HK-Allerlei

Neuigkeiten und Diskussionen zu Filmen aus den fernen Osten.
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Munin
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Re: HK-Allerlei

Beitrag von Munin » Fr 15. Apr 2022, 19:29

BROTHERHOOD
(1986, Stephen Shin)
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Liu and Keung are competent constables and good partners. But Keung is fired just because of a minor mistake. Gradually falling into a financial crisis, Keung is forced to commit crimes. Liu wants to help but he himself is trapped and has to face internal investigations. As his young brother Raymond is assigned to arrest Keung’s gang, Liu is put in a dilemma.
Knackiges Krimidrama von Stephen BLACK CAT Shin, in dem Danny Lee als Ritter der Rechtschaffenheit mal wieder zwischen alle Fronten gerät. Ästhetisch noch voll in der New Wave verankert und frei von sämtlichem Humor und Optimismus bildet der Film die gesellschaftlichen Reibungsflächen zwischen Kriminellen und ihren Verfolgern in der urbanen Hölle mit semidokumentarischer Nüchternheit ab, hätte sich für die Zeichnung von Alex Mans Charakter und der Gang aber etwas mehr Zeit nehmen können. Am Ende warten noch ein ultrafieses Shootout und das klassisch hoffnungslose Ohrfeigenfinale. Dazu brodeln Richard Changs Synthesizer so finster wie sonst nur bei Carpenter. Dies könnte Ihnen gefallen, wenn Ihnen auch PEOPLE'S HERO gefallen hat.

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NEEDING YOU
(2000, Johnnie To / Wai Ka-fai)
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Office gossip and former flames threaten the possibility of romance between an entrepreneur and his assistant.
Die Kombo aus Office-Politics-Satire und Romcom sollte To und Wai 10 Jahre später mit DON'T GO BREAKING MY HEART handwerklich weitaus kunstvoller gelingen. Der freidrehende Geist der späten 90er, den NEEDING YOU atmet, lässt sich jedoch nur einmal einfangen und Cheng Siu-Keungs wild umherfliegende Kamera verleiht diesem sonst recht fahrigen Stoff fast die Kinetik eines Animationsfilms. Angenehm ist, wie viel hier unausgesprochen bleibt, die Komik dazu passend eher bedacht-bodenständig statt hyperventilierend. Der MOMENT OF ROMANCE-Gag ist fast so zeitlos wie die Vorlage selbst. Der Soundtrack heutzutage dafür eher anstrengend. Insgesamt ein stilprägendes Werk, aber persönlich habe ich spätere Beiträge wie YESTERDAY ONCE MORE, HOOKED ON YOU und den eingangs erwähnten Film als besser in Erinnerung. Müsste ich auch nochmal schauen.

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Sylvio Constabel
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Re: HK-Allerlei

Beitrag von Sylvio Constabel » Fr 15. Apr 2022, 20:44

Munin hat geschrieben:
Fr 15. Apr 2022, 19:29
NEEDING YOU
(2000, Johnnie To / Wai Ka-fai)
Der MOMENT OF ROMANCE-Gag ist fast so zeitlos wie die Vorlage selbst.
In der Tat. :D
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

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Re: HK-Allerlei

Beitrag von Frau Stockl » Fr 15. Apr 2022, 22:48

Munin hat geschrieben:
Fr 15. Apr 2022, 19:29
BROTHERHOOD
(1986, Stephen Shin)
Dazu brodeln Richard Changs Synthesizer so finster wie sonst nur bei Carpenter.
Weiß ich zwar nichts mehr von, ist mir aber auch aufgefallen:
Der grummelnde, minimalistische Score von Richard Chang kommt zwar einige Jahre zu spät und hört sich auch mehr nach einem apokalyptischen Endzeitfilm an, passt aber ungemein gut auf die kargen Bilder und kleidet das Ambiente noch mehr in ein ernüchterndes, bedrohliches Klima.

Der Mann hat darüber hinaus aber kaum was gemacht anscheinend.
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.

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Doctor Schnabel
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Re: HK-Allerlei

Beitrag von Doctor Schnabel » Fr 15. Apr 2022, 22:53

Brotherhood sah ich 2016. Mochte ich gemäss altem Review. Hab nur die VCD.

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Zhang Liao
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Re: HK-Allerlei

Beitrag von Zhang Liao » So 17. Apr 2022, 04:46

Sylvio Constabel hat geschrieben:
Fr 15. Apr 2022, 00:59
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Mensch, ist der Sammo dünn geworden.
Und klein.

:D

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Sylvio Constabel
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Re: HK-Allerlei

Beitrag von Sylvio Constabel » So 17. Apr 2022, 10:03

:?:
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

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Zhang Liao
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Re: HK-Allerlei

Beitrag von Zhang Liao » Mo 18. Apr 2022, 00:05

:!:

:lol:

Munin
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Re: HK-Allerlei

Beitrag von Munin » Mo 18. Apr 2022, 11:05

BEYOND THE DREAM
(2019, Kiwi Chow)
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Lok (Chun-Him Lau) is a recovering schizophrenic who yearns for love. One day, he encounters the young and beautiful Yan (Cecilia Choi) and quickly falls in love with her. Just when he struggles whether to tell her about his illness, he has a relapse and becomes delusional. Little does he know that she's a psychological counselor who has a hidden agenda.
Kiwi Chow, verantwortlich für das wohl beste Segment in TEN YEARS, beginnt BEYOND THE DREAM mit einem Taschenspielertrick, der nicht nur dazu dient, Loks Krankheit greifbar zu machen, sondern auch, um gängige Klischees asiatischer Liebesdramen zu dekonstruieren. Denn der in der Fantasie so perfekt und unschuldig erdachte Schwarm ist in der Wirklichkeit auch nur ein Mensch - mit allen Komplexitäten und Schwächen, die dazugehören. Auch wenn die Idee sicher nicht neu ist: Es sind diese Szenen, in denen Spielfilmdebütant Terrence Lau um die Unterscheidung von Illusion und Realität ringt, die den Film besonders machen und mit großem Geschick inszeniert sind.

Kurz danach wechselt Chow in konventionellere Bahnen und verlagert seinen Fokus auf Chois mit sich hadernde Psychologiestudentin, was nicht ganz sauber gelingt und den Film etwas ins Straucheln bringt. Dass man dennoch dranbleibt, ist nicht nur den starken Schauspielleistungen, sondern auch Danny Szetos Kamera zu verdanken. Diese stilisiert die eigentlich ziemlich blasse Hongkonger Satellitenstadt Tuen Mun zu einem mystisch entrückten Hort der Romantik, dessen in warmes Licht getauchte Spazierwege, sanft davonschwebenden Straßenbahnen und menschenleere Unterführungen allein für unsere Protagonisten geschaffen zu sein scheinen.

Im letzten Akt zergeht der Film trotz einer packend geschnittenen und vertonten Schlüsselszene in denselben Platitüden, die er im ersten noch so clever untergrub: Große Lebensprobleme werden gelöst, indem man einfach eine Nacht drüber schläft und in Zeitlupen-Piano-Pathos gehüllte Umarmungen ersticken die Chance auf ein Ende, das so bittersüß und doppelbödig hätte ausfallen müssen wie der Anfang. Aber das trauen sich wohl nur die Koreaner. Nichtsdestotrotz ein gut gespieltes und gefilmtes Werk irgendwo zwischen Mainstream-, Indie- und Arthouse-Allüren.

Chow hat nach diesem Film die in Cannes uraufgeführte und in Hongkong schon im Vorfeld aus dem Verkehr gezogene Protestdokumentation REVOLUTION OF OUR TIMES gedreht; man kann nur hoffen, dass seine Karriere als Spielfilmregisseur damit noch nicht ihr Ende gefunden hat.

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Sylvio Constabel
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Re: HK-Allerlei

Beitrag von Sylvio Constabel » Mo 18. Apr 2022, 12:19

Sehr guter Text. Vielen Dank. Die Scheibe liegt bereit. REVOLUTION will ich unbedingt sehen, nur wo?
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

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Re: HK-Allerlei

Beitrag von Munin » Mo 18. Apr 2022, 12:46

Landet vielleicht irgendwann auf Netflix, da gab's doch eh schon TEN YEARS und ein paar der anderen Dokus.

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