Zhao Yun (Zilong)

[Zhang Liao]

Aufgrund der enormen Popularität von Zhao Yun, entstanden in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Produktionen über ihn. Also nicht nur als Nebencharakter wie in Red Cliff, sondern als Protagonist.

Ein bekanntes Beispiel ist Resurrection of the Dragon von 2008 mit Andy Lau, wobei man hier auch ordentlich erfundene Geschichten über ihn mit untergebracht hat.

Andere Produktionen (die ich nicht kenne):
:
- God of War: Zhao Zilong (2020) - scheint von Splendid veröffentlicht worden zu sein

- Zhao Zilong God of Spear (2022)

- Wu Shen Zhao Zi Long (2023)

- Legend of Zhao Yun (2020)

- God of War, Zhao Yun (2016) - dabei handelt es sich um eine Fernsehserie

Kennt da jemand etwas davon? Ich habe nämlich ein recht spezielles Interesse an ihm entwickelt.

Der Grund liegt darin, dass ich wahrscheinlich einen absolut grandiosen Coup auf dem Antiquitätenmarkt gelandet habe und nun im Besitz der frühesten Abbildung bzw. Artefakts von Zhao Yun bin. (genauer gesagt Zhao Yun und Adou - es zeigt die Szene als Zhao das Baby an sich bindet).
Das ist schon krass: Ich habe die Figur von einem der renommiertesten Dealer in London erworben, aber der hatte keinen Plan, was da genau abgebildet ist. Glück für mich.
Laut des Händlers datiert man die Figur auf die Song Dynastie (960 - 1279) und damit bevor der Roman im 14. Jahrhundert rauskam. Das alleine ist schon geil.
Ich glaube aber, dass man die Figur auf die Nördliche Song Dynastie (960 - 1127) eingrenzen kann.
Warum? Zhao Yun war damals schon etwas bekannt, weil die Geschichten über ihn bereits seit spätestens der Tang Dynastie verbreitet worden waren. Allerdings entwickelte sich dieses Geschichtenerzählen erst zur Beginn der Song Dynastie zu einem richtigen Beruf, wo auch entsprechende Schulen gegründet wurden, wo man sich auf die Drei Reiche spezialisieren konnte.
Es stellt sich aber die Frage, wer zur damaligen Zeit ein Interesse daran hatte, eine Figur von Zhao Yun zwecks Anbetung erstellen zu lassen. Kann eigentlich nur jemand aus seiner Heimatstadt sein. Diese liegt in Zhengding County und wurde von der Nördlichen Song Dynastie regiert.
Ich sprach auch mal mit dem Experten Rafe de Crespigny und der bestätigte mir, dass es in dieser Gegend eine Grabanlage gibt, wo man Zhao Yun seit Anfang der (Nördlichen) Song Dynastie verehrt hatte. Höchst interessant.
Das Grab wurde in den 1980ern entdeckt. Und der Antikhändler meinte zu mir, dass er die Figur schon um 1990 erstmals verkauft hatte und nun zurück gekauft hatte. Stellt sich mir die Frage, ob das Teil womöglich dort ausgegraben worden war und dann ins Ausland geschafft wurde? Wird man aber wohl nie klären können.
(das Grab wurde Zhao aber wohl nur zugeschrieben, denn begraben wurde er woanders - es soll aber auch noch weitere Stellen geben, wo er verehrt wurde)
Jedenfalls wurden die ersten Abbildungen zu den Drei Reichen erst 1294 erschaffen (Sanfen Shilue). Das war quasi der erste Versuch, diese ganzen Erzählungen mal zu bündeln. 1321-1323 wurde das Ganze noch mal überarbeitet. (Sanguo Zhi Pinghua).
Und erst ein paar Dekaden später kam dann Luo Guanzhong mit dem Roman an. Wobei er das schon ganz geschickt gemacht hat: Kombinierte einfach die bekannten historischen Fakten mit diesen zuvor von anderen Leuten geschaffenen Geschichten, erfand noch schnell selbst ein wenig was und fertig war das Epos.
Was für mich bleibt: Figur wohl 960 - 1127 entstanden und 1294 kam eigentlich erstmals das Konterfei von Zhao zum Vorschein. Eigentlich. Das ist doch geradezu revolutionär.
Aber auch, was die Artefakte angeht, ist es sensationell:
Zhao Yun und Adou wurden erst im 17. Jahrhundert als Motiv für Porzellan verwendet.
Da habe ich sogar eine Figur, welche aus der Zeit stammen könnte. Und in einem kleineren Auktionshaus in Deutschland wurde eine Vase mit blau/weiß Malerei versteigert. Hat 50.000 Euro gebracht. Wurde ich leider hauchzart überboten.
Zu diesem Zeitpunkt ist die Verwendung dieses Motivs aber auch noch recht selten. Das ändert sich im Lauf der Zeit.
Von ca. 1850 - 1950 (also späte Qing bis Republik) ist Zhao Yun fast schon eine Standard Dekoration geworden.
Auch gerade bei Export Waren. Man findet deshalb eigentlich regelmäßig Vasen aus dieser Zeit mit ihm, wie er Adou bei der Schlacht von Changban trägt.

[Frau Stockl]

Kenn nur den originalen God of War (2017).
Der Rest ist ja alles so billo Streamingkram.

[Zhang Liao]

Dieser God of War von 2017 hat aber mit Zhao Yun nix zu tun. Jedenfalls, wenn man der Inhaltsangabe glaubt.

[Sylvio Constabel]

Studiertest Du das Zeug mal?

[Zhang Liao]

Studiert habe ich da nichts (wobei Sinologie mittlerweile doch tatsächlich recht interessant wäre).
Es geht halt eher in die Richtung 'Learning by Collecting'.
Ich mein, wenn du auf ein ganz bestimmtes Thema fokussiert bist, dann ist man irgendwann recht gut darin, bestimmte Objekte zu identifizieren, die passen würden. Wobei ich da auch schon 2-3 Mal Mist gekauft habe.
Außerdem bin ich dann zwar auf meinem Themengebiet stetig besser geworden, aber halt nicht, was die Identifizierung der Qualität von Objekten angeht.
Klar, da mache ich auch Fortschritte, aber es gibt schon oft Fälle, wo ich mir denke, 'Objekt würde passen, falls tatsächlich alt'. Und dann muss ich eben sehen, dass ich jemanden extern um Meinung fragen kann, den man wirkich als Experte für chinesische Antiquitäten bezeichnen kann.
Wenn man gleich bei einem bekannten Händler kauft, wie im Fall der Zhao Yun Figur, ist es natürlich am Einfachsten. Da bekam ich dann auch eine Garantie, dass die Figur aus der Song Zeit stammt.
In diesem Fall war dann aber eher das Erkennen des Objekts das anfängliche Problem: Hatte die Figur bereits vor Monaten gesehen und nur eines flüchtigen Blickes gewürdigt. Als ich nach langer Zeit wieder bei dem Händler landete, kam der Durchblick. Da hatte ich Glück, dass die Figur noch da war.

Ich denke, letzten Endes muss man einfach in der Lage sein, bei einem Objekt etwas zu erkennen, was eben kein Anderer sieht. Und wenn ein Experte einer Figur keinen Namen geben kann, ist das womöglich so ein Moment.
Wobei es aber gerade bei dem chinesischen Zeug schwer ist und man da auch leicht Fehleinschätzungen treffen kann.
Mittlerweile dürften gefühlt 99% der Objekte auf dem Markt Fakes sein und die sind teils so gut geworden, dass man selbst die Experten der großen Auktionshäuser verarschen kann.
Deswegen wird bei bestimmten Objekten auch die Provenienz in den Fokus gestellt. Aber dann braucht man wohl auch keinen sogenannten Experten mehr, wenn man nachweisen kann, dass ein Objekt vor 100 Jahren von CT Loo (oder irgendeinem anderen weltbekannten Dealer) gehandelt worden war.

Aber Möglichkeiten für Glückstreffer gibt es natürlich immer.
Da schlendert man über den Flohmarkt und entdeckt in einer Wühlkiste so ein angeranztes kleines Büchlein. Und dann auch noch so kitschig mit kleinen Herzchen verziert.
Der Titel ist leider wegen der verschwommenen Tinte nur noch eingeschränkt lesbar: Mein kleines Tagebuch. Von Adulf (?) Hiller (??).
Damit ist die Sache klar: Für 1 Euro kann man da locker zugreifen. Dieses extrem furztrockene Altpapier dürfte sich nämlich ganz ausgezeichnet eignen zur Anzündung des Kamins.

[Sylvio Constabel]

Klingt irgendwie ganz cool. Ehrlich. Für mich ist das zwar nichts, aber es freut mich, zu lesen, daß Dir das soviel Freude bringt.

[Zhang Liao]

Also in Asien ist das Thema Drei Reiche doch schwer populär. Interessanterweise in Japan fast noch stärker als in China.
So gesehen ist es aber kein Wunder, dass es zu dem Thema allgemein so viel Output gibt.
Nicht nur bei Filmen, sondern auch in anderen Bereichen wie Spielzeug. Hat sich zu einem richtigen Wirtschaftszweig entwickelt.
Ach und Anfang nächsten Jahres kommt nach mehrmaligem Verschieben auch ein Computerspiel über Zhao Yun raus.

Für Zhao Yun wurde auch erst 1997 in Zhengding County ein neues kleines Museum eröffnet.
Zu der Zeit war Xi dort noch als Gouverneur (?) tätig. Da werden dann am Eingang des Museums auch stolz die Bilder präsentiert als er ein paar Jahre später (2004 oder so) dort vorbei geschlendert ist.
Was ich sonst so sehe, haut mich aber nicht um. Im Tempel gibt es eine Menge an Replika. Da hätte man sich auch die Mühe machen und echte Antiquitäten rankarren können.
Gibt z.B. eine Schnitzerei von der Changban Szene. Aber halt modern. Ich habe da auch Eine: Meine stammt aber laut einem Experten wohl aus der Daoguang Periode (1820-1850).
Hm, bei näherer Betrachtung stelle ich fest: Ich habe schon so viel Zhao Yun Zeug angehäuft, da könnte ich fast mein eigenes Zhao Yun Museum eröffnen.
Müsste ich halt nur darauf hoffen, dass sich dann genug asiatische Touristen in den Bayerischen Wald verirren.

Ernsthafter: Die Ausfuhr von chinesischen Antiquitäten aus China ist ja mittlerweile fast völlig verboten worden.
Wäre mal interessant zu wissen, was passiert, wenn man dort ein eigenes Objekt ausstellt und anschließend wieder ausführen möchte. Ob das dann so einfach geht?
China ist mittlerweile schon auch aggressiv unterwegs, was die Raubkunst angeht. Da hatte sich auch Jackie Chan mal quasi als chinesischer Regierungssprecher hervor getan.
Vor allem natürlich bei Sachen, die damals aus dem kaiserlichen Sommerpalast gestohlen wurden.
Da kamen ja u.a. 12 Bronzeköpfe der 12 chinesischen Tierkreiszeichen abhanden.
6 davon sind nun wieder in China, von 3 weiß man immerhin den Aufenthaltsort im Ausland und die übrigen 3 gelten als verschollen.
Eines der großen Auktionshäuser wollte trotz aller Proteste vor ein paar Jahren ein Exemplar versteigern.
Und die Chinesen hatten die Auktion dann gebombt, indem man den Preis in schwindelerregende Höhen trieb (glaube 35 Mio), nur um nach dem Hammerfall gleich mal die Zahlungsunwilligkeit zu signalisieren.
Aber die Chinesen scheinen ja allgemein recht willig zu sein, auch illegale Wege zu gehen, um Objekte zurück nach China zu bringen. Gab doch schon unzählige Einbrüche in europäische Museen.
Im September diesen Jahres erwischte es auch das Osteuropäische Museum in Köln. Da wurden wohl mehrere Objekte im Wert von 1 Mio gestohlen. Aber gut, die Sicherheitsmaßnahmen waren wohl auch völlig für die Tonne.
Wenn das einfache Aufhebeln eines Fenster ausreicht...
Da fühlt man sich ja fast selbst motiviert.

[Sylvio Constabel]

Selbst ist der Mann. Auf geht's.

[Zhang Liao]

Was jetzt? Museumseröffnung? Oder Einbruch?
Bitte um Aufklärung. Falls Letzteres könnte ich dann wenigstens bei Scheitern milder davon kommen, indem ich den
Anstifter präsentieren kann.

Ach ja, dieses Gebilde von 1997 ist offiziell auch ein Tempel und kein Museum.
Trotzdem hätte man die Innenreinrichtung etwas hochwertiger gestalten können.
Das scheint aber wohl seit längerer Zeit die Mode in China zu sein: Ständig werden wahllos Museen eröffnet, viele davon scheinen dann auch nicht gerade massenhaft Besucher anzulocken.

Und ich meine natürlich das Ostasiatische Museum in Köln. Kleiner Verschrieber.