Gesehen. Ich stimme im Großen und Ganzen zu. Das stoische Vortragen der Dialoge läßt einen erst mal außen vor. Dennoch hat der Film eine ganz perfide Atmosphäre. Schwarzen Humor konnte ich übrigens nirgends entdecken. Das Ende ist genauso trocken wie der Film, bewegt deswegen nicht so wirklich.
The Killing Of A Sacred Deer
- Sylvio Constabel
- Beiträge: 31731
- Registriert: Mo 11. Jun 2012, 15:34
- diceman
- Beiträge: 8994
- Registriert: Mo 7. Mai 2012, 21:21
- Kontaktdaten:
- Blaupause
- Beiträge: 839
- Registriert: Di 17. Dez 2013, 11:43
THE KILLING OF A SACRED DEER
Lanthimos' Neuer beginnt mit einem freigelegten, schlagenden Herz. Ein Herz, dass seiner Funktion, am Leben zu erhalten, nachkommt - mehr nicht. Genau diese kalte, pure Funktionalität wird sich die nächsten zwei Stunden über jede Szene, jeden Dialog und jede Handlung der Personen in diesem Kammerspiel legen.
Die Menschen hier reden in gestochen theatralischem Duktus über seltsame, nichtige Dinge. Es herrscht die absolute Abstinenz von Emotionen, alles wird an seinem Zweck und dessen Erfüllung gemessen. Selbst wenn einmal der unzügelbare Hass oder die Trauer aus einer Figur herausbricht, bleibt das ungesehen oder umkommentiert vom Gegenüber. Zuneigung, Liebe oder Leidenschaft existiert nur in einer roboterhaften, entmenschlichten Form.
Die Kamera unterstützt die Distanz zum Geschehen mit prächtigen Weitwinkel-Panoramen, gerne etwas verzerrt oder von zu weit oben oder zu weit unten gefilmt.
Dabei ist die eigentliche Geschichte eine Tragödie, die stärkste Gefühle hervorrufen müsste. Nicht hier.
In einer Szene versucht Colin Farrell seinen Sohn im Krankenhausgang auf die gelähmten Beine zu stellen, er lässt ihn mehrmals fallen wie einen nassen Sack - will nicht akzeptieren, dass das Kind nicht mehr funktioniert wie es soll. Der Humor, der den Film durchzieht, ist zutiefst bitter, aber er ist der Anker für den Zuschauer, der froh ist um jede Gefühlsregung bei sich selbst.
Ich bin mir noch nicht sicher, wie ich zum dritten Akt stehe. Die Irrationalität wird hier auf die Spitze getrieben - allerdings folgerichtig im Sinne des Vorhergegangenen. Niemand übernimmt Verantwortung, eine Entscheidung wird verweigert um sich einer Schuldfrage zu entziehen. Die Funktionalität wird kompromisslos wiederhergestellt.
In der allerletzten Szene glaubt man ein Lächeln auf den Gesichtern der Familie zu erkennen. Ein finaler, schmerzhafter Magenschwinger für den Zuschauer.
Lanthimos' Neuer beginnt mit einem freigelegten, schlagenden Herz. Ein Herz, dass seiner Funktion, am Leben zu erhalten, nachkommt - mehr nicht. Genau diese kalte, pure Funktionalität wird sich die nächsten zwei Stunden über jede Szene, jeden Dialog und jede Handlung der Personen in diesem Kammerspiel legen.
Die Menschen hier reden in gestochen theatralischem Duktus über seltsame, nichtige Dinge. Es herrscht die absolute Abstinenz von Emotionen, alles wird an seinem Zweck und dessen Erfüllung gemessen. Selbst wenn einmal der unzügelbare Hass oder die Trauer aus einer Figur herausbricht, bleibt das ungesehen oder umkommentiert vom Gegenüber. Zuneigung, Liebe oder Leidenschaft existiert nur in einer roboterhaften, entmenschlichten Form.
Die Kamera unterstützt die Distanz zum Geschehen mit prächtigen Weitwinkel-Panoramen, gerne etwas verzerrt oder von zu weit oben oder zu weit unten gefilmt.
Dabei ist die eigentliche Geschichte eine Tragödie, die stärkste Gefühle hervorrufen müsste. Nicht hier.
In einer Szene versucht Colin Farrell seinen Sohn im Krankenhausgang auf die gelähmten Beine zu stellen, er lässt ihn mehrmals fallen wie einen nassen Sack - will nicht akzeptieren, dass das Kind nicht mehr funktioniert wie es soll. Der Humor, der den Film durchzieht, ist zutiefst bitter, aber er ist der Anker für den Zuschauer, der froh ist um jede Gefühlsregung bei sich selbst.
Ich bin mir noch nicht sicher, wie ich zum dritten Akt stehe. Die Irrationalität wird hier auf die Spitze getrieben - allerdings folgerichtig im Sinne des Vorhergegangenen. Niemand übernimmt Verantwortung, eine Entscheidung wird verweigert um sich einer Schuldfrage zu entziehen. Die Funktionalität wird kompromisslos wiederhergestellt.
In der allerletzten Szene glaubt man ein Lächeln auf den Gesichtern der Familie zu erkennen. Ein finaler, schmerzhafter Magenschwinger für den Zuschauer.
-
- Vergleichbare Themen
- Antworten
- Zugriffe
- Letzter Beitrag
-
-
The Imperial Sword Killing the Devil
von Doctor Schnabel » Fr 26. Aug 2022, 20:33 » in Medien des Films - 0 Antworten
- 212 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Doctor Schnabel
Fr 26. Aug 2022, 20:33
-