HK-Allerlei

Neuigkeiten und Diskussionen zu Filmen aus den fernen Osten.
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Sylvio Constabel
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Re: HK-Allerlei

Beitrag von Sylvio Constabel » Mo 18. Apr 2022, 12:50

Vage Aussichten. Von 10 YEARS gibt's ja außerdem die tolle BD-Box mit Buch. Wenn Du was hörst, bitte Bescheid geben.
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

Munin
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Re: HK-Allerlei

Beitrag von Munin » Mo 25. Apr 2022, 14:19

I LOVE MARIA
(1988, David Chung)
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Tsui Hark is one of a pair of wacky scientists (the other being wild-haired John Sham) who reprogram a sexy android named Maria (Sally Yeh, The Killer) to fight the good fight. Maria was actually supposed to be a tool of evil, and was built in the image of another Maria (also Sally Yeh), who happens to be the venomous moll of crime boss Lam Kwok Bun. A boyish Tony Leung Chiu Wai plays a reporter who stumbles onto the exploits of the good Maria, whose desire to do justice ultimately leads her to a showdown with the evil Maria, who would now like to see her identical synthetic doppelganger destroyed.
Ganz so der Ausraster, als der er sich auf dem Papier liest, ist I LOVE MARIA nicht. Am besten ist eigentlich die Anfangssequenz, in der der nett getrickste Mech auf den Straßen Hongkongs gegen eine ganze Horde von Polizisten antritt. Danach geht's erstmal für eine Stunde mit Tsui Hark und John Sham als Pinky & Brain zum Kaspern ins Versteck in der Pampa, was immerhin nicht ganz so nervig ist wie bei derartigen Werken gewohnt und durch ein paar tatsächlich lustige Szenen glänzt. In ihrem Kostum sieht Sally Yeh aus wie direkt aus einem japanischen Film gleichen Jahres importiert und trotzt auch in entsprechender Manier allen Gesetzen der Physik. Das hier eigentlich überhaupt nichts Sinn ergibt, muss nicht weiter erwähnt werden.

Alles ganz nett an einem Nachmittag wegzuschauen, nur fehlt wie gesagt irgendwie das letzte Bisschen an entfesseltem Wahnsinn, wobei sich der Showdown immerhin noch einmal Mühe gibt, einen draufzulegen.

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Joachim Bauer
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Re: HK-Allerlei

Beitrag von Joachim Bauer » Mo 25. Apr 2022, 14:25

Bei dem Film habe ich immer das Gefühl, dass ihm ein besserer Ruf zuteil wird, als es angebracht wäre; aus Gründen, die Du aufführst. Aber als Zeitvertreib für den verregneten Sonntagnachmittag ist er schon wirklich gut geeignet.
Die Spieler, wo dieser Sprache nicht mächtig sind, die sollen dann sich angewöhnen, das Deutsch zu lernen. (Mario Basler, rhetorisch geschulter, ehemaliger Fußballprofi)

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Sylvio Constabel
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Re: HK-Allerlei

Beitrag von Sylvio Constabel » Mo 25. Apr 2022, 14:35

Toller Film, ich mag den sehr gern!
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

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Re: HK-Allerlei

Beitrag von Frau Stockl » Mo 25. Apr 2022, 16:51

Kenn nur den Anfang glaube, schon seit 📼-Tagen, aber scheint auch besser zu sein. Dann geh ich von aus, dass der Rest auch steil ist und werde nicht enttäuscht.

Schade und komisch, dass der Regisseur (als Regisseur) nicht wirklich viel gemacht, die Filme hatten (logischerweise) ordentlich Optik und auch ziemlich Bumms.
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.

Munin
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Re: HK-Allerlei

Beitrag von Munin » Mi 11. Mai 2022, 05:37

DRIFTING
(2021, Jun Li)
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Based on a true court case, Drifting chronicles the lives of homeless people in Sham Shui Po, the lowest-income district in Hong Kong.
Überhäuft mit zahllosen Preisen reiht sich DRIFTING in die immer länger werdende Liste der auf Prestige und Anerkennung schielenden Sozialdramen ein, die mal mehr, mal weniger offensichtlich politisch Anklage erheben. DRIFTING ist dabei - anders als das Marketing suggerieren mag - kein pathosgeladener Tearjerker; das gerichtliche Ringen um Schadensersatz für eine Räumungsaktion tritt als roter Faden schon bald in den Hintergrund, zu sehen gibt es hauptsächlich lose verknüpfte Vignetten, in denen sich Francis Ng und ein kunterbunter Haufen an Nebendarstellern (Will Or, Loletta Lee, Chu Pak-hong) durch den Obdachlosenalltag quälen und Weisheiten zur Ungerechtigkeit des Lebens austauschen.

Beachtlich an DRIFTING ist, dass er weitaus weniger Mitleid für diese Truppe übrig hat, als man es von einem solchen Film erwarten könnte. Die Bewohner der Sperrholzbudensiedlung animieren sich gegenseitig zum Drogenkonsum, begehen Diebstähle und streiten sich. Mit der Frage, ob und inwiefern hier jemand an seinem Schicksal schuld ist, beschäftigt sich Li eher nicht. Zwar kann er sich dem Mief des Elendspornos nicht vollständig entsagen - geht diesen Vorwurf in einer Szene sogar explizit an - aber insgesamt herrscht hier konsequent distanzierte Beobachtung statt Melodrama vor. Bei einem Herman Yau hätte das anders ausgesehen. Mit Cecilia Choi als Sozialarbeiterin gibt es immerhin einen halbgaren Versuch, doch noch eine Sympathie- und Bezugsfigur einzubringen, so richtig funktioniert die Rolle allerdings nicht.

Entsprechend dieser Herangehensweise bleibt der Film als herkömmliche Erzählung recht sperrig. Einzuordnen eher bei Werken wie MADE IN HONG KONG und THE WAY WE ARE, wenn auch visuell schicker. Da muss man schon Interesse für das Sujet mitbringen und ein wenig Geduld. Ich als emotionaler Gucker hätte mir hier tatsächlich ein Quentchen mehr Rührseligkeit gewünscht. Sehenswert ist DRIFTING aber auf jeden Fall, nicht zuletzt dank seiner denkwürdigen Schlussszene.

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Sylvio Constabel
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Re: HK-Allerlei

Beitrag von Sylvio Constabel » Mi 11. Mai 2022, 07:32

Klingt gut. Die BD ist auf dem Weg. Will den Film auch endlich sehen.
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Re: HK-Allerlei

Beitrag von Munin » Fr 27. Mai 2022, 13:09

Sylvio Constabel hat geschrieben:
Mo 18. Apr 2022, 12:19
Sehr guter Text. Vielen Dank. Die Scheibe liegt bereit. REVOLUTION will ich unbedingt sehen, nur wo?
Golden Horse-winning documentary REVOLUTION OF OUR TIMES will be available worldwide on VOD on Vimeo starting on June 1. English subtitled version available.

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Sylvio Constabel
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Re: HK-Allerlei

Beitrag von Sylvio Constabel » Fr 27. Mai 2022, 19:55

Fantastisch! DANKE!
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Re: HK-Allerlei

Beitrag von Munin » Di 31. Mai 2022, 20:36

THE FIRST TIME IS THE LAST TIME
(1989, Raymond Leung)
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A young woman who is jailed after avenging her boyfriend's death at the hands of some ruthless gangsters. Once in prison, she befriends another inmate who, secretly because of the underworld massacre, wants her dead.
Holprig strukturierte und eher schläfrige Mischung aus Frauengefängnisdrama nach New-Wave-Vorbild und Triadenschmu. Die tristen Knastszenen mit ordentlich Gezanke, Gehaue und Missbrauch seitens der fiesen Wärterinnen plätschern erst einmal eine gute Stunde vor sich her, während Ex-Prostituierte Carrie Ng sich mit Mauerblümchen Season Ma anfreundet und von ihrer Liebe zu Gangster Andy Lau erzählt, der eigentlich Undercover-Cop ist und eine Bande hochnehmen will. Dumm nur, dass die gute Season einen sie sporadisch besuchenden Triadenfreund hat, der genau in jene verstrickt ist und auf Rache sinnt. Eigentlich eine interessante Konstellation, aus der Raymond Leung aber leider nichts allzu Spannendes macht. Einzig Lowell Los völlig überzogener Saxofonkäse füllt die Laufzeit mit ein bisschen launiger Energie auf; vor dem Abspann wartet wie es sich gehört immerhin noch ein beknacktes Fuck-You aus dem Nichts.

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LOST IN TIME
(2003, Derek Yee)
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Sui Wai lost her fiance Ah Man in a car accident. With the obligations of life sitting heavy on her shoulders, she lives on only to find herself confiding in her beloved through a phone call. Dai Fai, a mini-bus driver who witnessed Ah Man's death, is always there offering her attentive encouragement and support, yet he himself also lives in the shadow of his last relationship.
Fand ich irgendwie nicht mehr so doll. Wirkt ein bisschen arg kalkuliert und löst den starken, weil realistischen Mittelteil am Ende zu simpel auf. Cecilia Cheung pendelt in ihrer hysterischen Überforderung zwischen mitleiderregend und nervtötend, Lau Ching-Wan gibt den pragmatischen Samariter hingegen mit derartiger Gelassenheit, dass die finale Wendung und Aussprache ihre Wirkung nicht voll entfaltet. Überhaupt hapert es hier im gesamten Liebesdreieck ein bisschen an der Chemie, und warum Pausenclown Louis Koo jetzt eigentlich so unvergesslich gewesen sein soll, dafür liefert Yee in den Flashbacks nicht sonderlich viele Gründe.

Handwerklich ist das aber natürlich top, und auch die Minibus-Thematik ist eine schöne Idee, die viel Lokalkolorit auf den Bildschirm zaubert. Insgesamt okay, wenn auch kein Klassiker.

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