Bud Spencer & Terence Hill

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JimmyPage
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Re: Bud Spencer & Terence Hill

Beitrag von JimmyPage » Do 9. Jul 2020, 07:07

"Buddy haut den Lukas" in der Langfassung in den Player geworfen. Da ist ja 0,0 Chemie zwischen Spencer und dem Buberl (der anscheinend auch nicht schauspielern kann :lolno: ). Alles egal. Hier komme schöne Jugenderinnerungen hoch: Die blassen Robotermenschen, das komische Raumschiffwerkzeug von dem Jungen und natürlich der graue Italiener der immer auf die Fresse bekommt. Highlight aber die Szene wenn Buddy auf dem Weg zum Freizeitpark allen begegnet die auf die Kauleiste bekommen haben. Gänsehaut pur :clap: :thumbup:
Das Bild der Blu sieht fantastisch aus und die neuen Szenen hätte ich auch dringelassen.
7.5/10 Kauleisten
äffle: "was isch groß?" - pferdle: "stuttgart!" - äffle: "was isch größer?" - pferdle: "der neckar!" - äffle: "und was isch am größten?" - pferdle: "hmm, spätzle und linsen!"

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Re: Bud Spencer & Terence Hill

Beitrag von Don Kolleone » Do 9. Jul 2020, 08:42

Der Vorgänger war glaub ich mein zweiter Bud Spencer Film im Kino. Den fand ich als Bub super :thumbup: Müsste beide mal auffrischen - daß es ne Fortsetzung gab hab ich komplett vergessen.
"Krieg ist wie Kino. Vorne flimmerts, hinten sind die besten Plätze." - Arnim Dahl

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Frau Stockl
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Re: Bud Spencer & Terence Hill

Beitrag von Frau Stockl » Do 9. Jul 2020, 11:44

Für mich war das bis eben auch irgendwie ein Film.

Fand 'den' auch gut, aber auch teils gruselig und teils furchtbar traurig; wenn die Betäubungsmittel im Kampf wirken und der Junge gemopst wird.
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JimmyPage
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Re: Bud Spencer & Terence Hill

Beitrag von JimmyPage » Fr 10. Jul 2020, 09:43

"Sie nannten ihn Mücke" als Langfassung im Player gelandet. Der ist sehr gut gealtert. Harmstorf gibt eine Frühversion von Trump (inklusive der fast gleichen Frisur) und zeigt seine Ambossarme. Spencer hier als Fischer und früherer Footballprofi :crazy: War schon als Profi dick, bärtig und älter. Hat zudem zu zu viel Geld. Die Pfanne mit der misslungenen Paella landet direkt im Meer. Sprüche sehr gut, das Fratzengeballer rockt und Rainer Brandt hält sich hier mit Schwachsinn angenehm zurück. Als Bonus gibt es noch ein völlig sinnfreies Lied über einen Indianer und Bälle die mal rund sind oder nicht rund :crazy: gesungen von Spencer selber.
8,5/10 Touchdowns
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Re: Bud Spencer & Terence Hill

Beitrag von Julio Sacchi » Fr 10. Jul 2020, 10:13

Hab ich letztes Jahr zum ersten Mal seit Kindertagen wieder gesehen. Mir war Pedersoli alleine schon immer lieber als mit Girotti. Ich mag auch, wie der dicke Bud spielt, sehr cool, macht alles mit den Augen, hat hier sogar was Melancholisches. Mücke ist der Welt müde, er will einfach raus aus allem. Das macht für den Film den Unterschied, die kindgerecht albernen Prügeleien mit Kommentaren von sprechenden Vögeln kann man heute nämlich nur schwer ertragen. Die deutsche Synchro, die mal wieder zu jeder unpassenden Gelegenheit vor sich hinsabbelt und auch vor rassistischen Scherzchen nicht zurückschreckt, macht ebenfalls keine Freude."Bulldozer" hat man sich beim zwanzigsten Einsatz auch mal überhört. Aber der Film hat das Herz am rechten Fleck, er zeigt immer seine Sympathie für das Proletariat, die Loser, die kleinen Gauner.

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JimmyPage
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Re: Bud Spencer & Terence Hill

Beitrag von JimmyPage » Fr 10. Jul 2020, 10:32

Ich kann mir die Kalauer immer wieder anhören :mrgreen:
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Frau Stockl
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Re: Bud Spencer & Terence Hill

Beitrag von Frau Stockl » So 28. Mai 2023, 15:54

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Im Schutz der Kutte wird Unfug und Schindluder getrieben, der herrschende Kolonialismus weiter gedacht, das eigentlich beauftragte Indoktrinieren – Die Religion wird hier nach der Höhe der Geldzuwendungen geschätzt, je höher die Spende, desto angesehener vor Gott und seinem Gesetz – sein gelassen, dafür die tatsächlich menschliche Hilfe Anderer und eine eigene Glückseligkeit auf die Fahnen geschrieben. Mit Gegensätzen fängt man an, schwarze bürokratische, korrupte Kutten im strengen Saal hier, dort im freien und licht offenen Dschungel, in prächtiger Natur und voluminösen Bildern: die weißen Gewänder, passend auch zum semiariden Klima.

Wie gefällt dir die Kuh? Die ist nagelneu.“ - “Mit Garantie, oder was heißt das 'G'?“ - “Nein, weil sie endlich grün ist. Hab ich extra für dich einbrennen lassen. Weil du doch farbenblind bist.“
Raus aus dem Western geht es hier, raus aus dem Westen, hinein nach Zentralamerika, was nach Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle (1972) folgend noch öfters (Das Krokodil und sein Nilpferd, 1979, oder Banana Joe, 1982) Schauplatz werden sollte und den Abenteuerfilm (und die Burleske) zur Komödie hinzunimmt, Urwald, Eingeborene, Eindringlinge, 'heidnische' Riten und katholische Priester, Zugehörige und Fremde. Die Handlung eine Reise (durch den Bundesstaat Zulia), Gelegenheit zur Lässigkeit, zur Komik und Entspannung, zum Zeigen touristischer Attraktion und dem Verwalten von Wortwitz und Sketchen; die deutsche Synchronisationsstube gibt sich offensichtlich Mühe, den vorhandenen Level mit eigenen leistungsfähigen Ressourcen noch höher zu treiben. Plotfäden werden aufgezogen, aufgewoben, fallen gelassen, ignoriert, das Leben vor Ort im Subkontinent zwischen Kapitalismus und Sozialismus, zwischen Utopie und Wahnsinn, die Kirche mal als Gast und mal als Gastgeberin gezeigt und gezeichnet, ein Volk in Jubel und Trubel, trotz der ausbeuterischen Aufteilung durch Franzosen, Spanier, Holländer und Briten. (“Es waren alles Neger. Ein mieses Pack.“)

Großkapitalismus und Monopolbildung die Schlagworte der Dramaturgie, verbindliches Feilschen und Freiheitskampf hier als Form der locker-flockigen Inszenierung, viel Hin und viel Her, quasi Import und Export, Geschehen parallel, mal schnell, mal entspannt und zusätzlich aus unterschiedlichen Perspektiven. Ein spielerischer, aber aussagekräftiger Blockbuster, der zweiterfolgreichste italienische Film des Jahres (nach Luciano Salces Das größte Rindvieh weit und breit), Massenschlägereien im Ballungszentrum Maracaibo, ein tatkräftiger Aufstand gegen Unterdrückung, Unsitten und moralischen Verfall (was als Pflichten des weißen Mannes gegenüber den Wilden erklärt wird), es gibt einige ungewöhnlich aggressive, im Grunde Lynchmob-artige Bilder und teils auch neorealistisch kreative; Winkel über umherstreifende Personen oder Gegenstände (wie Gewehrläufe) und Banden über Spiegel, zusätzlich zu einer dekorativen bis suggestiven Lichtsetzung unterschiedlicher Quellen, wie Sonne, Feuer, Lampen, Rauchschwaden, und Nebel.

Da die erste Anlaufstelle schon ein Fiasko ist, befindet man sich mit Gottes Segen bald a) auf der Flucht und b) in Geldmangel, was man mit c) christlichen Sklavenhandel, d) Diebstahl von Vorgesetzten, seiner Eminenz und e) Glücksspiel und f) Waffengewalt bzw. der Androhung dessen zu lösen versucht, ein hallodrihaftes Vorgehen mit viel Klamauk, viel Szenenwechsel und dem Blick auf ein Land, dass eher altertümlich als modern und aus vielfältig verschiedenen Kulturen, Religionen, Herrschaftsformen, Architektur etc. zusammengestellt und trotzdem erstaunlich homogen in seiner Konservierung wirkt. Aufgrund der ganzen begangenen Verbrechen wird auch irgendwann gebeichtet (“Bitte fang an, mein Sohn.“ -“Ich habe gestohlen.“ - “Hat sich's gelohnt?“), natürlich wird auch gefressen und gebalgt, reichlich sportiv und ausufernd auch, der Obrigkeit ein Schnippchen geschlagen, den Besatzern und Eindringlingen der Mores gelehrt und mit dem „Sieben-Sekunden-Narkosehammer“ die Konsequenz des schändlichen Treibens im fremden Land eingebläut.
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Re: Bud Spencer & Terence Hill

Beitrag von Frau Stockl » Mo 29. Mai 2023, 09:40

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Bud Spencer selber wird hier nur als 'und' genannt, ganz am Ende der Darstellerliste, ist aber tatsächlich noch der beste Mann, mit Präsenz und mit Tiefe; Hill dafür alleiniger Hauptdarsteller und aufgezählt vor den Titeln. Die sieben Seen werden hier durchkreuzt, das Wasser geteilt, die Wellen durchflogen, ein schmissiger Song zu Beginn, die Vorfreude ganz oben. Das Schiff hebt und senkt sich, das Niveau ebenso.

Dabei ist die Geschichte beileibe nicht nur auf den Planken, die die Welt bedeuten angesiedelt, sondern (zum Glück, da mit besseren Szenen) auch auf festen Boden. Eine Stadt wird in Augenschein genommen, es herrscht Nachtruhe ab 22 Uhr und strenges Ausgehverbot, auf dem Marktplatz sind die Fußwege hochgeklappt, das Militär patrouilliert und kontrolliert, im Winde baumeln die Leichen. Ein hartes Regiment hat die Führung, keinen Spaß wird verstanden, man lenkt sich mit Fusel ab, mit Prügel, mit Frauen. Es gibt kurz Streit, ein besseres Missverständnis, eine Massenprügelei vor Ort und in der Taverne, mit Stunts, Sprünge, Stürze, Leute werden durch die Gegend geboxt und geworfen. Es gibt einen durchaus vorzüglichen Degenkampf und ein Blick in gleich vier blaue Augen.

Warum seid ihr uns gefolgt?“ - “Hm, vielleicht hat mich die überraschende Heilung dieses Taubstummen neugierig gemacht. Übrigens, ist er Deutscher?“ - “Nein, Eskimo.“ - “Eskimo? Was macht er dann in der karibischen See?“ - “Er will hier seine Frostbeulen kurieren.“
Klamauk gibt's demnach auch, zumindest im Deutschen, wenn auch nur wenig. es gibt auch eine personelle Konstellation mit unsicherer und dadurch interessanter Gewichtung, ein Zusammenschluss, der gefordert wird und nötig ist, aber nicht vorhanden und womöglich auch niemals existiert. Ein Krieg gegen gemeinsame Feinde und für eine bessere Zukunft, wobei jeder anders motiviert ist und man sich in Grabenkämpfen aufreibt und divergierende Ortsverbände schließt; “Jeder für sich allein, und der Teufel für alle.“ Es herrschen ungeschriebene Gesetze, Frauen werden als Freiwild behandelt, und geraubt und meistbietend (für 15.000 Dublonen) versteigert; spätestens bei der Zeichnung der Damen der Gesellschaft bemerkt man auch die Konfektionsware und den vorherrschenden Konventionalismus; da war Jahre zuvor Gianna Maria Canale schon weiter mit Abenteuerlust im Feminismus. Die Dialoge sind langsam bis vorgestrig, tiefenentspannt gefilmt und vorgetragen, selbst das erste Bombardement (unter 'Freunden') ist bedächtig.

Die Erzählung geht hauptsächlich um Geschäftemacherei, um Deals und Verträge, um die Macht von Informationen, ums Feilschen und Anteile, um Investitionen in die Zukunft, um teure Ausgaben heute mit Ziel, morgen die Rendite dafür zu kassieren. Hill in seiner Haupt- und Titelrolle vom schwarzen Korsaren hat dabei gleich mehrere heiße Eisen und auch Kompagnons in seinen Taschen; dabei bewährt sich zumindest George Martin als Schlitzohr (und ehemaliger Leistungsturner in einer weiteren Auseinandersetzung mit der Wachmannschaft in eben jener Taverne) eigenmächtig, ist der Rest der Nebendarsteller aber gerne einfach nur so da, ohne richtige Funktion, selbst der Antagonist nicht und so sicherlich nicht vollwertig. Eine Verhaftung mittendrin (nach einem erbitterten Widerstand in der 'Mausefalle') lenkt ein wenig die Dramaturgie auf richtige Bahnen, die mit der folgenden Befreiungsaktion den nächsten kleinen Triumph, aber jetzt auch kein Spektakel oder Höhepunkt per se bringt. Final werden die Bilder etwas bunter und ein paar Löcher in ein Schiff als Ablenkung für das eigentliche Eindringen in die Stadtmauer gesprengt. Budget hat man dabei deutlich nicht, um die Action selber hat man auffällig herum und mit reichlich Stock footage dran gefilmt.
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Re: Bud Spencer & Terence Hill

Beitrag von Frau Stockl » Do 1. Jun 2023, 07:22

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Genau bekannt ist nicht, warum der sonst als 'Ideengeber' der Paarung Spencer/Hill berühmt und damit auch reich gewordene Produzent Italo Zingarelli hierfür aus seinem quasi Ruhestand als Regisseur zurückkehrt und dem italienischen Kino (und dem deutschen) einen weiteren Kassenerfolg des Duos nun auch durch die Inszenierung selber und hervorgehend auch aus dem Drehbuch in Zusammenarbeit mit (so unterschiedlichen Autoren wie) Amedeo Pagani, Barbara Alberti und Nino Longibardi und Vincenzo Mannino beschert. Der im Original einfach bloß “Ich bin bei den Nilpferden“ betitelte, im Deutschen die Zusammenarbeit des Gespann und die schon rein optische, aber auch charakterliche Unterschiedlichkeit hervorhebende, ursprünglich für Guiseppe Colizzi geschriebene Film nutzt aber wie im Grunde viele der anderen Komödien vor allem auch die exotische Setzung und die moralische Wertung verstärkt mit als Bonus abseits von Humor und Prügelästhetik. Komplett vor Ort in Südafrika gedreht, wird hier nicht nur zu Beginn der Einleitung und dortigen Flugaufnahmen speziell mit der Landschaft geworben und diese höchst attraktiv, erst auch als Aussteigertraum in Szene gesetzt; 'Vor langer Zeit in Afrika' heißt es, irgendwann und irgendwo also, wichtig ist die Tatsache des Kampfes für das Gute und für die Schwachen und Wehrlosen.

Flora und Fauna gilt es zu beachten und zu bewahren, gegen die Eindringlinge, die Westler, die Wildfang betreiben und zum Spaß mit Messern auf die Heiligenbilder der Einheimischen werfen. Die kurze Schlägerei als Antwort darauf lässt nicht lange auf sich warten, auch später wird noch zahlreich mit den Fäusten geschwungen und den Kolonialisten und Imperalisten der Heimweg per Schlag auf den Hinterkopf gezeigt und so die Verhältnisse er- und geklärt. Dafür arbeiten die beiden Männer, deren Väter Brüder waren (“Die waren Brüder. Aber nicht wir beide.“) später natürlich auch zusammen, eingangs noch nicht, eingangs wird die Gegensätzlichkeit in mal neckenden, mal beleidigenden Wortduellen und auch gröberer Tonart ein- und somit das Buddy Picture aufgefangen.

Ist das nicht ein Skandal, dass man jetzt schon Schwarze in die Spielbank lässt?“ - “Da bin ich anderer Ansicht. Die Welt ist nicht zwischen Weißen und Schwarzen aufgeteilt. Sondern zwischen Arm und Reich, nicht wahr?
Dass die Handlung nicht in der Gegenwart spielt, sondern um 1950 im Britischen Kolonialafrika, speziell in Rhodesien, bekommt man (in der spürbar auch leichter wirkenden) Synchronisation hierzulande gar nicht so richtig mit, Zutaten wie die touristische Erschließung, die Einführung der Schulmedizin, die eigens initiierte Pressefreiheit etc. werden auch im Nebenher abgehakt, aber zuweilen tatsächlich auch dramaturgisch genutzt, zum und mit Effekt. Dass der Bösewicht ein ordentlicher Rassist bis Faschist ist (“Die Negerhütten könnt ihr abreisen und verbrennen samt Inhalt.“) kommt dem simplen, aber präzisen Plot und seinen vielfältigen Aktivitäten durchaus zugute, je schäbiger der Antagonist, je skrupelloser als Mensch, desto größer die Schadenfreude des Zuschauenden, wenn zur Attacke auf ihn geblasen wird; erst kleine Nadelstiche seitens vom Krokodil und seinem Nilpferd, dann der Showdown im Ring (“Nun lass den Garderobenwechsel, Kamerad, so lange dauert das nicht.“) und auf der Ranch.

Auf die Nummer bin ich gespannt. Mit Halbaffen hab ich noch nie gekämpft.
Eine knackige (tumbe) Schergentruppe mit einer Handvoll eingängiger, hier und da immer wieder mal ergänzter Figuren sorgt für ordentlich 'Kanonenfutter' und eine stattliche Schlemmerorgie, die Locations sind angenehm idyllisch oder auch ärmlich spärlich, ein kräftiger Grün- und Gelbstich zieht sich durch das vom Staat für Mister Ormond aus öffentlichen Interesse zwangsenteignete Gebiet, die Bauten sind eng in die Natur eingebunden bzw. damit verbunden oder gleich erst daraus hervorgehend. Später gibt's Hatari zur Safari, mit dem Arzt und der Äffin auch bisschen Daktari, es gibt viele kleine Anspielungen, Ideen und angenehm zufällige und angenehm abwechslungsreiche körperliche Auseinandersetzungen. Die Regie des Geschehens ist relativ einfach gehalten, spielerisch, salopp, bei dem großen Fressen mittig wird man das erste Mal offensiver und rückt den zunehmend exzessiven Teilnehmern vom Gelage auch direkt auf den Leibe.

Ein Wechselspiel aus viel Lässigkeit und Entspannung, trotz einiger abgefeuerter Schüsse, einer frei gelassenen Löwenherde, einem schwer motorisierten Anschlag auf den sowieso schon klapprigen Tourismusbus (mit Zuarbeiten von Remy Julienne), einem gedungenen Lynchmob mit brennenden Fackeln und manchen Drohworten (“Wenn ich Ormond das nächste Mal sehe, ziehe ich ihm den Schlund raus.“) und einigen Anliegen wie Umweltschutz, Tierschutz, Minderheitenschutz bleibt das Ganze durchgängig unterhaltsam und schlichtweg geschmeidig, materiell locker aus dem Ärmel geschüttelt und formell locker aus der Hüfte geschossen; Hill taucht mit seinen blauen Augen überall und nirgends auf, Spencer hat auf dessen Fährte auch oftmals den richtigen Riecher, wo das Unheil herkommt und wo die nächste Schweinerei auf Bereinigung wartet. Eine wirkliche räumliche Orientierung ist dabei nicht gegeben, das Straßensystem sowieso nur aus Feldweg und querfeldein gegeben, manche 'Ortschaften' sieht man auch nur einmal, für einen Gag oder eine Reihe an Sketchen (das scheinbar eigens hergerichtete und entsprechend dekorierte Eingeborenendorf als Verkaufskulisse mit der geschnitzten Holzstatue “von Vater von Vater“).
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Re: Bud Spencer & Terence Hill

Beitrag von Frau Stockl » Sa 3. Jun 2023, 12:13

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In the Middle of the Trouble Alain“ heißt es im Titelsong, ein Omen für später, die Kausalität dahin ist schon unbekannterweise mitten drin. Der Schauplatz die Mitte Amerikas, das Duo noch einzelgängerisch, eine Freiheit für jeden. Eigentlich ist nur einer frei, der andere sitzt noch hinter Gittern, er wird aber vorzeitig entlassen, es herrscht Platzmangel im Knast, die Zelle wird benötigt. Das Treffen findet draußen statt, vor den Toren der Stadt, am Highway des Landes in einem Truckstop/Straßenrestaurant, Ärger wird gesucht und prompt eine Prügelei angeleiert. Das Ergebnis des Ganzen: ein geklauter oder doch entliehener Truck, ein schnelles schweres Fortbewegungsmittel, die dem Ärger mit Vollgas nähert, eine kriminelle Tat legiert die nächste.

In was für einer brutalen Welt wir heute leben.“
Zwei 'festgenommene' Polizisten und ein gestohlener Streifenwagen später geht die verbrecherische Vereinigung weiter und wird mit Gesetz und Ordnung fröhlich Schindluder getrieben. Ausgedacht hat sich die strafbare Geschichte wie damals und später oft Marco Tullio Barboni, welcher seine Herangehensweise an die Projekte Spencer/Hill immerhin stets wandelte und neue Zutaten mit hinein gebracht und aktuelle Einflüsse nicht außer Acht und Bedacht ließ. Vom kleinen Verbrechen auf der Landstraße hier zum großen Ganzen, weiterhin aus der Not geboren und dem Zufall geschildert, eine Anpassung vom Film und im Film den jeweils verändernden Rahmenbedingungen, dem Zeitgeist und dem Publikumswillen.

Denkst du auch, es ist ein Traum?
Eine Geheimdienstplotte wird ausgeklügelt, mit ahnungslosen Zivilisten in der Mitte der Operation, mit falschen und mit echten Informationen, mit der Erstürmung einer Flughafentoilette, einem Großaufgebot an Polizei, und viel Bürokratie mit unzureichenden Informationen. Für eine Parodie auf Spionagefilme ist man dabei relativ spät zu Werke, möglicherweise hat die Ankündigung gleich zweier Bondfilme, Octopussy und Sag Niemals Nie den entscheidenden Impuls ausgelöst und die Kreativen hier (mit dem fliegenden Lokus bis zum Bord der „Zukunft“ und anderen Ideen) inspiriert. Wie auch in Vier Fäuste gegen Rio (1984) ist wieder das Geld der entscheidende Faktor für die Mitwirkung der beiden eigentlich Ahnungslosen an der ganzen Angelegenheit, anders als bei 007 und dessen elitären Kreis geht's allerdings nur (und erneut) nach Miami Beach, zumindest gibt es eine Art M und auch einen Q, es gibt aber auch einen Haken: Viele Mitarbeiter zuvor sind draufgegangen, und dann noch die Überwachung per Satellit.

Ein Krimi ist ein Dreck dagegen.
Ein Abenteuer der anderen Sorte hier mal, wieder unter Tarnung und Verkleidung, wieder fish-out-of-water, wo man mehr improvisiert zu zuvor und reagiert statt agiert, ein Gefangenensein in der Weltpolitik und deren groben Unsinn von Eroberung und Kalter Krieg, ergänzt durch Gaststar David Huddleston, und etwas mehr verbale Sexualität; Bikinischönheiten gibt es auch, dafür ist man ja am Pool und am Strand. Aktionszenen im Auftrag unter Reagans Flagge lassen auch nicht lange auf sich warten, die erste Anschläge werden verübt und vereitelt, eine Attacke von Kung-Fu Novizen im Hotelzimmer und weiterführend in der Restaurantküche oder eine motorisierte Verfolgungsjagd auf hoher See treiben das Tempo voran und die Ausgaben in die Breite. Vor allem in der zweiten Hälfte werden allerlei Schergen aufgetan, einige Autos verschrottet, das Miami Seaquarium auseinander genommen und unter Wasser gesetzt, das sind nur allesamt eher handelsübliche Zutaten und keine der früheren Prügelarien. Später wird sogar geschossen und ein Wagen explodiert.
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