Alain Delon
- Frau Stockl
- Beiträge: 12276
- Registriert: Di 25. Sep 2012, 09:44
- Wohnort: Burg Stargard
Re: Alain Delon
Zwischendurch wird einmal mittendrin das Ketchup vergossen, eine Festnahme der Polizei mit Waffengewalt, eine kurze Unterbrechung und ein Vorgeschmack des Kommenden. Denn nach und nach steigt man auf in die höheren Kreise, und man weiß, die Luft wird dünner ganz oben, die Warnungen bleiben ungehört. Eine Szene in einem Schlachthof als Umkehr des Bisherigen, eine grobe Schießerei zwischen hängenden und teils brennenden Tierkadavern, mit Waffen aus Marokko plant man die Revanche, ein Gangsterkrieg mit vielen großen Löchern im Leibe entspinnt. Das Tempo wird schleichender, die Augen müder und trüber, man wird einsamer, das Dasein übler.
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.
- Frau Stockl
- Beiträge: 12276
- Registriert: Di 25. Sep 2012, 09:44
- Wohnort: Burg Stargard
Re: Alain Delon
Zwischendurch ist man wie vom Erdboden verschluckt, der eine wart entführt und länger nicht mehr gesehen, man hat ihm zum Gespött der Stadt gemacht, der andere ist Wochen schon im Grab. Das große Spektakel wird dann nicht mehr geboten, die Mobsters-Unterwelt im Delirium, im Säuferwahn. Das erinnert ein wenig an die Drogensucht aus French Connection 2, die versuchte Beseitigung eines Widerstreites durch den Bruch von Körper und Geist, hier ist die Legendenbildung ähnlich, auch geht es um Drogen, geht es um die weiße Waffe, geht es um Heroin. Ein Welteroberungsplan wird geboren, der Film wandelt sich vom unterkühlten, stilisierten Ausstellungsstück und vom Schau-Spiel um zum Ärmlichen, modifiziert sich bald zum Ärgsten, raus aus dem schönen Schein, in die trübe Realität, mit brutalen Stunts und ebensolchen Sterbeszenen. Bald schreibt man '35, bald '36, dann '37, "In Berlin wird bestimmt alles gut laufen.", die Narration schreitet voran, die Dramaturgie folgt hintendran, auf Fluchtwegen über das Meer, auf Schleichwegen über das Gebirge, die Rache wird hier kalt vollzogen, "Heute komm’ ich voller Zorn zurück."
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.
- Frau Stockl
- Beiträge: 12276
- Registriert: Di 25. Sep 2012, 09:44
- Wohnort: Burg Stargard
Re: Alain Delon
Was mir beim Ersten gar nicht aufgefallen wäre, wenn ich den Zweiten nicht zuerst geschaut hätte:
Statham spielt auch mit.
Statham spielt auch mit.
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.
- Frau Stockl
- Beiträge: 12276
- Registriert: Di 25. Sep 2012, 09:44
- Wohnort: Burg Stargard
Re: Alain Delon
"Dieser Typ ist leider bösartig. Und aggressiv, weil er unglücklich ist." Delon kommt später in das Spiel, in einer gänzlich anderen Szene, wie ein anderer Film zu dem, der vorher gezeigt wurde, ein neuer Akt, eine weitere Perspektive. Eine Analyse. Oktober ist der Monat der Ereignisse, der frühe Herbst, die Zeiten werden kälter, die Gefühle unterkühlt. Ein Psychogramm steht an, Psychopathologie, ein Thriller, ein Duell, ein Reißer, es wird vom 'Apocalypse-Killer' dem 'Küchenpsychologen' eine Frist gestellt: Armageddon minus 15. Die Mediengesellschaft spielt hier eine große Rolle, braucht der Erpresser eine Verstärkung, eine Frequenz, auch einen Receiver, er braucht die Zeitschriften, er schnauzt einen Taxifahrer an, der die Nachrichten im Radio über ihn ausstellt, er sieht sich eine Fernsehsendung an, in der er verbal provoziert und bloßgestellt wird, er mischt sich in eine Liveschalte ein und manipuliert die Eurovision.
"Jeder Polizist in Europa soll sich sein Gesicht einprägen und wissen, wie gefährlich er ist." Eine Falle wird gestellt, ein Köder wird gelegt, ein Lockvogel eingesetzt, der Antagonist ist dabei öfters im Bilde, er wird dem Zuschauer eingangs durchaus nahe gebracht, er hat einen 'traurigen' Blick, er kümmert sich um einen Freund, er spielt einen einsamen, verletzten Menschen, Delon eine Rolle. Es wird Empathie versucht, "Das Problem bei einem Attentat ist, dass das meiste Interesse und Mitgefühl dem Opfer gilt, während der Attentäter nur eine Fußnote in der Geschichte darstellt. Ich musste es besser machen."; dann wieder zerstört. Es gibt einen abstoßenden Sexualmord, eine sensationslüsterne Aufmachung, eine indirekte Rache, rein aus Geltungssucht und zur Abschreckung, eine Verstörung sondergleichen, ein wahrlich obszöner Effekt.
"Hoffst Du immer noch, dass Du ihn retten kannst?" Die Fahndung auf Hochtouren, das Phantombild überall, das politische Umfeld eher Charade, ein großer Bluff, aber mit Aufwand durchaus gehalten, mit Polizeiaufgebot, mit Spezialeinheiten, mit Menschengewühl und allgemeiner Hektik. Ein einzelner Mann bringt die Welt in Aufruhr, will sie wecken, das wirkt erst ein wenig wie Angst über die Stadt, auf Dauer aber sehr simpel, und wie der Film plakativ und narrativ einfach gestrickt.
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.