Das alte Hotel

Keiner mag sie so wirklich, aber ohne wollen wir auch nicht: Alles rund um die Flimmerkiste.
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Frau Stockl
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Das alte Hotel

Beitrag von Frau Stockl » Mo 25. Mär 2024, 07:55

S01E01 Die Erbschaft
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Deutsche Estausstrahlung: 10.10.1963 ARD
Während der Sturm vor der Tür aufzieht und der Regen immer kälter und peitschender wird, wird sich gemeinhin in das Warme und Sichere verzogen, wird sich drinnen in den vertrauten und eigenen vier Wänden zurück manövriert und sich etwas Gutes gegönnt, bis draußen das Toben vorübergeht. Ähnlich einer Trutzburg und dem trauten Heim funktioniert auch der Heimatfilm- und die Serie, der sicher kein rein deutsches Genre, aber mit ein ureigenes und als 'typisch' dafür geltendes Vergnügen mit Abstechern in das Drama, die Komödie, die Romanze, den Musik- und Tanzfilm, auch den Bergfilm ehedem und somit vielerlei Facetten und vielerlei Nuancen gar ist. Eine sichere Alternative, die beruhigt und Bewährtes vermittelt, die auch zum Träumen und sicher auch zur Weltenflucht anregen kann, und wo gerade der (filmisch) gewählte Rückzugsort oft das Hotel und damit auch übereinstimmend mit der Ausflugsreise in ein derartiges Etablissement oder gar der längere Urlaub dahingehend ist.

Theo Lingen führt die Serie an und gibt ihr das Gesicht, ein Studienrat (für Deutsch und Geschichte) mit Hund, begehrt auch bei den jüngeren Damen, die ihm zum Abschied alle zum Bahnhof begleiten und noch einmal zuwinken. "Es stehen Veränderungen bevor.", "Die Erbschaft" heißt die Startfolge, Hotel Atlantis das Baute, die Klassenunterschiede deutlich, die frühere Besitzerin kürzlich verstorben, es weht ein neuer Wind. Alt gegen Neu heißt es schnell, Arm gegen Reich, "Hilfe in höchster Not" steht an, eine Ankunft in Wien, eine Reise mit 16h per Zug bis dahin, so lang läuft die Serie gar nicht. (Das Buch ist von Jörg Mauthe, die Regie macht Walter Davy, eine ÖTF Produktion.)

Ein Erbe, eine Erblasserin, eine Belegschaft, manche dienstwillig, die anderen eher nicht. Das Hotel hat keinen Aufzug bzw nur einen defekten, nicht jedes Zimmer hat ein Bad, die Architektur war früher modern, jetzt gemütlich und altmodisch, man geht nicht mit der Zeit, man steht in der Vergangenheit fest. Personalmangel herrscht auch vor, das kennt man von heute wie von damals, ein Hotel lebt auch wesentlich vom Service, von der Freundlichkeit des Personals, von der Mischung aus Nähe und Distanz, hier ist eher Wusel und steht auch öfters das Arbeiten gegeneinander und nicht miteinander an. Viel los ist in der ersten Folge, ein Geschacher aus um das Geld, es wird in der Eingangshalle schon gearbeitet, sitzen die Geschäftsleute eifrig an der Schreibmaschine.
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Frau Stockl
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Re: Das alte Hotel

Beitrag von Frau Stockl » Fr 29. Mär 2024, 00:19

S01E02 Die Amerikanerin
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Deutsche Estausstrahlung: 31.10.1963 ARD
In Folge 2 "Die Amerikanerin" steht der Chef schon selber hinter dem Tresen, an der Rezeption, und darf sich die Beschwerden der Gäste anhören, schnell im Rechnung abkassieren ist er zumindest. "In diesem Haus sehen Sie mich nicht wieder." lautet zumeist die Reaktion der Abreisenden, selbst die der bisherigen Stammkunden, das Hotel ist sowieso nur zu einem Zehntel ausgebucht. Einzig die titelgebende Dame hält ihm die Treue, und will gar mit Ideen und Geld investieren, gespielt ist die Frau vom Gretl Schörg, allein die Haarfarbe stört. Dafür geht es diesmal raus aus dem Mief und Plunder, und an die frische Luft, wird einmal ausgeritten per Kutsche und Wien und seine Prachtbauten besucht. Die Handlung der Folge ist übrigens, erst war man leer, dann ist man ausverkauft, da gaben die Geschichten vom Schloss am Wörthersee aber mehr Entwicklungen her.
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Re: Das alte Hotel

Beitrag von Frau Stockl » Sa 30. Mär 2024, 00:48

S01E03 Marianne
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Deutsche Erstausstrahlung: 21.11.1963 ARD
In Folge 3 “Marianne“ hält die entsprechende junge Frau Einzug in Wien und im Hotel, herangekommen mit dem Zug (“auf die Bahn gesetzt“) von Hamburg Altona, mit langer Reise, Hannover, Bebra, Würzburg, Nürnberg, Passau, Linz. Genau genommen und Wert auf Komplettheit und Richtigkeit legt auch die Episode selber, beim Hauptmeldeamt wird man vorstellig, dann muss die Steuer gemacht werden, der leidige Papierkram, die Unterlagen für die Bürokratie, die Achillesferse des kleinen Mannes. Geraucht werden darf allerdings noch innerhalb der Gebäude, und ledige Damen heißen “Gnädiges Fräulein“, ausgerissen ist man von Zuhause, vor drei Jahren Abitur gemacht, jetzt einfach weg und in die weite Welt gegangen, “Die Liebe trieb sie über Land und Meer.“ Verlobt war man damals auch noch oder schon, selbst das ist nicht mehr, die Pläne in die Binsen gegangen, nun ist guter Rat gefragt und das Leben teuer. Die ehemalige Schülerin ist flügge geworden, es wird fleißig kokettiert, das gefällt den Männern, den Frauen ist's nicht recht. Dem Chef und 'Vormund' passt es auch nicht so, es 'hält den Laden auf', es verdirbt das Geschäft. Doch irgendwann darf man auch hier durch Wien flanieren, die Kunst genießen, die Kultur regiert. Den Tourismusbeauftragten freut dieser Ausflug, alle wichtigen Ziele werden abgeklappert, es wird spaziert und geschlendert, die Handlung erstmal Handlung sein gelassen, selbst ein alter und extrem aufdringlicher Stenz wird ignoriert; bzw. wird dieser mit Müh und Not abgewehrt, ein hartnäckiges Gebaren des Mannes, der altersgemäß problemlos ihr Vater sein könnte, von der Regie und der Frau auch fast als bedrohlich schon registriert. Eine kurze dunkle Wolke über dem emanzipatorischen Abenteuer, ein trauriges Kapitel, eine altmodische Anschauung, ein Zeitzeugnis, eher Drama als Komödie, eher Sittenbild und dort in Sachen Porträt Mann und Frau auch eher Tragödie.
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Re: Das alte Hotel

Beitrag von Frau Stockl » Sa 30. Mär 2024, 23:07

S01E04 Der Maler
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Deutsche Erstausstrahlung: 12.12.1963 ARD
In Folge 4 herrscht Andrang, im kahlen, nüchternen, bilder- und teppichlosen Hotel zumindest, der Vorraum gut gefüllt, ältere Damen mit Hut, mit Pelz und mit Gepäck, eine 'Reiseinvasion', aus dem englischsprachigen Ausland auch, die Kommunikation hakt etwas, es gibt leichte Sprachbarrieren. Weniger Andrang herrscht (noch) bei "Der Maler", ein junger Mann, der auch in der Unterkunft weilt, aber aufgrund seiner brotlosen Kunst bald die Gebühr nicht mehr zahlen kann; die Bilder sind zuweilen Porträts, als Muse gilt dabei oft und heimlich die Marianne. Es geht in der gesamten Episode um menschliche Berührungspunkte, um Gemeinsamkeiten, um Kleinigkeiten, um Jubel, Trubel, Heiterkeit, ums gegenseitige Unter die Arme greifen. Das ist aufgrund mancher seltsamen menschlichen Verhaltensweisen und einer Art Synchronübersetzung etwas verkompliziert geschrieben, dafür hat die Folge am Ende ein böses Omen, scheint doch Unglück in der Damenwelt zu blühen.
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