Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei (1996 - ff.; Pilotfilme & Serienspecials)

Keiner mag sie so wirklich, aber ohne wollen wir auch nicht: Alles rund um die Flimmerkiste.
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Frau Stockl
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Re: Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei (1996 - ff.; Pilotfilme & Serienspecials)

Beitrag von Frau Stockl » Do 10. Feb 2022, 22:13

06. Für immer und ewig (2004)
alarm-fuer-cobra-11-die-autobahnpolizei-fuer-immer-und-ewig-pilot.jpg
2004 ist hier das Produktions- und Sendedatum, der Partner von Erdoğan Atalay, welcher nunmehr und folgend und nach acht Dienstjahren auch schon als Erster der Besetzung im Titel genannt wird, hört hier auf den Namen Christian Oliver; den kennen heute nur noch die Eingeweihten vom Cobra 11-Fanclub und die Experten. Oliver, der hier auch kurz vorm Ausstieg ist und kurz vor der Staffelübergabe an den nächsten Kollegen, ist vom Typ her eine Art Mischung aus Gedeon Burkhard und René Steinke, mit einem Schuss Johannes Brandrup, also von jedem ein bisschen und nichts so richtig, möchte man meinen, macht seine Sache aber ordentlich und hat bestimmt auch seine speziellen Fans und die Nostalgiker. Für alle anderen kracht auch hier gleich ein Auto in ein anderes und wird in voller Fahrt und glorreicher Zeitlupe nicht bloß ein Wohnmobil verschrottet, sondern auch ein in Flammen aufgehender Linienbus demoliert.

Auf der A4 Kreuz Köln-West Richtung Olpe ist das passiert, wichtig sind hier die Details, die Kleinigkeiten, wird doch gleich die Verfolgung des Unfallfahrers deswegen aufgenommen, weil es sich bloß um ein Ablenkungsmanöver (im großen Stil) handelt und die Geschichte mit dem ausgeklügelten Metallmassaker nicht etwa aufhört, sondern erst beginnt. Da die Verfolgung durch ein weiteres Ablenkungsmanöver und die nächste Karambolage schnell auch schon wieder zu Ende, werden die beiden übereifrigen, aber erfolglosen Autobahnpolizisten hier beizeiten zu 'Streifenhörnchen' und der Actionfilm zum Buddy Picture und dem Polizeikrimi degradiert. Gedreht von Sebastian Vigg, welcher damals schon die größeren Aufträge bekommen hat und die spezielle Zuneigung, und unterstützt von u.a. Franco Tozza, der die Jahre darauf bis heute und (auch nach Absetzung der eigentlichen Serie) den kommenden Eventfilmen 2022 dafür zuständig ist, bleibt es natürlich nicht beim bloßen Ermittlungsverfahren und der (guten) Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern, wenig später wird bei einem waghalsigen Sprung über eine Barriere schon wieder ein Fahrzeug abgeschrieben, die Bilder dabei übrigens angenehm bodenständig gehandhabt, die Stunts exorbitant, die Visualisierung drumherum eher braun in braun und bieder, die Handlung dafür gleichzeitig mit Grip, mit mal köstlichen Humor und öfters auch reichlich drüber.

Es geht um ein Beerdigungsinstitut, mit merkwürdiger Auffassung und einer ominösen Untergrundarbeit, es geht um Lebende und Liebende und Tote, außerdem auch um Roboter und natürlich und getreu dem Titel auch die angekündigte Heirat vom Semir (mit der hier noch hübschen, später recht verblühten Andrea); was hinten raus für emotionale Erpressung des Zuschauers sorgt und trotz einem voluminösen finalen Crash (in dem ein Tanklastwagen frontal in voller Fahrt einen Lkw samt Container 'rasiert') die Angelegenheit etwas verwässert. Zudem schlägt man einen Bogen zu Feuertaufe aus dem Jahre zuvor, mit einer erstaunlich beinlastigen Prügelei in einem stillgelegten Schwimmbad in Köln-Deutz und da speziell gegen einen bösewichtigen Wiedergänger; gespielt mit Inbrunst von Bela B Felsenheimer, der folgend noch einen Geldtransporter überfallen und die begleitenden Polizeifahrzeuge mit einem Granatwerfer ausschalten lässt.
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Re: Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei (1996 - ff.; Pilotfilme & Serienspecials)

Beitrag von Frau Stockl » Sa 12. Feb 2022, 19:40

14. Auferstehung (2013)
auferstehung-pilot.jpg
Auferstanden von den Toten ist hier Mark Keller, wie Patrick Duffy aus der Dusche gekommen quasi, ein Zugeständnis an die Vorlieben der Zuschauer und ein besonderer Gimmick mit dem Extra an Effekt. Keller war nicht Mann der ersten Stunde, aber das war Erdoğan Atalay (im Grunde) auch nicht, beide als Partner in der Serie aber den Getreuen der Produktion eng vertraut und liebgewonnen, sowie noch denen mit dem Elefantengedächtnis. Keller ist anders als seine Epigonen auch später noch aktiv gewesen und auch in anderen Rollen und Funktionen bekannt geworden, hat sich außerdem sich physisch fit gehalten und ist auch hier, bereits im Einbruchsdiebstahl in der Eröffnungsszene und der Verteidigung gegen heranrückende Wachleute ein ernstzunehmendes Kampfgewicht.

Keller hängt hier auch an der Fotowand, in der trauten Küche, daneben der Atalay – der aussieht wie ein leicht fausbäckiger biodeutscher Schuljunge, und angehender Germanistikreferent – von 20 Jahren her und früher, und neben René Steinke noch; den Fans geht da das Herz auf, der Rest will die Action und die explodierenden Autos sehen. Die bekommt man auch, aber später, bei einem Sprengstoffattentat zum Beispiel, geändert haben sich die Zeiten, sind hier schon Risse bis Fugen in den Beziehungen mancher Figuren (Semir zu Andrea, aber auch zu Ben) und die Töne entsprechend schwerer, es gibt mehr Bewandtnis, mehr Streit und Aggression und schnell auch die erste Tote. Die obligate Verfolgung schließt sich an, durch Innenstadt und Rush Hour, Autos fliegen im strammen Schnitt über die Straßen und ein Linienbus knallt einmal in den Gegenverkehr. Eine Schießerei inmitten explodierender Pkw in der Unterführung schließt sich an, der Streit ist folgend erstmal beigelegt bzw. kurz vertagt, Prämisse und der Plot kann kommen, wird sich in den deutschen Actionthriller vorgewagt.

Es geht um einen Bombenbauer und 40 angemietete Kleintransporter, es geht um mehrere High Profile Bauten und die dazugehörige Architektin, es geht um eine Art Zeugenschutzprogramm und der Verwahrung in einem Safe House, einer Zweiraum-Absteige im unteren Mittelschichtgefilde, welches bald von allen Seiten angegriffen und zersiebt und gelöchert wird, und es geht um eine Ehe, die dramatisch den Bach hinuntergeht. Es geht um einen Familienvater, der von einem Sturmtrupp mit Maschinengewehren in die Zange genommen wird, und es geht um ein Wiedersehen, 14 Jahre und eine Beerdigung ist das schon her. Ein Mensch an einem Scheidepunkt, Beruf oder Familie, Gegenwart oder Vergangenheit, neuer Partner oder alter Partner; hierbei ist das Geschriebene und das adäquat Gespielte der Erzählung tatsächlich interessanter als der formale Rest. Die Regie von Franco Tozza passt sich dem hervorragend an, in mancherlei (wenigen) Momenten ertönt allerdings unpassend pathetische Arien- und Geklimpermusik, zudem wird man ausgerechnet hinten hinaus (mit der bondesken Besteigung schneebedeckter Öztaler Alpen, der Attacke auf einen NATO-Bunker und dem Stellen eines globalen Terroristenfürsten) signifikant schlechter.
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Re: Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei (1996 - ff.; Pilotfilme & Serienspecials)

Beitrag von Frau Stockl » Mo 14. Feb 2022, 16:12

07. Auf Leben und Tod (2007)
auf-leben-und-tod-pilot-2018-01-08-20-15-00.jpg
Das Büro der Autobahnpolizei nicht bloß als Anlauf- und Auffangstelle für den Kampf gegen “Autoschieber, Mörder und Erpresser.“, sondern auch Schnittpunkt für den “Einsatz rund um die Uhr“ für die Liebe; Gerkhan sollte dort Frau finden und Familie gründen, hier ist es der Partner Tom Kranich, dem heimliche Küsse mit der 'Sekretärin' hinter zugezogenen Jalousien und dies am helllichten Tage ver- und wohl auch gegönnt sind. Ein schöner Anfang, beginnt man den Dienst wenigstens mit Freude und mit Lippenstift im Gesicht. Den Rest des Tages folgt noch mehr Action, allerdings mit einer Razzia in einer Hehlerstube und zwei dort schon verschrotteten Polizeidienstwagen und dann noch mit erstaunlichem Besuch während der Amtspflicht erstmal anders als geplant. Der Zuschauer bekommt dafür das, was er will und was er erwartet, eine schnelle Kamikazeaktion auf der A59 Richtung Bonn, bei der u.a. zwei Pkw einen querstehenden Hubschraubertransport und damit auch das teure Fluggerät selber durchbrechen und ein Flammenmeer auslösen; die Insassen der Fahrzeuge kraxeln anschließend heraus wie beim A-Team.

Es geht um illegalen Menschenhandel und Zwangsprostitution, erzählt von Regisseur Axel Barth in den damals gewohnt eher einfachen und auch angenehm einfachen, etwas biederen, farblich gedämpften Bildern, nur die Kamera ist teils viel zu hektisch. Milde Grüntöne wechseln sich mit verschiedenen Grauschattierungen ab, eine Handlung von verschiedenen Seiten und Ebenen auch, ein großes Puzzle mit einem ebensolchen Problem. In der Besetzung einige Charakterköpfe, viele Leute im Anzug oder auch welche wie Gedeon Burkhard, die auch ohne gut aussehen. Eine nächtliche Schießerei bei Blitz und Donner in und vor einem Kinderheim (und ein Mord an einem Pferd) sind nach eher spielerischen Beginn dann die Einleitung zu einem Polizei- und Undercoverfilm, mit einer drama(turgi)schen Fallhöhe, einer emotionalen Bedeutung und einer Laus im Pelz, in der bald nichts mehr wie vorher ist und auch nie mehr so sein wird.

Was folgt ist ein privater Rachefeldzug, eine Observation mit provozierter Verfolgungsjagd samt einigen Materialschaden an der Kö durch die Düsseldorfer Innenstadt plus ein tödlicher Anschlag an der roten Ampel einer Straßenkreuzung, wobei nach einem Schuss aus nächster Nähe noch ein Lkw in das führerlos rollende Fahrzeug rast. Es folgt eine Prügelei im Puff, an dessen Flucht und Ende man vom Dach segelt, ein SEK-Einsatz im Finale und eine narrative Finte, die man als Sachkundiger der Infernal Affairs Trilogie von weitem schon am Kommen sieht.
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Re: Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei (1996 - ff.; Pilotfilme & Serienspecials)

Beitrag von Sylvio Constabel » Mo 14. Feb 2022, 18:45

Voll von INFERNAL AFFAIRS geklaut.
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

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Re: Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei (1996 - ff.; Pilotfilme & Serienspecials)

Beitrag von Frau Stockl » Di 15. Feb 2022, 15:25

15. Revolution (2014)
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Ich bin seit über 20 Jahren Polizist. Seit über 20 Jahren. Und es ist nie alles glattgelaufen.
Köln bei Nacht und Nebel, die Metropole am Rhein, moderne Großstadtschluchten neben Barockgebäuden, dazu Wirtschafts- und Finanzelite, die in schwarzen Autos durch das Dunkel schleichen und sich zu später Stunde über die Revolution unterhalten, über die Geothermie als Energiewende, über die Blutgier der Profiteure, die bald von Ökoterroristen heimgesucht werden und wo die ganze parkende Wagenkolonne am Erdboden einmal vollständig und gleißend lodernd in den Himmel explodiert. Ein Anschlag mit noch nur Verletzten und viel Sachschaden und viel Erschrecken. Ein Anschlag auch mit der Drohung um mehr, und der Beginn einer Geschichte, die an vielen Eckdaten neu beginnt.

Wie früher ist hier nichts mehr, die Zeiten haben sich gedreht und haben sich geändert, die Bilder grau und grob und scharf, die Figuren älter bis müde bis verbittert. Die Augen sind hart geworden, der Ton gegenüber auch, das Verhalten beinahe feindlich bis aggressiv gar gesinnt. Eine Unsicherheit an vielen Punkten, eine Suche auf vielen Ebenen, persönlich, beruflich, dazu eine geheime Aktivistengruppe, ein radikales Netzwerk namens CONTRA und zwei Partner, die sich bisher noch gar nicht begegnet sind. Eine vermeintliche Geiselnahme samt Flucht auf der A4 Richtung Aachen treibt dann das Tempo hoch und weiter, ein Polizeiwagen überschlägt auf der Fahrbahn, ein LKW zerreißt es nur wenige Meter weiter. Ein Flammenmeer später gibt es zwei weitere Totalschäden, bevor die Hatz auf einen Güterzug weiter und dort dann auch erstmal zu Ende geht. Dafür ergibt die Geschichte dann so langsam Sinn, wird ein Mord wieder aufgerollt und nach dem wahren Täter gesucht, außerdem werden alte Feindschaften begraben und neue Freundschaften gepflegt. Ein Investigativthriller, ein Actionkrimi, ein Polizeifilm auch mit Terrorismusbezügen und irgendwo auch ein Gesellschaftsdrama, mit Ausgestoßenen, mit Abgehängten und mit Anarchisten, visuell einfarben fast und auf Düsternis gefiltert.

"Wir sind jetzt im Krieg.", der "erste Funke in einem Flächenbrand", ein Sprint durch ein Minenfeld, eine Sprengung im Wald, eine Schießerei auf einem Rheindampfer, eine Hatz mit Motorbooten durch den Industriehafen, eine Belagerungs- und Bedrohungssituation, die sich gewaschen hat und aufwändig und zeitgenössisch zugleich umgesetzt worden ist. Wer die Serie noch oder nur von früher kennt, erkennt hier nichts mehr wieder, bis auf einen Haupt- und einen Nebendarsteller, wobei einzig der letztere auch noch wie von früher herüber kopiert scheint, aber auch nur einen Dialog abbekommt und längst nicht mehr zugehörig und im Verbunde ist. "Dieser ganze Scheiß von wegen Polizei und Gerechtigkeit."

Nachdem auf der Flucht vor den gehirngewaschenen Gen-X Umweltsektierer und dem bis an die Halskrause bewaffneten Öko-Manson hier eine Kaimauer gesprengt wurde, und ein Suizid vom Hochhausdach im Namen von Mutter Natur hingelegt, gibt's noch eine Amokfahrt auf regennasser Fahrbahn; ab dem Punkt stehen die beiden Noch-Einzelgänger Gerkhan und Neuankömmling Brandt im Grunde schon länger auf der Abschussliste, verbal zumindest hat auch Gerkhans Noch- oder doch Exfrau Andrea noch einiges abgekriegt.
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Re: Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei (1996 - ff.; Pilotfilme & Serienspecials)

Beitrag von Frau Stockl » Mi 16. Feb 2022, 15:45

10. Das Ende der Welt (2009)
das-ende-der-welt-pilot.jpg
Eine Groß- und Weltstadt im Bild, viele gleißende Lichter, Neonbilder. Autos, die durch bläulich angestrahlte Röhren und Verbindungsschächte reisen, ein mysteriöses Treffen im Untergrund, wo die ausgestiegenen Anzugträger alles Japaner und wir auch nicht in Köln, sondern in Tokio sind. "Unsere Bestimmung erfüllt sich." und "Der Rest der Welt wird untergehen." Der Rest der Welt ist hier erstmal Tondorf in der Eifel, der glatte Gegensatz, friedliche, naturvolle Provinz, Luft zum Atmen und Ruhe auf Erden. Für einen Moment zumindest, prasseln auch dort im wäldlichen nichts und nirgends bald die Schüsse aus der Maschinenpistole und der Pumpgun auf die Kollegen von Cobra 11 (in ihrem Männerwochenende) ein und wird man mit Quads durch das Laub gejagt. Eine Motorbootverfolgung auf dem lokalen See schliesst sich an, die da endet, wo die Polizisten von Berufswegen auch hingehören, auf der Autobahn und mit einem riesigen Verkehrschaos nach der unfreiwilligen Bootstour auf der A48 nämlich. (Action ist von Leyer & Joha, Kamera und Regie von Axel Sand.)

Zu der Ära von Tom Beck als zweiter Hauptdarsteller und Partner war die Zeit noch in Ordnung, die Bilder auch schon aufwändig, aber bunt und gleichzeitig teuer und bieder, der Ton ein leichter, Richtung Actionkomödie mit viel Buddy Picture. Entsprechend dessen ist auch der Gaststar hier ein solcher, ein Wiedergänger auch noch, Herr Pocher mit seiner "Gesellschaft für Weltaufklärung", der den Humor noch höher treiben soll es eh schon und auch keine Grenzen dabei kennt. Ergo wird eine alberne Verschwörungsplotte draus, natürlich mit ernstem Hintergrund, da man sonst keine Geschichte hät' und keine Ausreden, die die Action trägt. Es geht um pharmazeutische Testreihen, den biologischen Bauplan eines Grippevirus bzw. einer saugiftigen Variante des SARS-Virus von 2003, um illegale Menschenversuche, um mehrere Morde, um Internetjournalismus, um eine online/offline - Paranoia, die sich bestätigt und dann eskaliert, um agile Sturmtruppen, um eine Autohatz durch die Innenstadt und über verschiedene Ebenen, mit einer Hochzeits-Ente und mehreren schwarzen Jeeps.

Die Vision von der Apokalypse mit dem "Turboschnupfen", die hier in der 200. Jubiläumsfolge (nach offizieller Zählung von RTL und abweichend von der Sende- und der Produktionsstaffel, je nach Zählweise kommt man auf eine andere Zahl, nämlich 195) als lautes Unterhaltungsbömbli und Kamikaze gegen jede Dienstvorschrift verkauft wird, wartet folgend noch mit einer längeren Einheit als (melo)dramatisch angehauchter Seuchenthriller auf, welcher vor den Ereignissen der SARS-CoV-2 Pandemie sicherlich leichter, d.h. ohne störende Hinter- oder Beigedanken zu konsumieren war als im Nachhinein und jetzt, außerdem wird ein Bergwerksschacht und wahrscheinlich auch der gleiche wie in Der Anschlag gesprengt. Später gibt's noch ein Autoballett im Industriehafen und die Sprengung der Messehalle als Präventivmittel, selbst letzteres nicht groß und wild genug, um das irgendwie peinlich wirkende Finale zu umgehen.
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Re: Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei (1996 - ff.; Pilotfilme & Serienspecials)

Beitrag von Frau Stockl » Do 17. Feb 2022, 15:31

16. Die dunkle Seite (2014)
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Die umliegenden Revolution von Franco Tozza und Vendetta von Nico Zavelberg gehören gemeinhin zu den besten Pilotfolgen der langlebigen Serie bzw. deren jeweils die Staffel einleitenden oder als Jubiläum platzierten Langepisoden; Spielfilme, die gerade in diesen beiden Fällen auch problemlos im Kino laufen könnten und sicherlich auch neue Zuschauer finden. Das Publikum, welches Alarm für Cobra 11 noch oder nur aus den Neunziger Jahren und dem Anfangsstadium kennt, trifft da auf aufwändiges Spektakel mit allerdings gegenwärtiger Inszenierung und aktueller Erzählung, teils grimmig, teils bedrohlich, die Stunts dazugehörig und auch destruktiv und offensiv, aber oftmals wie im nebenher. Die dunkle Seite ist abermals von Tozza, welcher 2002 als Assistent bei Action Concept angefangen hat und auch 2022 bei der Fortsetzung der stillgelegten Serie und deren Eventfilmen anwesend ist.

Der Film fängt mit Schnipseln an, Bilder grausig zugerichteter Leichen, plus Symbolik und Schlagwörter, dazu Hinweise ausgeschnitten aus dem Nachrichtenteil von Zeitungen oder auf einer Pinnwand mit selbstgeschriebenen Notizzetteln. Hier schließt anders als sonst häufig die Handlung selber leicht an Vorgeschichten und damit Vorwissen an, was für Neueinsteiger anfangs die Bezüge nicht erkennen, sondern nur erahnen lässt; man stellt das Gelegenheitspublikum nicht in den Regen, aber die Figur der inhaftierten ehemaligen Polizeichefin Gudrun Landgrebe bspw. kommt aus der davor geschalteten Tote kehren nicht zurück. Hier prasseln auch bald die Kugeln ein und purzeln die Toten, erst eine Bombe im Server einer Genfer Bank, bald darauf und parallel das Freischießen Kölner Bankräuber und das Nehmen einer minderjährigen Geisel als Schutzschild. Inhaltlich stecken das BMI mit drin, das LKA, der Verfassungsschutz, das Oberlandesgericht, ehemalige Polizeikollegen und korrupte offizielle Hinterleute, in den Bildern wird der verfolgende Streifenwagen von einer Tram 'gezwiebelt' und ein Autotransporter wirft seine Ladung über die Fahrbahn. Es gibt eine tote Mutter, ein traumatisiertes Kind und ein Schmierenprozess, an dessen Ende zwei Straftäter freigesprochen werden und die dunkle Seite beginnt.

"Ich bin Polizist geworden, weil ich was verändern wollte, Semir. Ich wollte die Welt ein bisschen besser machen. Tun wir das? Machen wir die Welt besser?"
Ein Polizeifilm wird eröffnet, ein Actionthriller, mit politischen Hardlinern, mit dem Unterschied zwischen Recht und Gerechtigkeit und dem Schweben auf dem schmalen Grat der Selbstjustiz, ein düsteres Psycho- und Seelendrama auch, eine Verschwörungsplotte, ein Sog der Verwicklungen und Verstrickungen und bald auch eine Spirale der Gewalt zwischen Magnum Force und Ein Richter sieht rot; das ist ein wenig mit der heißen Nadel gestrickt, erfüllt aber durchaus Sinn und Zweck. "'Ich schwöre, dass ich die Verfassung und die Gesetze befolgen und verteidigen werde', den Eid hast Du glaube auch geleistet." Die Verhinderung eines Attentates in einer edlen Hotelsuite und die Jagd über das brüchige Glasdach des Etablissement hinweg und hinab, eine Mördergrube in einem stillgelegten Bergwerk nahe der belgischen Grenze, eine Schießerei in einem Krankenhaus, Lkws, die querstehend tragende Mauersäulen einreißen, Polizisten, die auf der Abschussliste der eigenen Kollegen stehen, und Partner, die die Waffe aufeinander richten.
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Re: Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei (1996 - ff.; Pilotfilme & Serienspecials)

Beitrag von Frau Stockl » Mi 23. Feb 2022, 22:07

19. Jenseits von Eden (2017)
jenseits-von-eden.jpg
"Dieser Film basiert auf alternativen Fakten" heißt es zu Beginn; nachdem man in Santiago de Chile in der dunklen Nacht im Grab des längst verstorbenen Erich Honecker herumgewurstelt und dort geheime Verschlusssachen wieder zutage gefördert, und folgend noch ein Nudistencamp in der Wüste in Aufruhr gebracht hat. Alte Offiziere werden wieder eingeflogen und reaktiviert, damit man sich das Land von vor 1989 und den Status Quo und die Mauer quasi wieder zurückholt. Auferstanden aus Ruinen soll die Stimmung hier sein, nach der vorhergehenden Depression nun wieder alles Freude und eitel Sonnenschein, was zu entsprechend knalligen Symbolen (die rosa Limousine als Hochzeitskutsche, die "Polonäse Blankenese" auf der Tonspur etc.) und einem analogen Gehabe und Getue aller Akteure auch und einem narrativen und dramaturgischen (Drogen)Rausch führt.

"Alles andere läuft wie geplant, versprochen." heißt es zur Beruhigung, dem ist natürlich nicht so, wenn man schon so beginnt. Allerdings wird in der Schmierenkomödie bald der Brautvater von Leuten in NVA-Uniformen entführt, demnach gibt's zumindest die Verfolgungsjagd (in der rosa Limousine) auf der Autobahn, sodass man sich wenigstens etwas heimisch fühlt. Schüsse knallen, Handgranaten fliegen, die motorisierte Quetschkommode hebt es einmal längs über die Fahrbahn und auch Explosionen erhellen die Szenerie. Später wird noch in das ehemalige Gebäude der Ständigen Vertretung der DDR eingebrochen, ein versteckter Prepperbunker bei den Schwiegereltern und die erste große Liebe der Braut, alles Ossis natürlich und alles FKK-Fetischisten auch entdeckt; sowie das Fahrzeug von Nino De Angelo für eine weitere Hatz auf erneut einer Autobahn zweckentfremdet. "Ich geb's zu, jetzt wird's wirklich echt seltsam."

"Du kleiner Fidel hältst jetzt einfach mal die Fresse."
Zugutehalten muss man dem ganzen Zinnober um eine in Brandenburg für einen Coup d'État
in Bereitschaft stehende Reservistenarnee voller Abgehängter, Ostalgiker und Wendehälse, dem heimlichen Sohn des dahingeschiedenen Staatsratsvorsitzenden und den geplanten gesamtdeutschen Sozialismus 2.0, ein verstecktes Golddepot, und eine aus Kuba heran geschmuggelte Mittelstreckenrakete mit Nuklearsprengstoff, dass hier wirklich alles möglich sein kann und auch so behandelt wird. Zudem filmt die Regie von Stammpersonal Franco Tozza die aufgeregten Leute und ihre ebensolchen Erlebnisse (und die penetrante Musikdarbietung von alten politischen Gassenhauern) möglichst unaufgeregt, und hält vor allem die Action trotz sich überschlagender Wagen und der mauernbrechenden Gattling Gun verhältnismäßig ebenerdig. Da wird ein Traktor samt Anhänger per Granatwerfer gesprengt und ein Militärjeep den Weinberg hinunter gesegelt, später gibt's noch die Amokfahrt eines Panzers, zu dessen Beigaben auch einige glorreiche Explosionen zählen.
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Re: Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei (1996 - ff.; Pilotfilme & Serienspecials)

Beitrag von Frau Stockl » Sa 21. Mai 2022, 20:17

12. 72 Stunden Angst (2011)
72-stunden-angst-pilot.jpg
Ein toter Polizist schon in der ersten Szene, sein Kollege war kooperativ und ist so noch am Leben, ein Kollege ohne Partner nun, die Stadt der Träume, Istanbul ist eine Leiche reicher, und die Bedrohung schon auf dem Weg in den Norden. Global und weltumspannend hier wieder die Geschichte, werden die Ereignisse in und um Köln vorbereitet und am Bosporus geklärt. Der Einsatz rund um die Uhr findet hier aber erstmal auf dem Fahrrad statt (“um sich die Klöten platt zu quetschen“), die deutschen Pedanten und Polizeikollegen, die “Schrottkönige von der A4“ sind eingangs ohne motorisierten Untersatz und degradiert. Stilecht ausstaffiert mit Windjacke und Radlerhose, begossen wie die Pudel auch, was sie nicht daran hindert in einen Gangsterkrieg zu geraten und sich mit dem Sheitan höchstpersönlich zu duellieren. Letztlich fliegen auch wieder die Autos im Feuerball über die Fahrbahn, wird man mit Maschinengewehr und Raketenwerfer beschossen und hilft da selbst (die von einem Fotoshooting geklaute Attrappe vom Trans Am) 'K.I.T.T.' nicht mehr.

Heinz Dietz hat die Erzählung hier gestaltet, passend zu den umliegenden Pilotfolgen der Ära Tom Beck (und Oliver Pocher), zu denen noch Der Anschlag, Engel des Todes und Das Ende der Welt gehören. Dort wie hier wird das volle Unterhaltungsprogramm geboten, die Action (wie das Durchbrechen eines Hauses mit einem Reisebus, welcher sich später wegen platzenden Reifen auch einmal quer durch die Botanik fräst) ebenso laut wie der Humor (der Reisebus ist voller Rentner auf Butterfahrt), viel narrisch bis klamaukig, alles halb so wild gehandhabt und immer feste drauf auf das Entertainmentbarometer. In den Bildern und den Reizen vor allem schwankend zwischen Jugendsünde und Altenheim, ziemlich deutsch auch wirkend, dennoch mit Autostunts und Destruktion wie sonst nur bei Pepin/Merhi. Als Fundament dessen wird hier zuweilen persönliches als Beweggründe hineingebracht, manches davon hat gar Bewandtnis für zukünftige Staffeln und spätere aktuelle Konstellationen; gegenüber den oben genannten Produktionen ist diese hier sogar vergleichsweise geordnet und geerdet und so besser funktionierend.

Warne sie. Ein ängstlicher Polizist ist wertvoller als ein toter.
So gibt es ein explosives Kidnapping in einer besseren Reihenhaussiedlung, was gleich zwei Väter involviert, in einem brachliegenden Gartenparadies wird eine Schießerei mit der Drogenmafia geboten, ein Polizeiwagen wird seitlich von einem Transporter als Pingpongball benutzt und über die Straße geschmissen; alles Kleinholz im Vergleich zum Bombenattentat auf das Polizeirevier, was nach der Zündung auch einige Feuerstunts zelebriert. Das Finale selber in der türkischen Millionenstadt hat auch seine Schauwerte, interessiert aber weniger, zumal man Wendungen hat kommen sehen und das Happy End naturgetreu schon um die Ecke winkt.
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Re: Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei (1996 - ff.; Pilotfilme & Serienspecials)

Beitrag von Yuki » Sa 11. Nov 2023, 15:29

Auf amazon gab es endlich die eine DVD, wo ich bei der Serie feststeckte, für 2 Euro im Restposten :mrgreen: .

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