Die Lisa Film GmbH

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Don Kolleone
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Re: Die Lisa Film GmbH

Beitrag von Don Kolleone » Fr 18. Jun 2021, 16:10

Baasner kommt im "Trailer" irgendwie noch am Besten weg.
"Krieg ist wie Kino. Vorne flimmerts, hinten sind die besten Plätze." - Arnim Dahl

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Frau Stockl
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Re: Die Lisa Film GmbH

Beitrag von Frau Stockl » Di 22. Jun 2021, 00:57

Der schwarze Fluch - Tödliche Leidenschaften (1995)
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A reporter becomes embroiled in a deadly game when researching a series of murders on a South American island.
"Wie wär's denn, wenn du mal etwas anderes schreiben würdest als diese Actiongeschichten? Zum Beispiel über sowas wie ... Gesundheit, oder Kosmetik?"
Anders als zuvor beim blauen Diamanten etwa ist die Zahl der genannten Stars gleich kleiner und weniger namhaft wirkend; sicherlich, es gibt den Brolin Jimmy, aber es gibt kein Winnetou, kein Dominic Santini und auch kein Petrocelli, dafür werden teils die Akteure von dort hier wieder hervorgeholt, also Brent Huff und Wilfried Baasner und Julia Kent natürlich, die ja das Skript verfasst hat und damit automatisch fast schon nötig und automatisch gesetzt. Was beim blauen Diamanten allerdings nicht vorkommt und womit dieser nicht wuchern kann, obwohl dort auch allerlei Kabinettstückchen der Film- und Fernsehkunst geboten werden, ist die Introszene hier, der verblasste Hollywoodstar auf der Münchener Kirmes und im Bierzelt, der dort erst ein Maß stemmt und dann eine zünftige Barschlägerei verhindert und die beiden sauf- und raufseligen Rabauken Claude-Oliver Rudolph und Ralf Richter (für den Moment zumindest) schachmatt und außer Gefecht setzt. Alles Weitere ist dann nicht mehr so lustig, geht's dann sofort in die Vollen und wird die FSK 18 und die Jugendgefährdung mit einer brachial-brutalen Home Invasion, einer per Ninjastern ermordeten Hauskatze, einer drohenden Vergewaltigung der schwangeren Ehefrau und einer wilden Rauferei im Hobbykeller angestrebt, bärbeißige Stunts wie dem Hebeln des Gegners in ein Regal und das Durchbrechen eines Glastisches geboten, eine sprichwörtliche Explosion der Barbarei und eine buchstäbliche Explosion eines Teilstücks des Hauses durch ausgelöstes Unheil, eine Mischung aus Benzin, aus Blut, aus Feuer und Gewalt.

"Man muss plakativ arbeiten. Sonst wird man nicht wahrgenommen."
Ein Startschuss zu noch soviel mehr, der Rest und das Folgende "zwei Jahre später" ist dann weit weg vom heilen Bayern und dem Oktoberfest und einstmals blühenden, dann grob zerstörten Partnerglück, ein Geklüngel in der politischen High Society einer Art südamerikanischen Bananenrepublik (gedoubelt von Mallorca, mit einer Landesflagge, die dem von Döbern im LK Spree-Neiße im Südosten von Brandenburg entspricht), mit Ritualmorden einer Geheimorganisation und einer Zweigstelle einer Mafiaplotte wird dann geboten und ein mehrdeutiges Intrigenspiel, ein Klon zwischen DePalma für Arme und Mastroianni quasi und ein verzwickt-verzwackter Thrillerritt, wo die Meuchelmörder am Meucheln sind. Hinzu kommt noch eine Investigativ- und Justizschnurre um Lobbyismus im großen Stil, Schutzgelderpresser und deutsche Racheengel, ein heikles Techtelmechtel verschiedener Personen und verschiedener Organisationen, in der alles irgendwie wenig koscher, und recht schief gehauen und gezimmert, aber auf die triviale Art durchaus (negativ) effektiv wirkt. Die viel beschworene schöne Gegend und das Tourismusmilieu können auch nicht verbergen, dass das Umfeld hier auf seine unangenehme Art und Weise und den vorhandenen verbalen Drohungen, den allgemeinen Lug und Betrug, der Untätigkeit von Recht und Ordnung usw. usf. eher krank erscheint und man sich selbst als Zuschauer davon belastet fühlt.

"Durch deine unbeherrschte Geilheit bringst du unsere ganze Organisation in Gefahr."
Nichts für Memmen also, eher die Sadisten- und Masochistenversion aus a) der Familienserie Hotel Paradies, dessen Schauplätze man zuweilen teilt und wo es auch um die Liebe und die Leidenschaften und mal auch die Intrigen und den Konkurrenzkampf, dort zwischen zwei Hoteliers, hier allgemein der Menschen untereinander geht, und b) einem Schmierenprozess im Sinne von Die Affäre der Sunny von B., zu dem man plötzlich im letzten Drittel vom allgemeinen Krimischund und sowieso einmal quer durch den Genregarten und die Stimmungsbeete springt. Gefangen zwischen Rühr- und Schauerstück und Brachialreißer mit Aktionseinlagen (wie einer Autohatz über den Terpentinen und einer Bootsexplosion) par excellence, ein lebendig gewordenes Groschenheft, mit K.-o.-Tropfen im Whiskeyglas, mit merkwürdigen Wendungen und frappierenden Tragödien, mit grausigen Wasserleichen, mit einem angedeuteten Blowjob im Büro, der dann auch noch brüsk verweigert wird, mit Kraftausdrücken wie dem unfeinen "billige Vorstadtnutte" und "Bumst du immer noch mit Huren?", einem sowieso rauen Ton und der schussbereiten Waffe im Gepäck und sowieso all over the place. Kent macht hier die Julia Roberts, Huff den Thomas Jane, zwischendurch läuft noch der Herbert Fux als ein 'Kommissar Gonzales' durch das Areal vom El Arenal und bekommt man Sky DuMont vor seiner Heirat mit der Mirja und auch den Arthur Brauss zu sehen.
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Bezaubernde Jeannie am Würgen
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Blaupause
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Re: Die Lisa Film GmbH

Beitrag von Blaupause » Di 22. Jun 2021, 09:30

Großartiges Entertainment hier im Thread!
Danke für die aufopferungsvoll enthusiastische Berichterstattung Stockl :clap:

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Don Kolleone
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Re: Die Lisa Film GmbH

Beitrag von Don Kolleone » Di 22. Jun 2021, 09:49

Jo. Man bekommt richtig Bock den Kram zu gucken. Aber Stockls Aus- und Einblicke sind wahrscheinlich geiler.

Das Poster: "Guaranty For Fun In Your Life!" :mrgreen:
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Munin
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Re: Die Lisa Film GmbH

Beitrag von Munin » Di 22. Jun 2021, 12:07

Der Klamauk von Lisa interessiert mich weniger, aber auf den Kartoffelsploitation-Kram wie HEISSES PFLASTER KÖLN und DER JOKER hätte ich Bock. DER SCHWARZE FLUCH sieht auch gut aus.

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Re: Die Lisa Film GmbH

Beitrag von Bewitched240 » Di 22. Jun 2021, 12:43

Für solche Sachen wäre ich auch zu haben.

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Frau Stockl
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Re: Die Lisa Film GmbH

Beitrag von Frau Stockl » So 4. Jul 2021, 16:27

Das Paradies am Ende der Berge (1993)
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Count Henry von Hohenlodern owns a splendid estate with hunting grounds, but the financial situation is anything but rosy. On top of that, a poacher makes the hunting ground unsafe. The count is initially suspected by his district forester.
Warum ist das Leben so? Warum tut's so verdammt weh?
Hier wird mehr die Traditionalität gepflegt und der Eskapismus, die Trutzburg der Nostalgie aufgeschaufelt und sich direkter an die zeitgleichen Erzeugnisse um Das Schloss am Wörthersee, deutlich auch Almenrausch und Pulverschnee und ein wenig dem Peter und Paul orientiert, vorherrschend in dieser Phase der Lisa Film GmbH waren sowieso und überhaupt die familienfreundlichen Erzeugnisse und die Erfüllung der Bedürfnisse vom gesetzten Publikum und deren wohlverdienten Feierabend- oder auch Lebensabendglück. So gibt es grün blühende Landschaften, es gibt den meilenweiten Ausblick, es gibt Christine Neubauer im Dirndl und es gibt George Hamilton im Janker, es gibt Morgan Fairchild als die böse Hoelz Irmi, Brent Huff als ihren Stecher Werner Sternbach-Stolze und es gibt den lokalen Dialekt. Das Leben auf dem Lande wird beschworen, das edle Herz und das treue Glück, es gibt die Lausbubenstreiche und die Herrgottsschnitzer von Ammergau am See.

Ein Film fern außer Raum und außer Zeit, weitab der urbanen Zivilisation und all dem modernen Fortschritt und anderem Schnickschnack, in einer isolierten Ortschaft, wo noch jeder jeden und noch jeder miteinander verwandt und verschwägert fast ist, wo allerdings auch noch die Klassenunterschiede hochgehalten werden und der Adel über dem Plebs und die Liebe dazwischen weniger Grund als vielmehr Hindernis ist. Wo der Wilderer haust und der Förster aus dem Silberwald auf der Pirsch ist, oder die Försterin wie hier, was Ausdruck feministischen Aufbegehrens ist und das Zeichen doch eines Aufbruchs auch von zu starren Richtlinien; wie auch in den Fernsehserien selber beherrscht man hier das Spiel zwischen Vergangenheit und Aktualität und dies auch im teils freiwillig humoristischen Sujet. Dramaturgisch sicher gibt es auch verschiedene Anhalts- und Verknüpfungspunkte, gescheiterte oder im Scheitern befindliche oder in der Entstehung scheiternde Beziehungen zwischen Mann und Frau, das Konfliktpotential zwischen Arm und Reich und zwischen Dörfler und Städter, es gibt ein bisschen Generationeneinerlei und auch zwischen Umweltbewahrern und ökologischen Raubrittern. Zu viel fast für eine einheitliche Erzählführung, sodass die Narration auch eher drei- bis viergeteilt und eher nebenher als überlappend und repetitiv beschreibend als fokussierend zielführend wirkt. Später gibt es dann noch Tatütata vom Krankenwagen und Feuerwehr, wurde doch bei einem Motorradrennen heimlich manipuliert und einer der Bergfexe aus dem Sattel hinaus hinab in das Geröll des Tals kapituliert, da regnet es Mensch und Maschine vom Felsen herab und wird beim Aufprall eine lodernde Explosion ausgelöst. Es gibt eine Rettungsmission am tobenden Gewässer, weil der Nichtschwimmer der Kinder sich unbedingt im Teufelssee beweisen will und dafür nicht einmal Jeans und Pullover beim Badegang auszieht. Es gibt eine Psychopathenhatz im Stollen, mit Nahkampf, Augenrollen und Tierkadavern als schmückende Dekoration, also allem was dazu gehört.
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Zuletzt geändert von Frau Stockl am So 4. Jul 2021, 17:26, insgesamt 1-mal geändert.
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JimmyPage
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Re: Die Lisa Film GmbH

Beitrag von JimmyPage » So 4. Jul 2021, 17:17

:shock: Den hab ich ja auch gesehen. Bei der Oma :lol:
äffle: "was isch groß?" - pferdle: "stuttgart!" - äffle: "was isch größer?" - pferdle: "der neckar!" - äffle: "und was isch am größten?" - pferdle: "hmm, spätzle und linsen!"

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Frau Stockl
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Re: Die Lisa Film GmbH

Beitrag von Frau Stockl » Do 15. Jul 2021, 05:29

Crazy - total verrückt (1973)
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Robert Wagner has a problem: In the last 20 years he has been financing his luxury with the money of Uncle Bill from overseas. He duped that he studied, later his doctor in medicine, opened a hospital and is married.
Autor Vock und Regisseur Gottlieb ziehen die alte Nummer mit der Verwechslung auf und speziell noch das Kabinettstückchen von Kleiner Schwindel am Wolfgangsee, wo auch die Hauptperson aus Gründen und aus Eigenschuld auch für etwas anderes, etwas Besseres, ein Arzt nämlich gehalten wird und dabei nur eingangs so getan hat und auch aus Gründen, des Geldes oft oder auch der Gefühle wegen das Spiel eine Weile am Mitspielen ist. Hier droht der Betrug ungeplant, aber angekündigt aufzufallen, hat man es sich bis dato gut gehen lassen, was nunmehr in Gefahr ist und auf der Kippe steht. Handeln tut Not und eine weitere Lüge muss erfunden werden, die Dramaturgie prescht sofort los und die knallige Inszenierung gleich mit. Überhaupt kommt einem hier so manches bekannt vor, der lästige Schlager über den Titeln, extra für den Film und wie in Eile ohne Weile komponiert. Die in schiefen Lettern, aber ebenso aufdringlich wirkende, da im extremen Rot vorgebrachte Überschrift des Ganzen, das erste Tempo, bei dem es im Sauseschritt durch eine erstaunlich schmutzig scheinende und irgendwie kalt oder karg herüber kommende bayerische Hauptstadt direkt zum Quartier der beiden Tunichtgut hier geht. 'Robert Wagner' steht da an der Haustür, Al Mundy quasi, drinnen regiert der Muff, die Perserteppiche von Opa und Oma noch, das Unaufgeräumte eines Party- und Faulenzerlebens, wobei Carrell gar nicht so sehr danach aussieht und auch nicht so wirkt, Janson aber umso mehr dem Typus entspricht, auch oder weil er leger noch gutaussehend ist.

Janson bringt auch ein bisschen das Gefährliche, das Ungewisse hier herein, wird anfangs grob geflucht, wird auch so bisschen geneidet, auch die Geschichte hat durchaus seine Momente und seine Ideen (bis hin zum Drama gleich drei moralisch verbotener oder zumindest diskutierbarer Liebeleien), auch wenn die Gags wie das mehrfache Stolpern über eine Art Bettvorleger, die Suppe auf dem Kopf, die Zigarette im Kaffee und der Kopf durch die Wand jetzt von Anno Dazumal und damals auch von daher schon gewesen sind. Ein bisschen ungewohnt ist dafür der neumodische Anstrich der Begebenheiten, aufgrund der politischen Verwicklungen in der Erzählung gibt's hier auch Drohungen, Einbruch, versuchte Entführung, eine Flucht per pedes durch den nächtlichen Park und werden auch gegenseitig bei den 'Russen' und den Arabern die Schießeisen gezückt; und das Herumscharwenzeln von Carrell um seine eigene Cousine wirkt ebenfalls etwas seltsam, was dann bald aber in allerlei Schabernack wie einer längeren Hatz in einem vorsintflutlichen Krankenhaus und vielerlei Verkleidungs- und Versteckaktionen aufgelöst wird und im allgemeinen Haudrauf-Klamauk und dem Bechern von stets und viel Alkohol untergeht. Slapstick pur demnach, bis der (Nerven)Arzt kommt, Carrell als Krankenschwester getarnt, Reincke und Grill als Nonnen, Thomalla sowieso in jeder denkbaren Maskerade und mal selbst als Baby, dazu ein paar Aufnahmen des winterlichen Münchens, eher nicht mitten im Zentrum, sondern an der frischen Luft und im Außengebiet.
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Re: Die Lisa Film GmbH

Beitrag von Frau Stockl » Do 22. Jul 2021, 22:08

Unser Doktor ist der Beste (1969)
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Doktorspiele in dem Sinne kommen hier natürlich nicht vor, bleibt man folgsam, pflegeleicht und familienfreundlich. Die Wohngegend selbst der einfachen Leute ist eine deutlich bessere, trotz Mehrfamilienhäuser und Mietswohnungen wirkt der (Münchener) Bezirk wie frisch geschlüpft und aus dem Ei gepellt, der Vorrasen ist von kräftigem Grün und innen drin wird man trotz übersichtlicher Etagenhöhe mit dem Fahrstuhl vor die Zimmer befördert und so auch die Außen- und die Arbeitsszenen bequem in die eigenen vier Wände verlegt. Überhaupt wird ein Gutteil unterschiedlicher Lebenswelten hier besucht und betrachtet, natürlich auch ein Blick in die Penne geworfen, zu einer Fehde zwischen dem Kinderhassenden Studienrat und seinen 'Plagen' (oder auch 'Blagen'), bei denen der Weck Peterle dann alle naselang Opfer diverser Lausbubenstreiche und ihm das Dasein echt schwer gemacht wird. Roy Black selber, der weder etwas mit dem einen noch mit dem anderen großartig zu tun hat, ist hier in der noch frühen Filmarbeit und anders als bspw. beim Kinderarzt Dr. Fröhlich eher so etwas wie ein erweitertes Cameo, die Streusel auf dem Kuchen quasi, das Topping auf dem Eis, der Zuträger von mancherlei musikalischen Weisen auch, die er sich dann mit dem damaligen niederländischen Kinderstar Wilma Landkroon teilt.

Black ist aber auch der, der die ganze liebenswürdige Un-Dramaturgie zusammenhält, mit dem einnehmenden Wesen und dem natürlichen Spiel, stauben doch mancherlei Puzzleteile ganz schön vor Muff und Alter und sind andere Zutaten wie gerade die dauernden Lausbubenstreiche in der Zuordnung von Sympathie und Empathie nicht immer fürsorglich gegenüber dem Zuschauer angelegt; das erwachsene Publikum versteht die Kinder im Film sicherlich weniger, zumal das angegriffene Opfer des Studienrats die meiste Zeit nichts Böses per se im Schilde führt.

Der Film selber, Black sein insgesamt dritter Eintrag dabei auch ein Erfolg bei den Zuschauern, ein Beitrag zu einem insgesamt profitablen Jahr, indem neben den ca. 2.5 Mio. Besuchern bei Hilfe, ich liebe Zwillinge auch hier etwa 2.2 Mio. Besucher angelockt worden und man damit fast nur von Oswalt Kolle, Heintje und den in Verstärkung auftretenden Lümmeln von der ersten Bank übertroffen wird.
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