Cindy aus Marzahn

Keiner mag sie so wirklich, aber ohne wollen wir auch nicht: Alles rund um die Flimmerkiste.
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Yuki
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Beitrag von Yuki » So 20. Jan 2013, 22:04

Oder mit Thorstens Worten:

Schön, all die verschiedenen Meinungen, deswegen hat man ja ein Forum.

Dann, nachdem die Meinungen der Anderen kundgetan wurden: Whatever oder einfach auch Nein.

Zwischendurch kommt natürlich auch: Seh ich auch so und unterschreib ich mit Blut (hat er überhaupt noch welches bei den ganzen Unterzeichnungen?).

Die meisten benutzen das Forum doch nicht, um den Insight anderer Leute zu teilen, sondern um ihren eigenen Crap niederzuschreiben. Deswegen geht ja auch kaum einer auf irgendwas ein; Sondern man beharrt lieber auf der eigenen Position bis zum bitteren Ende. :mrgreen:

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SvenT
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Beitrag von SvenT » So 20. Jan 2013, 22:12

Naja, den seit den 90ern gerne verwendeten "das ist so ironisch"-Einwurf für im Grunde alles mögliche sehe ich da schon eher als Totschlagargument.
Wundert mich, dass es heute immer noch angesagt ist, jedes Guilty Pleasure so zu interpretieren.

Benjamin Hahn
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Beitrag von Benjamin Hahn » So 20. Jan 2013, 22:32

SvenT hat geschrieben:Naja, den seit den 90ern gerne verwendeten "das ist so ironisch"-Einwurf für im Grunde alles mögliche sehe ich da schon eher als Totschlagargument.
Wundert mich, dass es heute immer noch angesagt ist, jedes Guilty Pleasure so zu interpretieren.
Natürlich ist irgendwie die "ist ironisch"-Haltung auch schon zum eigenen Klischee und kalkulierten Bestandteil von Comedyfiguren oder ihrer "Fans" geworden. Aber das schließt ja nicht aus, dass es tatsächlich Figuren gibt, die etwas ironisieren. Wenn man sich z.B. mal Cindy bei Wetten dass anschaut, dann ist das eben auch einfach ein ironischer Kommentar der Redaktion zu Michelle Hunziker und der Funktion von Frauen in solchen Shows.

----- So 20. Jan 2013, 22:40 -----

Und kurios finde ich halt auch an der Diskussion, dass man hier offensichtlich zu vergessen scheint, wer eigentlich in solchen Redaktionen arbeitet. Offenbar scheint es hier die Vorstellung zu geben, dass Menschen wie Julio nur bei Arte arbeiten und in den Redaktionen von ZDF bis RTL2 nur gehirnamputierte Zombies werkeln, die entweder Material für geistig retardierte oder alte Säcke zusammenklöppeln. Dass da aber teilweise Menschen arbeiten, die von hochintellektuellen Medienschulen kommen und die sich vielleicht doch ein bisschen mehr dabei denken als man angesichts der Formatoberfläche vermuten könnte, scheint hier eine total weltfremde Vorstellung zu sein. Natürlich sitzen da keine Godards, die mit den Mitteln des Fernsehen eine komplett neue Bildsprache entwickeln wollen, aber halt auch keine Affen, die nur auf Computer einhämmern.

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Thorsten Hanisch
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Beitrag von Thorsten Hanisch » So 20. Jan 2013, 22:44

Zu deinem vorherigen Beitrag:

Klar, Du hast Du nicht ganz Unrecht. Es stellt sich aber trotzdem die Frage wieso wir uns nicht super-intellektuell über...was weiß ich, den neuen Haneke austauschen oder wegen mir Aronofsky auseinandernehmen oder sonstwas.

Es bist auch nicht speziell Du gemeint, aber irgendwie kann ich mir echt den Eindruck erwähren, dass je banaler die Vorlagen sind, desto "intellektueller" die Betrachtungen.
Yuki hat geschrieben:Die meisten benutzen das Forum doch nicht, um den Insight anderer Leute zu teilen, sondern um ihren eigenen Crap niederzuschreiben. Deswegen geht ja auch kaum einer auf irgendwas ein; Sondern man beharrt lieber auf der eigenen Position bis zum bitteren Ende. :mrgreen:
Das ist übrigens sehr gut gesagt.
»Wenn man der Klügste im Raum ist, ist man im falschen Raum« (K. Lauterbach)

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ScheichHabib
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Beitrag von ScheichHabib » So 20. Jan 2013, 22:56

Benjamin Hahn hat geschrieben: Und kurios finde ich halt auch an der Diskussion, dass man hier offensichtlich zu vergessen scheint, wer eigentlich in solchen Redaktionen arbeitet....
Arschlöcher arbeiten da. Schnallen nichts mehr, eben weil sie von "hochintellektuellen Medienschulen" kommen und auch nichts anderes kennen. Endstation sind dann diese geilen Preisverleihungen, wo sich diese entrückte Kaste selber feiert.

Cindy sitzt neben Lanz, weil die maximaler Mainstream ist.

btw.: was Yuki sagt.

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Dodger
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Beitrag von Dodger » So 20. Jan 2013, 23:03

Benjamin Hahn hat geschrieben:Dass da aber teilweise Menschen arbeiten, die von hochintellektuellen Medienschulen kommen und die sich vielleicht doch ein bisschen mehr dabei denken als man angesichts der Formatoberfläche vermuten könnte, scheint hier eine total weltfremde Vorstellung zu sein.
Das musst Du dann allerdings auch den Sendungen zugestehen, die Du persönlich nicht magst, und da wird's dann naturgemäß schon wieder etwas schwieriger... für wohl so ziemlich jeden.

Für mich zählt bei Kritik erstmal das Ergebnis, dass ich auf der Mattscheibe sehe; eine Sendung, die ich aus welchen Gründen auch immer für nicht ansehenswert halte, wird ja nicht plötzlich besser, weil ich irgendwas darüber lese, welch gebildete Menschen dahinterstehen - im Gegenteil, in dem Fall müsste ich noch viel eher die Frage stellen: Warum nutzen die ihre im Überfluß vorhandenen Talente nicht dazu, etwas (aus meiner persönlichen Sicht) "besseres" zu schaffen? Das ist ein Punkt, der mir auch bei, sagen wir, der Rezeption diverser Musiker sauer aufstößt, diese "der ist eigentlich total clever"-Attitüde vieler Fans. "Clever" interpretiert als "in der Lage, kleinste gemeinsame Geschmacksnenner auszuloten und anzusprechen"? Vermutlich. Das ist aber nicht das Selbe wie "talentiert" oder gar "intelligent".

Um nochmal den kurzen Seitenschritt zum Dschungelcamp zu machen, als P.S.:
[+] Spoiler
Mir liegt vor allem die nach außen getragene Geisteshaltung der Sendung quer, nämlich dieses "die wissen ja, worauf sie sich einlassen, also ist das schon okay, wenn wir uns bis zum Exzess am Auseinanderfallen von Psychen ergötzen". DAS finde ich bedenklich, von Seiten des Senders nicht zuletzt auch verlogen, wenn man sich im Vorfeld gezielt/mit einer gewissen Berechnung Kandidaten rauspickt, die sich in teils dramatischen finanziellen Schieflagen, also praktisch "mit dem Rücken zur Wand" befinden, um dann zu argumentieren, der oder die habe ja das Geld genommen. Sich da auf die feixende Beobachterposition zurückzuziehen und die Verantwortung auf die Protagonisten abzuladen (die das ja auch nur machen können, weil eben eine Nachfrage seitens der Zuschauer besteht, da schließt sich dann der Kreis) ist in meinen Augen eine sehr diskutable Einstellung. Wie eben auch die ausgestellte Abgrenzung zu RTL2-Guckern, weil man dann aber doch wieder nicht zu "denen da" gehören will, die "sowas" gucken.

Dinge wie Musikauswahl - und die Songs sind ja, ausgegangen von der einen Staffel, die ich durchlitten habe, größtenteils lyrisch auf die Situation angepasst, in der sie zur Anwendung kommen, dafür brauch ich nicht mal jemanden mit musikalischem Sachverstand, da reicht 'ne Seite wie SongMeanings, um passendes zu finden (Rechte klären ist dann wieder 'ne andere Geschichte) - sind da für mich bei der Rezeption zweit- bis drittrangig.
Zuletzt geändert von Dodger am So 20. Jan 2013, 23:09, insgesamt 3-mal geändert.
"This is a present from a small, distant world, a token of our sounds, our science, our images, our music, our thoughts and our feelings. We are attempting to survive our time so we may live into yours." Voyager Golden Record

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Beitrag von sweetlemon » So 20. Jan 2013, 23:06

Benjamin Hahn hat geschrieben: Dass da aber teilweise Menschen arbeiten, die von hochintellektuellen Medienschulen kommen und die ...
... dann mit der harten Realität der Kulturproduktion in Berührung kommen und darob zynisch und angepasst werden, halte ich für die wahrscheinlichere Variante.
Selbst bei 'ner Buchhändler-Lehre ist das schon so. Theoretisch bist du Kulturmittler, praktisch verkaufst du die neueste Nora Roberts mit einem Lächeln und dem Spruch auf den Lippen "Ich hab's ja selbst noch nicht gelesen, aber meine [weibliche Bezugsperson einfügen] war ganz begeistert."

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SvenT
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Beitrag von SvenT » So 20. Jan 2013, 23:08

Ich bin in dieser Debatte, vorsichtig ausgedrückt, eher bei Herrn Scheich als bei Herrn Hahn.
Mit der Einschränkung, dass da sicher auch ein paar gute Leute sitzen.
Der große Philosoph und Menschenkenner Lemmy Kilmister hats mal auf den Punkt gebracht: Acht von zehn sind Arschlöcher. So ist es eigentlich immer.

Dabei ist Cindy sicher gar nicht so verkehrt. Die ist ganz lustig, wenn man so was mag. Aber sie wurde nicht von first-class-intellektuellen Medienprofis platziert um Dinge zu ironisieren oder bla.
Es geht darum, dass Cindy ne ordentliche mediale Breitenwirkung hat, was der Show und ihrer Quote gut zu Pass kommt. Und witzig finden die Macher sie vielleicht auch. Nicht mehr, nicht weniger.

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Beitrag von Nahaufnahme » So 20. Jan 2013, 23:58

Es geht eigentlich nur darum, dass Cindy aus Marzahn schlagfertig ist und Lanz nicht, so wenig wie es Gottschalk in den letzten 15 Jahren war und Michelle Hunziker sicher nie. Bei US-Preisverleihungen haben die Comedy-Autoren, die sich noch während der Shows Gags ausdenken, diese Funktion soll Cindy aus Marzahn erfüllen. Cindy aus Marzahn findet sogar in der 'New York Times' statt, ganz ohne medienwissenschaftliche Erklärung, da könnt Ihr rumpoltern wie Ihr wollt. :mrgreen:

Könnt Ihr nicht über die FDP abkotzen, die jetzt vor jeder Wahl angeblich vor einer Zitterpartie steht und dann die besten Ergebnisse einfährt? Ich wittere eine Verschwörung der Umfrageinstitute! :twisted:

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Julio Sacchi
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Beitrag von Julio Sacchi » Mo 21. Jan 2013, 10:40

Na hier ist ja wieder was los. Das sind ja gleich mehrere Sachen zum Spielen, Essen und lachen!

1. Die Arschlöcher vom Fernsehen
Benjamin, ich weiß nicht, was Du mit "Leuten wie Julio" meinst. Ich will an dieser Stelle doch noch mal klarstellen, daß ich nicht "bei Arte" arbeite und nie "bei Arte" gearbeitet habe, deshalb kann ich vermutlich auch über deren Koksreserven keine Auskunft geben. Ich habe auch keine "hochintellektuelle Medienhochschule" besucht und weiß auch gar nicht so genau, was das sein soll; mir begegnen in der Branche auch nur sehr selten Leute, die sich mit einer derartigen "Ausbildung" brüsten. Ich habe übrigens auch schon für Sat.1, Pro7, Viva, die Deutsche Welle usw gearbeitet und ja, es sitzen beim Fernsehen viele Arschlöcher; ob das mehr Arschlöcher als in anderen Arbeitsbereichen sind, weiß ich nicht. Die Ahnungslosigkeit beim Senderpersonal ist auf jeden Fall mitunter bemerkenswert. Die meisten Produktionen werden aber von freien Firmen und Autoren gemacht, da komm ich ins Spiel, eine Ausnahme ist auf jeden Fall "Wetten, dass" und damit kommen wir auch schon zu

2. Cindy aus Marzahn
In einer Sache hat Benjamin n Punkt: "Wetten, dass" hat mit dem Engagements Hunziker die Sendung in die 70er zurückkatapultiert oder eben ins Bunga Bunga-TV Italiens. Das ständig lachende, radebrechende Dummchen mit langer Mähne, genau das, was der Feierabenddeutsche so gern sieht; kann man drüber kichern, aber heimlich von ner wilden Sause träumen. Jetzt hat man einfach den Spieß umgedreht: Dieses Mal ist die abgehalfterte Schrapnell mit den blonden Locken nicht der Moderator, sondern die Assistentin! Und der Moderator ist der süße Boy, dem nichts einfällt. Dahinter kann man schon eine perfide Ironisierung vermuten. Nur leider ist the joke's on us, weil sich die Komik von Cindy aus Marzahn auf pure Äußerlichkeit beschränkt: Sie ist dick und geschmacklos, und ihre "Witze" (von schlagfertig kann da keine Rede sein) beschränken sich ebenfalls ausschließlich auf Variationen von "dick" und "geschmacklos". Sie ist, wie so viele deutsche Comedians, auf den einen Witz beschränkt, so wie Atze Schröder auf seine Perücke oder Mario Barth auf seine "Froindin" - das ist, als würde ein Pianist auftreten und die ganze Zeit nur eine Note anschlagen.

3. Dschungelcamp
[+] Spoiler
Bin dessen eigentlich müde, nicht zuletzt aufgrund des grundsätzlichen Mißverständnisses dieses Formats bei den hiesigen Kritikern, aber den Punkt "Musikauswahl" möchte ich doch nochmal aufgreifen: Es gibt beim Privatfernsehen ein strenges Diktat. Wenn Du als Autor eine Folge eines Formats oder einen Beitrag für ein Format machst, bist Du dazu verpflichtet, strengen Richtlinien zu folgen, die Dir jegliche kreative Freiheit abschneiden. Dazu gehört auch Deine Musikauswahl, die ja immerhin auch Deine Haltung als Autor zum Geschehen wiederspiegelt (im besten Fall). Beim Privatsender darfst Du NUR aktuelle Charthits oder sofort für jeden erkennbare Oldies verwenden. Sonst nichts. Beim Dschungelcamp bekommt man nicht nur Tracks zu hören, die oft exzellent das Geschehen kommentieren, sondern vor allem die deutschen Charts noch nie gesehen haben und sich eher auf Bestenlisten guten Geschmacks tummeln. Unabhängiges Denken im Schnittraum, das ist vielleicht nur eine kleine Rebellion, aber es ist eine, und so kommen 7 Millionen Deutsche plötzlich in den Genuß von Musik, die sie nie zuvor gehört haben.
Und wenn ich an die großen Fernsehmomente der vergangenen Jahre zurückdenke, dann steht da auch die Wasserfallssequenz mit Kim und Rocco zu Divines "Shoot Your Shot". Das war Fernsehen vom Feinsten, dokumentarisch und doch gelenkt, klare Autorenhaltung, aber nicht mit den Zeigefinger. Zuschauer, denk Dir Deinen Teil. So soll es sein.
Thortie hat geschrieben:aber irgendwie kann ich mir echt den Eindruck erwähren
Der "Einzigste" war nur der Teaser - jetzt gibt's aber endlich den Goldenen Germanisten 2013. Das Hirn saust!

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