80er-Jahre TV-Serien

Keiner mag sie so wirklich, aber ohne wollen wir auch nicht: Alles rund um die Flimmerkiste.
Antworten
Benutzeravatar
Nahaufnahme
Beiträge: 4094
Registriert: Sa 12. Mai 2012, 19:53
Wohnort: Berlin

Re: 80er-Jahre TV-Serien

Beitrag von Nahaufnahme » Fr 29. Okt 2021, 02:54

Kabel-TV wurde erst in den 80er Jahren breit verlegt, das dauerte aber Jahre und die Videotheken deckten den Bedarf nach US-Serien, die gerade bei den Kabelsendern RTL und Sat.1 liefen und wegen denen man sich nicht bei unbeliebten Leuten im viele Kilometer weit entfernten Hochhaus mit Anschluss einschleimen wollte. Dann doch lieber in die Schmuddeltheken. :geek:
Frau Stockl hat geschrieben:
Do 28. Okt 2021, 16:47
Wobei von A-Team und auch von Knight Rider hierzulande in der Hinsicht erstaunlich wenig erschienen ist,
Das hatte was mit den Lizenzen für Serien im Verleih zu tun, komplette Serien gab es so gut wie keine, außer wenige alte wie THE AVENGERS (aber nur die mit Diana Rigg) und Einzelfolgen im Verleih überhaupt nicht. Die VHS Kaufvideos kosteten immerhin stolze 30 Mark (die sich wie heutige 30 € anfühlten). In den 90ern ging es dann aber richtig los, die Preise sanken, Staffeln erschienen komplett, immer mit zwei Folgen auf einer VHS im Verleih und Verkauf (u.a. STAR TREK).

THE EQUALIZER fand ich so toll, dass ich mir sogar die aktuelle Serie mit Queen Latifah ganz unkritisch anschauen kann, obwohl da nichts von der paranoiden Stimmung des Originals im dunkel-versifften New York (1985-89) zu sehen ist, jetzt eher eine Hallmark-Version aus der gleichen Stadt, fast zu kuschelig (auch dank der beruhigenden Stimme von Latifah), aber perfekt für einen ruhigen Sonntagabend.

Benutzeravatar
JimmyPage
Beiträge: 17656
Registriert: Mo 3. Sep 2012, 17:02

Re: 80er-Jahre TV-Serien

Beitrag von JimmyPage » Fr 29. Okt 2021, 08:23

Frau Stockl hat geschrieben:
Do 28. Okt 2021, 16:47
Wobei von A-Team und auch von Knight Rider hierzulande in der Hinsicht erstaunlich wenig erschienen ist, wenn ich das richtig überblicke; die haben sich in Sachen Hörspiele und Romanen ausgetobt. Gerade bei dem schwarzen Trans Am hätten sich die Episoden mit K.A.R.R. und Goliath ja eigentlich aufgedrängt.
Gefunden hab ich dafür Equalizer 4x (!?) und vor allem viel Airwolf und Miami Vice mit je 7-8 Auskopplungen.
Die Profis sind auch paarmal vertreten.
Ja, das hab ich mich auch gefragt. Obwohl ich grade dachte :think: "gabs da nicht was?"

Die Hörspiele und Romane hatte ich :mrgreen:
äffle: "was isch groß?" - pferdle: "stuttgart!" - äffle: "was isch größer?" - pferdle: "der neckar!" - äffle: "und was isch am größten?" - pferdle: "hmm, spätzle und linsen!"

Benutzeravatar
Bewitched240
Beiträge: 16662
Registriert: Di 29. Mai 2012, 00:15

Re: 80er-Jahre TV-Serien

Beitrag von Bewitched240 » Fr 29. Okt 2021, 09:21

Den EQUALIZER hab ich geliebt.

Benutzeravatar
Frau Stockl
Beiträge: 12559
Registriert: Di 25. Sep 2012, 09:44
Wohnort: Burg Stargard

Re: 80er-Jahre TV-Serien

Beitrag von Frau Stockl » Sa 30. Okt 2021, 22:08

A-Team - Feuerprüfung (1986)
A1d0x0bD5vL._AC_SL1500_.jpg
Dreiteiler als Staffeleröffnung zur 5., halbierten und auch letzten, bestenfalls interessant missglückten, schlechterdings depressiven Season vom A-Team, welches hier vom Freelancer zum Dirty Dozen und dies mit neuem 'Teammitglied' und neuem Boss auch noch wird.
Folge 1 "Hoffnung in Barcelona" wird nicht bloß in den ersten Szenen mit dem Neuen Frankie Santana eröffnet, der zudem bereits von Allem Bescheid weiss ("Frank's with the picture"), sondern durch seine Erfahrung und dem Talent als Special Effects Techniker auch entscheidend für den Erfolg der hiesigen Misison, der Befreiung eines spanischen Passagierflugzeuges aus den Händen übellauniger Geiselnehmer, angeführt vom schwitzenden David Hess als islamischer Oberhäuptling nämlich ist. Der Plot, geschrieben von Serienerfinder Stephen J. Cannell selber und von Tony Mordente gedreht, lässt in seinen Anleihen an damals beliebtes Terrorkino Marke Hostage [ 1987 ], Delta Force [ 1986 ] oder Operation Entebbe (1977) nur wenig Spielraum für Actionszenen selber über, wobei hier beim besten Willen nur unüblicherweise zwei kleinere Schusswechsel und dafür viel Lug, Betrug und Bedrohung, plus allerlei kriminelles Beiwerk (das Kidnapping von Hannibal, die Erpressung von Santana, das illegale Abhören durch Wanzen und die gesamte Nötigung des Teams) zu finden sind. Zwar wird zwischenzeitlich immer wieder etwas Auflockerung geboten, schließt es aber in ein offenes Finale über, welches das die Mannschaft erneut zu einem Spielball degradiert, dass in Folge 2 "Helden vor Gericht" nahezu wehrlos kurz vor der Todesstrafe wegen Landesverrates steht.

Der Mittelpart des Dreiteilers, dass die Szenerie neu aufmischt und die anschließenden noch folgenden 10 andersartigen Episoden durch diese tatsächlich parallel erzählte und erst am Ende aufgelöste Einleitung von über 2 1/4 h vorgibt, befasst sich in erstaunlich gut geschriebener, gerade in den teils scharfzüngigen, spitzfindigen Dialogen und dem dramaturgischen Hin und Her aus verschiedenen Versionen, diversen Meineiden, neu auftauchenden Zeugen, plötzlich verschwundenen Mitwissern und Stockwell als Strippenzieher im Hintergrund überraschend abwechslungsreicher Weise [ Drehbuch: Tom Blomquist ] mit dem Militärprozess. Quasi die Rückführung zur eigentlichen Prämisse der ganzen Serie in ihren vorherigen Staffeln und die Vorbereitung entweder des vorzeitigen Endes dessen oder doch eines möglichen Neubeginns, wobei hier nun alles möglich erscheint, und im Grunde außer den vier tatsächlich beteiligten Männern jedem eine Lüge und Verrat, und auch der bis dato sowieso nicht wirklich sympathischen Armee hier zusätzlich noch Schmierentheater um des Rufes willen plus Urkundenfälschung und eben Beseitigung von personellen Unzulänglichkeiten zuzutrauen ist. Zusätzlich wird wieder vermehrt Wert auch auf die Inszenierung der für den Zeitraum fortschrittlichen Actionszenen, darunter der Banküberfall in Hanoi selber, eine Verfolgungsjagd zwischen Mülltransporter und zwei sich bald durch die Lüfte überschlagenden PKWs, und ein Bombenanschlag im Militärhauptquartier Wert gelegt.

Im Finale der Trilogie "Man stirbt nie zweimal" kommt alles zusammen, was in den vorherigen 90min als Plotpunkt hingeworfen wurde, wobei da auch die folgende Methode der längeren Zusammenarbeit zwischen Robert Vaughn als Auftraggeber und Vermittler erstmals im Raum, für eine 'überschaubare' Anzahl an 'Selbstmordkommandos' steht. Interessierten tut bis dato nur, wie das A-Team der bevorstehenden Erschießung entgeht, was Autor Frank Lupo mit teils Tagträumen der unmittelbar Betroffenen und so auch einem imaginierten Fluchtversuch mit viel Blei, viel Detonation und durch die Luft gewirbelten Soldaten löst.
10.jpg
11.jpg
14.jpg
13.jpg
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.

Benutzeravatar
JimmyPage
Beiträge: 17656
Registriert: Mo 3. Sep 2012, 17:02

Re: 80er-Jahre TV-Serien

Beitrag von JimmyPage » So 31. Okt 2021, 18:36

Mit dem Santana bin ich nicht warm geworden :crazy:
äffle: "was isch groß?" - pferdle: "stuttgart!" - äffle: "was isch größer?" - pferdle: "der neckar!" - äffle: "und was isch am größten?" - pferdle: "hmm, spätzle und linsen!"

Benutzeravatar
Frau Stockl
Beiträge: 12559
Registriert: Di 25. Sep 2012, 09:44
Wohnort: Burg Stargard

Re: 80er-Jahre TV-Serien

Beitrag von Frau Stockl » So 31. Okt 2021, 19:17

Bin mit der ganzen Staffel nicht warm geworden, hatte die 'letztens' mal peu à peu durchgenommen.

Die Tage mal die Zweiteiler noch gesehen und bisschen aus Staffel 1, manches sagte mir gar nichts, gestern Folge 5 "Wölfe in Uniform" ("A Small and Deadly War") um ein SWAT-Team (u.a. Jack Ging und Dean Stockwell), die sich als Auftragskiller verdingen, und nicht nur einen 'Verräter' in den eigenen Reihen umbringen wollen; die Folge war von der Tonart her ganz anders, wesentlich grimmiger.
MV5BOTJmOWE4MzctOGE5Ny00MzJjLTk2M2UtODI3MmFmZjk2NGQyXkEyXkFqcGdeQXVyMTI0MjQ3OQ@@._V1_.jpg
MV5BN2M5MTQ4OGMtNGFlMi00NGUzLTg2ZjktNTE5YjRmNDhiMzc1XkEyXkFqcGdeQXVyMTI0MjQ3OQ@@._V1_.jpg
MV5BYmM3OTBiNWYtNjJjOS00NjcxLThkZDUtOGEyM2U1MTExYzFjXkEyXkFqcGdeQXVyMTI0MjQ3OQ@@._V1_.jpg

Vielleicht schaff ich heute noch Folge 3 "Fegefeuer" ("Children Of Jamestown") um einen von John Saxon gespielten Sektenführer a.k.a. Jim Jones Verschnitt.
Das sollen so die 'gröbsten Anfangsfehler' gewesen sein.
3lw35vye23q01.jpg
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.

Benutzeravatar
Frau Stockl
Beiträge: 12559
Registriert: Di 25. Sep 2012, 09:44
Wohnort: Burg Stargard

Re: 80er-Jahre TV-Serien

Beitrag von Frau Stockl » Di 9. Nov 2021, 12:34

Nachgeholt:
"Fegefeuer" startet schon ungewöhnlich mit einer Zusammenfassung vorheriger Ereignisse, nämlich der sonst oft gezeigten und ausführlich dargestellten Rekrutierung des Teams und der eigentlichen Bedrohung des Hilfe suchenden Auftraggebers; hier wird das Ganze verbal (von Hannibal im Off) zusammengefasst und schon der erste Befreiungsversuch, weit draußen irgendwo vor den Toren der Stadt und im ländlichen Gefilde probiert. Losgeeist werden soll eine junge Frau, die in den Fängen einer von John Saxon geführten und von Gerrit Graham als rechte Hand geleiteten und auch nicht zimperlich agierenden und ihre Diktatur mit Gehirnwäsche und Gewalt ausübenden Sekte, "ein Haufen Verrückter mit Maschinengewehre" im Farmland geraten ist. Eingeführt wird dabei in der ersten Szene auch Benedict als Peck, wobei sein Spiel einzeln und gerade auch das Zusammenspiel mit den anderen (darunter der hier besser und tatsächlich integrierten Melinda Culea als Amy Amanda Allen) von Start weg schon deutlich prägnanter und zugleich harmonischer als das von Dunigan im Pilot ist, der rückblickend noch mehr wie ein Fehltritt und Fremdkörper wirkt. Die Episode selber, geschrieben von Cannell ist dabei weniger erfreulich, eine deutliche Rückbeziehung auf Jim Jones und das Massaker von Jonestown, was hier in dieser Behandlung auch nicht etwa verharmlosend oder rein als Rückprojektion für eine Abenteuerserie, aber natürlich mit dem Einschluss einer 'Most Dangerous Game' Variante im "Tal des Zorns" und dem selbstgebastelten Flammenwerfer sowie den vom Himmel herabregneten Nitrostangen für die explosive finale Grillparty schon für das Primetime Publikum verträglich behandelt wird.
5.jpg
2.jpg
1.jpg
3.jpg
4.jpg
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.

Benutzeravatar
JimmyPage
Beiträge: 17656
Registriert: Mo 3. Sep 2012, 17:02

Re: 80er-Jahre TV-Serien

Beitrag von JimmyPage » Di 9. Nov 2021, 12:57

Die Folge mit dem SWAT-Team fand ich interessant. Die mit Saxon mochte ich nicht.
äffle: "was isch groß?" - pferdle: "stuttgart!" - äffle: "was isch größer?" - pferdle: "der neckar!" - äffle: "und was isch am größten?" - pferdle: "hmm, spätzle und linsen!"

Benutzeravatar
Frau Stockl
Beiträge: 12559
Registriert: Di 25. Sep 2012, 09:44
Wohnort: Burg Stargard

Re: 80er-Jahre TV-Serien

Beitrag von Frau Stockl » Mi 29. Dez 2021, 20:05

Der Equalizer - Kampf um Gerechtigkeit (1985)
Equalizer-Der-Kampf-um-Gerechtigkeit-TV-Serie_600x600@2x.jpg
Der erste nächtliche Blick nach außen auf das World Trade Center, die erste Innenszene in der Subway, Grand Central Manhattan, Haltestelle Times Sqare. Ein erster Ausbruch der Gewalt, eine Geiselnahme einer Frau inmitten der Rush Hour, im vollen Gedrängel der dann auseinander stobenden und in Panik geratenen Menge. Die ersten Schüsse prallen ein, "jede Sekunde ein Verbrechen, von der Polizei nicht mehr zu bewältigen."

"Der erste Anruf" als die Pilotfolge von Der Schutzengel von New York, Probleme und Aufgaben gibt es dabei genug, weiss man hier in der ersten Viertelstunde noch gar nicht genau, welchem man davon sich stellt und welches man löst, ob man noch einmal auf die tödlich endende Geiselnahme zurückkommt, die auch Auslöser für die weitere Geschichte war, oder das Stalking einer Mutter, oder die Sache mit dem Telekommunikationsexperten, der auf einen mysteriösen Zahlencode gestoßen ist. Geklärt wird letztlich alles davon, das Politische und dem Privaten verbunden, das Weltgeschehen mit dem Einzelschicksal, es geht sowohl gegen die kleinen Widerlinge als auch die großen Tiere.

Inszeniert selber ist das eher konventionell, es ist weder so druckvoll wie bei der Einsatztruppe um Hannibal Smith - was man gerade auch in den zwei eingewordenen Autojagden merkt, deren erste zwar in einen Überschlag samt Explosion mündet, aber das absolute Konfektionsware von der Mattscheibe ist; während #2 gar keinen richtigen räumlichen Überblick bietet, und das, obwohl man dort an einigen öffentlichen Plätzen und Straßen hantiert - noch irgendwie modern gehalten, was bspw. Cannells weitere Variante zu dem Thema, der kurzlebige Stingray als jüngere Ausgabe des McCall hier probiert. Zu einer Phase, wo sich das Fernsehen gerne verjüngt hat und Miami Vice den Bildschirm gesprengt, wird hier recht einfarben mit gewohnten Mitteln und Wegen umgegangen, das Zielpublikum ist nicht die jüngere Generation, was man aber auch in der Wahl der Titelfigur (eher so etwas wie eine tröstende Schulter, ein Vaterersatz) und seiner Besetzung mit dem 'alten Kriegspferd' registriert. Helfen tun damals und sicher auch im Nachhinein die Aufnahmen der Stadt, das Mittendrin, der Kampf gegen die Zustände (die im gruselig gehaltenen Intro nahezu Richtung Alltags-Horror gezeichnet werden) und die 'Schranken der bürokratischen Maschinerie', das Kümmern um die Sorgen auch mit Taten statt nur Worten.

In der vom später zumeist als Production Manager, Producer oder Assistant Director tätigen Victor Hsu erdachten Anschlussepisode "Die chinesische Entführung" wird statt einem Sproß aus der High Society dessen zufällig anwesender Spielkamerade, der kleine Junge einer schlichten Kellnerin von Kidnappern im Central Park und dies am hellichten Tag und gegen das angekündigte Lösegeld von 2 Mio. USD entführt. Die von Stammspieler Steven Williams und Neuzugang James Russo vertretene Polizei ist nicht nur in Sachen Ermittlung, sondern auch der Bereitstellung des Geldes wenig erfolgreich, was prompt McCall zum Anlass nimmt, wie ein bunter Hund in Chinatown (das aussieht wie eine explodierte Müllkippe) aufzufallen und sich eigens um das Problem und dies auf seine eigene Art und Weise zu kümmern. Der Ausflug in das asiatische Viertel (mit einem blutjung wirkenden Tzi Ma und Al Leong, der so alt ist wie immer) hier ebenso das Betreten einer anderen Welt wie auch Darsteller Woodward allein durch die Ausstrahlung vergangener Zeiten immer auffallend außerhalb und nicht zugehörig zu der ihm umgebenden Stadt New York und den vielen realen Locations samt Menschenmassen anfühlt. Das kakophone Klimpern auf dem Soundtrack tut sein Übriges.

Reichlich und reinhaltig Lokalkolorit als spezielle Standort- und Gesellschaftsbestimmung mal außen vor, ist es natürlich die Prämisse, eine Entlehnung von Ed McBains "Lösegeld", verfilmt als Zwischen Himmel und Hölle (1963) von Akira Kurosawa, und als Bestandteil von Polizeirevier 87, die immer noch und abermals in seinem Zwiespalt, der Grundannahme selber, der Behandlung von Moral und Verantwortung und dem Genrewechsel von Drama zum Krimi zum Aktionsstück (mit einer kurzen, aber heftigen Schießerei) überzeugt und hier die entscheidende Stärke beigibt. Hier kommt noch zusätzlich dazu, dass McCall als Privat- oder irgendwie auch Geschäftsmann den Auftrag bekommen hat, aber vorher und eigentlich auch die gesamte Zeit theoretisch zumindest die Polizei die alleinige Entscheidungsbefugnis und Machthoheit hat und er sie auch benötigt, diese von ihm aber aus der Angelegenheit ausgesperrt wird.
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.

Benutzeravatar
Frau Stockl
Beiträge: 12559
Registriert: Di 25. Sep 2012, 09:44
Wohnort: Burg Stargard

Re: 80er-Jahre TV-Serien

Beitrag von Frau Stockl » Mi 5. Jan 2022, 20:33

Der Equalizer - Seltsame Erinnerungen (1987)
oie_52020182KUyAlKs (1).jpg
Tony Wharmby hat die Langfolge gedreht, im kalten Gestus, liegt die Gefahr hier überall, wird man selbst im öffentlichen Kunst- und Geschichtsmuseum verfolgt, bedroht und entführt und wird nur Minuten darauf in einem proppenvollen Restaurant vor den Augen aller Gäste ungeniert eine Waffe gezückt und eine Scheinexekution arrangiert. Ein Hebel wird angesetzt, eine Art emotionale Erpressung, streng geheime und eilig benötigte Information gegen das Leben des Vaters, das Suchen nach der wahren Identität eines Maulwurfs und eines Kronzeugen, mit einer dräuenden Frist.

"Wer sind Sie eigentlich, ein Bulle?" - "Sie werden sich schon sehr bald wünschen, ich wäre einer."
Eine Mischung aus Mafiosiplotte, Spionagekrimi und Psychothriller, eine innere Anspannung trotz längerer und ruhiger Dialogszenen, von der Prämisse her vielleicht etwas umständlich gehandhabt und etwas die Realitäten verrückt. Stabilisieren tun das die involvierten Beteiligten, wird vom Opfer in Gefahr erst ihr Patenonkel, der ehemalige Chef vom Schutzengel von New York und damit dieser und dessen frühere oder jetzige Weggefährten als Unterstützung informiert; ein Auftrag wie kein anderer sonst quasi, ist man beizeiten auch persönlich und nicht nur geschäftlich involviert. Ein Bewegen in hohen und in dunklen Kreisen, in gutsituierten Gebäuden, in verschwitzten Gyms, im Hinterhof und im herbstlichen Central Park, ein Bewegen auch zwischen den Zeiten, der Tradition des Genres, mancherlei antiken Mechanismen (die 'ehrwürdigen Familienoberhäupter' wirken wie aus dem Fundus von Chicago 1930, inklusive der Kostüme) und einigen zeitgenössischen Abbildungen, in der eine Rollerskater-Attacke im Grünen fast als Bastard The Warriors, Breakin' 2 - Electric Boogaloo und Rollerboys kommt und die Hauptdarstellerin aussieht wie ein Mix aus Melody Anderson und Catherine Oxenberg.

Am Ende der ersten Episode steht man wieder da, wo man angefangen hat, eigentlich noch schlechter. Ein Helferlein ist niedergeschossen und das zu beschützende Ziel ist neu entführt. Lange verschwiegene Wahrheiten sind herausgekommen, die Frist ist fast abgelaufen und damit noch enger. Ein Zielschießen auf lebende Objekte eröffnet den Anschluss, gerade die personellen Knoten (mit Darstellern wie Anthony Zerbe oder Jon Polito) sind auch ordentlich verzurrt und werden nun wieder gelöst. Alte Wunden werden aufgerissen und neue wieder hinzugefügt, und außerdem einem Plan weitergegangen, den man eingangs schon beschlossen hat, aber zwischendurch mächtig am Zweifeln dran ist.

Inszeniert ist das wie gewohnt solide, aber (abgesehen von einer kurzen Traumszene im Rausch vielleicht) eher hausbacken, was man allerdings von vornherein, von der Pilotepisode schon und auch entsprechend durchgängig kennt. Eine Anpassung an etwaige Veränderungen des zeitgenössischen Geschmacks, eine Erneuerung oder ein Auftrieb hat die Serie nicht durchgemacht. Man hat die Zuschauer auch so gefunden und über vier Staffeln behalten, wobei angesichts der titelgebenden Figur und seines erhöhten Alters - Woodward hat zu Beginn von Staffel 3 einen Herzinfarkt erlitten, was die Produktion pausieren und es zusätzlich ruhiger angehen liess - zuviel körperliche Aktivität in der Serie oder zuviel Tempo in der Montage auch fehl am Platze wär; dafür gibt's Direktaufnahmen inmitten der wuselnden Stadt, gerne auch auf den vielbewegten Straßen. Plus die Explosion eines Autos und eine Schießerei in der Bronx, die ein wenig kurz, aber mit lieblich abgeranzten Areal doch ist.
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.

Antworten