Italo-Western

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Julio Sacchi
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Re: Italo-Western

Beitrag von Julio Sacchi » Mo 4. Apr 2022, 15:55

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DJANGO - EIN SARG VOLL BLUT (1968)
Zwei Galgenvögel auf der Suche nach der ganz großen Kohle. Django (im Original: Lord, wobei ich eigentlich "Lord Django" am Besten finden würde) und sein dicker Kumpel Bull sollen eine halbe Million Dollar wiederfinden, die ein verblichener Offizier vorm Abtreten versteckt hat. George Hilton macht schwer einen auf Eastwood und der dicke Ex-Footballer Walter Barnes geht als Bull schwer auf die Nerven. Immer am Lachen mit der Stimme von Martin Hirthe. Ach ja, die Synchro. Rainer Brandt kalauert sich mal wieder durchs Unterholz, dass sich die Balken biegen. Zieht einer ein Messer, kommt der Kommentar "Ah, Gruß aus Solingen" und die gute alte "Dunstkiepe" ist auch wieder am Start. Obwohl die Witze lau sind, macht der Film ordentlich Laune! Horst Frank (gesprochen von Christian Brückner) schnalzt als Sado-Killer ordentlich die Zunge und Loni von Friedl sieht auch im Rollstuhl noch entzückend aus. Es wird regelmäßig zünftig geballert und gehauen, auch mal auf die Omme wie bei Bud. Schön! Spaghetti-Spezi Guiliano Carnimeno (AKA Anthony Ascott) hat hier ein hübsches Westernbrett hingelegt.


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Julio Sacchi
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Re: Italo-Western

Beitrag von Julio Sacchi » Di 24. Mai 2022, 09:46

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ADIOS COMPANEROS / ICH WILL DEINEN KOPF / ICH WILL IHN TOT (1971)
Öder Stinker von Demofilo Fidani, gedreht auf Gordon Mitchells kleinem Studiogelände. Mitchell heißt hier "Ironhead" und spielt auch so. Die anderen Charaktere heißen allen Ernstes "Butch Cassidy", "Sundance Kid" und "Macho Callagan"! Jeff Cameron (= Giovanni Scarciofolio) nimmt es als Macho mit Hunt Powers und Giancarlo Prete auf. Es gibt einen Hufeisenwettbewerb und einen für die Handlung komplett überflüssigen Gastauftritt von Klaus Kinski, der hier von Randolf Kronberg zu sprechen versucht wird. Kinski hat die einzig erinnerungswürdige Szene, er beißt nämlich in einen Apfel und das abgebissene Stück ist selbst für Kinskis Fresse viel zu groß. Kinski gibt aber nicht auf und versucht, das Apfelstück irgendwie ins Maul zu bugsieren und zu zermalmen, was ihm allerdings nicht gelingt. Schön!
Die mir vorliegende DVD von Carol Media setzt neue Standards: Schwammiges 4:3 Bild, aus dem mitunter sämtliche Farben komplett den Polnischen gemacht haben.

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JimmyPage
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Re: Italo-Western

Beitrag von JimmyPage » Di 24. Mai 2022, 09:52

:lol: :clap: Geil

Kronberg auf Kinski :shock:
äffle: "was isch groß?" - pferdle: "stuttgart!" - äffle: "was isch größer?" - pferdle: "der neckar!" - äffle: "und was isch am größten?" - pferdle: "hmm, spätzle und linsen!"

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Julio Sacchi
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Re: Italo-Western

Beitrag von Julio Sacchi » Di 5. Jul 2022, 12:01

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EINLADUNG ZUM TOTENTANZ (1968)
Der versoffene Sheriff einer von Verbrechern unterjochten Gemeinde bekommt unerwünschte Verstärkung durch einen ambitionierten Deputy. Eigentlich eine ganz gute Storybasis, die sich Fernando Di Leo hier ausgedacht hat. Hier und da erlaubt sich der Film auch den einen oder anderen Tiefschlag, so weint etwa eine junge Mutter um ihr im Schußwechsel tödlich verwundetes Baby. Oder die Szene, in der der Bandenboss die entführte junge Frau schänden will und sofort das Interesse verliert, als sie sich ihm hingibt - da stellt er sie lieber seiner kompletten Rowdybande zur Verfügung. Krass! Ansonsten ist das aber ein überaus langweiliger Verhau, dessen hochprofessionelle Synchro sich achtbar jeglicher Blödheiten enthält, aber dadurch auch irgendwie "betulich" (Christian Keßler) wirkt. Keine Zigarre!

Munin
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Re: Italo-Western

Beitrag von Munin » So 11. Sep 2022, 05:40

SATAN DER RACHE: Low-Budget-Racheschinken, den der große Handwerker Margheriti mit Gothic-Atmosphäre und brilliant dynamischer Kameraarbeit weit übers Mittelmaß hebt und so fast einen Proto-Slasher zeugt. Kinski nimmt sich gerade genug zurück, um tatsächlich als Antiheld statt als Obersau rüberzukommen, auch wenn ein paar Ultrazooms auf die Augen des Dämonen natürlich nicht fehlen dürfen. Der Titelsong ist auch ein Knüller!

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Doctor Schnabel
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Re: Italo-Western

Beitrag von Doctor Schnabel » So 11. Sep 2022, 17:36

Tönt sehr gut = Wunschliste :thumbup:



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Frau Stockl
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Re: Italo-Western

Beitrag von Frau Stockl » So 9. Okt 2022, 19:24

Zwei tolle Hechte - Wir sind die Größten a.k.a. Der Kleine Schwarze mit dem roten Hut (1975)
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A town awaits the arrival of a gunslinger to help defeat a gang of bandits, but a trio of misfits is mistaken for the anticipated relief.
Vom Antel Franz als 'Francois Legrand' gedrehte Westernkomödie, Antel, der den Western wie wir alle nur aus dem Kino und aus dem Fernsehen kennt, und der sichtlich Demofilo Fidani als sein großes inszenatorisches Vorbild nennt, hat hier wenigstens seine Stammmannschaft um Herbert Fux und Trunkenbold Hans Terofal (als 'Jenseitsschneider') mitgebracht und ihnen weitere Beschäftigung und gute Jobs geschenkt. Außerdem sind hier gar richtige Stars vor und hinter der Kamera vorhanden, man beachte nur George Hilton in der Haupt- und Titelrolle und einen der drei Skriptautoren.

Hoch gepokert wird also, mit dem Pokerspiel beginnt auch die Handlung und damit der Film. Aussehen tut das Ganze gewohnt nachlässig, aber wenigstens ordentlich abgeranzt und schmierig, die Leute ungewaschen, das Bild wie durch die Kloake gezogen, der gute Eindruck dahin, die Optik blass und krisselig. “So pokert man doch. Mischen, Geben, oder?“ Die Synchronisation kalauert gleich vorne los und immerfort, die Regie agiert fleissig mit, die Gegend stinkt nach Schweiss und Fusel, nach dunkler Dunststube: Der Film von Anbeginn an ein Trumpf und ein Triumph, eine Herzflöte bis zum König.

So Kinder, jetzt schieben wir mal den Scherz beiseite.
Sogar eine richtige Geschichte hat man hier, eine klassische, eine mäandernde gar, das verdankt man wahrscheinlich dem dritten Autoren*, welcher als einziger aus dem Genre kommt und hier zusammen mit Antel reüssiert. Die Handlung vom neuen Sheriff, der frischen Wind in eine bruchreife Stadt (“In diesem Nest hier seht ihr alle aus, als ob ihr schon müde geboren seid.“) und die farblose Umgebung bringt, der den Friedhof Friedhof sein lässt und sich nicht wie die anderen Dutzend Vorgänger mit dem Stern an der Brust gleich daneben und sich zum ewigen Schlaf in die Gräber legt, erinnert nicht umsonst an Eastwood und Konsortium, wird hier aber nicht nur variiert, sondern modernisiert und (im Hilton sein Halleluja-Stil) parodiert und gar auch abstrahiert. Es gibt Absichten und Zufälle, es gibt Männer und Frauen, es gibt Tote und Verletzte; außerdem nicht bloß Gewiss- , sondern auch einige Unsicherheiten.

Anders als die Herren hier in der Gesellschaft und anders als bspw. auch dem damenlastigen Der Traumbus bringt der Frauenbund hier auch reichlich Glanz in die bescheidene Hütte, Feminismus pur quasi, ist man nicht auf den Mund gefallen, braucht man sich nicht zu verstecken (alles ausnehmend Schönheiten) und bewährt man sich vollends und gleichberechtigt im Männeruniversum. Selbst bei der obligatorischen Saloonprügelei wird fleißig mitgemischt und bei einer Befreiungsaktion gar ohne Hilfe und gegen das so genannte starke Geschlecht von alleine aus ausgeteilt.


*(Tarantini Michel)
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.

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