Liebe (Amour)
- Thorsten Hanisch
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Liebe (Amour)
Neues von Mr. Griesgram, dieses Mal mit Jean-Louis Trintignant, Emmanuelle Riva und Isabelle Huppert.
»Wenn man der Klügste im Raum ist, ist man im falschen Raum« (K. Lauterbach)
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Re: Liebe (Amour)
Die gleiche Inszenierung, bloß mit Götz George und Hannelore Elsner statt Trintigant und Huppert, könnte ich mir so auch als Mittwochabend-TV-Film in der ARD während einer Themenwoche "Schlaganfall" vorstellen...
Haneke-Filme lassen mich kalt, lediglich DAS WEIßE BAND hatte etwas mehr als sonst zu erzählen, obwohl ich da das falsche Schwarzweiß nervig fand, als ob es nie Schwarzweiß-Filme gegeben hätte, in denen Fachleute für Kontraste sorgten, "musste" in Farbe gedreht werden und anschließend wieder die Farbe entsättigt werden, so sah es dann auch schmierig-milchig aus, als ob man das am PC in einer Sekunde bei Bildern mit Photoshop macht.
Haneke-Filme lassen mich kalt, lediglich DAS WEIßE BAND hatte etwas mehr als sonst zu erzählen, obwohl ich da das falsche Schwarzweiß nervig fand, als ob es nie Schwarzweiß-Filme gegeben hätte, in denen Fachleute für Kontraste sorgten, "musste" in Farbe gedreht werden und anschließend wieder die Farbe entsättigt werden, so sah es dann auch schmierig-milchig aus, als ob man das am PC in einer Sekunde bei Bildern mit Photoshop macht.
- Thorsten Hanisch
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Re: Liebe (Amour)
Stimmt!Nahaufnahme hat geschrieben:Die gleiche Inszenierung, bloß mit Götz George und Hannelore Elsner statt Trintigant und Huppert, könnte ich mir so auch als Mittwochabend-TV-Film in der ARD während einer Themenwoche "Schlaganfall" vorstellen...
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- Kollerteral..
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Lief am Sonntag in der ARD. Weitaus besser als Das Weisse Band, den mochte ich ob seiner für Haneke eher untypischen, konventionellen Erzählweise gar nicht. Die Sachen davor eigentlich -mit Abstrichen- alle. Liebe konzentriert sich wieder mehr darauf, das vermeinlich Wichtige wegzulassen und das vermeintlich Unwichtige in den Vordergrund zu stellen; Alltägliches, in all seiner Grausamkeit (Usus bei Haneke), aber diesmal auch Schönheit.
Der Verfall von Emmanuelle Riva, die ihre Rolle erschreckend gut spielt, ist dabei weniger schmerzlich anzusehen als das Unbehagen und die Hilflosigkeit, die der unbeteiligte Zuschauer -mit ähnlichem Blick wie die von Isabelle Huppert dargestellte Tochter- auf das alltägliche Geschehen miterleben muss. Sei es das Aufstehen aus dem Rollstuhl oder das Füttern des Lebensgefährtens.
Der Gatte, Jean-Louis Trintignant, arrangiert sich, er hält die Dinge am Laufen und in den Bemühungen, dem Zustand seiner Eherau gerecht zu werden, blitzen immer wieder diese Momente der titelgebenden Liebe auf, die die Tristesse und Ausweglosigkeit der Situation aufbrechen. Ungewohnt für Haneke, das macht das Ganze aber weniger steril als zB. Benneys Video oder 71 Fragmente.
Natürlich gibt es auch hier den "Haneke-Moment", den Schock, das Entladen von Angestautem, das sich langsam ankündigt, einen aber unvorbereitet trifft. Macht in Summe also 'nen richtig guten schlechte Laune Film für den Sonntag abend. Nicht Hanekes bester oder unterhaltsamster Wurf (nach Wolfzeit und Caché scheint er sein Pulver verschossen zu haben), aber'n unangenehmer Blick durch's Schlüsselloch auf das, was irgendwann mal auf jeden von uns zukommen könnte.
Ach so: die deutsche Synchro ist erstklassig.
Der Verfall von Emmanuelle Riva, die ihre Rolle erschreckend gut spielt, ist dabei weniger schmerzlich anzusehen als das Unbehagen und die Hilflosigkeit, die der unbeteiligte Zuschauer -mit ähnlichem Blick wie die von Isabelle Huppert dargestellte Tochter- auf das alltägliche Geschehen miterleben muss. Sei es das Aufstehen aus dem Rollstuhl oder das Füttern des Lebensgefährtens.
Der Gatte, Jean-Louis Trintignant, arrangiert sich, er hält die Dinge am Laufen und in den Bemühungen, dem Zustand seiner Eherau gerecht zu werden, blitzen immer wieder diese Momente der titelgebenden Liebe auf, die die Tristesse und Ausweglosigkeit der Situation aufbrechen. Ungewohnt für Haneke, das macht das Ganze aber weniger steril als zB. Benneys Video oder 71 Fragmente.
Natürlich gibt es auch hier den "Haneke-Moment", den Schock, das Entladen von Angestautem, das sich langsam ankündigt, einen aber unvorbereitet trifft. Macht in Summe also 'nen richtig guten schlechte Laune Film für den Sonntag abend. Nicht Hanekes bester oder unterhaltsamster Wurf (nach Wolfzeit und Caché scheint er sein Pulver verschossen zu haben), aber'n unangenehmer Blick durch's Schlüsselloch auf das, was irgendwann mal auf jeden von uns zukommen könnte.
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"Guten Abend meine Damen und Herren. Heute war nix los. Und nun zum Wetter .."
- Grisbane
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Haneke hasst Film und Kino und verachtet seine Zuschauer. Daher mache ich das einzig Richtige und verachte ihn auch.
Merkwürdigerweise fand ich DAS WEISSE BAND mit etlichen Abstrichen aber mitunter noch erträglich.
LIEBE gucke ich nicht, da ich selbst mit der Pflege einer an Demenz erkrankten Person zu tun hatte. Zu nah dran.
Merkwürdigerweise fand ich DAS WEISSE BAND mit etlichen Abstrichen aber mitunter noch erträglich.
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- Kollerteral..
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Wenn dem tatsächlich so wäre, dann müsste der Forenkonsens sein, so oft wie hier über's Filmehassen und -verachten gesprochen wirdGrisbane hat geschrieben:Haneke hasst Film und Kino und verachtet seine Zuschauer.
Der hat einfach 'ne andere Herangehensweise ans Filmemachen. Vor allen Dingen narrativ, aber auch in Sachen Bildkomposition, Kameraeinstellung, etc.pp. Haneke hat sich da seine Nische geschaufelt, die einem natürlich nicht gefallen muss. Dachte bei Liebe anfangs auch, daß er sich in puncto Aufbau und Struktur doch langsam etwas erschöpft hat. Möchte ja nicht immer das Gleiche sehen.
Je länger aber im Nachhinein manche Szene des Films nachwirkt (da gibt's zB. Traumsequenzen und 'ne Taube, die sich in die Wohnung der Alten 'verirrt'), desto mehr bin ich der Meinung es entwickelt sich doch noch etwas zum Guten mit dem Mann. Zumindest was die Kritik am Formelkino und dessen Zuschauern angeht, hat man den Eindruck, daß die Tonlage etwas versöhnlicher wird. Liebe hat jedenfalls hat schon 'ne sehr menschelnde Komponente, die den Film weniger kühl wirken lässt als andere seiner Werke (Musik wie Kunst spielen diesbzgl. hier übrigens auch 'ne wichtige Rolle).
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- Julio Sacchi
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Ich bleibe dabei: das hätte die ARD mit George und Elsner auch hinbekommen, das ist kein Tabubruch und kein Schock. Haneke wird hoffnungslos überbewertet und hat großes Glück, dass seine Schauspieler regelmäßig so viel aus dem Material herausholen. Finde Das weiße Band nach wie vor am interessantesten und Caché wegen einiger Bilder visuell am gelungensten (und ich mochte Daniel Auteuil in der Phase). Dass Haneke seine Zuschauer verachtet, glaube ich nicht, er macht seine Arbeit als Gegenentwurf zum Mainstream und das finde ich teilweise sehenswert. Talentfrei ist der Mann jedenfalls nicht.
- Yuki
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Naja, er verachtet nicht unbedingt "seine" Zuschauer, aber halt schon Filme generell (besonders wenn sie ohne moralischem Zeigefinger komme). Und damit auch den Durschnittszuschauer, der sich die Dinger anguckt. Ich find seine Filme trotzdem interessant. Nicht gut, aber halt interessant. Also schonmal besser als "egal" oder "langweilig".Nahaufnahme hat geschrieben:Dass Haneke seine Zuschauer verachtet, glaube ich nicht...
Caché und Das Weiße Band hab' ich aber nie gesehen, die Filme davor waren schon genug von der Sorte (für den Zeitraum damals - vielleicht bald mal).