Jean-Paul Belmondo

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Jaan
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Beitrag von Jaan » Sa 3. Mär 2018, 16:11

*fällt vom Stuhl*
If you're in a war, instead of throwing a hand grenade at the enemy, throw one of those small pumpkins. Maybe it'll make everyone think how stupid war is, and while they are thinking, you can throw a real grenade at them.

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SvenT
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Beitrag von SvenT » Sa 3. Mär 2018, 16:13

:lol: Das bin ich bei Deinem Satz aber auch!

Memo an Doc Schnabel: Ironie.

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Julio Sacchi
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Beitrag von Julio Sacchi » So 4. Mär 2018, 15:38

LE MARGINAL wiedergesehen.

Zu diesem Zeitpunkt ist Belmondo - wie der Charles Bronson der 80er - nur noch Star, nicht mehr Schauspieler. Er spielt fortan in jedem Film exakt denselben unbesiegbaren Rüpel-Macho, nur die Namen ändern sich. Mal mit mehr, mal mit weniger Klamauk. LE MARGINAL ist die grimmige Variante, aber letztlich auch nur eine episodische Abfolge von fast zusammenhanglosen Szenen, in denen Bebel entweder Schwulen, Schwarzen oder Kollegen die Schnauze poliert. Emotionale Regungen gibt es kaum, Empathie gar keine; wenn ihn seine neue Gespielin informiert, daß sie seinetwegen gefoltert und vergewaltigt wurde, ringt ihm das nur ein süffisantes Lächeln ab; vermutlich die Vorfreude darauf, die Schnauzen der Täter polieren zu können. Dank ruppiger Prügeleien, der so obligatorischen wie tollen Rémy-Julienne-Verfolgungsjagd, eines schönen Morricone-Scores und mindestens einer unvergeßlichen Sequenz (die Befreiung einer minderjährigen Zwangsprostituierten aus einem Höllenhaus am Gare de Lyons) ist dieser umstrittene Kassenknüller aber trotzdem hochgradig unterhaltsam.
Die deutsche Rainer-Brandt-Schändung gilt es wie üblich zu vermeiden: Neben mittlerweile doch sehr abgehangenen Kalauern von der Die 2-Resterampe ("Kleckermann im Näschen") gibt es dort gröbste Rassismen ("Du häßlicher schwarzer Affe") und Frauenfeindlichkeiten ("Was ist mit der Ficke", "Der Puffmutter polier ich die Schnauze") zu bestaunen. Nein danke.

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Sylvio Constabel
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Re: Jean-Paul Belmondo

Beitrag von Sylvio Constabel » Mo 29. Aug 2022, 11:11

Zugreifen! Schnapperpreis.
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Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

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Frau Stockl
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Re: Jean-Paul Belmondo

Beitrag von Frau Stockl » Do 20. Okt 2022, 09:26

Es gibt auch eine Deluxe Ausgabe mit 6 Titeln mehr, die ist wohl Shop Exklusiv.
Belmondo-4.jpg
Die extra Titel sind:
Außer Atem
Eva und der Priester
Cartouche
Ein Affe im Winter
Der Teufel mit der weißen Weste
Elf Uhr nachts
Der Dieb von Paris
Musketiere mit Hieb und Stich


Dafür fehlen Stavisky und Der Greifer.
Schildbürgerstreich.
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.

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JimmyPage
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Re: Jean-Paul Belmondo

Beitrag von JimmyPage » Do 20. Okt 2022, 11:52

Greifer ist aber Universum aka Leonine :mrgreen:
äffle: "was isch groß?" - pferdle: "stuttgart!" - äffle: "was isch größer?" - pferdle: "der neckar!" - äffle: "und was isch am größten?" - pferdle: "hmm, spätzle und linsen!"

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Frau Stockl
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Re: Jean-Paul Belmondo

Beitrag von Frau Stockl » Mo 23. Jan 2023, 20:40

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Indirect satire dramatization on the differences between social classes features a lazy but handsome underdog and a high-class society girl who falls in love with him just because he looks like "Jean-Paul Belmondo" in her starry dreams.
:think:
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Frau Stockl
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Re: Jean-Paul Belmondo

Beitrag von Frau Stockl » Mi 22. Feb 2023, 09:26

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Der TGV fräst sich durch die karge Landschaft, Le Marginal gleichsam unaufhaltsam durch das kriminelle Geschehen und die Unterwelt, kein Stopp wird eingelegt, eine Entsendung von Paris nach Marseille, oder eine Versetzung, zumindest Schlagzeilen gibt es genug, “Ein Bursche wie der.“, “Hören und sehen sollen vergehen.“ Ein frischer Wind, ein neuer Kurs, Belmondo macht den Kommissar, “Ich kann alles, ich bin der Größte.“, Deray den Regisseur.

Ein Cop auf der Durchreise, ohne Ortskenntnis, ohne Manieren, erst geht's an die kleinen Fische, die Bauernopfer, “der hässliche schwarze Affe“ und die “Federpupe“, die in der Straßenkneipe versammelte Brut, zum Stunk machen und zum Schikanieren. Es gibt eine Flucht, einen Stunt, einen langen Sprint, quer in die Windschutzscheibe und schräg über die Schnellstraße, ordentlich in Form sind Polizist und Verbrecher, die “Federpupe“ wird trotzdem geklatscht und holt sich eine Lektion Polizeiarbeit gleich mit. Auch folgend findet man Bilder und Szenen, die nicht unbedingt im Handbuch stehen, die Verfolgung eines Drogenschnellbootes im hohen Gewässer mit einem entliehenen Hubschrauber, das Koks wird bald vernichtet, da freuen sich die Fische.

Fischfutter findet man später auch noch reichlich, eine drapierte derangierte Leiche im Couchstuhl stört das Tête-à-Tête, der Supercop bekommt zur Aufsicht und Draufsicht einen angestaubten Schreibtisch und ein abgewracktes Team, irgendwo tief unten in der Polizeizentrale, wo sich die kleinen Fälle zuhauf stapeln und man in offenen Akten schwimmt und ertrinkt. Konnektionen hat man trotzdem noch reichlich und zur Genüge, Ermittlungen und Informationen kommen peu à peu, ein Stochern im Heu, dazu ein paar Kommentare zur Resozialisierung, zur allgemeinen Geschäftsbedingung von Politik und Polizei und Gesellschaft hier, es gibt ein Nebenjob mit einer sechzehnjährigen Drogentochter, ein Abstecher ins verwahrloste Hurenviertel, und ein privater Rachefeldzug um eine verunstaltete Prostituierte, was in einer wilden Prügelei im Straßenrestaurant zur Zufriedenheit aller geklärt wird.

Überhaupt ist die Stadt ein Moloch, verqualmt, verschmutzt, beengt, der Kommissar im Alleingang, als Ein-Mann-Kampfmaschine, die Probleme zahlreich, die Menschen dicht gedrängt, eine Autohatz mit 150 Sachen zur rechten Zeit, die die Straßen, die beteiligten röhrenden Wagen und die Insassen regelrecht auseinander nimmt. Selbstjustiz wird offeriert und zelebriert, das rote Blut, ein Kopf ist abgesäbelt, das Lächeln gefriert.
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Joachim Bauer
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Re: Jean-Paul Belmondo

Beitrag von Joachim Bauer » Mi 22. Feb 2023, 11:31

Frau Stockl hat geschrieben:
Mi 22. Feb 2023, 09:26
Es gibt eine Flucht, einen Stunt, einen langen Sprint, quer in die Windschutzscheibe und schräg über die Schnellstraße, ordentlich in Form sind Polizist und Verbrecher …
:mrgreen: Bei mir würde so eine Szene drei Schritte dauern. :shifty:

Aber schöne Besprechung. Da bekomme ich glatt Bock, den Streifen mal wieder anzuschauen.
Die Spieler, wo dieser Sprache nicht mächtig sind, die sollen dann sich angewöhnen, das Deutsch zu lernen. (Mario Basler, rhetorisch geschulter, ehemaliger Fußballprofi)

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Frau Stockl
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Re: Jean-Paul Belmondo

Beitrag von Frau Stockl » Do 23. Feb 2023, 06:54

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“«Ermordet, glaubst du?» - «Drei Schüsse in den Bauch, eine in die Niere, eine hinter das Ohr.»- «Der aus dem linken Auge herauskam, das ist ekelhaft.» Der Mann und die Frau sahen einander an. Schweigend schien jeder den anderen anzuflehen, eine schnelle Lösung zu finden, vor allem aber, ihnen länger die Demütigung zu ersparen, die es für sie und für ihn bedeutete, unbeweglich und töricht zu bleiben, auf beiden Seiten einer weiblichen Leiche im gelben Bikini, die sie um jeden Preis beschämen zu wollen schien.“
Eine legt die Karten, einer zählt das Geld. Zwei Schüsse fallen, zwei Tote, nicht die gleichen Personen, in der näheren Umgebung, die sich sowieso plötzlich mit weiteren Anwesenden, Männern im Anzug, mal tot und mal lebend, mal Handlanger und mal Beobachter und Organisator füllt. Fokussiert wird das eigentlich simple Geschehen, die Figuren in Augenschein genommen und herangezogen und vorgestellt, die Frauenleiche ist als einzige nackt, ein Standbild im Raum, Sex und Gewalt. Der zweite Tote war Polizist, Kommissar, die Handlung beginnt.

Steck dir deine Befehle sonst wohin, du fette Schnecke.“
Eine Romanadaption ist dies (Michel Grisolias L'Inspecteur de la mer, 1977 veröffentlicht, folgend auch Gewinner vom Besten französischen Kriminalroman, dem Prix Mystère de la critique), gedreht von Georges Lautner, der hier Kreativität noch beweist und Willen zum Stil. Im Gepäck mit ist (erstmalig) Belmondo, der auch sofort Prügel macht und Radau, der mit dem Auto als Rammbock die Haustür aufmacht und sich im fremden Heime, dem des Mordopfers nämlich gleich wie zu Hause fühlt und sich auch so benimmt. “Die Zeiten sind hart.“, der Ton ist lakonisch, eine Freude am Leben, es gibt ein Bonjour, noch vor dem Satz Prügel. Ermittlungen werden angestellt, Fragen gestellt, was davor war und danach, wie viel Zeit vergangen ist und wobei. Rekapituliert wird das Geschehen, aus der Hüfte geschossen, aus dem Auto gelebt, improvisiert und fleißig bewegt, öfters die Pistole gezückt und die Dinge geklärt und gerade gerückt.

Wenn ich nur wüsste, was dieser schwule Bruder wollte.“
Wer Der Windhund genau ist und wie sein Motiv und sein weiteres Vorgehen, weiß man als Zuschauer da auch noch nicht; eine Reise (noch) in das Ungewisse, aber mit einem vor Selbstbewusstsein und Chuzpe strotzenden Fremdenführer, ein “Spezialist für Säuberungsaktionen“. Es gibt größere Explosionen und kleinere Ablenkungsmanöver, es gibt Einbrüche, es wird Räuber-und-Gendarm, Flic ou voyou gespielt. Ein edleres Milieu als sonst wird hier geboten, Villen, Casinos, der Port Lympia, der Chambrun Park, die Côte d’Azur, hinzugekommen sind auch ein paar Charakterdarsteller, allen voran Michel Galabru. Die Dramaturgie ist eher spielerisch und verschroben statt flott und wird auch folgend nicht wirklich schneller. Es geht um einen “Wurm in der Frucht. Den kannst du rausschneiden, dann kommt aber ein neuer Wurm.“ Das Ganze als Schelmenstück über Polizei, Politik und Korruption, zwischendurch mit Witz, mit Charme und Höhen- und Autostunts. Ein Sündenpfuhl geht in Flammen auf, Figuren werden eingeführt und fortgeschickt, ein Attentat in der Sauna, ein Attentat auf dem Marktplatz, eine Entführung.

In Nizza wütet der Bandenkrieg“ lautet bald die Schlagzeile des Tages, so richtig Radau bricht hier nicht aus, dafür ist die Geschichte (auch durch zwei unnötig wirkende Frauenfiguren, die plötzlich auftauchende minderjährige Tochter und die ebenso plötzlich geangelte Geliebte) zuweilen zu nichtig und (auch dabei) zu aberwitzig, ein kleines lockeres Vergnügen wird geboten, eine Art Spätsommerurlaub, die Nachsaison, der Schauplatz bisschen kühl und fast herbstlich.
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.

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