Japanimation Impressionen

Neuigkeiten und Diskussionen zu Filmen aus den fernen Osten.
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Joachim Bauer
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Re: Japanimation Impressionen

Beitrag von Joachim Bauer » Fr 28. Okt 2022, 15:59

Also doch Doktorarbeit. ;)
Die Spieler, wo dieser Sprache nicht mächtig sind, die sollen dann sich angewöhnen, das Deutsch zu lernen. (Mario Basler, rhetorisch geschulter, ehemaliger Fußballprofi)

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Yuki
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Re: Japanimation Impressionen

Beitrag von Yuki » Fr 28. Okt 2022, 23:10

Goku Midnight Eye (1989)
2-teilige OVA (dann abgesetzt?) über einen Ex-Cop, jetzt Privatdetektiv in einer japanischen Cyberpunkwelt. Seine Markenzeichen: Nackter Oberkörper, ABER Krawatte und offenes Sakko! Das reicht eigentlich schon, doch zusätzlich kriegt er in Folge 1 noch ein Cyber-Auge verpasst, mit dem er ALLE Computer auf der ganzen Welt hacken kann - immer und überall. Außerdem einen Stock, der nach Belieben verlängert werden kann (Namensvetter Son Goku lässt grüßen?). Regie ist auch von Yoshiaki Kawajiri.

Zeichenstil ist schon super, die Animationen gut genug - der Soundtrack leider eher generisch, bis auf den tollen Song im Outro! Das Setting ist generell super, wird aber während der zwei Episoden (á 45 Minuten ca.) noch nicht voll ausgenutzt, die Fähigkeiten der Titelfigur kommen da schon mehr zur Geltung. Die erste Folgte macht etwas mehr Spaß, da sie einfach durchgeknallter ist und ihren Twist nicht so mit dem Holzhammer serviert (die Plots und Figuren sind generell eher vom Reißbrett, wenn auch mit einzelnen, guten Ideen veredelt).
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kami
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Re: Japanimation Impressionen

Beitrag von kami » Fr 28. Okt 2022, 23:43

Super Pulp-Cyberpunk mit tollen Actionszenen und hübschen visuellen Einfällen. Allerdings in fast jeder Hinsicht Cyber City Oedo vom gleichen Regisseur eine Spur unterlegen.

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Yuki
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Re: Japanimation Impressionen

Beitrag von Yuki » Di 1. Nov 2022, 15:52

Manie-Manie aka NEO TOKYO (1987)
Drei animierte Kurzgeschichten von drei Regisseuren. Rintaro (GALAXY EXPRESS 999, THE DAGGER OF KAMUI) entführt ein kleines Mädchen und ihre dicke Katze in ein abstraktes Labyrinth voller Sinneseindrücke. Yoshiaki Kawajiri (WICKED CITY und NINJA SCROLL) sprengt Körper während eines futuristischen Rennturniers; Und Katsuhiro Otomo (AKIRA) beauftragt einen Bauleiter mit der Beendigung eines ausweglosen Projekts im Nirgendwo.

Weniger Substanz an der Oberfläche (darunter ist jedoch viel Interpretationsspielraum), dafür aber reich an kreativen Einfällen und visuellen Besonderheiten. Technisch auf höchstem Niveau, selbst wenn man Animationsfilme heute noch so produzieren würde, sähen sie wahrscheinlich trotzdem nicht besser aus.

Und ja, bei Kawajiris RUNNING MAN Segment sieht man zum ersten Mal seinen eigenen Stil und das Teil ist ziemlich super. Vielleicht nicht ganz so gut wie die Story von Otomo. Einzige Beschwerde: Das wirkt (und ist ja auch so) schon eher im Nachhinein zusammengestellt mit Rintaros Geschichte als hintergeworfene Rahmenhandlung? Gibt kein großes Thema und auch sonst keine Verbindungen zwischen den Geschichten? Die einzelnen Segmente sind für sich jedenfalls super, aber warum das 'ne Anthology - außer um es besser zu verkaufen? - ist mir eigentlich ein Rätsel :D .
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Yuki
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Re: Japanimation Impressionen

Beitrag von Yuki » Mo 20. Mär 2023, 13:02

Sailor Moon (1992 - 1997)


Die tollpatschige Schülerin Usagi Tsukino begegnet eines Tages der sprechenden Katze Luna und ist von da an auserwählt, als magische Kriegerin SAILOR MOON für Liebe und Gerechtigkeit einzustehen. Der Zeitpunkt ist günstig, denn zufällig hat es gerade das sogenannte Dark Kingdom inklusive Oberdämon Metallia und ihrer loyaler Untertanen auf die Erde abgesehen. Da der Alleingang für Usagi auf Dauer zu langweilig wäre, gesellen sich nach kurzer Zeit noch einige Mitstreiter dazu.

Meistgeliebt, meistgehasst, Genreklassiker und Präferenztitel. Die fünf-staffelige TV-Serie ist ein rosaroter Mädchen-(Alb)traum, der in Erfüllung geht. Jugendliche Damen in Röcken, die desnachts mit magischen Kräften auf Dämonenjagd gehen, ein markanter Herr in Smoking und Maske, der in Notfällen galant zur Hilfe eilt. Die Manga-Adaption realisiert eine kitschige sowie märchenhafte Illusion epischen Ausmaßes - inklusive sexy Verwandlungssequenzen. Ein Königreich auf dem Mond, Wiedergeburten, Schicksalsbegegnungen, eine finstere Queen und ihre fiesen Generäle, ständig darauf erpicht, dunkle Energie aus den Unglücken unschuldiger Menschen zu ziehen. Und das ist nur die erste Staffel - später gibt es noch Haruka und Michiru (das Super-Mega-Pärchen), den verrückten Professor sowie Sailor Saturn und, und, und. Manchmal mit moralischen und gesellschaftlichen Botschaften beträufelt, meistens aber fantasievolle Adoleszenz-Romanze, größtenteils aber vorallem inhaltliches Vakuum und Ansammlung amüsant-dreister Plotlöcher. Außerdem formelhaft und voller Füllepisoden, welche nur häppchenweise die eigentliche Story vorantreiben, doch selbst da ist oft für ein breites Grinsen gesorgt, wenn der nächstbeste, unerwartete Slapstick-Moment hereinplatzt oder ein schrulliger Bösewicht und dessen Outfit am guten Geschmack zweifeln lässt.

Im Uncut (O-Ton) strotzt die Serie vor homosexuellen (+) Anspielungen. Neptun und Uranus sind ein ikonisches Pärchen diesbezüglich! Kunzite and Zoisite sind auch ein homosexuelles Paar (Bad Guys). FishEye (in der dt. Version ein Mädchen) ist ein schwuler Typ. Im ersten Spielfilm wird eine vermeintliche Männer-Romanze zum tragischen Missverständniss, wenn Fiore nach Jahren zurückkehrt, um Mamoru die schönste Blume des Universums zu schenken und dann vor Eifersucht platzt, weil dieser inzwischen mit Usagi zusammen ist (daraufhin will er die Welt vernichten :D). Seiya in der letzten Staffel ist ein androgynes Wesen, was "Liebe" für Usagi empfindet. Seiren und Lead Crow sind ein Homo-Pärchen, wobei eine der Beiden das gerne verheimlicht und der andere das offen zugibt. In der letzten Staffel gibt es die Three Lights, bzw. Sailor Stars, eine Gruppe von Kriegern, die sich als männliche Popgruppe tarnt, aber per Verwandlung weiblich wird. Wenn man den Kostüm- und Magiekram weglässt, ist es eigentlich 'ne Beziehungs-Soap.

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Yuki
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Re: Japanimation Impressionen

Beitrag von Yuki » Do 13. Jul 2023, 04:58

The Cockpit (1994)


Drei Anime-Kurzfilme über den Zweiten Weltkrieg, basierend auf einem Manga von Leiji Matsumoto.

SLIPSTREAM ist von Regisseur Yoshiaki Kawajiri inszeniert und erzählt vom deutschen Fliegerass Erhardt. Als er den Transport einer experimentellen Nuklearrakete eskortieren soll, packt ihn ein Gewissenskonflikt.

SONIC BOOM SQUADRON kommt von Regisseur Takashi Imanishi und erzählt von einem japanischen Kamikaze-Piloten, welcher sehnsüchtig auf seinen endgültigen Einsatz wartet.

KNIGHT OF THE IROND DRAGON kommt von Regisseur Ryōsuke Takahashi und erzählt von einem bombardierten, japanischen Stützpunkt, dessen letzten zwei Überlebenden den vermeintlich hoffnungslosen Fluchtweg zur nächstbesten Heimatbasis antreten.

Alle drei Episoden sind top animiert und warten mit dem unverkennbaren Charakterdesign von Matsumoto auf. Thematisch wird sich mehr oder weniger auf die Luftwaffe konzentriert. Alle drei Geschichten sind klar als Anti-Kriegs-Botschaften zu verstehen, thematisieren aber gleichzeitig auch die Faszination des Fliegens, den Fortschritt und wie letzteres im Krieg zum Töten missbraucht wird.

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Sylvio Constabel
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Re: Japanimation Impressionen

Beitrag von Sylvio Constabel » Fr 14. Jul 2023, 14:23

Fantastische Kurzfilme. Davon habe ich noch das englische Tape. Eines der wenigen, die ich behielt.
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

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Yuki
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Re: Japanimation Impressionen

Beitrag von Yuki » Fr 14. Jul 2023, 14:56

Ja, die sind echt gut und auch ziemlich einzigartig. Die Episode mit dem Kamikaze-Piloten fand ich fast am Eindrucksvollsten, wobei die letzte mit dem alten Mechaniker und dem Motorrad auch ziemlich super ist. Würde Originale davon auch gut aufheben - irgendwann kriegste das gar nicht mehr :mrgreen:

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Yuki
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Re: Japanimation Impressionen

Beitrag von Yuki » So 16. Jul 2023, 22:24

Robot Carnival (1987)
Ich fand den toll. Sicherlich hat diese Kurzfilmsammlung über Mensch & Maschinen ein paar Ausfälle zu vermerken - CLOUD ist z.B. einfach mal todlangweilig, egal wie schön Manabu Ōhashi auch animieren und zeichnen kann; Doch gerade die Episoden, die sich wie poppige, 80er-Jahre-Musikvideos anfühlen, fand ich großartig und davon gibt es ein paar (STAR LIGHT ANGEL ist eigentlich ein Meisterwerk und CHICKEN MAN AND RED NECK ein ganz schöner Trip). Und das ganze Design aus PRESENCE (von Yasuomi Umetsu) inklusive ein paar der flüssigsten Animationsabläufe aller Zeiten ist für die Ewigkeit.


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Re: Japanimation Impressionen

Beitrag von Yuki » Di 1. Aug 2023, 21:36

Lensman - The Secret of the Lens (1984)


Relativ freizügige Adaption von E. E. Smiths Weltraum-Saga. Ein bisschen holprig erzählt und mit einem Haufen kaum ausgearbeiteten Haupt- sowie Nebenfiguren geplagt, doch das Design, die Zeichnungen und die flüssigen Animationen sind oberste Güteklasse. Die Pionier-Einsätze von frühen 3D-Animationen und Modellen sind so selten wie exotisch - also auch kaum störend. Wer sich trotz einer eher flachen Handlung also gerne in fremde Welten entführen lässt, ist bei LENSMAN durchaus richtig. Einer der ersten Filme, bei denen Yoshiaki Kawajiri mit Regie führte.

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