seelenvereinigung von Der Bulle aus Tölz und Ein Bayer auf Rügen (und Der Bergdoktor!, und Inspektor Jury!), hier als rüpelhafter Vertreter und schwarzes Schaf der Familie. Der Humor ist so laut und schmerzhaft wie das Tempo hoch, wird in den Kaktus gefasst, die teure Vase noch während des Aussprechens einer Warnung zerbrochen, vom Balkon gestürzt und mit dem Motorrad im kühnen Sprung den Abhang hinunter gesegelt; Aktionszenen im Nebenher, in dem ein Auto in den Obststand geschubst wird und ein unschuldiger Traktor explodiert. Die Darsteller dafür passend, die Titelbesetzung ein Clou, die Landschafts- und Architekturbilder altbacken schee und die Vertrautheit im Nu.

Regisseur Otto W. Retzer, der das Studio im Grunde bis heute am Leben erhält - wenn nun auch nur mit diversen Dokumentationen über die vergangene glorreiche Zeit, die das gleiche Thema immer wieder erneut betrachten, de facto das Alterswerk in Altersmilde, der Abgesang kurz vor dem Herrn - bebildert das Ganze eher als dass er es artikuliert. Erstaunlich nebenher ist vor allem der Gimmick der Geschichte eingebracht, die Prämisse mit der Annahme eines geplanten Mordes, die die eigentliche Handlung alsbald anleiert, hier durch das Alltagsgespräch aber fast untergeht und auch allen Anderen inklusive dem Zuschauer nicht auffällt, nur dem Kommissar und vielleicht noch dem Regisseur.

Geschrieben selber hat das Szenario natürlich Erich Tomek, ohne den das deutsche Verwechslungslustspiel wahrscheinlich gar nicht existieren würde, hier mal weniger auf eine Person bezogen, sondern die Anlage, allerdings auch mit Verkleidungen gespickt und Verirrung und Verwirrung sowie auch einer vermeintlichen Dreiecks- bzw. gar Vierecks- und tatsächlich auch einer wirksamen, mit Verdacht, Indizien, Misstrauen und Paranoia gespickten Kriminalgeschicht'. Lügen tut ein bisschen so der Titel, gibt es nur einen Superbullen, macht Fierek, der mit bspw. Keiner hat das Pferd geküsst (1980) oder Das verrückte Strandhotel (1983) schon früher als Fischer bei Lisa Film war, hier eindeutig die Hauptrolle und ist der andere Part des vom Pech verfolgten Dicken eindeutig in den Hintergrund gerückt; beide arbeiten auch nicht etwa zusammen wie in Die blaue Kanone (1998), wo Fischer mit Fritz Wepper im Schlepptau und dort in der Fortsetzung gegen den nunmehr Ex-Polizisten Fierek agiert.
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Julio Sacchi
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Re: Die Lisa Film GmbH

Beitrag von Julio Sacchi » Fr 2. Okt 2020, 11:58

Schöne Frauen (Christina Plate wie immer flaming hot), häßliche Männer und hüftsteifer Klamauk; den Fierek halt ich eh nicht aus. Todesmutiger Selbstversuch mal wieder!

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Frau Stockl
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Re: Die Lisa Film GmbH

Beitrag von Frau Stockl » Sa 3. Okt 2020, 01:51

Fierek seh ich auch nicht sonderlich gerne, aber der kann sicher anders, zumindest wirkt er in bspw. Keiner hat das Pferd geküßt anders und er war ja auch lange die Muse von Klaus Lemke, also quasi sowas wie Chow Yun-Fat für Woo und De Niro für Scorsese. Jaja.
Plate ist okay hier, fällt aber eher durch den kürzesten Rock der Welt auf, und zwischendurch bekommt das auch der Kameramann mit und positioniert sein Gerät entsprechend.
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Re: Die Lisa Film GmbH

Beitrag von Frau Stockl » Sa 3. Okt 2020, 01:56

Die blaue Kanone (1998)
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Die Polizei-Inspektoren Harry Groß und Hans Kleiber werden von Staatsanwältin Eliette Brösing mit einer heiklen Mission betraut: Sie sollen deren Tochter Verena finden, die von zu Hause ausgerissen ist und mit dem Magier Carlo Carnetti durch die Welt tingelt. Doch das Töchterchen hat inzwischen den Magier verlassen und ist mit dem Motorrad-Freak Franz Faltinger unterwegs.
Dass man sich hier direkt in einem Wörthersee-Klamauk befindet, also der Reanimation der Geschichten um wahlweise Rudi Carrell und Chris Roberts, wenn es in die Siebziger, bzw. Thomas Gottschalk und Mike Krüger, wenn es in die Achtziger geht, sieht man noch vor dem Titel, welcher vom Regisseur Retzer direkt eingeleitet wird und dies mit einem Knalleffekt. Sowieso bekommt jeder der Stars, und es sind schon welche vorhanden und so wenig an der Zahl auch nicht, seine persönliche Vorstellung und eine einführende Szene, meist ein Sketch; wovon der von Fräulein Feldbusch noch der beste und das nicht bloß wegen der Uniform als 'Politesse' und dem feschen Aussehen ist. (Wepper, der von Fischer zum “Harry, hol den Wagen“ geschickt wird, darf vorher immerhin zwischen den Brüsten einer halbnackten Schönheit liegen, ansonsten wird in den Witzchen schon ordentlich Radau gemacht, die Umwelt verschmuddelt sowie die Latte der Qualität auf aller niederste Stufe gedrückt.)

Tomek und Retzer präsentierten uns hier also ihre Zaubertricks, der Eine erfindet bzw. wiederholt seine Masche, der Andere setzt um, das Publikum ist dergleichen gewohnt und anfangs in Erwartung dennoch, dann nicht mehr so ganz verzückt. Eine zweite halbnackte Frau hat man beizeiten auch gesehen, es ist zwar immer noch nicht die Feldbusch (und wird es auch nicht mehr), aber die Steeger ist es zumindest auch nicht; dafür kommt eine längere Slapstickszene voller Unheil und Zerstörung, die sich erst in einem geschlossenen Raum ausbreitet und wie epidemisch auf die Straße schwappt und diverse Stunts auch bündelt.

Alles drin und alles dran also, ZAZ vom Wörthersee quasi, mit einem interaktiven Gastauftritt von RTL Moderationsfee Birgit Schrowange, die die Hauptnachrichten für die Hanseln hier und mit ihnen unterbricht, der Menschlichwerdung einer Venusstatue, einem Winnetou, einigen Kraftausdrücken (“Schlampe“), einem Zauberer mit Alkohol- und dann auch Gewaltproblemen, einem Harley-Davidson Konvoi zu “Born to be Wild“, sowie auch dem Durchbrechen der vierten Wand, wenn Wepper der im Dienst badenden Feldbusch das Handtuch vorhält und sich an das Publikum wendet, dass man ja sonst “ins Nachtprogramm rutschen tät“. Später geht's ins Nonnenkloster, in Verkleidung natürlich, die Örtlichkeit kennt man aus Popcorn und Himbeereis und der Inhalt hat sich auch nicht verbessert, sondern verschlimmert tatsächlich. Was der Titel bedeutet, wird spätestens beim Abspann geklärt, nichts natürlich, vorher gibt es das peinsame Herumscharwenzeln vom ehemaligen Lemke-Protagonisten Fierek um die 16 Jahre jüngere dunkelhäutige 'Zauberfee', die bestimmt ein Dutzend Mal abwehrt, wo er aber dennoch wie die Schmeißfliege dran klebt. Dazwischen gibt es viele Füllszenen, allen voran der Bikertreff, wo man einfach hinterher und nebenher fährt und mitfilmt, dasselbe gilt auch für das letzte Drittel, in dem bei den österreichischen Karl-May-Festspielen in Weitensfeld/Gurktal agiert wird und dort auch vorhandene Ressourcen genutzt und Drumherum gelangweilt-fleißig bis höflich-distanziert chargiert.
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Re: Die Lisa Film GmbH

Beitrag von Frau Stockl » Do 19. Nov 2020, 20:57

Wenn jeder Tag ein Sonntag wär'... (1973)
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The busy owner of a number of travel agencies decides it is time he took a holiday himself. He combines business with pleasure and undertakes a tour of inspection of some of his enterprises. Incognito he arrives with his family at the Castle Hotel on the Wörthersee. But the hotel manager has been warned of the impending visit and means to give the important guest the red carpet treatment. Unfortunately he does not know him personally and so takes the wrong man for the incognito inspector. Neither of the two men enjoy the mix-up and the poor hotel director has to live through some uncomfortable hours before he manages to pour oil on the troubled water.
Harald Vock als Leiter des Ganzen schreibt auch die Geschichte, unter Synonym hier, die Machart ergibt sich aus der Tradition, dem Können und der Ära. Schnelle Schnitte, schnelle Schritte, viele Stars und viel Bewegung, dazu Musik aus dem Lautsprecher und ab der Mitte der Laufzeit drei flotte Einspieler über den Bildern, ein eigenes Tempodrom mit Schwung und Erhebung, mit Aktualität, mit Nostalgie, mit Vollverpflegung. Selbst die Architektur kommt dem Gewohnheitszuschauer sattsam bekannt und vertraut vor, das Reisebüro ist aus Rudi, Benimm Dich! oder Wer zuletzt lacht, lacht am besten, das Aussehen der Produktion hier wie dort dasselbe, die quietschgelbe Touristenbaracke vom Schlosshotel am Wörthersee natürlich auch und der Vollzug auch ähnlich. Dabei weist man hier allerdings zu Beginn und mit der Verlegung der Erzählung nach Kärnten gar etwas Selbstironie und konterkarierte Parodie auf: Der Ort ist anders als im dazu eingespielten Katalogtext alles andere als ruhig, leer, beschaulich und friedlich, sondern vollkommen überfüllt und mit dadurch auch billig wirkend.

Als folgend dann die Sketchparade mit den vertauschten Koffern, den verwechselten Gästen, den zwei gleich aussehenden Schmuckschatullen, dem Katzenzimmer für den Chef, wo weder Wasser läuft noch Abfluss, und dem nächtlichen Slapstick, wo kein Mangel an Männern im fremden Zimmer herrscht. Dramaturgisch ist das tatsächlich cleverer als üblich gehandhabt, wissen bald so einige Beteiligte von dem Irrtum, was aber in ihrem Interesse ist, und andere wichtige Personen haben die Macht der Information noch nicht, plus die 'Krimiplotte' aus dem Groschenheft. Auch ist das Szenario einen Hauch niveauvoller – kein Ilja Richter, dafür Rudolf Prack – und die jungen Frauen im Kader (u.a. Ireen Sheer, Ute Kittelberger, Christiane Rücker) sind wie gewohnt lebensfroh und optisch fesch in Minirock und Mieder.
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Re: Die Lisa Film GmbH

Beitrag von Frau Stockl » Fr 20. Nov 2020, 21:32

Das haut den stärksten Zwilling um (1971)
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The civil servant Peter Werner lives separated from his wife Grit, a fashion photographer. The common twin daughters also live separately: Gaby grows up with her father in Munich, while Ulli lives with her mother in London.
Ein Lisa Farbfilm steht da, in roten Druckbuchstaben, von Farbe ist nichts zu erkennen, nur ein Grau in Grau, welches eingangs München und damit schon eine Weltmetropole oder eine Metropole von Welt darstellen soll, hier aber aussieht wie kurz nach den Bomben und kaum nach dem Krieg. Eine beeindruckende Liste an bekannten und gleichzeitig auch irgendwie immer allgegenwärtigen Darstellern, oftmals auch mit musikalischem Hintergrund hat man im Vorspann aber auch aufgezählt, mit dem George Peppard der Bundesrepublik Deutschland fast an der Spitze der Namen und damit der Zugkraft von Peter Weck. Weck macht auch gleich einen Stunt aus dem Nichts, der sich gewaschen hat – ihm kracht ein Spiegel samt Rahmen auf den Kopf entzwei – , bevor nach einem Umschnitt nach 'London' wieder der lärmige Ilja Richter mit nur Lausbubenstreichen in der Penne hockt.

Richter macht folgend übrigens auch noch auf Colt Seavers, an aufsehenerregenden und halbwegs modern scheinenden Spektakel ist Regisseur F. J. Gottlieb hier durchaus interessiert und anders als bspw. Kollege Franz Antel nicht weit entfernt und nicht von zeitgenössischer Kunst schockiert. Lokalkolorit genug bietet die Hauptstadt von Bayern, wird auch der Blick vor und in die Mietskasernen der Kufsteiner Straße mit der offenen Baustelle direkt nahe der Haustür geworfen und auch Zeigefreude von Zeitkolorit der Gegenwärtigkeit nicht gescheut. [Die Wohnung selber ist übrigens ganz fabelhaft, eine blassgelb-orangene fensterlose Räuberhöhle mit Laubmuster an den Flächen und als Abgleich dunkelbraunen Schrankwänden.]
So geht es beispielsweise schnell in das Nachtgeschehen vom P1, wo zwischen tanzenden Jungfrauen der Weihrauch verströmt wird und Sektenguru Miguel Rios seine Beethoven-Violation "A Song of Joy" unter das feiernde und seltsam selig und kurz vor der Bumsorgie scheinende Publikum bringt.

Dankenswerterweise sind die beiden Zwillinge trotz der überaus kurzen Karriere tatsächlich mit viel Charme und Spielfreude aufgelegt, außerdem steht Weck die Hauptrolle gut und v.a. Christian Anders hat nach Wenn die tollen Tanten kommen hier erneut eine ganz erstaunliche Anziehungskraft, Präsenz und bisweilen diabolische Attraktivität, die selten für den damaligen deutschen Unterhaltungsfilm ist und theoretisch die große (so jedenfalls nicht eingetretene) Karriere verspricht.
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Re: Die Lisa Film GmbH

Beitrag von Frau Stockl » So 22. Nov 2020, 21:07

Musik, Musik - da wackelt die Penne (1970)
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Of all people, Siggi, the son of the education minister, passed the Abitur. He should continue to work with his music-loving friends and their self-composed jazz musicals during the summer holidays in a boarding school for the final exam. Friend Inge has the saving idea: The whole clique simply moves to Seeburg Castle on the Traunsee, where her truthful uncle Emmanuel runs a private boarding school for boys.
Hansi Kraus ist dabei spürbar Anführer und v.a. (schauspielerischer) Souverän des Filmes, welcher allerdings auch weiter gut bestückt und mit einer stattlichen Anzahl an jugendlichen Teilnehmern und Stars von Film und Funk gespickt ist; frisches Blut für den alten Antel Franz quasi, der sich hier zumindest im Titelvorspann wohl entsprechend angestachelt und an der Ehre gekitzelt tatsächlich mehr ins Zeug und innovativ und kreativ gar an die Sache geht. Da 'verkaufen' seine beiden hauptsächlichen Attraktionen den Film doch mittig in die Straßen von München, preiswertes und aufsehenerregendes Marketing mit einigen Blickfängen für Passanten und Publikum, die neue Ära der Kinowerbung, die im hier und jetzt und aktuell für die Kundschaft 'geschaltet' wird und interaktiv nahezu ist.

Dann wird erstmal der Generationenkonflikt heraufbeschworen, mit Einbußen auf beiden Seiten, denn wer a sagt muss auch b sagen und Erfolg geht ohne Anstrengung und Geld geht ohne Leistung, getreu der Devise “Zurück zu Zucht und Rohrstock“ (mitsamt Kommandogewalt, Kadavergehorsam, Ausgangssperre und Karzer) zumindest nicht. Anstrengen tut sich folgend vor allem die Abteilung Slapstick und Klamauk, Unterabteilung Mimik und Gestik, wird gealbert und getollt und geschlagert und geträllert und mit dem Körper gewackelt und Ruhestörung erregt; erschöpft sich die Erzählung doch in einer losen Folge von Lausbubenstreichen wie dem vermeintlichen flüssigen Haschisch in den Feuerlöschern, Knallfröschen auf dem Untergrund und ein angesägtes Sprungbrett, plus grüne Farbe aus dem Duschkopf statt Wasser und anderes Ungetüm, manchmal Antel-typisch auch (verbal) frivoler oder in Andeutungen wesentlich deutlicher bis zeigefreudiger als bei der Konkurrenz gewebt: Der Trailer allein hat schon mehr Upskirt-Shots als Schnabel und Thorsten bei ihren japanischen Schlüppifilmen. Zudem werden eingangs eher mäßigen Schlager lang und breit an- und ausgespielt, wobei da einzig der Stimmenimitator mit seinem Medley der Coverversionen von Roy Black, Karel Gott, Tom Jones etc. und das Cameo vom Howard Carpendale respektive Peter Beil überzeugt; gerade der Titelsong ist grausam und gehört schnell ab oder zumindest leise gedreht.

Immerhin geht es auch hier nach der Einführung in der Urbanität hinaus in die Natur, in den Wald und an die See, selbst das in den Ferien und damit Leere befindliche Internat wäre ohne die Halbstarken mit ihren offenen Oberteilen und auch ohne die zugeknöpfte Kriegsgeneration mit ihren Vorurteilen gegenüber den Hippies und dem Rückfall in vorsintflutliche Erziehungsmethoden angenehm und schön. Manch andere erhebende Anblicke wie Mascha Gonska im roten Bikini macht die allgemeine Lärmigkeit kaputt, Vielfilmer Antel zeigt da anders als gerade Werner Jacobs, aber auch Harald Vock oder selbst Franz Josef Gottlieb nie so das richtige Gespür für ein Überschreiten der Schallmauer und ein Abmildern der arg aufgesetzten Fröhlichkeit.
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Re: Die Lisa Film GmbH

Beitrag von Frau Stockl » Do 17. Jun 2021, 21:25

Der blaue Diamant (1993)
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A legendary blue diamond draws five friends on an arduous expedition to the jungles of Thailand. Things go wrong after a murder, with one friend going to prison. The friends are reunited after seven years when one is kidnapped.
Na ja, eine sehr merkwürdige Geschichte. Man braucht sehr viel Fantasie, um das zu glauben.
Oder sehr viel Liebe.
RTL Eventmovie mit Action und mit Abenteuer, mit Exotik und Erotik, mit männlichen Stars von international und von früher, die schon einzeln betagt sind und zusammen noch älter als die Steinkohle, wie die Saurier ausgestorben, plus ein, zwei, drei jüngere Frauen für das Auge und für die Liebe, wobei sich Julia Kent natürlich auch eine Rolle zugeschanzt hat, wenn sie schon für das Skript und deren Eskalation — (Eine Mischung aus Klinik unter Palmen und einem schmierlappigen Exploitationstreifen, mit Ausflügen in die Table Dance Bar, einem Anschlag auf einer Krokodilsfarm, einer Beinahe-Massenvergewaltigung auf der Reeperbahn von Bangkok, einem Kung Fu Kampf am Strand und einer geriatrischen Rangelei am Wasserfall) — zuständig ist.

Die Damen der Gesellschaft sind später also auch noch wichtig und entscheidend, erst aber die Herren in der wilden Natur dran, die Jäger und Sammler gesetzten Alters, die kurz vor oder schon lange in der Rente noch am Kraxeln in den Wäldern und auf der Suche nach dem verlorenen Schatz hier sind. Winnetou rettet dabei erst einmal das Leben eines Kameraden, während Petrocelli schon die Schnauze voll von der Hitze und dem Dreck hat und gleich mal die verbale Kündigung des Vorhabens und die Biege zurück in die Heimat, in die gutbetuchte Wiener Anwaltskanzlei macht. Petrocelli ist dabei auch gut beraten, gibt es doch bald Malaise und Schlamassel, erst Blut und Mord und Totschlag, dann 'Gerenne' um das eigene nackte Leben, wird der Dschungel in Hetzjagden durchforstet und die Gewehrkugeln auf tödliche Reise in die grüne Gegend und in die Flüchtigen geschickt.

Sowieso lässt man sich nicht lumpen, geht es bald Schlag auf Schlag, Außendrehs, Innendrehs, Stadtaufnahmen, Landaufnahmen, es gibt Autos, es gibt Boote, es gibt Hubschrauber, es gibt Flugzeuge, und es gibt Bewegungen per pedes, dazu rapide Plotwendungen, die der größte Ratefuchs nicht kommen gesehen hat und die für einen Mehrteiliger reichen täten, der am Ende sogar angeteasert wird; das Ganze oftmals eifrig gespielt, mit vollem grobmotorischen Einsatz und darstellerisch ungenügend. Ein Gerichtsverfahren mit Todesfolge, ein Kidnapping, zuvor ein Auftritt im Straps und danach eine körperliche Drohgebärde auf beengten Raume und in luftigen Höhen; ein Hin und ein Her, bei der die alten Daddies hier um den Alain Delon für Arme sich ordentlich hineinsteigern und die in langer Karriere redlich erworbenen Falten vor schauspielerischer Leistung und aufgrund der Tropenfeuchte glühen. Das Drehbuch tut dabei gut daran, auch auf Tempo zu gehen und die Katzen früh aus dem Sack zu lassen, die Produktion sieht abseits der Tourismusbilder im Grunde aus wie alles damals um '93 herum aus dem Dunstkreis der Lisa Film GmbH, also die dicken und schlecht sitzenden Anzüge von der Stange für die Männer, für die Frauen ein gleichsam unvorteilhaftes, aber meist enges und knappes Kostüm. Die Haare jeweils ein Deut zu lang, die Zimmer seltsam antik, obwohl man sich den Anschein einer besser betuchten Umgebung geben will, verbal teils mit 'Hure!' und 'Miststück!' erstaunlich aggressiv und ansonsten wie ein verschwitzter Reißer aufgemacht, der gleichzeitig billig, bieder und brutal ausdünstend wirkt.
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JimmyPage
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Re: Die Lisa Film GmbH

Beitrag von JimmyPage » Fr 18. Jun 2021, 15:12

:shock: Den hab ich gesehen :crazy:
äffle: "was isch groß?" - pferdle: "stuttgart!" - äffle: "was isch größer?" - pferdle: "der neckar!" - äffle: "und was isch am größten?" - pferdle: "hmm, spätzle und linsen!"

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