Der Alte

Keiner mag sie so wirklich, aber ohne wollen wir auch nicht: Alles rund um die Flimmerkiste.
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Yuki
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Re: Der Alte

Beitrag von Yuki » Fr 16. Okt 2020, 22:09

002 - Jack Braun

Ein Flugzeug landet. Jack Braun kommt in München an. Der Mann hat nicht nur eine Idee, sondern einen präzisen Plan. Ein Wagen verschwindet unbemerkt für eine kurze Zeit aus einer Tiefgarage. Kurz darauf überfahrt der weltberühmte Dr. Margolis angeblich einen Menschen und flüchtet. Die Stofffetzen an der Stoßstange seines Wagens beweisen es, doch der Arzt leugnet die Tat vehement. Sein Handeln stünde ja im Gegensatz zum hippokratischen Eid, einen verletzten Menschen liegen zu lassen, das käme für ihn nicht in Frage. Die Verkehrspolizei zieht Kommissar Erwin Köster zu Rate, denn nichts ist in diesem Fall, wie es scheint.

Spannender Fall, Siegfried Lowitz ist wieder mega. Die wilde Action der Pilotfolge bleibt eher aus, nur im Finale wird der Alte plötzlich von einem Scharfschützen über den Starnberger See bis in die Deutsche Bahn gejagt, wo ihm ein wilder Fanmob von FC Bayern München Fans glücklicherweise das Leben rettet. Kurz darauf wird er beinahe aber doch noch ermordet und nur ein waghalsiger Autostunt bewahrt Köster vor dem sicheren Ende. Außer bombige Dialoge sind ebenso mit dabei: Peter Pasetti, Karl Renar, Jan Hendriks, Michael Ande. Regie: Wolfgang Becker (so Titel wie: Ich war ihm hörig; Italienreise - Liebe inbegriffen; Liebe, wie die Frau sie wünscht UND Ein Ferienbett mit 100 PS)

Best of Dialog zwischen Herr Köster und seiner Lebensgefährtin Anna Gautier, als er sie Schach setzt beim Spiel.

"Schach!"
"Oh nö - das war falsch! Ich... Ich nehm den Zug zurück!"
"Ja, wenn du dauernd Züge zurücknimmst, dann hört das Spiel ja nie auf!"
"Du sagst immer zum Schach braucht man Ruhe - also dräng nicht!"
"Mit Ruhe mein ich Konzentration. Wenn man sich konzentriert, braucht man nicht immer Züge zurückzunehmen."
"...Weißt du, was ich gelesen hab. Schach sei die Sublimierung einer unerhörten Aggression. Im Grunde sagt der Autor, will der Schachspieler töten. Und weißt du wen?"
"Ja, seinen Gegner"
"Nein. Den feindlichen König. Und das ist sein Vater. Weißt du warum? Weil er mit der feindlichen Königin schlafen will. Und das ist seine Mutter."
"Dabei fällt mir ein ich muss mal telefonieren! Entschuldige!"
"Och KOMM! Spiel jetzt!"

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Joachim Bauer
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Re: Der Alte

Beitrag von Joachim Bauer » Fr 16. Okt 2020, 22:20

Schöner Dialog, in der Tat. :mrgreen:
Die Spieler, wo dieser Sprache nicht mächtig sind, die sollen dann sich angewöhnen, das Deutsch zu lernen. (Mario Basler, rhetorisch geschulter, ehemaliger Fußballprofi)

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Sylvio Constabel
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Re: Der Alte

Beitrag von Sylvio Constabel » Sa 17. Okt 2020, 09:25

:-D
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

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Yuki
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Re: Der Alte

Beitrag von Yuki » Di 21. Sep 2021, 22:33

003 - Der Alte schlägt zweimal zu

Der Firmenbesitzer/Matratzenlieferant Eric Finberg ist verheiratet, jedoch leidenschaftlich abhängig und verliebt in die schöne Polin Vanessa ("Ich mache Modefotos"), welche das Problem einer begrenzten Aufnahmegenehmigung hat. Herr Finberg will sich scheiden lassen, doch die eigene Ehefrau ist empört, willigt nicht ein und möchte nach einem häuslichen Disput sowie vor einer Entscheidung lieber erst die eigene Mutter besuchen. Herr Finberg bietet eine Mitfahrgelegenheit an, er müsse in der Gegend eh etwas für die Firma abholen und je zügiger die Sache über die Bühne gehen könnte, umso besser für den Liebeshungrigen. Auf der Fahrt drückt er ordentlich auf's Gaspedal. "Warum fährst du denn so schnell?" sind Frau Finbergs letzte Worte, die wir als Zuschauer mitkriegen. Bei der Mutter kommt die Tochter nie an. Wenig später geht bei Köster eine Anzeige gegen Herr Finberg ein. Wegen Mordverdacht.

Während Köster den Fahrtzeiten des Tatverdächtigen mit mehreren halsbrecherischen Fahrstunden ("Ich möchte noch gerne meine Pensionierung erleben!") auf die Spur geht, kommt Kollege Gerd der Angebeteten von Finberg näher (sehr nahe). Hat sie womöglich etwas mit der verschwundenen/vermeintlich toten Ehefrau zu tun? Für Kommissar Köster stellt sich inzwischen heraus: Wenn Finberg seine Frau auf der Fahrt umgebracht hätte, wären dem Mann knapp 50 Sekunden Zeit auf der nachgewiesenen Strecke geblieben, um die Leiche verschwinden zu lassen. Ist das überhaupt möglich?

Kleiner Comedy-Höhepunkt: Köster will Kollege Gerd eine Kamera mitgeben, er solle "ein Foto von sich un der Schönen" machen. Dieser lehnt überfordert ab "Für mich ist das ein bißchen schlecht, sag mal, könnt ihr das nicht machen, zum Beispiel vom Haus gegenüber?" (er will mit Vanessa lieber fummeln) und wirft die Kamera zurück. Dann läuft Köster entnervt (Siegfried Lowitz klemmt sich - glaube ich - versehentlich den Finger im Schreibtisch und ich vermute, die Regie lässt das Take einfach weiterlaufen) zum anderen Kollegen ins Nebenzimmer: "Du hast doch gehört was eben gesagt wurde, komm! Mach damit was du kannst!" und wirft dem die Kamera hin.

Im Vergleich zu den Vorgängern womöglich der unspektakulärste Fall (wenn man von den schnellen LKW-Fahrten auf Landstraßen absieht), auch die Auflösung zieht sich etwas und das Finale ist selbst für 1977 schon ein alter Taschenspielertrick, dafür stimmt jedoch die Besetzung. Der gebürtige Franzose Michel Robin (verstarb 2020, wirkte u.A. in einer Nebenrolle in DIE FABELHAFTE WELT DER AMELIE mit) spielt den verzweifelten Ehemann/Tatverdächtigen, die Rumänin Loumi Iacobesco darf sich als polnisches Model ein bißchen auf ihren Seidenkissen räkeln und Schauspielveteranin Brigitte Horney (u.A. die Großmutter in der dt. HEIDI Miniserie, aber auch eine der Titelrollen der langjährigen TV-Serie JAKOB & ADELE) gibt die tatkräftige Mutter der Verschwundenen.

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Yuki
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Re: Der Alte

Beitrag von Yuki » Fr 4. Feb 2022, 02:39

004 - Toccata und Fuge

Eine Italienerin wird tot am Bahngleis aufgefunden. Anscheinend wurde sie aus einem fahrenden Zug geschmissen. Der Fall liegt bereits ein Jahr zurück, doch Hauptkommissar Köster versucht im Fernsehen mit einem Aufruf an die Bevölkerung noch späte Hinweise einzufahren, um den Mord doch noch aufzuklären. Anstattdessen kriegt er aber erstmal neckende Kollegen, weil nach der Ausstrahlung sich erstmal nur heiratstüchtige Frauen melden, die Köster im Fernsehen heiß fanden. Nach und nach trudeln jedoch nicht nur tatsächliche Zeugen ein, sondern auch eine elitäre, stinkreiche Clique, welche die Ermittlungen für ihre eigene Zwecke mißbrauchen will.

Nach JACK BRAUN die zweite Folge die souverän von Krimi-Regisseur Wolfgang Becker in Szene gesetzt wurde. Weniger spannend, als viel mehr kultig aufgrund der farbenfrohen Figuren, Kostüme (diese Clique läuft rum, als ob sie einer anderen Ära entsprungen ist) und der abgehobenen High-Society-Attitüde. Peter Fricke als Lustknabe, Harry Mayen, Hanne Wieder und mehr. Zwei Hundis laufen auch ständig im Bild rum. Die Musikauswahl ist gut, die Auflösung ungewöhnlich, die ganze Handlung ziemlich abgefahren, fast schon modern.
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Gute Momente:

"Herr Komissar, da ist ein Päkchen gekommen."
"Ja, warum machst du es denn nicht auf?"
"Vorschrift. Sekretärinnen dürfen keine Päkchen mehr aufmachen, wegen Gefahr eines Bombenanschlags."

Der Komissar wirft das Päkchen zum Kollegen rüber.

"Dann mach du es auf."

Gut ist aber auch:

"Ich hab es anonym zugeschickt bekommen."
"Von wem?"

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Yuki
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Re: Der Alte

Beitrag von Yuki » Di 8. Mär 2022, 22:51

005 - Zwei Mörder

Hauptkommissar Köster sitzt mit einem Bier über einem Schachspiel, da läutet plötzlich das Telefon. Ein Mord in der Blütenstraße 18. Der Täter ist noch vor Ort und ruft selbst an. Er bereut es direkt. Die tote Frau - ein schönes Mädchen - liebte er, doch wurde von ihr immer wieder zurückgewiesen. Der Fall scheint klar, bis auf dem Revier ein zweiter Mörder auftaucht. Auch er behauptet, die Frau umgebracht zu haben; Aus anderen Gründen jedoch, die er für sich behalten will. "Mord ist eine ganz private Sache, die nur zwei Leute was angeht - den Mörder und das Opfer. Die Polizei haben in so einer zarten Angelegenheit doch nichts zu suchen" bemerkt Köster spöttisch. Auch die Spurensicherung ist erstmal ratlos: An der Tatwaffen und am Tatort waren die Fingerabdrücke von Beiden. Doch ein gemeinschaftlicher Mord war es mit Sicherheit auch nicht? Als Köster erste Vermutungen hat, wird ihm der Zugriff auf einen der Verdächtigen entzogen. Doch so schnell gibt der Komissar nicht auf.

Ein ziemlich guter Fall. Es gibt u.A. einen malerischen Ausflug in ein verschneites Sanatorium und eine tolle Bildkomposition bei einem Verhör im Elternahus einer der Verdächtigen. Siegfried Lowitz agiert schön angenervt, weil ihm während der Ermittlungen ständig Steine in den Weg gelegt werden. Die Geschichte selbst ist besonders zu Beginn ziemlich spannend, der ganze Mordfall erstmal knifflig. Die zweite Hälfte fängt an etwas zu erlahmen, spätestens wenn die Lösung näher kommt und das Miträtseln nachlässt, dann machen sich die teils etwas langweiligen Nebendarsteller bemerkbar. Gottseidank rockt halt Lowitz das Haus wie eh und je. Es gibt auch wieder ein Gespräch mit der Lebenspartnerin, wo er sie in einem fast schon herausfordernden Ton fragt:

"Was liest du denn da?"

"Die Geschichte von Lord Carnarvon. Ihn hat bei der Graböffung von Tutankhamun eine Mücke gestochen und er ist daran gestorben. In seiner Todesstunde gingen in Kairo alle Lichter aus. Ist doch hochinteressant?"

"Ja, es wird Kurzschluss gewesen sein - trinkst du noch 'nen Glas?"

Und dann reden Beide über den Totenkult der Ägypter, Sein & Nichtsein und als das Telefon noch spät abends klingelt und man fragt "Wer kann das noch sein?", antworter Köster "Die Ägypter."

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