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von kami » Mo 30. Dez 2019, 11:06
Billig sind bei der Witcher-Serie vor allem die Sets. Die Stadt Blaviken zu Beginn sieht z.B. nie nach Stadt aus, nur nach schäbiger, lebloser und viel zu sauberer Kulisse. Der Dreck und die runtergekommene Atmosphäre, die in den Büchern so eindrucksvoll beschrieben und auch in den Spielen gut rübergebracht wird, fehlt hier völlig, und zwar konsequent. Auch den Felsen in der Drachenfolge sieht man das Styropor auf eine Meile Entfernung an. Das liegt allerdings nicht nur an den Setbauern, sondern auch an Regie und Kamera, die höchst ungeschickt darin sind, durch Licht und Fokus von diesen Unzulänglichkeiten abzulenken.
Anderswo schrieb ich zur Serie:
Die Netflix-Verfilmung von Andrzej Sapkowskis grandiosen "Geralt von Riva"-Romanen wartet mit einem waschechten Kinostar in der Titelrolle auf, abseits dieses hochkarätigen Besetzungscoups ist dann allerdings herzhafter Low-Budget-Charme angesagt. Wer hier Kino- oder auch nur "Game Of Thrones"-Niveau erwartet, dürfte bitter enttäuscht werden, denn sowohl Ausstattung und Kulissen als auch CGI und Bildgestaltung sieht man die preisgünstige TV-Herkunft jederzeit deutlich an. Leider kann die Serie das auch inhaltlich nicht ausgleichen, denn die famosen Kurzgeschichten von "Der letzte Wunsch", auf dem die erste Staffel weitestgehend basiert, mussten kräftig Federn lassen zugunsten unnötiger neu erfundener Plotlinien, die oft eher langweilen und verwirren. Der Kern der Geschichten bleibt immerhin zumeist erhalten, vom schrulligen Humor und der beiläufigen Straßenphilosophie ist hingegen nicht viel geblieben. Auch nicht hilfreich für die Wirkung der Serie ist die zweifelhafte Besetzung: Entgegen mancher Befürchtung mach Henry Cavill seine Sache als Geralt ausgezeichnet und überzeugt als wortkarger Schwertkämpfer mit Herz aus Gold. Yennefer hingegen wirkt deutlich zu jung und transportiert wenig von der Gravitas und verschlagenen Sinnlichkeit ihres literarischen Pendants. Dafür ist Triss Merigold zu alt und nicht länger rothaarig, sie spielt aber ohnehin nur eine Nebenrolle, ganz wie in den Büchern. Ciri, deren Kapitel mir in den Büchern die liebsten waren, quält sich in der Serie steif durch ihre Szenen, was aber großteils auch Drehbuch und Regie angelastet werden kann. Es war allerdings eine dumme Entscheidung, Yen und Ciri schon zu Beginn der Serie einzuführen, die verschiedenen Zeitebenen dürften insbesondere Zuschauer verwirren, die über keine Vorkenntnisse der Romane verfügen. Rundum überzeugt hat mich der Soundtrack, der mit seinen folkloristischen Elementen stark an den Score des dritten Witcher-Spiels erinnert. Highlight ist Rittersporns werbelastige Powerballade für Geralt, ein echter Ohrwurm.
Insgesamt reichts noch zu 5/10 Punkten, angesichts der hervorragenden Vorlage natürlich eine bittere Enttäuschung.
