The Killing Of A Sacred Deer

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Sylvio Constabel
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Beitrag von Sylvio Constabel » Mi 7. Mär 2018, 09:31

Gesehen. Ich stimme im Großen und Ganzen zu. Das stoische Vortragen der Dialoge läßt einen erst mal außen vor. Dennoch hat der Film eine ganz perfide Atmosphäre. Schwarzen Humor konnte ich übrigens nirgends entdecken. Das Ende ist genauso trocken wie der Film, bewegt deswegen nicht so wirklich.
[+] Spoiler
Ich frage mich nur, weshalb die den häßlichen Kackvogel am Ende nicht wenigstens noch umme Ecke brachten :!: 8-)
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

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diceman
Beiträge: 8994
Registriert: Mo 7. Mai 2012, 21:21
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Beitrag von diceman » Mi 7. Mär 2018, 20:41

Spoiler much? :?

\\EDIT:
Hab's mir mal erlaubt zu verstecken.
"Ja, Junge, da kann man mal sehen, wie schlecht du denken kannst."
• Jean-Luc Picard

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Blaupause
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Beitrag von Blaupause » Fr 18. Mai 2018, 09:20

THE KILLING OF A SACRED DEER
Lanthimos' Neuer beginnt mit einem freigelegten, schlagenden Herz. Ein Herz, dass seiner Funktion, am Leben zu erhalten, nachkommt - mehr nicht. Genau diese kalte, pure Funktionalität wird sich die nächsten zwei Stunden über jede Szene, jeden Dialog und jede Handlung der Personen in diesem Kammerspiel legen.
Die Menschen hier reden in gestochen theatralischem Duktus über seltsame, nichtige Dinge. Es herrscht die absolute Abstinenz von Emotionen, alles wird an seinem Zweck und dessen Erfüllung gemessen. Selbst wenn einmal der unzügelbare Hass oder die Trauer aus einer Figur herausbricht, bleibt das ungesehen oder umkommentiert vom Gegenüber. Zuneigung, Liebe oder Leidenschaft existiert nur in einer roboterhaften, entmenschlichten Form.
Die Kamera unterstützt die Distanz zum Geschehen mit prächtigen Weitwinkel-Panoramen, gerne etwas verzerrt oder von zu weit oben oder zu weit unten gefilmt.
Dabei ist die eigentliche Geschichte eine Tragödie, die stärkste Gefühle hervorrufen müsste. Nicht hier.
In einer Szene versucht Colin Farrell seinen Sohn im Krankenhausgang auf die gelähmten Beine zu stellen, er lässt ihn mehrmals fallen wie einen nassen Sack - will nicht akzeptieren, dass das Kind nicht mehr funktioniert wie es soll. Der Humor, der den Film durchzieht, ist zutiefst bitter, aber er ist der Anker für den Zuschauer, der froh ist um jede Gefühlsregung bei sich selbst.
Ich bin mir noch nicht sicher, wie ich zum dritten Akt stehe. Die Irrationalität wird hier auf die Spitze getrieben - allerdings folgerichtig im Sinne des Vorhergegangenen. Niemand übernimmt Verantwortung, eine Entscheidung wird verweigert um sich einer Schuldfrage zu entziehen. Die Funktionalität wird kompromisslos wiederhergestellt.
In der allerletzten Szene glaubt man ein Lächeln auf den Gesichtern der Familie zu erkennen. Ein finaler, schmerzhafter Magenschwinger für den Zuschauer.

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