Kurt Krömer

Keiner mag sie so wirklich, aber ohne wollen wir auch nicht: Alles rund um die Flimmerkiste.
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Julio Sacchi
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Re: Kurt Krömer

Beitrag von Julio Sacchi » Do 8. Dez 2022, 08:45

Bester Artikel über die horrenden Defizite von Moderator und Format

Unerwartet oder überraschend war die Einstellung keineswegs. Seit Krömer nicht mehr säuft, ist die Flasche leer.

Die Süddeutsche zur Reichelt-Folge:
Es ist unlauter, wenn Springer-Journalisten so arbeiten – also einzelne anonyme Aussagen als Fakt darstellen – so etwas aber dann im Auftrag eines öffentlich-rechtlichen Senders zu machen, geht nach hinten los. Weil Reichelt die Wahrheit verbiegen kann, ohne dass jemand sie wieder gradebiegt, aber auch, weil er die Möglichkeit bekommt, einen vollkommen wahren Satz zu sagen: ‚Sie benutzen Methoden, die Sie eigentlich abstoßend finden, und das macht Sie und Ihre Methoden abstoßend.‘ So ist es. So wirkt Reichelt hier wie das Opfer eines kafkaesken Prozesses.
Exakt.

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Re: Kurt Krömer

Beitrag von Nahaufnahme » Do 8. Dez 2022, 09:01

Lange nicht mehr gesehen... aber ist Küppersbusch als Produzent nicht der eigentliche Urheber des frontalen Tons? Das muss doch redaktionell so gewollt gewesen sein (und war in den sechs Staffeln davor harmloser).

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Julio Sacchi
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Re: Kurt Krömer

Beitrag von Julio Sacchi » Do 8. Dez 2022, 09:13

Das war harmloser, weil da singende Herrentorten und andere Komiker saßen. Plötzlich gab es diese enorme Arschlochdichte und Krömers Defizite wurden unübersehbar.

Zu Küppi sag ich aus Gründen nichts.

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Re: Kurt Krömer

Beitrag von Thorsten Hanisch » Do 8. Dez 2022, 10:15

Nahaufnahme hat geschrieben:
Do 8. Dez 2022, 09:01
Das muss doch redaktionell so gewollt gewesen sein (und war in den sechs Staffeln davor harmloser).
Das war bestimmt so gewollt. Na ja, unbedingt harmloser war`s nicht. Ich erinner z.B. an Erika Steinbach, Marcus Prinz von Anhalt oder Boris Palmer

Das bringt's für mich ganz gut auf den Punkt:
Seine fehlende Scheu, Unsympathen, Dampfplauderern und Idioten zu signalisieren, wie gelangweilt er von ihnen ist, ist unerreicht im deutschen Fernsehen. Immer wieder lässt er sie wahlweise auf- oder ins Leere laufen. Das haben nicht nur Petry und Hornauer zu spüren bekommen, sondern in der Vergangenheit auch Erika Steinbach oder Marcus Prinz von Anhalt, der jüngst in der Sat.1-Show „Promis unter Palmen“ durch homophobe Bemerkungen fragwürdige Schlagzeilen produzierte.

„Chez Krömer“ ist ein ständiger Drahtseilakt und Krömer ist es offenkundig völlig egal, ob er oder sein Gast ins Wanken gerät oder gar abzustürzen droht. Ja, es scheint gar, als sei es ihm sogar wurscht, ob seine Sendung völlig lustig oder absolut ernsthaft ist. Oder wahnsinnig bewegend, so wie im Falle von Torsten Sträter, dem er sichtlich angefasst von seiner Depression erzählte - und zwar nicht in der Rolle des Kurt Krömer, sondern als Alexander Bojcan. Diese Grenze zu überwinden, den fiktiven Kurt immer häufiger mit dem echten Alexander zu vermischen, ist wahrscheinlich der triftigste Grund dafür, warum mir dieser Krömer heute so viel näher ist als noch vor zehn oder 15 Jahren.
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Re: Kurt Krömer

Beitrag von Nahaufnahme » Do 8. Dez 2022, 12:57

Julio Sacchi hat geschrieben:
Do 8. Dez 2022, 09:13
Plötzlich gab es diese enorme Arschlochdichte und Krömers Defizite wurden unübersehbar.
Trotzdem ist da eine Redaktion, die 6 oder 8 (?) Folgen pro Staffel produziert, die Unzufriedenheit setzte doch nicht erst mit der letzten Folge ein. Krömer spielte den Journalist als Kunstfigur Krömer und ich sehe da mehr die Redaktion als ihn gescheitert. Krömer lädt auch nicht die Arschlöcher zu Lanz oder Maischberger ein, die dort sachgerechter aber ebenso ergebnislos befragt werden. Das Format mit den Provotypen war ausgereizt. Mit weniger polarisierenden Gästen wie Stefan Kretzschmar, Kipping, Gysi, Stuckrad-Barre oder Sophia Thomalla, die dort waren, hätte das noch ein paar Jahre weiter laufen können. Krömer kam bei denen mit seiner Rolle jedenfalls besser zurecht.
Thorsten Hanisch hat geschrieben:
Do 8. Dez 2022, 10:15
Na ja, unbedingt harmloser war`s nicht. Ich erinner z.B. an Erika Steinbach, Marcus Prinz von Anhalt oder Boris Palmer
Die anderen Staffeln hatten eine erträglichere Mischung der Gäste, die Sendung über Depressionen mit Torsten Sträter kam gut an. Die Sendungen mit den Namen, die Du erwähnst, habe ich allerdings auch ignoriert, bei solchen Leuten ist nichts weiter zu entlarven und Fernsehmacher, die glauben, es zu können, sind überheblich oder weltfremd.

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Re: Kurt Krömer

Beitrag von Julio Sacchi » Do 8. Dez 2022, 15:16

Ist ja nicht überraschend. Küppersbusch wird immer noch als "der von ZAK" und politischer Feingeist wahrgenommen, in Wirklichkeit isser aber ein ganz normaler TV-Trasher, nicht umsonst zählt "Raus aus den Schulden" zu seinen Hits und sieht "Chez Krömer" aus wie "Zimmer frei". Ich möchte vermuten, der wollte mit Krömer den "Heißen Stuhl" zurück.

Ursprünglich war das Format übrigens mit Somuncu geplant.

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Re: Kurt Krömer

Beitrag von Nahaufnahme » Do 8. Dez 2022, 16:54

Julio Sacchi hat geschrieben:
Do 8. Dez 2022, 15:16
Küppersbusch wird immer noch als "der von ZAK" und politischer Feingeist wahrgenommen, in Wirklichkeit isser aber ein ganz normaler TV-Trasher, nicht umsonst zählt "Raus aus den Schulden" zu seinen Hits und sieht "Chez Krömer" aus wie "Zimmer frei". Ich möchte vermuten, der wollte mit Krömer den "Heißen Stuhl" zurück.

Ursprünglich war das Format übrigens mit Somuncu geplant.
Also nur eine Staffel... :mrgreen:

Die Vermutung mit dem Stuhl hatte ich auch, bloß läuft das natürlich nicht ohne Reaktion, also Publikumsgejohle und einem Moderator mit gewissem schleimig-abgefeimten Charme, den wenigstens Ulrich Meyer hatte (Krömer? Nein). Ich dachte außerdem an die teils unangenehmen Interviews, die Küppersbusch in seinem erfolglosen Format fürs Erste, Privatfernsehen (1996-97) selbst führte, wo ich anfing ihn als Vollzyniker zu betrachten. Mir war das mit der Schulden-Sendung gar nicht bewusst, aber es erinnert mich an die ehemalige Journalistin und Talkshow-Moderatorin Gisela Marx, die Ende der 90er mit Barbara Salesch den Gerichtsshowmüll fürs deutsche Fernsehen etablierte. Was ist bei denen schief gelaufen? Die hatten Alternativen.

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Re: Kurt Krömer

Beitrag von Thorsten Hanisch » Do 8. Dez 2022, 16:56

Nahaufnahme hat geschrieben:
Do 8. Dez 2022, 12:57
bei solchen Leuten ist nichts weiter zu entlarven und Fernsehmacher, die glauben, es zu können, sind überheblich oder weltfremd.
Eben. Und deswegen fand ich Quasi-Roastings, die sicherlich mal mehr, mal weniger geglückt sind, auch weitaus interessanter, wär's nach Ubermedien & Co. gegangen, hätten wir halt eine weitere Talkshow gehabt.

Gerade bei Reichelt war's doch offensichtlich, dass das Ganze als eine Art Experiment angelegt war, das hart an der Parodie kratzte - ich find's merkwürdig, dass gerade der Einspieler mit der annonymen Zeugin ernsthaft für Kritik gesorgt hat. Ich musste an dieser Stelle schon sehr schmunzeln. Es war so offensichtlich, dass Krömer mit Absicht totalen BILD-Style fährt und dass ausgerechnet Reichelt angesichts der verwendeten Methoden anfängt rumzujammern, war doch ne super Pointe?

Ich jedenfalls hab die Sendung von Anfang an in erster Linie als Entertainment gesehen. Irgendwelche Erkenntnisse hab ich allein schon aufgrund des knappen 30-Minuten-Formats nie erwartet.
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Re: Kurt Krömer

Beitrag von Nahaufnahme » Do 8. Dez 2022, 17:51

Thorsten Hanisch hat geschrieben:
Do 8. Dez 2022, 16:56
Ich jedenfalls hab die Sendung von Anfang an in erster Linie als Entertainment gesehen. Irgendwelche Erkenntnisse hab ich allein schon aufgrund des knappen 30-Minuten-Formats nie erwartet.
Die Sendung war zweifellos Entertainment, kein Journalismus und kein Infotainment, der RBB bezeichnete das Format auch immer als Show. Aber 30 Minuten ohne Werbung und mit nur zwei Personen, die reden, bietet ausreichend Platz für Tiefe neben auflockernden Gags, besonders wenn man es mit der Gesamtlänge der Redezeit von Gästen in Talkshows vergleicht.

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Re: Kurt Krömer

Beitrag von Thorsten Hanisch » Do 8. Dez 2022, 18:36

Gut, im Vergleich mit Talkshows.... :D

Gab ja Momente z.B. mit Sträter oder Lauterbach ( :mrgreen: ).

Aber in Anbetracht der auf ihn einprasselnden Kritik wurde ja offenbar grundsätzlich Tiefgang erwartet und ich fand's ganz gut, dass er die Episoden halt aus ner stark subjektiven Warte angegangen ist. Das hat`s spannend und die Show letztendlich auch zum Erfolg gemacht.

Ich glaub, dass Ubermedien, Süddeutsche und wer sich sonst noch so dran abarbeitet, ein bisschen arg viel drin sehen.
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