Der deutsche Film - womöglich doch gut?

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Frau Stockl
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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?

Beitrag von Frau Stockl » Mi 26. Feb 2020, 17:21

Die Rosenheim-Cops: Der Schein trügt (2017)
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A team of inspectors investigate murders in and around the small Upper Bavarian town of Rosenheim. There is plenty of time to see idyllic landscapes and luxurious pre-alpine villas, as well as to enjoy sumptuous Bavarian fare with beer.
Geschrieben wurde das ursprünglich "Tödliche Juwelen" betitelte Serienspecial in Spielfilmlänge von der Autorin Julie Fellmann, die nicht zur Stammbelegschaft der Serie gehört, aber auch schon vereinzelt dafür verfasst hat und hier hauptsächlich von anderen Kollegen wie Nikolaus Schmidt und Gerhard Ammelburger entwickelten Geschichten und Figuren für sich adaptiert und variiert; Fellmann ist 'hauptberuflich' vielmehr Schriftstellerin der 'Kommissar Garcia' Krimis um einen Münchener Kripobeamten, was nun im Grunde gleiches Genre, andere Tonart aber ist. Fellmann passt sich den provinziellen Vorgaben aber an, in denen zwar der Tote in den ersten Minuten auftaucht, daraufhin aber neben den Ermittlungen auch der schöne Einklang und der geruhsame Frieden und rundherum entspannte Alltag zu auch jeweils besten Wetterbedingungen, wie ein tadelloser Urlaub und für den geneigten Zuschauer so die Idylle schlechthin eingekehrt; entsprechend dessen wird nach dem schnellen Auffinden der Leiche in seinem Hotelzimmer wie gehabt und dies eben familienfreundlich und gediegen, beharrlich und fast wie betagt (und für Ratefüchse auch weithin absehbar) in diese neue (Lang)Episode einmarschiert.

Der größte Unterschied ist schon, dass nun ausnahmsweise nicht Sommer ist, wo normalerweise gedreht wird, sondern Winter, was den (überschaubaren) Außenaufnahmen, die eher als Füllmaterial und nur Verortung des Geschehens dargereicht werden, nun etwas andere, eben in Schnee und Frost gefasste Bilder statt der üblichen Sonnenlaune liefert, und dass Fellmann gleich zu Beginn schon mit mehr Personen hantiert, sechs, sieben, acht Verdächtige bestimmt, was dann eher Verwirrung erzeugt. “Wir haben viele Spuren. Aber keine heiße.“ Bekannte Gesichter wie das Rosenheimer Team plus dem hier auf Urlaub befindlichen Passauer Kollegen und auch einem Zutun der Stammkunden aus der Riege der Nebendarsteller helfen in der Verortung; der 'Film' ist überdeutlich für die langjährige Fangemeinde und nicht den Zufallsseher angelegt. Auch die Wahl des Tatschauplatzes als ein urgemütliches, in Holz verkleidetes Vier-Sterne-Hotel mit gediegenem Wellnessbereich und so überschau- und einsehbar helfen allerdings in der Übersicht, bewegt wird sich in der Anlage und kurz darum und ansonsten geht's mit gewohnt leichten Schritten zum Polizeirevier und wieder an den Ort der Befragung zurück.

Die Idee mit einem weiteren, in diesem Fall 'privaten', da auf Urlaub befindlichen Ermittler direkt am Platz des Interesses und vor allem auch seiner sich als Hobbydetektiv betätigenden bzw. sehr neugierigen Frau als das eigentlich aufmerksame zivile Augenpaar ist gar nicht so schlecht angeleiert und sorgt für ein konstantes Betätigungsfeld. Großes Polizeiaufgebot plus Doppelschicht von Kommissar Zufall plus einer alles sehenden und alles hörenden Tratschnudel, was nach Fragespielchen in alle Richtungen und trotz gleich mehreren falschen Identitäten doch zum glücklichen Ende und einer weiteren Kerbe im Ruhmesblatt der Aufklärungsquote führt. Die Inszenierung ist gewohnt solide, eine gewisse Änderung zu den üblichen konservativen Sehgewohnheiten mit ordentlich Sex und Äktschn mit Explosion und Ballermann wäre bei der seltenen Gelegenheit allerdings nicht ohne Neugier. Eine vertane Chance, ein wenig.
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Frau Stockl
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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?

Beitrag von Frau Stockl » So 22. Mär 2020, 20:19

Rudi, benimm dich! (1971)
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Slapstick comedy at a lakeside location.
Durcheinander, Kuddelmuddel, ganze Generationen, ach Familien wurden damit unterhalten, wird hier auch keine Mühe gescheut, sogar ein Titellied für unseren Helden, den munteren Holländer hier besungen, der auch noch Rudi wie in echt heißt und wie die Anita und der Chris (Roberts) die Identifikation pur und unser aller Alter Ego ist. Schön auch, dass die Handlung gleich vorneweg alle Personen in den verdienten Ausflug nimmt, die fesche und auch so nette Sekretärin (Heidi Hansen!) muss zwar mit Kündigung drohen, darf dann aber und das als Blickfang für die Männer allgemein und den Rudi und den Stockl speziell mit.

Nicht bloß Komik also, ausgehend von Verwechslungen, Verirrungen und Verwirrungen, den Kampf mit der Zeltplane und dem Klappstuhl und dem Gag mit dem Hammer auf dem Daumen, sondern auch etwas fürs Herz, lebt es sich mit der rosaroten Brille doch leichter und ist die Existenz erst auf Wolke Sieben unbeschwert. "Urgemütlich" und "dufte" also, wie man hier noch sagt und was hier so abgeht, zumal man auch nicht an das blassgelbe Alte Gemäuer vom Schloss am Wörthersee mit seinem Gelsenkirchener Barock innen drin gebunden ist, sondern auf dem hoteleigenen Campingplatz, einer besseren Wiese unter freien Himmel und dicht an dicht gedrängt mit dem Nachbarn nächtigt und dort auch die Gesangsnummern leichter zu choreografieren sind. Wein, Weib, und Gesang also noch dazu, die Nummern sind lange nicht so hitverdächtig wie beim Roy Black, sodass das mit der Liebe und der Romantik hier trotz viel Geträller auch zu kurz kommt und Roberts sowieso kein Ersatz, sondern höchstens ein arg bemühter Nebenbuhler, ein Blassmann eigentlich ist. Carrell, der erst ein Jahr zuvor beim Wenn die tollen Tanten kommen das Debüt gemacht hat, ist dabei schon für die Kamera und dem ausbrechenden Aktionismus zum Finale hin mit Verfolgungsjagden und Stunts direkt prädestiniert; während die Szenerie hier auch anders als beim Black viel zu überlaufen, zu voll, Gewusel und Gedränge mit kein Platz mehr zum Atmen und mit seiner kriminellen Energie kurz vor Ende – ein Bombenlegerduo will per Zeitzünder den Tresor sprengen – vor allem nicht für die Erholung ist.
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JimmyPage
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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?

Beitrag von JimmyPage » Mo 23. Mär 2020, 07:06

Ein Riesenspaß für alle, die gerne lachen :crazy: da bist du aber hier im Forum an der falschen Adresse :mrgreen:
äffle: "was isch groß?" - pferdle: "stuttgart!" - äffle: "was isch größer?" - pferdle: "der neckar!" - äffle: "und was isch am größten?" - pferdle: "hmm, spätzle und linsen!"

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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?

Beitrag von Sylvio Constabel » Mo 23. Mär 2020, 12:36

:-D
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?

Beitrag von Bewitched240 » Mo 23. Mär 2020, 13:07

Heute Abend kommt auf arte NACHTS, WENN DER TEUFEL KAM.
https://www.arte.tv/de/videos/005601-00 ... eufel-kam/

Kann der was?

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SvenT
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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?

Beitrag von SvenT » Mo 23. Mär 2020, 13:15

Ja. Muss man gucken. Siodmak halt.

Ich habe ja schon öfter gesagt, dass man nach den Siodmak-Brüdern Straßen und Plätze benennen sollte …

Falls Du den guckst, Kritik bitte hier hinein:
viewtopic.php?f=5&t=3729&hilit=Siodmak

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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?

Beitrag von Bewitched240 » Mo 23. Mär 2020, 13:38

Aye, aye! Danke!

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Frau Stockl
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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?

Beitrag von Frau Stockl » Mo 23. Mär 2020, 17:55

Tante Trude aus Buxtehude (1971)
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Frantic search for a safety-deposit box key leads to slapstick confusion.
Eine schmissige Titelmusik, in der sogar geklatscht wird - wahrscheinlich der einzige Beifall während der gesamten Vorstellung - und die dortige Nennung der Schauspieler zeigt dann schon die humoristische Linie an, und leider sind gerade die ersten Szenen auch fast die schwierigsten und die schmerzhaftesten (Gunter Philip als scheinbarer Psychiater, der Ilja Richter und dies tatsächlich blutspritzend malträtiert!), sodass weniger nervenstarke und diese komödiantische Tortur der frühen Siebziger nicht gewohnte Zuschauer schon nach wenige Minuten höchstwahrscheinlich am Aussteigen, am Flüchten oder sonstwie die Flimmerkiste ab- oder umschalten sind. Interessanter ist das Einbringen mit zwei tatsächlichen jungen Frauen, wobei die Eine (Mascha Gonska!), nämlich die, die nicht geerbt hat und bloß so zugehörig ist, recht geldgierig und dadurch motiviert auch aggressiv erscheint und man mit der eher nicht befreundet sein mag (und nur ins Bett gehen will), während die andere (Elisabeth Krogh) zwar auch im tiefsten Winter und Anfang Februar das Minikleid tragen kann, aber sonst nichts auf die Reihe und die Kette bekommt und ein unscheinbares Mädchen ist.

Auch wird gestottert, gestolpert, durch die Tür gerannt, bekommt man den Eimer auf den Kopf gestülpt oder einen herabfallenden Fensterrahmen und damit die Scheibe, die lauthals auf dem Schädel klirrt: keine Gefangenen also von Anfang an, somit man sofort weiss, woran man ist und was noch bevorsteht. Inszeniert wird das kurz und bündig, mit Zeitraffer, mit Mickey-Maus-Stimmen, aber auch mit voluminösen Panoramen schneebedeckter weiter Landschaften, einem Pferdegespann als Transportmittel und dem Urlaub erneut in einem Schlosshotel, dass allerdings wenigstens auf altmodische Art heimelig bis urig gar und mit Bauernschränken und anderem passenden Mobiliar ausgestattet ist.
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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?

Beitrag von JimmyPage » Mo 23. Mär 2020, 18:05

:shock: Ach das war der Film. Hatte mal den Beginn mit Richter und Philip bei der Oma immer gesehen. Das war ihr zu blöd und ich habe mich immer gefragt in welchem Film das war :crazy: :thumbup:
Pustet nicht Philip dem Richter Luft in das eine Ohr und aus dem anderen spritzt dann der Schmalz? :lolno:
äffle: "was isch groß?" - pferdle: "stuttgart!" - äffle: "was isch größer?" - pferdle: "der neckar!" - äffle: "und was isch am größten?" - pferdle: "hmm, spätzle und linsen!"

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Re: Der deutsche Film - womöglich doch gut?

Beitrag von Frau Stockl » Mo 23. Mär 2020, 18:20

Da spritzt das B.l.u.t! :o :? :shock:
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