Maniac 2012 - Remake
- diceman
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Hier, ich auch.
Gerade gesehen. Großartiger Aufguß, der die verstörende, nihilistische Wirkung des Originals maximal effektiv rekapituliert. Ganz, ganz große Kamerarbeit (ich plädiere für einen Oscar), die das POV-Konzept zu nutzen weiß, ohne dabei auf cinematographische Aspekte zu verzichten, und die Momente, in denen mit dem Konzept gebrochen wird, fand ich ausgesprochen überlegt und gewählt eingesetzt. Die Gewalt maximal fies inszeniert, kein messy Gore-Gemantsche, sondern purer Schmerz. Kaltes und maximal unbequemes Erlebnis, deswegen maximal großartig. Auch großartig: der Soundtrack. Beim Intro hatte ich eine Gänsehaut. Macht dann viermal "maximal". Viel Spaß mit diesem MANIAC; ein tiefschürfender Trip, den man sich als Horrorfan wirklich nicht entgehen lassen sollte.
Gerade gesehen. Großartiger Aufguß, der die verstörende, nihilistische Wirkung des Originals maximal effektiv rekapituliert. Ganz, ganz große Kamerarbeit (ich plädiere für einen Oscar), die das POV-Konzept zu nutzen weiß, ohne dabei auf cinematographische Aspekte zu verzichten, und die Momente, in denen mit dem Konzept gebrochen wird, fand ich ausgesprochen überlegt und gewählt eingesetzt. Die Gewalt maximal fies inszeniert, kein messy Gore-Gemantsche, sondern purer Schmerz. Kaltes und maximal unbequemes Erlebnis, deswegen maximal großartig. Auch großartig: der Soundtrack. Beim Intro hatte ich eine Gänsehaut. Macht dann viermal "maximal". Viel Spaß mit diesem MANIAC; ein tiefschürfender Trip, den man sich als Horrorfan wirklich nicht entgehen lassen sollte.
"Ja, Junge, da kann man mal sehen, wie schlecht du denken kannst."
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- ScheichHabib
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- Julio Sacchi
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Gesehen.
Blasierter Filmhochschulfirlefanz; angeberisch, aber nicht eben sinnfällig inszeniert: Die Chance, mit dem POV-Trick den Zuschauer ins Hirn eines Irren zu zwingen, bleibt sträflich ungenutzt. Reiner Oberflächenreiz also, der auch vor den übelsten Klischees (zum Rotwein gibt's "Ave Maria", im Kino läuft Caligari und der arme Psychopath haut seinen Spiegel kaputt) nicht halt macht und sich mit seinen entweder als Splatstick oder als kinky Mitmach-Mord präsentierten Splatterszenen - nur echt mit total übertriebenen Soundeffekten - als Grützwurst entlarvt. Extrem kontraproduktiv dabei ein selbstverliebter Score, der unablässig dudelt und mit seinen schnulzigen Klavierläufen gefährlich nah ans Münchner-Freiheit-Fahrwasser gerät. Der Look des Films ist aber ganz ansehnlich, etwa so wie ein guter "Tatort" oder "Polizeiruf", aber nicht wirklich memorabel. Die Verneigungen vorm Original wie z.B. das Nachstellen des Filmplakats kommen maximal nerdig, die Intensität von Lustigs fiesem Psychogramm wird aber nie erreicht.
Nichtsdestoweniger ein ansehnlicher, stilistisch immerhin origineller Schocker, was heutzutage ja durchaus erwähnenswert ist.
Blasierter Filmhochschulfirlefanz; angeberisch, aber nicht eben sinnfällig inszeniert: Die Chance, mit dem POV-Trick den Zuschauer ins Hirn eines Irren zu zwingen, bleibt sträflich ungenutzt. Reiner Oberflächenreiz also, der auch vor den übelsten Klischees (zum Rotwein gibt's "Ave Maria", im Kino läuft Caligari und der arme Psychopath haut seinen Spiegel kaputt) nicht halt macht und sich mit seinen entweder als Splatstick oder als kinky Mitmach-Mord präsentierten Splatterszenen - nur echt mit total übertriebenen Soundeffekten - als Grützwurst entlarvt. Extrem kontraproduktiv dabei ein selbstverliebter Score, der unablässig dudelt und mit seinen schnulzigen Klavierläufen gefährlich nah ans Münchner-Freiheit-Fahrwasser gerät. Der Look des Films ist aber ganz ansehnlich, etwa so wie ein guter "Tatort" oder "Polizeiruf", aber nicht wirklich memorabel. Die Verneigungen vorm Original wie z.B. das Nachstellen des Filmplakats kommen maximal nerdig, die Intensität von Lustigs fiesem Psychogramm wird aber nie erreicht.
Nichtsdestoweniger ein ansehnlicher, stilistisch immerhin origineller Schocker, was heutzutage ja durchaus erwähnenswert ist.
- Thorsten Hanisch
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- Julio Sacchi
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- Thorsten Hanisch
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Nein. Nicht im Geringsten.
Mal ehrlich: Ich finde den Lustig-MANIAC auch geil (ziemlich sogar, im Prinzip ein Lieblingsfilm), aber fast alle deine Kritikpunkte am Remake kannste auch auf den anwenden. Der hat schon 1980 Klischees aus Opa Mottenkiste aufgetischt (Mutti is schuld!), präsentiert seine Splatterszenen als...wenn man so will...Showeinlagen (auch hier mit völlig übertriebenen Soundeffekten, ich erinner nur mal an den ) und die Musik...na ja...die ist gut, aber auch echt 80's to the maximum, so n Kindergeburtstag-Blockgeflöte würde sich heute keiner mehr trauen. Bei Lustig kommt auch noch ne gesunde Portion unfreiwillige Komik dazu ().
Ach ja, und einen TATORT oder einen POLIZEIRUF der dermaßen komplex und stilvoll in Szene gesetzt wurde, möchte ich gerne sehen.
Was den "Mitmachmord" angeht: Na ja, irgendwo bist Du, wenn Du so darüber denkst, dem Film ja dann in die Falle getappt bzw. der POV-Stil hat ja dann seinen Zweck erfüllt, oder?
Und zum Thema "Splatstick": Ich hab den Film in einem gut besuchten, fast vollen Kinosaal gesehen und das war einer der ganz, ganz wenigen Filme der letzten 20 Jahre wo bei den Gewaltszenen mal nicht gelacht & gejubelt wurde (ganz im Gegensatz zu den Vorführungen von HILLS HAVE EYES, HAUTE TENSION und anderen Vertretern...).
Mal ehrlich: Ich finde den Lustig-MANIAC auch geil (ziemlich sogar, im Prinzip ein Lieblingsfilm), aber fast alle deine Kritikpunkte am Remake kannste auch auf den anwenden. Der hat schon 1980 Klischees aus Opa Mottenkiste aufgetischt (Mutti is schuld!), präsentiert seine Splatterszenen als...wenn man so will...Showeinlagen (auch hier mit völlig übertriebenen Soundeffekten, ich erinner nur mal an den ) und die Musik...na ja...die ist gut, aber auch echt 80's to the maximum, so n Kindergeburtstag-Blockgeflöte würde sich heute keiner mehr trauen. Bei Lustig kommt auch noch ne gesunde Portion unfreiwillige Komik dazu ().
Ach ja, und einen TATORT oder einen POLIZEIRUF der dermaßen komplex und stilvoll in Szene gesetzt wurde, möchte ich gerne sehen.
Was den "Mitmachmord" angeht: Na ja, irgendwo bist Du, wenn Du so darüber denkst, dem Film ja dann in die Falle getappt bzw. der POV-Stil hat ja dann seinen Zweck erfüllt, oder?
Und zum Thema "Splatstick": Ich hab den Film in einem gut besuchten, fast vollen Kinosaal gesehen und das war einer der ganz, ganz wenigen Filme der letzten 20 Jahre wo bei den Gewaltszenen mal nicht gelacht & gejubelt wurde (ganz im Gegensatz zu den Vorführungen von HILLS HAVE EYES, HAUTE TENSION und anderen Vertretern...).
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- Julio Sacchi
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Also so super wie BOURNE LEGACY und AMAZING SPIDER-MAN?Thorsten Hanisch hat geschrieben:Lieblingsfilm
Verstehe gar nicht, warum Du jetzt Original und Fälschung gegeneinander aufrechnest. MANIAC hat einige Parallelen zu GRAVITY: Angeberische Regie, nur auf Effekt aus - leider wird ja sogar hier im Schlaui-Forum Kameraarbeit nur explizit gelobt, wenn sie total showy "Guck mal hier, die Kamera" daherkommt - und mit Dauerbeschallung durch zunehmend schnulzigen Ballersoundtrack gestraft. Pure Oberfläche.
Was Lustigs MANIAC ausmachte, war ja Authentizität, der Film war zwar nicht schlau, aber irrsinnig nah dran und natürlich ne ganze andere Art von Kino als der neue Film, der ist ja einfach nur aalglatt.
Die Farbgebung und Kadrierung des Films ist den von Dir so verhassten deutschen Kriminalfilmen (und dem Kino Til Schweigers) übrigens sehr nahe, da kannst Du Dich auf den Kopf stellen; warum auch nicht, die Dinger werden ja nicht von Nulpen gedreht, ich persönlich mag den Stil nicht so, da bleibt einfach nix hängen.
Damit wir uns nicht falsch verstehen, der neue MANIAC ist schon ein interessant gemachter, wenigstens ambitionierter Schocker, wie man ihn heute fast gar nicht mehr zu sehen kriegt. Aber ein derart relativierendes Urteil kann ja nun auch nicht der Weisheit letzter Schluß sein. "Komplex" ist da gar nix, deswegen finde ich es albern, den Film zum Wahnsinnswagnis auszurufen; bezeichnenderweise kam der ja eigentlich auch nur bei den üblichen Gorehoundpostillen und Nerdblogs gut weg. Weil die eben froh sind, zur Abwechslung mal keinen strunzdoofen Horrorquatsch vorgesetzt zu kriegen, sondern ne wenigstens stylishe Blutwurst.
Und das war's dann auch schon...
- Thorsten Hanisch
- Moderator
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Na ja, aber exakt das Gleiche läßt sich zum Beispiel auch über deinen heißgeliebten Johnnie To sagen, der nicht nur von mir seit einigen Jahren als seelenloser Dienstleister empfunden wird.Julio Sacchi hat geschrieben:leider wird ja sogar hier im Schlaui-Forum Kameraarbeit nur explizit gelobt, wenn sie total showy "Guck mal hier, die Kamera" daherkommt - und mit Dauerbeschallung durch zunehmend schnulzigen Ballersoundtrack gestraft. Pure Oberfläche.
Und MANIAC 2012 macht ja durch den POV-Stil tatsächlich ein neues Fass auf (das reduziert sich ja nicht nur auf die Splatterszenen, sondern betrifft auch die visuelle Umsetzung von Empfindungen). Ich empfand das als selbstreflexives Element, allein, dass Du die wirklich viehischen Gewaltszenen als "Splatstick" und "Mitmachmorde" empfindest, sagt mehr über Dich als über den Film aus. GRAVITY hätte durch die formale Umsetzung nur gewonnen, wenn man die ersten 15min so weitergeführt hätte. Apropos, weiterer Unterschied: MANIAC zieht die Nummer bis zum Ende durch, GRAVITY kriegt ganz schnell kalte Füße und rettet sich in super-seichte Erzählkino-Gewässer.
UND: Um mal - da Dir das ja immer so wichtig ist - die Resonanz auf beide Filme ins Feld zu führen: Mag sein, dass MANIAC nur in Nerdpostillen abgeräumt hat, dafür wurde in der "seriösen" Presse GRAVITY fast durch die Bank weg zur Neuerfindung des Kinos erklärt. Und jetzt?
Ebenso: Klischees hin- oder her, MANIAC bleibt seinen Wurzeln in jeder Hinsicht treu, GRAVITY verschleiert seinen banalen Kern mit den neusten PC-Tricks.
Jaaa, das Argument wird in dieser oder ähnlicher Form ständig bei Remake-Diskussionen angeführt. Seh ich natürlich auch so und dass ist ja auch mit ein Grunde für mein lebenslangen Liebe zu diesen ganzen Knallererbsen von damals (siehe auch EXTERMINATOR, VIGILANTE etc.).Julio Sacchi hat geschrieben:Was Lustigs MANIAC ausmachte, war ja Authentizität
ABER: Das ändert halt auch nichts an dem Umstand, dass es nie wieder so sein wird. Der Zug ist abgefahren, over & out. Wir haben ein neues Zeitalter und vieles hat sich geändert, auch oder vor allem das ästhetische Empfinden. Die Leute sind große, teure Studiofilme gewohnt und alles abseits davon wird als "billig" empfunden (NIGHTMARE USA widmet sich dieser "Hollywood-Formatierung" übrigens ebenfalls, das Buch ist echt nicht genug zu loben). Ich bin nicht so wirklich glücklich darüber, aber ich würde es deswegen einem Film wie MANIAC oder sonst irgendeinem "blasiertem Filmhochschulfirlefanz" die aalglaate Politur auch nicht (mehr) negativ auslegen. Das ist jetzt halt so und wird auch zukünftig so bleiben.
Ja, eben. Und, okay, wegen mir isser "gut, aber nicht sensationell" (hihi), aber gerade "heutzutage" freut mich so n "blasierter Filmhochschulfirlefanz" dann doch mehr als der xte uninspirierte Heuler aus dem Regal rechts unten. Ich glaub, ich guck auch mehr aktuellen Horrorstoff als Du, deswegen bin ich da verzweifelter...Julio Sacchi hat geschrieben:Damit wir uns nicht falsch verstehen, der neue MANIAC ist schon ein interessant gemachter, wenigstens ambitionierter Schocker, wie man ihn heute fast gar nicht mehr zu sehen kriegt.
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https://diezukunft.de/users/thorsten-hanisch
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