Gerade die erste Folge geguckt.
INVENTING ANNA macht von Anfang an klar, daß hier 100% Kolportage gefahren wird; Fakten und Fiktion verschwimmen. Ist aber ein smarter dramaturgischer
move, dem Sujet angemessen und hat mich voll gehooked! Die Story wird aus Sicht einer Journalistin erzählt, die in ihrer Arschlochfirma auf der Abschussliste steht, mit einem Julian Reichelt als Vorgesetzten der nicht will, daß sie die Anna Sorokin Story macht; außerdem ist sie schwanger, das Baby eine Zeitbombe, die ihr wenig Raum läßt, ihre Karriere zu retten bevor es zu spät ist. Also muß sie selbst zu unethischen Mitteln greifen um der zweiten Hälfte ihres Lebens einen Kickstart zu verpassen. Selbst Sympathiefiguren tragen eine schmutzige Weste, das ist schonmal
per se ein spannender Aufhänger. In einer Nebenhandlung wird auch die Perspektive von Annas Anwalt und der Staatsanwältin gezeigt.
Annas Persönlichkeit bleibt nach der ersten (einstündigen) Folge noch ein Enigma - irgendwas zwischen theatralischer
Media Whore, durchtriebener Geschäftsfrau und zerbrechlichem naiven Mädchen - Julia Garners Performance ist jedenfalls
bomba und trägt den Film, die Dialoge sind durchweg bissig und teils schmerzhaft entlarvend. Das zweite Interview kommt wie SCHWEIGEN DER LÄMMER, wenn Hannibal Lecter kein Psychopath sondern Histrioniker wäre.
Ich bleibe mal dran, und könnte mir vorstellen, daß auch Hexe und Nahaufnahme ihren Spaß daran haben werden.
O-Ton ist hier übrigens Pflicht!
