80er-Jahre TV-Serien

Keiner mag sie so wirklich, aber ohne wollen wir auch nicht: Alles rund um die Flimmerkiste.
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Frau Stockl
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Re: 80er-Jahre TV-Serien

Beitrag von Frau Stockl » Mi 22. Sep 2021, 00:15

Houston Knights - Die glorreichen Zwei (1987 - 1988)
286full-houston-knights----------------------------------(1987--1988)-photo.jpg
A Chicago cop is transferred to Houston where he teams up with a Texas lawman.
"I can tell by them pointy shoes, that yer a city slicker."
"Yea, well I can tell by yout forhead that you parents were cousins."
Die jeweiligen Episoden stehen einzeln für sich, auch wenn gerade zu Beginn ein gewisses Segment der Behandlung des Umgangs mit polizeiinternen Angelegenheiten voran und die erst unterschiedliche, dann gemeinsam tätige Herangehensweise daran definitiv der Vordergrund der Thematik dieser entsprechend als Polizeiserie zu betrachtenden Angelegenheit ist. So wird in Episode 3 "Der Held" einem korrupten Veteranen trotz der blauen Mauer des Schweigens das Handwerk gelegt, in Folge 5 "Schatten der Vergangenheit" dasselbe Spiel des Aufräumens mit liebgewonnenen Gepflogenheiten und der Loyalität zu früheren Freunden im Widerspruch mit Gesetz und Marke rezitiert, in Folge 6 "Ein schlechtes Mädchen" das Problem mit dem sich Einlassen mit einer vermeintlichen Zeugin und der gefährlichen Liaison dessen erzählt, oder in Folge 7 "Die Vogelscheuche" ein Polizistenmörder gejagt und in Folge 8 "Der Colt" nach dem Verlust der Dienstwaffe beim Suchen nach dieser auch die Dienstvorschriften ignoriert. Auch die zweite Staffel eröffnet mit Folge 9 "Rollende Gewalt" prompt mit der Jagd nach dem Mörder eines Kollegen. Zusätzlich dazu werden nach gewisser Fertigungszeit und der Stabilisierung der Figuren und ihres Verhältnisses zueinander, – das auch dann innerhalb von Streitigkeiten immer noch einander am reiben, aber tatsächlich partnerschaftlich verbunden ist – , auch dazu passende Konflikte, wie ein scheiterndes Sozialsystem, die Banken-, Finanz-, Arbeits- oder Wohnkrise oder die Problematik einer wegschauenden Gesellschaft und so geschlossener unterlassener Hilfeleistung der Bevölkerung angesprochen, was überraschend erwachsen für derlei Material und auch überraschend stabil in seiner Behandlung ist. In Folge 10 "Kopf oder Zahl" wird gar der gerade durch Mary Koss in einer Studie für "Women and the Law: Leaders, Cases, and Documents" erstmals ausführlich untersuchte Begriff des Acquaintance Rape, umgangssprachlich auch als 'Date Rape' bekannte Tatbestand behandelt und diskutiert; in Folge 30 "Der Dschungelkämpfer" werden die immer noch bestehenden Auswirkungen des Vietnamkrieges auf beiden Seiten der Bevölkerung angesprochen, anhaltender Rassismus und das Thema der Posttraumatischen Belastungsstörung.

Dennoch und darüber hinaus ist dies trotz eben der Einbindung tatsächlicher Gewaltakte und Moralitäten in der Narration auch noch vergleichsweise entspanntes, freies Fernsehen, typische Achtziger Jahre, ohne Bohei oder übertriebenen Anspruch, ohne Jubelkritiken und auf ganze Lebensjahre ausgedehnte Erzählbögen etc.; mit dem, was man gewohnt ist und ebenso bekommt und plätschernd und sinnierend zu konsumieren ist. Gehalten mit viel Laissez-faire und Beinfreiheit, in der nicht verkrampft nach etwas gesucht, sondern die Gegend und ihre Optionen durchwandert, durchfahren, ganz allgemein erkundigt wird. So steht auch nicht zu wünschen und zu hoffen, dass die jeweiligen Regisseure, wie die Veteranen Richard Lang, Jerry Jameson, Gary Nelson, Michael O'Herlihy, William A. Fraker etc. hier ebenfalls auf Konfrontation gegangen wären, statt den sicheren Weg des schlichten Abfilmens zu folgen. Keine großartige Action, eine kleine Autohatz, die Verfolgung zu Fuß von Safeknackern, eine Sekunden-kurze, oft beidhändig ausgeführte Schießerei, eine maschinengewehrbewaffnete Attacke auf ein Safe House, jemand wird aus dem Fenster katapultiert, dazwischen immer etwas Ansichten der Stadt (mit freien Highways und vielen leeren Wolkenkratzern) oder blank präsentierte Dialogszenen, die in der zuweilen bescheidenen deutschen Synchronfassung (abseits der beiden Hauptdarsteller, die passend ausgewählt sind) wohl noch wesentlich trockener herüberkommen als sie es im Original eh schon sind. Recht angenehm ist der Schauplatz, Houston, "morgens schon Hundert Grad im Schatten", in dem noch etwas Leben von früher und gestern steckt. Das Bewusstsein der Vergänglichkeit, die der Moderne widerstrebt. Und das Zeugnis einer längst passe gegangenen Lebensphase vom (noch) großen Amerika und seiner unbegrenzten Möglichkeiten auf der einen Seite und des tugendhaften Arbeitens im Mittelstand auf der anderen; eine Ära von Nostalgie und Melancholie, die so nicht zu wiederholen und heute nur noch schlecht zu kopieren oder gar im Klamauk zu 'parodieren' ist.
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Re: 80er-Jahre TV-Serien

Beitrag von JimmyPage » Mi 22. Sep 2021, 09:39

:shock: :clap: :thumbup: Stockl kommt direkt nach dem Fuhrmann :mrgreen:
äffle: "was isch groß?" - pferdle: "stuttgart!" - äffle: "was isch größer?" - pferdle: "der neckar!" - äffle: "und was isch am größten?" - pferdle: "hmm, spätzle und linsen!"

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Re: 80er-Jahre TV-Serien

Beitrag von Nahaufnahme » Mi 22. Sep 2021, 13:28

Michael Paré - der schönste Mann in den 80er Jahren... heute (okay, Bild ist von 2014) trägt er Perücke. :(
360px-Michael_Paré_2014.jpg
Wusste ich nicht: "He also worked as a model. In August 1987, he appeared on the cover of the first issue of Men's Fitness." :clap:

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Re: 80er-Jahre TV-Serien

Beitrag von JimmyPage » Mi 22. Sep 2021, 13:32

Den seh ich eigentlich immer gerne. Heute spielt er bei Boll und wird von Seagal verwamst :crazy: :lolno:
äffle: "was isch groß?" - pferdle: "stuttgart!" - äffle: "was isch größer?" - pferdle: "der neckar!" - äffle: "und was isch am größten?" - pferdle: "hmm, spätzle und linsen!"

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Re: 80er-Jahre TV-Serien

Beitrag von Frau Stockl » Fr 1. Okt 2021, 02:06

Airwolf in Action (1985)
Airwolf in Action.jpg
Zusammenschnitt zweier Folgen aus Staffel 2.
Das erste Teilstück, "Menschenjagd auf texanisch", gedreht von Alan J. Levi (und dies mit einigen prächtigen Panoramabilder und kantiger Action) fängt dabei äußert rasant bis erstaunlich grob auch an, eine motorisierte Hetze gleich dreier unterschiedlicher Parteien durch die Wüste, per Zweirad, per Auto und zusätzlich auch mit einem Hubschrauber der Highway Patrol, wobei vor allem der Vierradantrieb aufgrund des ruckeligen Unterbodens kräftig durchgeschüttelt wird; was allerdings nichts gegen den auflösenden Stunt des Motorradfahrers ist, der in glorreicher und zugleich schmerzvoller Zeitlupe eine Schlucht hinabstürzt. "Texas ist nicht Vietnam" heißt es hier gleich zu Beginn, dennoch wird die amerikanische Einöde hier bald zum Schauplatz eines Privatkrieges, den die Obrigkeit (gespielt von Lance LeGault) angefangen hat und wo sie letztlich aufgrund von ausschweifendem Machtmissbrauch, Ausübung von Gewalt ohne Legitimation und dem Brechen sämtlicher Regeln und Gesetze auch bald die explosive Quittung dafür kriegt.

Eine No-go-Area in sengender Hitze wird hier später unter Beschuss und auseinander genommen, vorher werden die Missstände aufgezeigt und das raue Klima (und der ausgeprägte Sexismus bis hin zu gleich zwei Beinahe-Massenvergewaltigungen) hier, die lokale Diktatur, der Blutdurst der Menschen in dieser Männerwelt, die Skrupellosigkeit der Geschäftemacher über Leib und Leben porträtiert, eine unbarmherzig schwitzende Atmosphäre der ständigen Bedrohung gezeichnet, in der es nur ein Stillschweigen oder gar ein Mitmachen bei all dem illegalen Treiben oder ein Umkommen bei Widerstand und Gegenwehr gibt. Auch vor den 'eigenen' Leuten wird nicht Halt gemacht, die Folge stellt mit Jean Bruce Scott als einzig aufrecht agierende und tapfere Deputy Caitlin O’Shannessy ein bald neues Mitglied im Team vom Airwolf und damit der Serie vor und eine starke Ergänzung für das bisherige Männerbündnis. Dabei ist die Episode fast zu kurz, zu simpel für das Erzählte, zu reduziert gehalten, der Weltbau innerhalb und um den eingerichteten elektronischen Zaun und den ausgetrockneten Flussläufen nicht ausschweifend genug, sondern nur andeutend, umrahmend und in Stichpunkten skizzierend. Eine deutliche Angespanntheit der Situation ist von Beginn an, dem Stellen des Flüchtigen vorhanden, wird aber nicht gesteigert; "nicht gerade wie Vietnam, was?" fragt später noch einer der Hobbyjäger. Dafür kommt der Showdown auch ohne langen Vorlauf um die Ecke geschossen, werden Autos und Gebäude per Knopfdruck ins Visier genommen und ohne viel Federlesens ins Nirwana pulverisiert.

"Die Wahrheit über Holly" folgt im 'Anschluss', auch diesmal von Levi (und mit verbaler Rekapitulation zur "Menschenjagd ..." und so in der Auskopplung auch tatsächlich wie zusammengehörend wirkend) gedreht. Die Folge selber startet mit einer Bodenmission von Hawke und genauer dem Eindringen des Nachts in einen mexikanischen Palast und der Befreiung der dortigen Senorita, entgegen den bald auftauchenden Wachen und beizeiten einem Feuergefecht auch zwischen Airwolf als Begleitschutz und den Bodentruppen. Der Einstieg (mit fleißig Granatbeschuss) ist ohne Vorrede und so luftleer ohne Erläuterung. Was genau los ist und was noch folgt, wird dann anschließend in den weiteren 40min und auch mit Verstärkung von Deputy A.D. Caitlin O’Shannessy geklärt. Leider erinnert das Ganze mit seinem Gebaren auf einem Filmset als Stuntteam für die Hubschraubereinlagen und einem Beinahe-Absturz (direkt hinein in die Kulisse eines spätrömischen Sandalenschinkens) sowie einer fußläufigen Verfolgungsjagd auch über den Westernset eher an so bieder-unterhaltsame Räuberpistolen wie Ein Colt für alle Fälle. Umrandet wird es mit einer Art Psychothriller um ehemalige Liebhaber und deren Stalker- und Racheaktionen sowie einer sich auch merkwürdig verhaltenen Schutzperson und einem diplomatischen Hickhack, was nicht bloß wegen der Zugehörigkeit von Drehbuchautor Phil Combest zum Story Editor Team von Magnum an die dort platzierte Folge "Wenn aus Liebe Hass wird" erinnert. Alles drin und alles dran also, nur nichts davon so richtig.
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Re: 80er-Jahre TV-Serien

Beitrag von Frau Stockl » Di 5. Okt 2021, 20:35

Mission Airwolf (1984)
Herunterladen (1).jpg
Zusammenschnitt zweier Folgen aus Staffel 1.
Starten tut man hier mit Episode 10, in der eingangs ein "ehrenwerter Zweikampf" im Luftraum von Süd Limbawe, Afrika und eben mal keine "Hightech-Schlachterei" zwischen zwei Piloten vor sich geht, ein Duell zwischen Helikopter in der Verteidigung und einem Flugzeug im Angriff auch, wobei auch vorher schon fleißig Schüsse zwischen den Wolken gefallen sind und Tote bereits gezählt. Ein Bürgerkrieg geht vonstatten, Nord und Süd eines eigentlich gemeinsamen Landes, die nun getrennt voneinander und im blutigen Zwist verstrickt sind. "Politik und Krisen mal wieder", natürlich stecken auch die Russen mit unter der Decke und natürlich und dies die Serie ständig vorantreibend und als ewiger Erzählstrang angeleitet, ist der Vietnamkrieg im Rücken der zugeschalteten Begleiter vom Team Airwolf, wobei Hawke erst die spezielle Mission hier ablehnt, aber mit dem Fünkchen Hoffnung des Findens seines verschollenen Bruders dann umso schneller vor Ort und im Gefecht verstrickt ist.

Hervorzuheben als Vorteil der Behandlung hier ist noch der Gegenüber, der Zweite beim titelgebenden Zweikampf, eine Art älterer und auf den falschen Wegen abgerutschter Anti-Hawke (gespielt von Christopher Stone), der charakterlich noch nicht verloren und auch noch mit Rechtschaffenheit und Moral und Gewissen ausgestattet, aber dennoch Mitläufer und Spielball in einem Krieg ist, der ihn eigentlich nichts angeht; eine Verlängerung der Geschehnisse in Fernost, eine Wiederholung in späteren Jahren und mit etwas anderen Vorzeichen, in dem Hawke selber die Hoffnung und dem Anti-Hawke, der eigentlich gar nicht so sehr der Gegenpol ist, oftmals nur noch der Griff zum Fusel und vielleicht noch der Sold am Leben hält. Darstellerisch hier und auch in Nebenrollen prägnant, mit gutem Dialogbuch verfasst und sich langsam steigernden, mehrschichtigen Konfrontationsszenen, in denen vor allem der unterschiedliche Umgang mit dem Krieg thematisiert wird und bald auch explosiv ausgelebt. Eine Schießübung im freien Felde, ein Ausbruch aus dem Bodenlager plus Gefangenenbefreiung, später regnet es Handgranaten vom Himmel herab und werden Schützengräben und Unterstände pulverisiert.

Die im 'Anschluss' angehängte Episode 7 "Der falsche Bruder" ist dabei ungewisser, offener und intimer, wird schon am Anfang mit einem dramaturgischen Knalleffekt begonnen und ein potenzielles Ende der ganzen Serie vorausgeschickt; auch steht die Suche nach dem Bruder (verkörpert von Christopher Connelly) hier 'erneut' im Sinne von Huckleberry Hawke, wird aber auch die gesamte Episode deutlich darum, deutlich fester und abermals mit kräftiger Sentimentalität gestrickt. Letztlich ist das Ganze ein ziemliche Lug-und-Trug Folge, ein wenig wie die späten Limbo-Folgen aus Magnum, wo man auch mit Ideen und Möglichkeiten außerhalb der Realität spielt, ein Fantasiegespinst quasi, was dabei auch etwas überzieht und deswegen beizeiten zumindest an der 'Glaubwürdigkeit' einbüßt, die ein narrativer und inszenatorischer Gauklertrick bis zur entscheidenden Pointe benötigt. Das Krankenhaus, indem das abgestürzte Opfer gebracht wird, und vor allem das Personal dort, die Oberschwester und damit der Stationsdrachen speziell sowie die Mechanismen und Gepflogenheiten, die dort vorherrschen, sind zu sinister gezeichnet und damit nicht überzeugend; die Anziehungskraft kommt letztlich durch die Identifikation mit dem Patienten, aber nicht über das Abnehmen der Charade und damit der Plotsituation, die mit eigentlich interessanten Themen wie Psychologie, Bewusstseinsveränderung, Manipulation des Geistes, Fake News, Paranoia, Loyalität, Urvertrauen etc. und dies in einem Kalter-Krieg-Spionagefall spielt. Wer dabei an entsprechende Vorlagen wie Botschafter der Angst, Der Agent, der seinen Leichnam sah oder Ein Mann jagt sich selbst denkt, sieht sich getäuscht; der aufgezählte Autor Christopher Crowe bzw. Bellisario haben ein Skript zu einer Folge von The Hardy Boys/Nancy Drew Mysteries, 1977 - 1979 angepasst und variiert. Auch die Überschneidung von Fiktion und Realität (die Scheidung von Charles und Diana wird hier bereits ein Jahrzehnt vor dem tatsächlichen Ereignis als Schlagzeile kolportiert) ist nicht ohne Reiz. Das angehängte Aktionfinale bleibt dafür antiklimatisch, wie als aufgezwungener Bonus und wird auch als Mix aus Stock footage, Rückprojektion und Miniaturaufnahmen generiert.
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Re: 80er-Jahre TV-Serien

Beitrag von Frau Stockl » Mi 27. Okt 2021, 19:58

A-Team - Sie kämpfen für das Recht (1985)
A Team.jpg
Mobster Joe Scarlett puts the squeeze on judge Mordente by kidnapping his daughter. Hannibal takes the place of Scarlett's messenger Augie to find out where the kidnappers are hiding the girl.
"Ich freue mich, dass mein Bruder kommt. Dann kann ich ihm zeigen, wie wir die Dinge in Amerika regeln."
Mit einem abenteuerlichen Hubschrauberstunt direkt wie aus Airwolf entliehen eröffnet der im Fernsehen als "Eine Seefahrt die ist lustig" gesendete Zweiteiler, ein Kidnapping per Bell 222 nur ein, zwei Meter über dem Wasser dahinfliegend; die Entführung als Hebel für die Prämisse, die das A-Team eine lange Reise anstreben und gleich mehrere schillernde mafiöse Personen hochnehmen lässt. Hier steht die Mannschaft gar im Dienst eines Vertreters für Recht und Ordnung, eines der Leute, die sie zwar nicht selber festnehmen können, aber als Vertreter der richterlichen Gewalt im Staat verurteilen und hinter Gittern bringen. Eine Überschneidung von Familie und Beruf und die Abwägung davon in gleich mehreren Belangen, sowohl der Richter (gespielt von Dana Elcar) als auch der Angeklagte, der Gauner ist Blut-verwandtschaftlich gebunden und privat instruiert.

"Ja, aber das...bin ja ich."
"So gut haben sie nie ausgesehen."
Die gesamte Eröffnung ist ordentlich mit Aufwand gehalten und in mehreren größeren Aufnahmen wie dem Anrollen der ebenso bald eintreffenden Militärpolizei vor einem Hochhaus inmitten in der Metropole und dem rettenden Fallschirmsprung direkt im Stadtzentrum gestückelt, keinerlei preiswerte Trickaufnahmen, sondern jederzeit direkt vor Ort und gleichzeitig abenteuerlich und handfest ausgedrückt. Der Rest der Episode wird dann zunehmend kleiner, fast intim gar, geht es hinaus vor die Tore der Stadt und in die Nähe eines Campingplatzes, stilecht in eine Wohnwagensiedlung mit abgezirkelte Parzellen und dem kleinen Lattenzaun aus dem Traumkatalog für freiheitsliebende Hobby- und Reisemobiltouristen. Eine Welt für sich, die hier gezeichnet wird, zwischen Eskapismus und Trutzburg, eine Welt der Isoliertheit außerhalb der Gesellschaft, aber auch dem Gefangensein ohne wirkliche Privatsphäre, bekommt nicht nur der Nachbar (oder hier die Nachbarin) alles mit, sondern läuft man sich auch ständig selber über den Weg, was den Versuch einer heimlichen Dreiecks- (oder Vierecks)Beziehung zwischen den Bewachern der Geisel bald aufdeckt, das Misstrauen zueinander offenlegt und jede Zusammenarbeit oder gar das Zusammenleben vollends scheitern lässt. Die Siedlung ist bald Kleinholz, erst werden die kleinen Handfeuerwaffen, dann die Großkaliber und die Munitionsstangen gezückt, mehrere glorreiche Explosionen lassen ein Inferno los und in offensiver Kameranähe die Leute weglaufen und wegspringen und hinter ihnen Haus und Wagen aufglühen.

Den Anschluss hat speziell Frank Lupo geschrieben, der erst mit einem (Sand)Straßenkrieg, einer explosiven Verfolgungsjagd mit hohem Munitionsverbrauch und viel Blechschaden einsteigt, eine rasante motorisierte Verkehrsschlacht, in der mit entzündeten Benzinkanistern Flammenmeere auf dem Untergrund ausgelöst werden und schließlich und endlich ein ganzes Flugzeug pulverisiert; nicht ohne das durch das sowieso schon brennende Wrack noch ein Auto geschleudert wird. Das eigentliche Geschehen findet auf dem Luxusschiff statt, eine frühe tongue-in-cheek Stirb langsam - Variante auf Hoher See mit Terroristen an Bord, "ich will sie tot, und wenn ich diesen ganzen Dampfer hochgehen lassen muss" als das Motto der Verbrecher, die sich bald unter die Touristen mischen und das weiße Traumschiff unsicher machen und zunehmend begrenzen. Lag die erste Hälfte der Folge als Meister der Effizienz - mehrere wichtige Leute von dort verschwinden einfach aus der Handlung oder haben nur einen Auftritt, der gesamte Aufenthalt in Italien ist bloß ein Shoot 'Em Up - der Fokus vermehrt auf Peppard, der mit seiner Doppelrolle logischerweise schon die Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist hier nun Schönling Benedict die treibende Kraft und hier auch tatsächlich mit unterstützendem Skript, einer Vielzahl von besseren Mit- und Gegenspielern und einer insgesamt ausgewogenen Figurenkonstellation inkl. präzisen Nebendarstellern gesegnet ist: June Chadwick als der Unterhaltungschefin, die erst den Einstieg aufs Schiff ermöglicht, der singende Nebenbuhler Michael DeLano, der misstrauische vorgesetzte Arzt, welcher von Regisseur David Hemmings gegeben wird, aber auch das junge und recht offenherzig gekleidete oder eher unbekleidete Zielobjekt. Überhaupt hat diese Episode, welche schon aufgrund der Location vom schwimmenden Konsum- und Vergnügungstempel deutlich als Kommentar zu Aaron Spellings zeitweise die Konkurrenz dominierenden Dauerbrenner The Love Boat (1977–1987) wirkt, am Pooldeck und auch in den Kabinen viele Bilder von nackter Haut und sparsam gehaltenen Bikinis zu bieten; eine visuelle deutliche Sexualisierung der 'Männer-' oder 'Jungsserie', die mit ihren zwischenzeitlich ins Team aufgenommenen Kolleginnen Melinda Culea respektive Marla Heasley nicht gerade feinfühlig umgegangen ist und die Entbehrlichkeit weiblicher Charaktere auch am Set und deren Gruppen-Narzissmus mehrfach zum Ausdruck gebracht hat.
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Sylvio Constabel
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Re: 80er-Jahre TV-Serien

Beitrag von Sylvio Constabel » Do 28. Okt 2021, 11:31

:thumbup:
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:thumbup:
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

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Re: 80er-Jahre TV-Serien

Beitrag von JimmyPage » Do 28. Okt 2021, 11:34

Das waren noch Zeiten :clap: als die ganzen Zwei- oder Dreiteiler auf Kassette rauskamen :thumbup:
äffle: "was isch groß?" - pferdle: "stuttgart!" - äffle: "was isch größer?" - pferdle: "der neckar!" - äffle: "und was isch am größten?" - pferdle: "hmm, spätzle und linsen!"

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Re: 80er-Jahre TV-Serien

Beitrag von Frau Stockl » Do 28. Okt 2021, 16:47

Wobei von A-Team und auch von Knight Rider hierzulande in der Hinsicht erstaunlich wenig erschienen ist, wenn ich das richtig überblicke; die haben sich in Sachen Hörspiele und Romanen ausgetobt. Gerade bei dem schwarzen Trans Am hätten sich die Episoden mit K.A.R.R. und Goliath ja eigentlich aufgedrängt.
Gefunden hab ich dafür Equalizer 4x (!?) und vor allem viel Airwolf und Miami Vice mit je 7-8 Auskopplungen.
Die Profis sind auch paarmal vertreten.
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