Rainer Werner Fassbinder

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Thorsten Hanisch
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Rainer Werner Fassbinder

Beitrag von Thorsten Hanisch » So 10. Jun 2012, 22:07

@Nahaufnahme:

Ich kann (noch) nicht wirklich mitreden, da ich erst drei Fassbinder gesehen habe (WELT AM DRAHT & MARTHA & ANGST ESSEN SEELE AUF), aber die gaben nicht wirklich Grund zur Abneigung - darf ich fragen, wieso Du offenbar eine Aversion gegen Fassbinder hast?
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Beitrag von Nahaufnahme » So 10. Jun 2012, 22:27

Du hast aus Versehen, einen neuen Thread eröffnet, oder?

Also ich habe fast alle Filme gesehen, ab späte Siebziger bis zu seinem Tod in Kino, anderes im Tv und vor allem dank der Uni. Ich habe keine generelle Aversion gegen Fassbinder oder seine Film, ich habe eine gegen seine Fans und Leute wie den Regisseur Kreuzpainter, Jahrgang 1977, der offenbar überhaupt nicht weiß, dass die Mehrheit der Menschen Fassbinder-Filme für extrem artifiziell hielt und sie sich deshalb nicht freiwillig im Kino anschauen wollten und bescheurte Vergleiche zu Almodovar zieht. Ich halte Fassbinders Filme in der Rezeption für maßlos überschätzt. Der deutsche Film hat sich vom "neuen deutschen Film" der späten 60er, gesamten 70er und frühen 80er Jahre erst ab den 90er Jahren erholt - aus gutem Grund mieden die Zuschauer das wie die Pest (Werner Schroeter, Helma Sanders-Brahms). Für die echten Könner aus "Opas Kino" der 50er und 60er, Helmut Käutner, Wolfgang Staudte, deren Klassiker noch heute in TV-Wiederholungen mehr Zuschauer als Fassbinder-WA im TV haben, gibt es nicht mal ein Quentchen Aufmerksamkeit. Es ist für mich ein typisch deutsches Kulturdilemma: Fassbinder=Kunst, Käutner=Unterhaltung=Bäh. Ich bin trotzdem immer noch begeistert von Fassbinders ANGST ESSEN SEELE AUF, DIE EHE DER MARIA BRAUN, LOLA und DIE SEHNSUCHT DER VERONIKA VOSS, alle sehr emotional und zugänglich. In den anderen Filmen störte mich meist das gesteltzte Schauspiel (was bei Barbara Sukowa oder Brigitte Mira authentisch war, fand ich bei Leuten wie Kurt Raab oder Ingrid Caven zum Weglaufen; ganz schlimm DIE BITTEREN TRÄNEN DER PETRA VON KANT) oder die biedere Spießigkeit, in der sie spielten, das war mir too much.

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Beitrag von Thorsten Hanisch » So 10. Jun 2012, 22:48

Ne, neuer Thread mit Absicht. Da ich vermutlich noch den ein oder anderen in naher Zukunft gucke, wollte ich uns' Werner mal separat verpacken. :)

Zu deinen Ausführungen: Ich hab in letzter Zeit n paar Fassbinder-Bios gelesen und da war der Tenor eigentlich einhellig: Fassbinder wurde hierzulande von der Kritik eher zwiespältig aufgenommen, erst als Jubelarien aus dem Ausland rüberschwappten war's plötzlich Kunst...

Und hinsichtlich der Breitenwirkung Fassbinders sollte man auch seine z.T. sehr erfolgreichen und extrem kontroversen Theaterarbeiten in Betracht ziehen - "Der Müll, die Stadt und der Tod" wurde hierzulande xmal zum Politikum und deswegen bis vor wenigen Jahren nur im Ausland gespielt.

Aber wie gesagt, ich geb nur wieder, was ich neulich laß, ich bin noch Jungfrau was das Thema angeht.
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Beitrag von Thorsten Hanisch » Mo 11. Jun 2012, 15:12

Basiert eigentlich die Criterion-Version auf diesem "restaurierten" Master (auf dem die deutsche DVD basiert) oder hat man die von Fassbinder gewollte Originalversion auf Scheibe gepresst?
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Beitrag von Nahaufnahme » Mo 11. Jun 2012, 22:31

Von welchem Film?

Was Fassbinder gewollt hat, ist nicht hinterlegt. Das ist Interpretation der Rainer Werner Fassbinder Foundation, die nach einer Verfügung von Fassbinders Mutter seither von Juliane Lorenz geleitet wird, die letzte Cutterin und Möchtegern-Ehefrau Fassbinders. Bei der Restaurierung von 30 der 43 Fassbinder-Filme wurde sie u.a. von Fassbinders früheren Kameramännern Xaver Schwarzenberger und Michael Ballhaus unterstützt. Die Schnitte wurden meines Wissens nach nicht verändert, es gibt auch keine zusätzlichen Szenen, lediglich das Bildmaterial wurde restauriert.

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Beitrag von Thorsten Hanisch » Mo 11. Jun 2012, 22:38

Nahaufnahme hat geschrieben:Von welchem Film?
:) :) :) Scheiße, ich werd echt alt...gemeint ist BERLIN ALEXANDERPLATZ
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Beitrag von Nahaufnahme » Mo 11. Jun 2012, 23:27

Die restaurierte Fassung wurde 2007 erstmalig aufgeführt. Kommt also drauf an, wann die DVD veröffentlicht wurde, ich denke das wird sich recherchieren lassen.

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Beitrag von SvenT » Mi 13. Jun 2012, 19:48

Die Criterion-Ausgabe vom Alexanderplatz entspricht derjenigen von Kinowelt und SZ.
Allerdings ist bei Criterion noch die Verfilmung von Piel Jutzi mit Heinrich George aus dem Jahre 1931 mit dabei. Sicher interessant. Vor allem, da Döblin an dem ja noch mitgewirkt hat.

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Beitrag von Thorsten Hanisch » Mi 13. Jun 2012, 22:58

Uhi! Danke für die Auskunft!
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Beitrag von SvenT » Mi 13. Jun 2012, 23:18

Gern geschehen.

Ich hab die Kinowelt-Ausgabe. Aus finanziellen Gründen. Die von Criterion hätte ich nämlich lieber, denn die sieht geiler aus.

Ich muss morgen oder übermorgen noch mal mehr zu Fassbinder und Alexanderplatz im Besonderen schreiben.

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