Der Clown (1996–2001)

Keiner mag sie so wirklich, aber ohne wollen wir auch nicht: Alles rund um die Flimmerkiste.
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Frau Stockl
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Der Clown (1996–2001)

Beitrag von Frau Stockl » Di 15. Nov 2022, 02:59

S02E05-06 In der Zange 1+2 (1998)
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280 Kilogramm reinstes sibirisches Gold soll geraubt und erobert werden, die Täter mit ausgeklügelten Plan und vor allem mit schweren Waffen, erst wurde auf viel befahrener Straße der Hauptkassierer beschossen und entführt, dann der Fluchtweg vor möglichen Verfolgern und vor allem dem Zugriff der Polizei abgeschottet und vermint. Geiseln hat man dabei mit eingeplant und es sogar darauf abgesehen, darunter ist neben der Freundin vom Clown sogar weitere namhafte Prominenz. Stirb langsam wird hier narrativ vertreten, die Belagerung eines Objektes, statt des Hochhauses ein Fernsehturm, Bösewichter mit bösen Absichten und viel Aggression, dazu ein stattlicher Einzelkämpfer als richtiger Mann zur richtigen Stunde.

Ich sterbe nicht für einen Gefrierbeutel! Ich sterbe nicht für einen Gefrierbeutel!
Der Pilotfilm zu Der Puma - Kämpfer mit Herz (1999) hat sich auch dies Motiv zunutze gemacht, im Auftrag des selben Senders gar und zur selben Zeit, gleiche Stelle, gleiche Welle demnach, ist hier aber mehr Action vorhanden (wie eine grobe Schießerei noch vor dem Bankgebäude mit heranrückenden Streifen) und vor allem auch der Variationen reiche. Zudem ist die erwähnte Besetzung besser, sind neben den damaligen Stammspielern um Sven Martinek, Diana Frank, Thomas Anzenhofer, Andreas Schmidt-Schaller (als Trottel-Cop) und Volkmar Kleinert als Gast bspw. noch Max Müller, Christoph Maria Herbst, Carina Wiese, Harald Juhnke und Frank Vockroth prägnant anwesend und als Obergauner hier Hans Peter Hallwachs statt wie dort der furchtbare Jochen Nickel präsent. Abschreckende Humoreinlagen oder gar größere Klamaukversuche lässt man hier ebenso der Möglichkeit nach (nicht gänzlich) bleiben; um sich stattdessen eine Klopperei im Eingangsbereich zu liefern und den lokalen Wachmann auszuschalten.

Sagen Sie diesem dummen August, er soll sofort aufhören!
Natürlich braucht man ein wenig Füllmaterial, um den Neunzigminüter hier zu füttern, Geld ist eher so für das Nötigste da, zumindest nicht im Überfluss vorhanden, aber zuweilen für das Entscheidende und dann auch konstruktiv (wie eine nächtliche Besteigung des Turmes durch die SEK, von innen und außen) eingesetzt; den Rest rettet man ein wenig über Lokal- und Zeitkolorit, wobei die Produktion selber eher älter, gut so 5 Jahre vor dem tatsächlichen Herstellungsdatum aussieht. Zugutekommt, dass die Explosionen wie bspw. der Eingangstür (samt zwei davorstehender armer Gestalten von ockerfarbenen/senfgelben 'Trachtenverein') ganz wuchtig ist und eine Prügelei auf dem Dach des Turmes (plus dem Sturz eines Gesellen) für Leute mit Vertigo recht unwohl kommt. “Wer hat diese Torte gebacken? Der fliegt als Nächster.

Fliegen tut dann auch ein Hubschrauber, nämlich abwärts, ungebremst auf den Boden hinab, das Fluchtvehikel der Gangster ursprünglich und als Plan zum Entkommen von der Plattform gedacht. Der Schauplatz ist schlecht zu verlassen und auch schlecht zu erreichen, entsprechend dessen werden die wenigen und verwinkelten Ressourcen, die grau schmuddeligen Eingeweiden innerhalb des Turmes für ein Katz-und-Mausspiel genutzt und auch eine Scharade mit unklaren Identitäten (ein falscher SEKler, ein falscher BKAler, überall herumliegende Clownsmasken etc.) in angenehm grobschlächtiger und eben solch trockener Bebilderung und auch etwas Gewalt mit Toten und Verletzten im zunehmend klaustrophobischen und fatalistischen Konfrontationskurs daraus gemacht.
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Re: Der Clown (1996–2001)

Beitrag von Frau Stockl » Mi 16. Nov 2022, 00:33

S03E03-04 Schöne Ferien 1+2 (1999)
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Der Clown hat eine neue Identität, abermals, er hat auch eine neue Wohnung, eine schicke Maisonette mit viel Platz und viel Luft, ein eigenes Reich über mehrere Etagen hinweg und er hat jetzt auch Internetanschluss. Was er nicht mehr hat oder eher nicht mehr haben will, ist die Zeit als maskierter Verbrechensbekämpfer, er will ein ganz neues und anderes Leben, so informiert uns zumindest der Erzähler. Lange hält die Vorfreude darauf und die Ruhe natürlich nicht an, hat man sich noch nicht mal richtig eingerichtet, geschweige denn die Umzugskartons ausgepackt. Mysteriöse, allwissende neue Auftraggeber melden sich bei ihm und seinen beiden Mitstreitern, neue Aufträge an der Front werden angefordert und angekündigt. Es geht um die Wiederbeschaffung eines gestohlenen Atomkoffers, um einen frühen und tot geglaubten Ausbilder, um einen Rogue Agent, der sich vor einem Jahrzehnt während einer Geiselbefreiung bei der Sprengung eines komplett verminten Gebäudes abgesetzt hat. “Schöne Ferien“ heißt der Zweiteiler, die Interessenten an der Nuklearwaffe stammen zwar aus der Ukraine, der Hintermann steckt allerdings in Lissabon.

Portugal sieht ein wenig aus wie Dritte-Welt-Land hier, passend zu der sonstigen narrativen Umgebung und der Stimmung, die sich von Söldnern auf beiden Seiten des Gesetzes und Terroristen ernährt. Die Sonne knallt, die Luft brennt, ein Verräter wird durch einen Raketenwerfer samt seinem Fluchtjeep lichterloh in den Himmel gesprengt. Der Plot und auch das Aussehen ist B-Picture, das Geld steckt in ein paar Zaungästen wie Uwe Kockisch, Oscar Ortega Sanchez und Sky DuMont, den Rest verschlingt die hier noch von Chef Hermann Joha inszenierte Action, der Krawall im Feldzug gegen das Böse. Die Bilder außerhalb von Köln-Kalk, Köln-Porz und Hürth dürften auch etwas gekostet haben, die Außendreh an Villa, Meer und Promenade, die Unterbringung im Tivoli Marina Vilamoura, deutsches Qualitätsfernsehen mit internationalem Flair, eine Art Vorwegnahme von SOS Barracuda, als Pauschalreisen-/Jet Set Thriller, nur das man hier kein Boot zur Verfügung hat, sondern nach einem Trickdiebstahl außer den Klamotten am Leib und ein paar Escudo eigentlich gar nichts Brauchbares mehr.

Ein Privatkrieg lässt sich damit allein nicht führen und schon gar nicht gewinnen, entsprechend streitet man sich hier erstmal wie der Rohrspatzen, von den Stammdarstellern immerhin solide vorgetragen und von Regisseur Sigi Rothemund auch so gefilmt. Dramaturgisch ist das Ganze dabei eher flau, ein wenig hüftsteif auch und bieder, ein routinierter Schundkrimi, bei denen an nur angelehnten Türen konspirative Gespräche belauscht werden und halbseidene Gestalten über die Häuserdächer verfolgt. Eine Hetzjagd Motorrad - Quad Bike durch die kurvige Altstadt geht elend lang, hat aber nur wenig Höhepunkte, was ebenso für die Störung eines Waffendeals vor der Küste gilt. Da ist der Aufwand nicht den Nutzen wert, zumal die Explosion eines Bootes durch einen herabstürzenden Jeep deutlich und auch deutlich schlecht getrickst ist; eine Zäsur für die deutschen Stuntexperten um Roland Leyer, die beim Endkampf vor lauter Einfallslosigkeit den Showdown von MI:2 und dessen Choreografie und Inszenierung bis ins 1:1 kopieren. Der Rest des Filmes sieht nur leider weniger aus wie John Woo, sondern eher wie von Shimon Dotan, zu Beginn der zweiten Hälfte gibt's lustigerweise die gleiche Verfolgungsjagd nochmal, dieselben Straßen, sogar dieselben Blickwinkel, nur dass hier nun Autos und nicht mehr Quad und Motorrad in der Szene sind; Fahrt oder gar richtig Tempo nimmt man allein damit allerdings auch nicht auf, auch final geht es erstaunlicherweise und enttäuschenderweise nicht wirklich in den Sprint.
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Re: Der Clown (1996–2001)

Beitrag von Frau Stockl » Do 17. Nov 2022, 00:56

S04E05-06 Kölsch Connection (2000)
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Das SEK im vollen Einsatz, aus allen Löchern kommen sie gekrochen, wird ein Parkhaus von jeder der vier Seiten gestürmt und eingenommen. Lange Vorbereitung, schneller Zugriff, möchte man meinen, war die Planung auch so, kann der Gesuchte allerdings entkommen. Eine erste Actionszene fand immerhin statt, hat der Stuntkoordinator und seine Elitepolizisten etwas getan für ihr Geld, eine Leistung geliefert, mehr als Die Sieger zusammen in ihren zwei Stunden, wurde hier motorisiert, Katz-und-Maus über den verschiedenen Decks gespielt und die Waffen abgefeuert und ein Auto gar vom Dach hinunter auf die Straße gesegelt.

Oh Mann, das stinkt doch schon wieder nach Ärger.
Mehrere alte Bekannte treten hier auf, der von Uwe Kockisch gespielte Hartmann, Andreas Schmidt-Schaller als eifriger, aber depperter Hauptkommissar Führmann, beides auf ihre Art und Weise die Nemesis vom Clown, der natürlich auch dabei ist und auch in seiner Serie mitspielt. Der Clou an der Geschichte hier ist, dass sich Feind und Feind verbinden, die Polizei mit dem Einzelkämpfer und Selbstjustizler, um den Großkriminellen zu verhaften und zusätzlich den europäischen Statthalter des führenden kolumbianischen Drogenbarons dingfest zu machen, der sich bislang als Autohändler in Köln versteckt hat und seine "Kölsch Connection" nun vor Ort und Stelle in Südamerika am Leiten ist. Ergo geht es raus aus dem “deutschen Pisswetter im November“ hinaus in die Karibik, “Palmen, weißer Strand, blauer Himmel, türkises Meer“, geschrieben hat das Buch zum “Urlaubsjob auf Staatskosten“ Sigi Rothemund, der als handelsüblicher Regisseur auch die Inszenierung mit übernimmt.

Ich hab keine Lust mehr zu laufen. Du jehst jetzt darüber und holst mich ein Pferd.
Rothemund, der sich mit schmierigen Actionkrimis für die Privatsender auskennt, erzählt hier ungefähr das Gleiche wie auch im vorherigen “Schöne Ferien“, so entpuppt sich die vermeintliche Traumlocation als Rattenloch, als Bananenrepublik, tappt man vollmundig und breitbeinig und dafür ahnungslos auch gleich in eine Falle, es gibt sogar Rückblenden zur Doppelepisode davor, damit auch der Gelegenheitszuschauer sieht und merkt, was hier Phase ist und wo es dramaturgisch brennt. Was anders ist, hier agieren die Männer Zander und Dobbs eingangs alleine, als Buddy Picture, mit guter Chemie zueinander auch, vor allem da gute Laune aufgrund ungeahnter Schwierigkeiten erstmal fern ist und man den Frust entsprechend auch gerne am Gegenüber ablässt. Das Ganze wird erst ergänzt mit einem dritten Mann, einem ehemaligen US-Spezialisten und jetzigen Alkoholiker, bevor man dann als erneute Wiederholung des seriellen Vorgängers die Blondine einfliegen lässt und den in mehrerlei Hinsicht gierigen und testosterongesteuerte Bösewicht zu einer Reaktion provoziert.

Seid ihr denn Jeck?
Das hat trotz gleicher Zutaten tatsächlich etwas mehr Pepp, schärfer geschossen wird hier auch, ein Überfall in der ranzigen Ecke eines Verladehafens, die Gefahr besteht eindringlich und sofort, das Abenteuer und die Exotik lockt. Irrwitz regiert hier auch, so ist das Zielobjekt zu fett zum Transport, während sich Dobbs mit einer wirklich eklig aussehenden Rostmühle von Hubschrauber abmüht, wobei jeder Reinlichkeitsfanatiker schon beim bloßen Zusehen die Krätze selbst durch den Bildschirm kriegt. Es gibt die Explosion einer Dschungelbrücke, womit man sich lästige Verfolger und deren Maschinengewehre vom Hals hält. Es gibt eine Schießerei zwischen Drogenhändlern und der Polizei unterhalb eines Wasserfalls, nachdem man zuvor die Stromschnellen mit einem Gummiboot hinab ist. Flucht in Ketten hat man ab da an auch gesehen - vielleicht auch Plato's Run -, hier in zweierlei Variation und sowieso nicht die schlechteste Referenz.
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