Der deutsche Film - womöglich doch gut?

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Joachim Bauer
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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?

Beitrag von Joachim Bauer » Mo 30. Sep 2019, 20:55

:lol: :twisted: :mrgreen:
Die Spieler, wo dieser Sprache nicht mächtig sind, die sollen dann sich angewöhnen, das Deutsch zu lernen. (Mario Basler, rhetorisch geschulter, ehemaliger Fußballprofi)

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dejin
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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?

Beitrag von dejin » Di 1. Okt 2019, 21:26

SvenT hat geschrieben:
Mo 30. Sep 2019, 18:50
Alter, hältst Du mich für Carsten Maschmeyer? So bin ich ja noch nie beleidigt worden!




:mrgreen:
Wenn ich jetzt (erneut ohne googeln) frag wer das ist - dann werd ich als unterm-stein-Sitzer und b0b-Verschnitt gedisst^^
The awkward moment when you get in the van and the old man has no candy.

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Frau Stockl
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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?

Beitrag von Frau Stockl » Fr 25. Okt 2019, 20:26

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Coconuts – Immer Ärger mit der Kohle (1985) gesehen, eine deutsch-österreichische Co-Produktion von Lisa Film, Roxy Film und Epo-Film. Wird gemeinhin als Abenteuerkomödie, Lachthriller oder Actionklamauk verkauft, für mich ist das eher wie eine Mischung aus Geld oder Leber! und Fitzcarraldo.

Positiv zu vermerken, das Ding ist trotz durchgehend Ruinen in der Architektur durchaus aufwändig, Regisseur und Autor Franz Nowotny findet auch paar stimmungsvolle Bilder und schafft es von Beginn an, dass die Geschichte irgendwie in alle Richtungen gehen kann und so im Grunde jederzeit 'spannend', da nicht vorhersehbar ist. Sexuell offensiv, teils recht geschmacklos allerdings (Schwuli Fendrich wird von Pascal verführt und so bekehrt, während Pöschl in Nachtwagenkabinen zu dort schlafenden Frauen eindringt und auch sonst nicht viel um Erlaubnis fragt), anfangs auch mit paar Actionszenen gespickt, in denen Polizeiautos oder Tanklastwagen explodieren und dabei noch ganze Wassertürme mitreißen. Klamaukig ist das Auftreten auch, allerdings mit Gewaltspitzen wie einem Kopfschuss im Auto, dem Austropopsänger auf Blutrausch während einem sizilianischen Banküberfall, einer Foltereinlage mit Elektroschocks im paraguayischen Gefängnis, einem Erschießungskommando und einer Fast-Vergewaltigung vor versammelter Mannschaft. Was haben wir gelacht!
Da man mit den beiden anwesenden Hunden auch noch Scheiße umgeht:
Abgeraten.
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Sylvio Constabel
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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?

Beitrag von Sylvio Constabel » Fr 25. Okt 2019, 20:52

Ich schaltete den Trailer bei 46 Sekunden ein und bei 49 Sekunden wieder aus.
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

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JimmyPage
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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?

Beitrag von JimmyPage » Sa 26. Okt 2019, 18:42

:shock: was ist denn das? Allein der Trailer :lol: :crazy: :crazygreen: :mrgreen: :think:
äffle: "was isch groß?" - pferdle: "stuttgart!" - äffle: "was isch größer?" - pferdle: "der neckar!" - äffle: "und was isch am größten?" - pferdle: "hmm, spätzle und linsen!"

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Frau Stockl
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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?

Beitrag von Frau Stockl » Sa 26. Okt 2019, 22:04

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Weiße Wolke Carolin gesehen, Gewinner des Goldenen Spatzes 1985, Lion King am Arsch.
Am Greifswalder Bodden erleben der zwölfjährige Hannes und seine beste Freundin Carolin die Probleme, aber auch die schönen Seiten der ersten Liebe...
Auffällig hier ist, dass die Welt groß und dennoch zu klein gleichzeitig ist, bei den geringsten Sachen von Hannes und Carolin werden sie beobachtet, kommentiert oder sogar gestört, nicht nur von den Erwachsenen, die sich oft gar nicht erwachsen verhalten (und von sich selber gegenseitig beobachtet bis beaufsichtigt werden), sondern meinen sich einbringen zu müssen. Als auch von anderen Kindern selber, die das 'miteinander gehen' der Beiden sabotieren oder darüber lamentieren. Handlungsort Darß als Halbinsel dabei immer vom rauen Klima beeinflusst als auch von der Einschränkung der Räumlichkeiten und der Abgeschiedenheit von der Gesellschaft (das Mobiliar wirkt grundsätzlich etwas älter als zur Drehzeit ersichtlich, oder war einfach länger im Gebrauch), ist der Schauplatz hier eine Art Dorf, mitsamt Schule (mit kleinem Klassenzimmer und Pioniernachmittag im roten Halstuch, bei dem Carolin scheinbar auch die Gruppenratsvorsitzende ist und dem lokalen Antifaschisten gehuldigt werden soll), Konsum (mit nur teils gefüllten Regalen, in denen es immerhin Spirituosen gibt, auch wenn zwischendurch mal die Kartoffeln aus sind und der Chef zwar nicht richtig bestellt, aber wie ein Wachhund im Käfig seine Mitarbeiter patrouilliert und kontrolliert), dem Hafen samt Bollwerk (gefilmt in Wustrow) und sonst nicht viel mehr als die Landschaft selber. Und eine Beengung, die dem Bewegungs- und Erkundungsdrang der Heranwachsenden widerspricht und wo selbst die jeweiligen Eltern sich schon kannten und auch mal ein Paar waren, was sicherlich nicht gerade hilfreich, die Geschichte eventuell gar am sich wiederholen ist.

Laut der zeitgenössischen Kritik soll die Haltung der Erwachsenen hier positiv idealisiert sein, was man nicht wirklich nachvollziehen kann: die Lehrerin ist überfordert, die Mutter abweisend, manche zerreissen sich das Maul, der Vater gibt sich Mühe, verfällt aber stets in das “Du bist zu jung, du weißt nichts.“
Ich hatte eine Kindergartenfreundin (wir waren Gertrud und Buddelflink) und eine Schulfreundin, die uns die anderen Typen verprügelt hat; da war seitens der Eltern oder überhaupt kein Gewese und nichts.

Das Ende ist unnötig als Katastrophenabenteuer aufgesetzt, ansonsten beeindrucken v.a. die gänzlich unerfahrenen Kinderdarsteller und auch der Umgang damit.
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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?

Beitrag von Frau Stockl » So 27. Okt 2019, 20:24

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Sieben Sommersprossen (1978) gesehen, der als einer erfolgreichsten Produktionen der DEFA gilt (und eine der freizügigsten), und tut mir leid: aber der ist nichts.
Karoline ist 14, sie hat mehr als sieben Sommersprossen und will eigentlich sowieso nicht erwachsen werden. Mit ihrer kleinen Schwester fährt sie ins Ferienlager. Dort trifft sie unversehens Robert wieder, ihren Freund aus Kindertagen. Sie fühlen sich wieder zueinander hingezogen und erleben ihre erste Liebe.
Dramaturgisch ist das nämlich völlig überhöhter Quatsch, vor allem gen Ende wird's echt lächerlich.
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Sie ertränkt sich fast aus Versehen, weil sie von einem Schwan erschrocken wird und auf einen Stein fällt. Und er stirbt fast aus Versehen, weil er beim raustragen aus dem Kies hin- und auch auf einen Stein fällt.
Eine gestrenge Anstaltsleitung, ein Dragoner ständig im Trainingsanzug, zurückgebundenen Haar und Brille, die jeglichen Kontakt zwischen Jungs und Mädels unterbinden will, lieber Dauerlauf am Morgen, Sportfest plus der Erwerb des Sportabzeichen, Erntehilfe in der LPG propagiert und schnurstracks den ABV am holen ist. Dazu eine eifersüchtige Nebenbuhlerin, die Intrigen schmiedet, der aber kurz vorm Finale glücklicherweise
[+] Spoiler
durch eine Biene in die Nase gestochen wird (!).
Außerdem soll in diesem Ferienlager hier “Romeo und Julia“ für das Abschlussfest nachgespielt werden - eine Schnapsidee eines der mitfahrenden Betreuer, der kaum älter als die anwesenden Kinder ist, normalerweise dafür komplett ausgebuht werden würde und ansonsten nur mit der anderen Betreuerin am Knutschen ist - , so das die halbe Laufzeit (75min oder so) mit diesem Gesülz (Hör’, Fräulein Zierlich du, Nichts da gedankt von Dank, stolzirt von Stolz! Rück’ nur auf Donnerstag dein zart Gestell zurecht, Mit Paris nach Sankt Peters Kirch’ zu gehn, Sonst schlepp’ ich dich auf einer Schleife hin.) vollgestopft wird und die selbstgeschriebenen Dialoge eigentlich auch nicht besser sind.
Der Hauptdarsteller hat kein Interesse an seiner Partnerin, was man leider auch merkt, und diese Bilitis-Szenen kommen gänzlich unvermittelt und machen auch keinen Sinn. Auffällig ist auch hier wie in dem anderen Film oben so'n kleiner, eigentlich gar nicht richtig dazu gehörender Seitenhieb Richtung SS, das ist auch löblich, immer nieder mit den Nazis, aber stand das irgendwie bei uns als Pflicht zum Abhaken im Programm?

Es gibt ein paar interessante Themen (Scheidung der Mutter, frühes Kind der Schwester, Aufklärung und Verhütung, Vitamin B, Selbstmord), die nicht richtig zur Geltung kommen, der Hund ist cool und das hier gezeigte Pionierlager “Am Hölzernen See“ im Nordosten des Landkreises Dahme-Spreewald in Brandenburg liegt ganz schön.
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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?

Beitrag von Frau Stockl » Mi 30. Okt 2019, 21:24

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Liebe mit 16 (1974) gesehen, quasi der Vorgänger von Sieben Sommersprossen und auch wesentlich besser.
Schwerin in den 1970er-Jahren. Sie begegnen sich in der Straßenbahn: Ina, 16 Jahre, und Matti, nur zwei Jahre älter. Matti gefällt das Mädchen, das ihn nicht beachtet. Doch glücklicherweise trifft er sie beim Tanzkurs wieder.

Der Tanzkurs macht die längere Einleitung aus und ist dramaturgisch ganz raffiniert zusammengestücktelt, es ist immer Herrenwahl angesagt (Leitung Herbert Köfer), und Matthias muss immer versuchen, während dem Gerenne über die Bühne von ganz links nach ganz rechts zu seiner Flamme zu kommen, was je nach Stand der Beziehung mal von ihr ignoriert oder abgelehnt wird oder auch er mal negiert.
Überhaupt ist die Verbindung zwischen beiden eher recht Achterbahnfahrt, wirkt aber die meiste Zeit dennoch erstaunlich natürlich, wobei ihr wahres Alter (die Darstellerin ist bereits 23) bissel stört (wenn ich mich 1993 anschaue und 2000 sind da auch zwei verschiedene Menschen), aber er als Laienschauspieler recht gut wirkt.
Schwerin hier mit Ausnahme der Schloßinsel sieht aus wie im Kriech und Inas Vater wird doch tatsächlich von Willem Dafoe gespielt und er hat sogar Kaugummi und damit den Geschmack der Freiheit und einen kessen Spruch dabei:
Bißchen wenig Einsen...Hab ich dir eigentlich erzählt, dass ich in meiner Schulzeit immer nur Einsen hatte? Ich war der Beste. Zuerst kam ich, und dann kam eine ganze Zeitlang immer noch ich.
Ansonsten sind die Eltern hier allesamt wieder Idioten und ich möchte mal wissen, wie die Menschen damals überhaupt Beziehungen gefunden und geschlossen haben.

Uraufführung auf der Freilichtbühne Neubrandenburg; da hab ich zwar bis zum Gymnasium und nochmal drei Jahre nach dem Studium gewohnt, ich weiss trotzdem nicht, wo das gewesen sein soll. Wir hatten drei Kinos, aber nix Freilicht.
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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?

Beitrag von Frau Stockl » Fr 1. Nov 2019, 22:18

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Lütt Matten und die weiße Muschel (1964) nach Benno Pludra gesehen:
Der Fischerssohn Lütt Matten hat sich eine eigene Reuse gebaut, fängt aber keinen Fisch. Enttäuscht und von den Erwachsenen verspottet, fährt er nachts auf den Bodden hinaus, um die Weiße Muschel zu suchen. Von ihr sagt man, daß sie die Fische herbeizaubert.
Vom Regisseur der (beiden) Jugend- und Gegenwartsfilme über die Heranwachsenden in der DDR und ihre Nöte in der Liebe von s.o.; hier ist die Geschichte aber unabhängig von Gesellschaft und Politik, und universell in der Zeit und im Raum, in der sie spielt. Die Handgriffe vor und hinter der Kamera sitzen, das Handwerk ist gelernt und in Fleisch und Blut übergegangen, wird hier die Umgebung noch stärker eingebunden, die Landschaft an der Ostsee, deren Weite auf dem Lande und noch mehr auf dem Wasser und die flache Ebene bis zum Horizont den Blick vorgibt und keine Grenzen setzt. Dazu eine angenehme Stille, die Bilder bei Wind und Wetter, und bei Nacht und Nebel oftmals stumm und selbsterklärend, eine Aufgabe, die gesetzt ist und verschiedene physische Möglichkeiten, die dahin führen.

Folgen tut man dem Jungen und nur ihm entsprechend auf verschiedenen Wegen und verschiedenen Ebenen (eigentlich will er bloß die Anerkennung des Vaters, bzw. dass er wenigstens mal zuhört und gemachte Versprechungen einlöst), erst die eigene aktive Beschäftigung, dann die unkonventionelle Methode, die Träume, das Absuchen der zerklüfteten Uferstraße nach der Muschel und das Durchwühlen der Truhe vom Großvater, welcher nicht mehr da ist, aber natürlich dennoch mehr als die Mutter der nächste Anhaltspunkt und das Vorbild von früher ist. [Die Mutter sieht man eigentlich nur in Schürze, am Herd.]
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Sylvio Constabel
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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?

Beitrag von Sylvio Constabel » So 10. Nov 2019, 20:51

BANG BOOM BANG geschaut. Ist das der geilste deutsche Film EVER, ODER WAS?! :thumbup: :thumbup: :thumbup:
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

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