The Watcher (Netflix)

[Julio Sacchi]

Meine allerallerallererste Freun... äh Netflix-Serie.

"Warum gerade die?" höre ich es schon plärren. Keine Ahnung, musste nach einer Zahn-OP ruhen und die sprach mich an. Das mit dem Bingen versteh ich nicht, hab am Ende drei Tage gebraucht. Alle meine Vorurteile und Bedenken gegenüber Netflix-Serien wurden bestätigt. Die mit zwei zugedrückten Augen auf einer wahren Geschichte basierende Räuberpistole um eine von geheimnisvollen Briefen und Angriffen terrorisierte Familie hätte sicherlich einen knackigen 100-Minuten-Thriller abgegeben, hier wird sie aber - nur so bindet man Abonnenten - auf sage und schreibe sieben Folgen gestreckt. Das sind fast sechs Stunden! Weil die Serie schon nach wenigen Minuten mit kuriosen Nachbarn und den ersten Drohbriefen loslegt, geht dem Ganzen nach der Hälfte die Puste aus und ab Folge 5 wird dann nur noch gestreckt. Und zwar komplett absurd. Da ist jede der handelnden Figuren mindestens einmal verdächtig gewesen, der "Watcher" zu sein, und da man nun keine Verdächtigen mehr hat, werden neue Figuren eingeführt und verdächtigt, der "Watcher" zu sein, bis alles sich anfühlt wie ein Loop, bestehend aus dem Satz "Are you the watcher?"

Die Show gerät so hart vom Gleis, dass selbst die Hauptprotagnisten ihre Charakteristika komplett verändern oder sich plötzlich mit Leuten an den Tisch setzen, die sie zwei Folgen zuvor noch zur Hölle gewünscht haben, nichts ergibt mehr Sinn, aber irgendwie muss man ja verdammt nochmal auf Strecke kommen. Die letzten zwei Folgen dauern dann eine Ewigkeit und mir war auch herzlich egal, was die Antwort auf die Frage "Who is the watcher" sein könnte.
Klar, gut inszeniert ist das schon, sehr gut geschnitten obendrein, bis in die Nebenrollen stark besetzt und top gespielt, besonders von Bobby Canavale. Und die Musik von Morgan Kibby und David Klotz ist herausragend, die dient sich wirklich Horror-Soundtracks der 70er an. Aber das ist alles am Ende genau das, was mir an dem Konzept Serie nicht gefällt: Strecken, dehnen, in den Leerlauf gehen, Hauptsache die Zeit geht vorbei.

[JimmyPage]

Die polnischen Serien

[Don Kolleone]

Wir haben das neulich auch geguckt. Ist von den Charakteren her in der Tat so beschissen gescriptet, daß man erstaunt und kopfschüttelnd dran bleibt. Bisschen wie bei nem Unfall oder ner Jahrmarktsattraktion, wo man den Blick eigentlich abwenden möchte aber es vor lauter Kuriosität nicht schafft. Schlimm.

[dejin]

Einfache Lösung für Julio: gute Serien gucken
The Wire, the Shield, Sopranos etc.

[Sylvio Constabel]

Gesehen. Julio übertreibt mal wieder. Die ersten 5 Episoden sind nämlich tatsächlich spannend. Ja, in den letzten beiden wird's dann immer absurder und ein gutes Ende sieht auch anders aus. Dennoch kann man die Serie gut wegschauen, da man wissen will, wie's endet.