Elisa's Day

Neuigkeiten und Diskussionen zu Filmen aus den fernen Osten.
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Frau Stockl
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Elisa's Day

Beitrag von Frau Stockl » Di 28. Dez 2021, 01:38

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It's a tragic case of history repeating as two cases twenty years apart find their connections in people who were abandoned by their parents.
Überraschend starkes Regie- und Autorendebüt von Alan Fung, mit ebensolchen darstellerischen Leistungen gerade auch von Ronald Cheng, der hierfür für lau gearbeitet hat und wahrscheinlich auch den ganzen Film überhaupt erst finanziert.

Die Geschichte erinnert nach und nach ein Deut weit an Port of Call (2015), aber lange nicht so reißerisch, sondern eher als Stillleben. Die Bilder sind träumerisch und Träumereien, die Realität sieht anders aus, die Stimmung ist getragen, teilweise einsam, isoliert bis depressiv. Behutsam werden die Ereignisse erzählt, persönlich bis intim, mit ruhigen, langen Einstellungen, die mehr aussagen als Worte und wo selbst das Gesprochene noch weitere Details und Andeutungen und nicht etwa nur Wiederholungen des Gezeigten und banales in Monolog und Dialog ergibt. Die Erschaffung einer speziellen Situation mit Lokal- und Zeitkolorit auch, wird in den Nachrichten von der Übergabe von HK und der Verabschiedung durch Gouverneur Chris Patten erzählt, wird was vom Ausleihen von Videokassetten noch und dem Nutzen des Pagerservices oder später ein Kinoaushang von City of Glass - die Lichtspielstätte ist zwischendurch eine Art temporärer Zufluchts- und Ruheort samt 'Familienidyll' - nebensächlich in die Handlung eingewebt und fallen die Worte "China is where the money and the future is" in einem Disput unter Kleinkriminellen, in einer Triadensippschaft, in dessen Tun und Beisein auch das Zartfühlende einer jungen Kleinfamilie abrupt aufhört und wo sich für einen kurzen Moment in Tuen Mun die Gewalt Bahn bricht.

Der Film nutzt abgeschiedene, verlassene, selten verwendete Schauplätze für seine eigene Faszination an auch architektonischen Eindrücken und eine Existenz abseits des Mittelpunktes, und er nutzt weitgehend unbekannte Darsteller für seine private Erzählung, einfühlsame und unauffällige und auch erstaunlich melancholisch-edle Aufnahmen, die dennoch oder deswegen wirken und nahe gehen. Es geht um das Leben und Überleben in widrigen Bedingungen, um das Alleinsein und um fehlende Unterstützung, um Individuen, die einander bräuchten, sich aber nicht haben, dafür aber anderen Halt finden. Es geht um Liebe, die mal nicht ausreicht und mal nicht ewig hält, und um Polizisten, die auch Menschen, aber keine Sozialarbeiter sind.
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~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.

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Sylvio Constabel
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Re: Elisa's Day

Beitrag von Sylvio Constabel » Di 28. Dez 2021, 16:23

Das liest sich gut, ich bin aber trotzdem raus.
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

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