Walker, Texas Ranger (Original)

Keiner mag sie so wirklich, aber ohne wollen wir auch nicht: Alles rund um die Flimmerkiste.
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Frau Stockl
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Re: Walker, Texas Ranger (Original)

Beitrag von Frau Stockl » Mi 23. Nov 2022, 01:23

S03E07-08 Sumpf aus Gift 1+2 (1994)
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Komisch, dass sich diese Typen immer in solchen Rattenlöchern verstecken müssen.“
Haftbefehle werden erlassen und eingeholt, in Brownsville ein alter Bekannter gesucht und gesichtet, Trivette macht Dienst nach Vorschrift, Walker war schon die ganze Woche anderen Verbrecher hinterher, braucht aber keinen Schlaf, keine Pause, ruht nicht, blinzelt nicht, ist wieder fit für den Einsatz und das nächste Feuergefecht. Ein fliegender Start hier, die Vorrede nichts wert, paar Worte zur Verortung, die Stürmung einer Bar, die Pumpgun in den Händen. “The Road to Black Bayou“, die Gaststars sind enorm und zahlreich, David Huddleston, Jo Champa, Mike Norris, ebenso aufgeboten wird mit Rangers, Drogenfahndung, U.S. Marshalls und der Polizei die obrigkeitsstaatliche Formation.
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Hey, kennst du eigentlich schon die Geschichte von den zwei Kamelen, die in eine Bar einmarschieren?“ - “Die ist bescheuert.“
'Black Bayou', Louisana, bei Caddo Parish ist der spätere, zwei Abstecher nach Dallas zum Trotz der hauptsächliche Schauplatz, die besten Fischgründe der Welt, da gibt es Barsche, dass einem die Augen leuchten. Raus aus der Stadt also, rein in die Wildnis, der nächste Deal, die nächste Razzia, wie der Murmeltiertag bei Walker, Retroactive im Polizeiserienmilieu. Militant wird hier in die Situation vorgeprescht, blindlings in die Aktion gegangen, Lieferwagen beschossen und im Flammenmeer empor gehoben, Kämpfe in und am Hubschrauber geboten und später gar noch ohne Fallschirm durch die Lüfte geflogen. Ein zu viel des Guten, die Krankschreibung und der zwangsverpflichtete Urlaub folgt prompt und folgt auf dem Fuße.

Erzählt wird dann und dies nach mühseligen Einstieg von Mörderischen Ferien, macht das Verbrechen nicht vor der AU und die Verbrecher nicht vor bundesstaatlichen Grenzen halt, Klischees en masse werden nicht gescheut und die der Produktion sowieso stets anheimelnde Provinzialität und Trivialität hier nochmal in vollem Umfang und in vollsten Zügen und Zufriedenheit ausgelebt. So gibt es Südstaaten-Rednecks, verwandt, verschwippt, verschwägert, es gibt den alten dicken Lokalmatador, mit Gürtel und Hosenträger. Es gibt eine eher lausig inszenierte Schlägerei auf einer Art festgemachten Restaurant'dampfer', bei der selbst Walker an die Dutzend Roundhousekicks braucht, um dem riesigen Fleischklops von Gegenüber den Kopf zu verdrehen, es gibt die ersten Warnungen von den Einheimischen an die eigentlich nur als Hobbyangler und sowieso ohne Befugnisse unterwegs seienden Ausflügler, und es gibt schließlich und endlich viel frische Luft und unberührte, wilde Natur: versumpfte Ufer, Altwasserarme, Zypressenhaine, als Kontrast dazu Brandlegungen im großen Stil und sich selbständig machende Dynamitstangen, die meist Wasserbomben auslösen, aber auch mal ein Motorboot erwischen und in das Jenseits sprengen; für jeden etwas dabei und nicht langweilig im Gemüt.

Um das Ganze noch etwas zu füllen, wird aufgrund der eingangs geschehenen (Kopf)Verletzung von Walker und dem Schauplatz des (einheimischen) Dschungels ein wenig mit Traumata aus dem Vietnamkrieg und Art Halluzinationen davon bzw. lebendig gewordenen Imaginationen gespielt; Walker sieht sich zuweilen als Jungspund in Uniform und Ein-Mann-Kampfmaschine gegen 'Charlie' antreten, selbst ohne die Bilder aus Missing in Action 1 und 2 im Hinterkopf als Vergleich ist das hier Gezeigte aber eher Marke David A. Prior und dessen kurze Phase der Namsploitation, also zwar willkommen, aber eher ein wenig lächerlich. Allerdings fehlt dafür der sonstige moralische Zeigefinger, die knappe Geschichte wird auch knapp gehalten und nicht mit Lehren und Botschaften aufgefüllt.
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Re: Walker, Texas Ranger (Original)

Beitrag von Frau Stockl » So 4. Dez 2022, 02:02

S03E16-17 Krieg auf den Straßen 1+2 (1995)
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Herumgeschleiche in der Nacht, die Texas Ranger auf Patrouille, den Mitteilungen eines Informanten hat man gehorcht, Verstärkung ist gleich mitgebracht. Der 'neue' Partner von Walker ist vor Ort, ein alter auch. “Genau wie früher, Cordell!“, Halunken werden gestellt und erledigt, Festnahmen noch vor Ort, wirkliche Gegenwehr (und damit Action) existiert nicht. Doch um die Vereitelung von groß angelegten Benzindiebstahl noch direkt aus der Raffinerie geht es hier nicht, die Szene nur als Einführung da, als Vorstellung, mit reichlich Palaver des alten Partners von Cordell, der den neuen und den eigentlich zweiten Hauptdarsteller hier für einen Moment ablöst und in den dramatischen Mittelpunkt (Witwer mit rebellischem Teenagersohn) gerät. Der Sohn sorgt für den Trubel und die tatsächliche Einleitung: ein illegales Autorennen, ein Krieg auf den Straßen, eine schöne Kollision und eine ebensolche Explosion.

War Zone“ heißt die Langfolge im Original, geadelt durch Tim Thomerson und Wilford Brimley, sowie Michael Preece als Regisseur, als Hauptverantwortlicher, der Mann in Spitzenposition. Der Familienplot bzw. die Streitigkeiten darin, der Generationenkonflikt, das Erziehungswissenschaftliche interessiert natürlich nur beiläufig, also interessiert natürlich nicht; zum Glück kommt es zu mehreren Raubüberfällen in der Gegend, die den auf ganzer Linie versagender Vater ablenken und dem Zuschauer seine wohlverdiente Dosis Fernseh-Shootouts bringen. “Das ist beinahe wie früher, was, Cordell?“, der Mann lebt nur im früher, in der besseren Vergangenheit, was mutlos macht und traurig ist.

Nebenschauplätze der Serie waren nie ihre Stärke, starke Persönlichkeiten, souveräne darstellerische Leistungen, ein aufeinander abgestimmtes und miteinander harmonierendes Team gab's bloß im Zentrum, in der Mitte. Die Gefühlsduselei hier als Ausklang, als Füllung, etwas Gutes für Moral und das Herz, eine Familiensendung, für die ganze Familie, auch wenn der Vatter lieber Crime möchte und den Polizisten bei der eigentlichen Aufgabe zusieht. Viele Karohemden, viele Hüte, gestandene Recken und ein paar Tote. Überfälle auf einen Supermarkt gab es, auf eine Wechselstube, die Vorverkaufskasse eines Konzertes und eine Bank, “das nenne ich eine hübsche Steigerung“, fast dreißig Namen passend fürs Täterprofil, ehemalige Militärpolizisten und Militärfetischisten.

So spießig-piefig wie die Narrative um christliche Nächstenliebe, Familienzusammenhalt, Trauerbewältigung, Pubertät, so ähnlich die Inszenierung, farblos, bieder, banal bis peinlich, aber ehrlich gemeint zumindest, CBS-Stil der Mittneunziger, gute alte amerikanische Hausmannskost, die Kamera ist hier mancherorts etwas kreativer und beweglicher als üblich. Zudem ist das Tempo ordentlich, wenn auch nicht vorzüglich, mittig ein (unblutiger) Schusswechsel zwischen Räubern und Gendarmen vor einer Sportarena, die Bösen mit Verstärkung, die Guten mäßig ausgerüstet und ohne Begleitschutz. Eine Sprengfalle nur wenig später reist ein Villengrundstück entzwei und das vorstehende Auto mit weg, die Explosion formvollendet, zwanzig volle Sekunden Donnerhall und Feuerschlag als Mittel zum Zweck. Eine Art 'Falle' hinten raus zum Showdown im knorrigen Gestrüpp lässt noch einmal die Kugeln und dann auch die Fußtritte sprechen; der kurze Einsatz vom 'neuen' Partner Trivette kommt übrigens wuchtiger als das Gefuchtel vom Titelhelden.
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Re: Walker, Texas Ranger (Original)

Beitrag von Frau Stockl » Sa 10. Dez 2022, 22:15

S02E22-23 Das Attentat 1+2 (1994)
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Eine Pistol Competition auf dem Schießstand steht an, Wettbewerb statt Ernstfall, das Prüfen im Kampf miteinander, aber das Feuern auf Pappkameraden, die nur aus der versteckten Ecke mechanisch hervorschnellen und nicht etwa auch am Angreifen oder sich Verteidigen sind. Walker kommt als letzter dran, er taucht sogar als letzter auf, wie zur leidigen Pflicht und nicht wie die anderen Law Enforcement Vertreter in der Kür, gewinnt aber natürlich trotzdem; der Titelheld bleibt Titelverteidiger und räumt das Feld von hinten auf. Die Angebertour hat hier sogar seine Bewandtnis und seine Verlinkung im Plot, die nationalen Ausscheidungen in Dallas stehen an, ein Teilnehmer wird schon auf der Herrentoilette im Kansas City Airport ermordet, vom Polizisten und Wettschützen zur Leiche mit dem Messer in der Brust, der Täter Gaststar Jonathan Banks, ein Auftragsmörder mit Hitler-Zitaten, der Anführer eines Killerkommandos namens 'Black Boys', ein Soziopath, der Großes noch im Sinn hat und "Das Attentat" zur Veränderung vom Status quo nicht nur im Geiste mit sich führt.

Gaststars treten hier noch weitere auf, Stuart Whitman, Clyde Kusatsu, L. Q. Jones, die Langfolge heißt “Deadly Reunion“ im Originaltitel, es geht um Waffenrechte, um Veteranen, um politische Ansichten und Entscheidungen, um Selbstjustiz, um Sicherheit und Schutz, und es geht um Platzhirsche und Konkurrenten, und ums heute und das früher. Eine Art Der Schakal in der Fernsehfassung, im Gewand des Neo Western, Walker und Trivette als leidige Bodyguards für einen Senator, der sich verbal nur festlegt und sich so immer spielend leicht nach der jeweiligen öffentlichen Meinung und dem gesellschaftlichen Winde dreht, dazu die parallel eingespielten Vorbereitungen für einen Anschlag ('Säuberung und Selektion, das sind nun mal historische Fakten.“), das Anfertigen eines speziellen 30 Kaliber Gewehres, mit Quecksilbermunition, mit Tag- und Nachtsichtgerät, mit Schalldämpfer, von einem Büchsenmacher alter Schule, der nach Vollendung der Arbeit und so auch alsbald das Zeitliche segnet.

Und der Computer hat den ganzen Stapel Papier ausgespuckt?“ - “Das ist erst der Anfang.
Aufgedröselt wird das Ganze eher ruhig, das Meiste über Dialog, in der ersten halben Stunde ist außer dem anfänglichen Durchlöchern von Zielscheiben nur die Vorstellung der Personen und zweimal eine Art Rauferei zu sehen. Dafür gibt's alte Bekanntschaften und die Auffrischung dieser, es gibt den Polizeifilm, die Ermittlungen, das Verfolgen kleinster Spuren und dies in alle Richtungen. Als Aufforderung zum Wach bleiben und als Auflockerung der (ordentlich, aber bieder gehandhabten und dadurch auch etwas gehandicapten) Dialogberge gibt es u.a. eine Geiselnahme vor einem Geschäft, bei dem das Polizeiaufgebot groß, der Wortwulst aber dennoch größer ist, eine altersmäßig ungleiche Barschlägerei, und zur Halbzeit ein versuchter Drive-by auf der Autobahn, mit anschließender Kollision und Explosion und zuvor der Hatz über Straßen und Rasen. Hinten raus dreht man sowieso etwas auf, das Killerkommando stürmt die Ranch von Walker; dieser hat zuvor zwei Schergen in die Holzvitrine geprügelt und den dritten aus der Eingangstür wieder hinauskatapultiert.
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Re: Walker, Texas Ranger (Original)

Beitrag von Frau Stockl » Mo 9. Jan 2023, 02:55

S03E24-25 Heißer Schnee aus Mexiko 1+2 (1995)
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Die Grenze zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und Mexiko soll hier mehr symbolischer als realer Art sein, eine Trennung zwar von Religion, von Nationalität, und auch von Politik, aber dennoch beide Staaten eine Einheit, die einander die Hände reichen sollen; zumindest wenn man nach dem Drehbuchautoren Blomquist, Husky & Nelson und ihren ersten geschriebenen Sätzen geht. Es ist Wahlkampf, das Volk applaudiert, die Mariachis spielen auf, die Killer sind bereits im Anmarsch, die erste Actionszene brandet auf. Walker und Trivette hier als Bodyguards, für den womöglich zünftigen Präsidenten des Nachbarlandes, Gewalt direkt vor und in den Nebenstraßen. Vom Beobachtungsposten zum Eingreifen in Gefahr zum Direktangriff, die Texas Rangers stets und immer und überall aktiv. "Wenn er sein Aussehen verändert hat, wie willst du ihn dann erkennen?" - "Ich erkenne ihn." Die Langfolge hat den Richard Norton im Cast und sie hat eine zusätzliche Nemesis, einen professionellen Attentäter, einen Meister der Verwandlung, "Es sind die Augen, Trivette. Die vergesse ich nie wieder."

Eine erste Bombe zündelt, ein Manöver zum strategischen Rückzug nur, eine vorübergehende Abweichung vom eigentlichen Mordauftrag, zwei Tote gibt's bereits, die Folge ist prompt auf Anschlag, Adrenalin reichlich und Hochspannung pur. Walker - der mittlerweile gar Visionen und Vorahnungen hat - steht zwischen den Ereignissen und mittendrin, die mexikanische Begleitmannschaft hat ihren eigenen hochdekorierten Sicherheitsexperten, das FBI mischt sich von Washington ein, unschuldige Personen müssen sterben, Köpfe werden rollen. Es gibt Behördenklüngel, es gibt polizeiliche Ermittlungen, es gibt die Computerrecherche und die Razzien in verwinkelten Absteigen unter erschwerten Bedingungen, "Ich sehe hier oben. Sie unten." - "Ich war schon das letzte Mal unten." - "Ja, weil Sie jünger sind als ich." - "Doch bloß ein Jahr!" Die Verfolgung eines Verdächtigen und Flüchtenden über Treppenhaus und Häuserdächer, ein Schuss, ein Treffer.

Trivette, der sich hier wieder völlig uneigennützig auf die Ersatzbank begeben und auch erneut eine Heldengeschichte über seinen eigentlichen Partner Walker, dem irischen Halbindianer anhören darf, leistet währenddessen Verstärkung vom Schreibtisch aus; die Erzählung führt entsprechend von A nach B und einmal quer durch die Stadt (das Abklappern von Luxushotels) und das Alphabet. Immerhin bleibt die Geschichte beim Punkt und am Ball, wird kein Nebenplot und keine Moral, keine tränenreiche Lehre oder eine andere Bedeutung als dem Erzählen eines deutlich fernsehlastigen, aber auch reinrassigen Actionthrillers aus der CBS Konfektionsware bemüht; die Schnörkellosigkeit ist höchstwahrscheinlich Blomquist zu verdanken, welcher bei Cannell und Lupo gelernt hat und auf Effizienz bedacht und wenig Leerlauf gebürstet ist. Ähnlich präzise und skrupellos geht auch bald das angeheuerte Killerkommando vor, wobei da auch Norton ins Bilde und dennoch nur die Nummer Zwei nach der eigentlichen Nemesis bleibt und diesen zusätzlich in die Wirksamkeit rückt. "Na, was hältst du davon?" - "Ich halte ihn...für den gefährlichsten Mann, der mir je begegnet ist."

So ist ein nächster Anschlag ausgerechnet beim wohltätigen Dallas Verbrechensvorbeugungskomitees geplant und bereits im vollen Gange, eine Belagerungssituation als zweiter Teil der Handlung folgt, das Stirb langsam Szenario entspinnt. Der Verhandlungsführer ist ein Trottel vor dem Herrn, der schnell weitere Opfer, sowohl von der angreifenden Spezialeinheit als auch den zivilen Geiseln auf seine Kappe zu nehmen hat, Walker möchte gerne von außen in das Gebäude, hat dabei zu viel Bond (und/oder Inspektor Gadget) geschaut und organisiert sich (zur großen Belustigung aller) einen Raketenspezialrucksack von einem befreundeten Erfinderhirn. Fleißige Fußtritte, Kopfnüsse und Backpfeifen später kommt es auch endlich zum Duell Norris VS. Norton; waren vorher die anderen Konkurrenten alle eher Fallobst, wird hier, aber auch nur minimal mehr Gegenwehr entgegengesetzt und ist auch diese Kampfaktion angesichts der Möglichkeiten und der Fähigkeiten leider eher unterfordernd für alle Beteiligten umgesetzt. Ein Regisseur mit mehr Interesse an Choreografie und Effekt hätte aus dem Szenario wahrscheinlich kleine Wunder herausgeholt, so bleibt man handelsübliche Fernsehware ohne größeren Zweck; symptomatisch für den Abschluss selber hier ist auch der Locationwechsel: Erst geht's in den Keller, dann in die Kanalisation, während der Showdown im Alten- und Pflegeheim abgehalten wird, schade um den dort präsentierten gelungenen Finalkampf, die vertane Chance und den vielversprechenden Beginn.
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Re: Walker, Texas Ranger (Original)

Beitrag von Frau Stockl » Do 2. Feb 2023, 23:59

S04E13 + S07E08 Tödliches Kommando & Das Friedensabkommen (IRA Thematik, 1996/98)
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Hubschrauber kreisen über die Stadt, unten am Boden die Bewachung durch Präsenz, im Helikopter selber die ausländische Prominenz. "Haben wir einen besonderen Grund zur Besorgnis?", fragt Walker sich und seine Kameraden, ein ungutes Gefühl, ein Grummeln im Magen. Ein Kampf für das Gute, für den gottgewollten Frieden zwischen Katholiken und Protestanten steht auf der Agenda, ein historisches Ereignis, initiiert von Michael Beck als nächsten Friedensnobelpreisträger. Gestört wird die Ruhe und die Politik durch ein "Tödliches Kommando" aus der nordirischen Heimat, erst explodiert ein Auto zur Ablenkung, dann wird mit Maskierung und mit Maschinenpistolen zum Sturm auf die Pressekonferenz angerückt.

"Ein gefundenes Fressen für die Medien", gelangt der Terror der IRA in die Vereinigten Staaten, schwappt die Gewalt über den Ozean in die USA? Das State Department ist involviert, das FBI, natürlich auch die Texas Ranger, obwohl dies nach Verlautbarung der anderen Behörden eine Nummer zu groß für die Männer aus Dallas und eben "kein Viehdiebstahl" ist. Dass man deren Hilfe und Schlagkraft noch braucht und benötigt, merkt man spätestens bei einem Überfall auf einen Gefangenentransport, auch hier werden wieder die Feuerbälle von Regisseur Aaron Norris gezündet; eine willkommene Unterbrechung der ansonsten eher dürftigen darstellerischen Leistungen gerade der jüngeren Gastdarsteller und der seltsam zusammen gerupft wirkenden Handlung (inklusive eines Beichtgeheimnisses und einer verlockenden Falle für Walker, die mehr plump als verlockend ist), die die nächste Generation der Attentäter auf Belfast recht notdürftig und wie schießwütige Trottel präsentiert. Dass der Showdown einer Erstürmung und Verteidigung eines Hochhauses im Dunkeln stattfindet, macht die gänzlich unblutigen Schießereien nicht effektiver.

Als globaler Erfolg, als Welthit, gefragt im Osten wie im Westen, hat sich Walker mit zunehmender Laufzeit und Beständigkeit auch ebenso internationalen Problemen, hier wie eingangs aufgezeigt den politischen, militärischen, terroristischen, zivilen Unruhen in Belfast, Nordirland, einem ausschweifenden Bürgerkrieg mit gleichsam ausschweifenden Stock footage in der Einleitung gewidmet. Von der allgemeinen Verortung des andauernden Konflikts, der Proteste, der Gewalttaten hinein in die spezielle Geschichte, startend in einem grau verhangenen, regennassen, abgeschiedenen Schergenhauptquartier. Ein Attentat wird geklappt, eine Parade soll 'gestört' werden, “Für Irland!“ lautet der Kampfschrei und das Motiv.

Was das Ganze (und die folgende, aufgrund Widerstand tödlich verlaufende Razzia) mit dem texanischen Gesetzeshüter zu tun hat, wird dann anschließend geklärt, Walker ist natürlich nicht selber auf der Insel, sondern weiterhin in Fort Worth, Dallas, in der Grillbar seines Mentors, unter Freunden und damit da, wo er die anderen sechs Staffeln und auch die hiesige hingehört. Vertrauter Feind wurde natürlich gesehen, Explosiv – Blown Away, Die Stunde der Patrioten, hier wie dort wird das Geschehen vom irischen Empfang und den Verbrechen gegen die Krone in die Vereinigten Staaten verlagert. Es geht um Rache, es geht um Ehre. Auge um Auge, Zahn um Zahn als der Antrieb, “Tödliches Kommando“ als eigener Anhaltspunkt und als dramaturgische Verbindung, in der Geschichte von der aushäusigen IRA dabei recht gleich, mehr gleich statt mehr anders, mehr Kontinuität statt Variation.

Hauptsächlich Gaststar ist hier wie dort naturell Michael Beck, allerdings wirken auch Paul Koslo oder Jesse V. Johnson und wie Beck (im Deutschen gesprochen von Reent Reins) wiederkehrend Jan Michael Shultz noch mit; letzterer als Anlass für Rückblenden, ersterer als Initiator von “Das Friedensabkommen“, ergo als Zielperson und doppelt populäres Gesicht. Eingefangen wird das Konterfei und die Ereignisse (ein großangelegter Spendenaufruf für ein leukämiekrankes Kind, die geplante Entführung der Kleinen) von Christian I. Nyby II, einem Routinier der seriellen Unterhaltung, kundig im Stellen von viel Dialog, längerem Vorlauf, der Applikation von hehren Botschaften, und allem, was dazu gehört. Zwischendurch wird noch ein Geldtransporter überfallen, mit Schusswaffengewalt vorgegangen und mit der Sprengladung gezündelt; eine wuchtige Explosion und etwas rohe Gewalt plus ein weiterer Toter in biederen Bildern. Das mit dem kranken Kind und der bevorstehenden möglichen Heilung ist wie gehabt Sülz, ab und an aufgelockert durch die Richtmikrofone, die immer dann in den Ausschnitt der Kamera rutschen, wenn sich die Darsteller ordentlich Mühe und Bewandtnis in dem Hospitalabklatsch geben. Außerdem gibt es eine Pubprügelei zum Aufwärmen und eine weitere Autobombe als Ablenkungsmanöver, die Splittergruppe geht rasant vor und macht ordentlich Verhau, was sich positiv auf die Doppelepisode niederschlägt.
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