Die Profis (1977–1983 ff.)

Keiner mag sie so wirklich, aber ohne wollen wir auch nicht: Alles rund um die Flimmerkiste.
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Frau Stockl
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Re: Die Profis (1977–1983 ff.)

Beitrag von Frau Stockl » Mi 29. Dez 2021, 11:56

Die Profis - Streng geheim
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Blind Run“ heißt es im Originaltitel, “Zum Abschuss freigegeben“ (1978) im deutschen, die Priorität ist klar, die Eminenz auch, alles andere ergibt sich auf dem Wege, oder auch nicht. Schnell hat man auf den Straßen einen ersten Verfolger, dann einen zweiten, man hat da auch wenigstens schon von dem Zielpunkt gehört, weiß aber die Identität vom zu schützenden Subjekt oder den möglichen Angreifern, mehrere ihrer Art übrigens noch nicht. Ein Selbstmordkommando ohne die Möglichkeit der Vorbereitung und der Verstärkung, die Episode ist lange Zeit eher eine technische, mit Bewegung auf dem Asphalt, mit abwechselnden Überhol- oder Abbiegemanövern, mit viel Trefferwirkung bei durchsiebten Karosserien und altbackenen, längst verstaubten Luxusvillen. Hinter den Kulissen des Ganzen glühen die Drähte, abhörsichere Telefonkonferenzen werden gehalten, um dem Zuschauer wenigstens etwas Anhalt für die Nachvollziehbarkeit zu geben. Die Darsteller sind funktional, das Buddy Picture wirkt gerade in den Dialogen albern bis bemüht, was auch an den Darstellern, dem recht eindimensionalen Collins und dem später erst gereiften Shaw mit liegt. Eine Art Spionagevariante von Starsky & Hutch, mit dem ersten Angriff gleich und plötzlich.

Eine eigene Spannung entwickelt die Episode durch die fehlenden Informationen, das eher schlichte und dafür häufige Präsentieren der Actionszenen wie eine Schießerei unter einer Brücke, ein Durchbruchsversuch auf einem Grundstück und eine längere rumpelige Autojagd durch Straßen und Industriegebiet, die Neugier auf das Variieren der dünnen Prämisse und der klammen Atmosphäre; wer ist der Maulwurf in diesem schmutzigen Politgeschäft und warum ist selbst MI6 feindlich aufgestellt und aggressiv gesinnt.

In “Christina“ (1980) aus der dritten Staffel geht es mit einer gemischten Auswahl Bücher (Weltuntergang, Historie und Liebe) als Accessoires und Tarnung zugleich in eine Bibliothek, für Bodie eher eine No-go-Area, während Doyle sich die Schmöker sogar anschaut und nachfragt, was es denn so schönes gibt. Geben tut es vor Ort eine Terroristin, eine von dreien, die kurz zuvor einen CIA Agenten bei der Morgentoilette im internationalen Hotel gestört haben und erst halb rasiert flugs aus dem Fenster bugsiert. Zwar sollte das als Selbstmord wegen Überlastung getarnt werden, war diese Hauruckaktion (wie so vieles in der Serie) nicht so richtig gut gedacht und nicht wirklich vorher durchgegangen, die Spur der Terroristin ist folglich heiß und die Bluthunde mit der Witterung im Sinn.

Getreu des Titels und zu Ehren der Titelfigur wird hierbei auch die Gegenseite mehr und dies dramaturgisch und emotional gewinnend in Augenschein genommen, die Schläferin, die deutlich eher weiterhin ihre Ruhe haben wollen täte, aber aufgrund der Vergangenheit in Schuld noch ist und in Zugzwang, ein Entkommen vor den alten deutschen Kameraden (eine RAF für Arme) ebenso wie eine Flucht vor dem Gesetz nicht möglich. Handgriffe werden gemacht und kleinere Aktionen angeleiert, der Unterschlupf bspw. leergefegt und mit den Waffen in der Tasche der letzte Rückzugsort geräumt. Doch dann kommt es anders als gedacht, sowohl im Plot für Christina als auch ihre Mannen, die einen Anschlag auf die Außenministerkonferenz vorhaben, als auch für die Profis, die wohl wegen dem dringend benötigten Gebrauch der Schusswaffe eine potenzielle Verhaftung überaus stümperhaft und mit letztlich Toten und Verletzten im Treppenhaus der Bibliothek planen. Spätestens dann ist man auf der Verliererspur, wird gegen Ende nur noch ein Gefangenenaustausch mit freiem Abzug angepeilt, in Sachen Taktik sind die Verbrecher Bodie und Doyle überlegen und darstellerisch sowieso besser.
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Re: Die Profis (1977–1983 ff.)

Beitrag von Nahaufnahme » Mi 29. Dez 2021, 14:30

Frau Stockl hat geschrieben:
Mo 27. Dez 2021, 16:57
Eine saubere kleine Stadt“ (1978) ist von Serienerfinder Brian Clemens geschrieben und handelt von einem privaten Säuberungskommando, das 'In The Public Interest', wie es im Originaltitel heißt, die Ortschaft von all dem 'reinigt', was nicht zur Tradition gehört und sich nach Herkunft vor allem auch von dem Gewohnten her absetzt und so vermeintlich negativ auswirkt.
Das klingt nach einer Story, die aus Brian Clemens vorheriger Produktion THE NEW AVENGERS (1976-77) stammen könnte ;) ... Übrigens existiert da noch ein besonderer Link zur Nachfolge (in S2E05):
"Obsession" features two of the stars of the Brian Clemens/Albert Fennell British crime-fighting action series The Professionals: Martin Shaw and Lewis Collins.
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Ein Omen!
It almost looks pre-ordained in "Obsession" where their characters suggest that "maybe (they) should work together again sometime" and that they are "a good team," but apparently the casting of The Professionals was not at this point confirmed.

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Re: Die Profis (1977–1983 ff.)

Beitrag von Frau Stockl » Mi 29. Dez 2021, 18:12

Hab ich übrigens immer sehr gerne gesehen und auch demnächst wieder vor, die New Avengers, zumal ich Gareth Hunt (und Joanna Lumley) recht attraktiv fand; nicht schön in dem Sinne, aber reizvoll.
Da stört der alte Knochen bloß.

Die Profis selber sind Neusichtung.
Ich kenn den Vorspann von Vater.
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Re: Die Profis (1977–1983 ff.)

Beitrag von Frau Stockl » Mi 5. Jan 2022, 20:07

Die Profis - Die Verfolgung
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Dakar, Georgetown, Istanbul: mit fernen und klangvollen Namen wird eingangs schon in der Folge um sich geworfen, Manche reisen von daher an, Andere werden dahin abgeschoben. Mit weltumspannenden Geschehen, persönlichem Engagement und großen Problemen wird sich in “Wo endet der Dschungel?“ befasst, mit Gefahrenabwehr von jetzt und mit Ereignissen von früher.

Die Bedrohung kommt durch eine bunt gewürfelte Mannschaft, eine Truppe aus alten Kriegstagen, es fehlt eigentlich nur noch Bodie in der reaktivierten Einheit, dann könnte man mit ihnen Angola erobern. Stattdessen wird nur eine Bank überfallen, Scheiben zersplittert und eigene Strassensperren zum Aufhalten der heranrückenden Polizei ausgerollt. Der Überfall ist dabei nicht einmal der Clou und nicht das Spektakel, das Massaker kommt erst im Anschluss, bei der groß angelegten Verfolgung.

Angola könnte man erobern, stattdessen wird London verschrottet, Einsatzwagen rasen in den Straßengraben und Polizeibeamte reichhaltig beschossen, selbst die Kampfflugzeuge der Royal Air Force eingesetzt, verlagert sich die bleihaltige Flucht doch von der Straße in die Wolken. Und wieder zurück auf den Boden, in modernen Dschungelkampf, was der Folge seinen Titel beigibt. Die Profis sind dabei lange Zeit aussen vor, sind hinterher und am Befragen und am Ermitteln, kommen beim nächsten Coup des Überfalls (angeführt durch Gaststar David Suchet als Bodies Nemesis) auf eine nukleare Wiederaufarbeitungsanlage gar zu spät und sehen nur das Ergebnis; was das Hauptaugenmerk auf die Konstellation der Bankräuber in Uniform legt und deren Konfliktpotential, die Reibereien untereinander, die aus dem Soldatenleben mitgebrachte Hierarchie und Aufteilung in Befehlshaber und Bütteln. Eine gleichzeitig spartanisch gehaltene Episode und interessante, Actionszenen gleichzeitig überraschend groß, aber mit Einsatz von Schnellraffer und damit mit Fehlern, Schauplätze lassen sich aufteilen nach urban und provinziell sowie reich und meist arm.

In “Terror kennt keine Grenzen“ (1978) geht es um die berüchtigte Myer-Helmut-Gruppe, Germanen also, Anarchisten, Fanatiker, die in den letzten Jahren weltweit gewütet haben und nun in Großbritannien, mit einem Mordanschlag am Flughafen per Giftspritze bereits das erste hochrangige Opfer gefunden haben und so auch im Fokus des CI5 angekommen sind. Ein Auftrag auch für Bodie und Doyle, aber nicht nur, sieht man beim Mission Briefing im Konferenzraum auch eine ganze Reihe weiterer Mitarbeiter, die sich den Vortrag vom Vorgesetzten Cowley anhören und fleissig ihre Stifte spitzen. Bodie ist allerdings nicht zu sehen, Bodie ist nicht einsatzfähig, da krankgeschrieben, mit einer Handverletzung, die ihn wenig tauglich für den Außendienst macht und dem Einsatz der Schusswaffe vor allem.

Natürlich kommt es wie es kommen muss, stolpert er beim lauschigen Ruderausflug mit der Frau der Woche über Myer und damit den Anführer der Terroristen, wobei er diesen zwar überwältigen kann, die anderen drei allerdings nicht. Folgend schliesst sich eine Hetzjagd durch das alte England, vorbei an kleinen Flußarmen, an Staudämmen, über die Landstraße an den Pubs vorbei und von der Marina mit den liegenden Booten an. Eine enge Episode, eine stramme Folge, mit einer längeren Verfolgung startend und in eine “Close Quarters“ - Belagerung eines Pfarrerhauses übergehend.

Ihr seid Engländer. Ihr versteht sowieso nichts von Politik. Woher solltet ihr auch. Ihr tötet nur aus niederen Instinkten. Manchmal nur aus purer Verzweiflung.“ heisst es dann bald seitens der Aktivisten, kurz bevor man einen Vikar blutig aus dem Fenster schiesst und in den Frontalangriff übergeht. Ein verbales Psychoduell findet auch statt, ein Nerventhriller, zwischendurch brennen die Sicherungen durch, bei den Mädels mit den erstaunlich grünen Augen vor allem, haben so einige der beteiligten Personen eigentlich nichts mit der Sache zu tun, sind am falschen Ort zur falschen Zeit nur, manche auch bestenfalls Mitläufer, während wiederum andere (inklusive dem Drehbuchautor, Serienerfinder Brian Clemens) plakativ die großen Reden und die Männer ihre Fäuste schwingen.
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Re: Die Profis (1977–1983 ff.)

Beitrag von Frau Stockl » Do 24. Feb 2022, 18:20

Die Profis - Das Drogensyndikat
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Ein Doyle, der nach der 'Friedhofsschicht' nicht mehr genau weiß, wo er seinen Wagen abgestellt hat, und ein Bodie, der am frühen Morgen von seiner neuen Freundin den Tipp eines heroinabhängigen Zöglings über eine mögliche Drogenlieferung kriegt. Ein Mitwisser auf Entzug, der geflohen ist, und ein bieder aussehender Typ, der ihm folgt, und “Die Waffe“ (1980, in Deutschland erstmalig 1995 auf TV München ausgestrahlt), eine Pistole mit sich führt. Als “Euthanasie“ wird der Mord hier bezeichnet, der prompt folgt, skrupellose Menschen, gierige Profiteure, kriminelle Machenschaften und ein allgemein raues Klima. Der Tag ist noch lang und die Verbrechen werden noch übler.

Die Gesetzeshüter sind Profis, der Mörder ist ein Anfänger, seine erste Beweisprobe der erste von vielen Fehlern. Ein Kreislauf der Gewalt wird hier gezeigt, teils auch die Motive dahinter, die gesellschaftlichen und damit auch die politischen Ursachen und die Folgen. Verhältnisse und Verhängnisse. Eine Welt als Dorf und eine Kausalität, die jeden betrifft und alle angeht. Die Dramaturgie geht in Ordnung, eine Hetzjagd halb durch die Stadt, halb langweilig und halb interessant, die Dramatik (inklusive Kritik am Schulsystem, die u.a. ein Theaterstück über Julius Cäsar mit fleißig Nazi-Devotionalien aufführen, kaputten Beziehungen zwischen Erwachsene und Kinder, allgemeines Wegsehen der Zivilgesellschaft etc.) ist zuweilen zäh und teils mit Showdown vorm Hakenkreuz ordentlich drüber.

Du hast doch gehört, was unser Freund gesagt hat.“ - “Das ist nicht unser Freund. Das ist Cowley.“
Perfekter Plan mit kleinen Fehlern“ (1977) ist (theoretisch) die erste Folge der ersten Staffel, der Start der Serie selber demnach, das erste Verbrechen, dem man sich annimmt und die ersten Kriminellen, denen man gegenüber steht. Hier steckt einer der Halunken schon hinter Gittern, im Hochsicherheitstrakt, wurden von Familie und Genossen auch nahezu alle Wärter geschmiert, will man aber trotzdem raus und frische Luft atmen, was zum ersten Einsatz des CI5, der Action Squad, mit ihrem präventiven Ermitteln und dem präventiven Zuschlagen dann führt. “Hier, ein neuer Fall für uns.“ - “Dann kann es sich nur um Mord oder eine Katastrophe handeln.“ - “Mord ist schon sicher. Aber aufgrund des Waffendiebstahls könnte es zur Katastrophe kommen.

Vier Verbrecher sind da schon tot, “irische Wirrköpfe“, erschossen wie beim Massaker an St. Valentinstag, gab es derart viele von den Schergen, dass man sich gegenseitig auf den Füßen gestanden hat oder anderweitig in die Quere gekommen ist. Das Übel bei der Wurzel packen, bevor es überhaupt anfängt zu wachsen, ist hier das Motto und die Devise, die Antwort und die Reaktion, allerdings nicht der Spitzbuben, sondern der Gesetzeshüter, um ihre Insel Großbritannien sauber zu halten, Rückendeckung für diesen radikalen Tobak gibt's von ganz oben, für die Zuschauer gibt's ein bereits eingespieltes und schon nahezu vertraut wirkendes Zwei-Mann-Team. Außerdem gibt's Gewalttaten und auch etwas Sex, es gibt politische Gespräche, die schnell wieder abgewürgt werden und eine Krankenschwester als Geisel, mit einer Handgranate im Dekolleté. Es gibt die Infiltration eines Polizeireviers, mit Waffen und mit Tricks und Finten, inszeniert ist das auf den Punkt, geschrieben mit Ideen. Zudem löst man die Probleme mit Terroristen mit Nachdruck, aber ohne in den Schusswechsel zu gehen.
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Re: Die Profis (1977–1983 ff.)

Beitrag von Frau Stockl » Sa 26. Feb 2022, 11:41

Die Profis - Der Auftrag
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Am falschen Ort zur falschen Zeit ist ein Zimmermädchen zu Beginn von “Gemischtes Doppel“ (1980), zweimal Pech hat sie auch noch, ein Hotelbewohner, der auf jeden Fall inkognito bleiben will und eine vorgehängte Türkette, die abgeht und nicht hält. Das Zimmermädchen hat ihre Schicht vorzeitig 'beendet', für Bodie und Doyle fängt ihr Arbeitstag erst an. Die Profis sind hier übrigens eher außer Form, zu weich geworden über die Jahre und den Dienst fürs Vaterland, zu phlegmatisch angesichts der Aufgaben und der Gegner, die man ihnen sonst anbietet und als Feind und Ziel auftischt, zu alt und altersmilde und das Pint schon zum Frühstück im lokalen Pub sowie das Gerede über Frauen, die man haben will und nicht mehr haben kann, hilft da auch nicht mehr so richtig. Also steht ein Training an, erst die Lektion, dann die Lehre daraus, wird man im schäbigen Hinterhof im Auftrag von Cowley von zwei fitteren und nicht so 'mittelmäßigen' Mitarbeiter getrimmt und getriezt.

Parallel wird das in Augenschein genommen, wie so oft in der Serie, ein Blick von Autor und Creator Brian Clemens auf das Verbrechen und die Verbrecher, die hier auch im Zweierteam arbeiten und für eine Mission (für die Araber und die Ermordung ihres das Land besuchenden Präsidenten) üben und trainieren, und ein Blick auf den CI5 und damit an Hüter und Bewahrer des Gesetzes zurück. Hier kann das etwas gekünstelt wirken, speziell in den Dialogen (die Floskeln wie “Minimale Information sorgt für größtmögliche Sicherheit.“, und die sich später unwissend voneinander ergänzenden, die Ähnlichkeit beider Parteien aufzeigenden Gespräche), gerade das Gebaren der Auftragskiller erinnert an eine Kopie von Kalter Hauch, in der Bronson seinen Schützling Jan-Michael Vincent bekommt. Durch die Beleuchtung beider Seiten, Attentäter wie Leibwächter, funktioniert die Geschichte allerdings funktional hervorragend bis involvierend, und wie ein Geisterzug, der auf dem falschen und dennoch dem einzigen Gleis unerbittlich auf einen entgegenkommenden Schnellzug voll mit Passagieren zurast.

Ein Waffen- und Bombenlager auf einem Feld in Kent. Ein Inhaftierter, der davon weiß, und ein Anwalt, der diese Information verkauft. Ein Kollege und Freund von Bodie und Doyle, der mitsamt weiteren Helferlein und in Begleitung des Insassen das Versteck ausheben soll, und eine unliebsame Überraschung draußen in der blassgrünen Pampa, die die Profis auf den Plan ruft. "Operation Judas" hieß der Einsatz, zwei Tote, drei Schwerverletzte, ein Flüchtling, eine schwerbewaffnete Organisation, die sich in Hast und Eile vom Tatort fortbewegt. Eine Großfahndung mitten in der Einöde, Wagen schlirren auf feuchten, modrigen Untergrund, Hubschrauber kreiseln am Himmel. Der "Bombenterror" (1983, die letzte Episode überhaupt) u.a. mit einem parkenden Auto, aber auch einem angezündeten Wohnwagen erfolgt hier nicht von Ausländern und nicht von gewieften Schwerverbrechern, nicht von Verkannten der Gesellschaft wie altgedienten und dann fallengelassenen Soldaten oder anderen Söldner. Die militante Gruppe hier ist eine junge Generation, die gegen den Reichtum revoltieren, gegen Verschwendung und Privilegien protestieren, als Reaktion gegen den Überfluss; Halbstarke voller Idealismus, aber von der eigenen Systemkritik vollkommen verblendet und ohne Ahnung von der Welt.

Im Geschriebenen und dem verbalen politischen Feuerwerk ist das plakativ, auch einseitig behandelt, mit Dialogen und Einfügungen, die einen teils grausen lassen (eine frische Witwe will, dass Doyle prompt wendend den Familienhund erschießt; die Anführerin der Anarchisten sucht sich ihren sexuellen Reiz im Waffengebrauch etc.), mit etwas Melodramatik auch und emotionalen Überschwang, die hier gleichzeitig irgendwie dazugehört und seltsam fremdelnd auch wirkt. Darstellerisch ist das auch schwach und teils drüber, abgesehen von Gordon Jackson als Anführer der Gesetzeshüter und John Wheatley als Mann zwischen allen Stühlen und von Freund und Feind Getriebener.
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Re: Die Profis (1977–1983 ff.)

Beitrag von Frau Stockl » So 17. Jul 2022, 15:00

Die Profis - Im Untergrund
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Drei Schüsse in den Rücken, der Kulturattaché ist einem Mordanschlag zum Opfer gefallen, man weiß den Täter, hat aber keine Beweise: Diplomatie und Bürokratie pur, die in "Spiel ohne Limit" (1983) auf die Spitze getrieben wird und der Episode im Original das effizientere "The Untouchables" proklamiert. Direkt aus der (arabischen) Botschaft und hinein in den Tötungsauftrag, mit allen Informationen dafür ausgestattet und mit der nötigen Rückendeckung. Eine offizielle Handhabe existiert nicht, demnach versucht man über Umwege sich des 'Problems' zu entledigen, eine Tarnung und eine Täuschung, ein Rollenspiel, ein Undercoverjob: Doyle als Einbrecherkönig, Bodie als süchtiger und notorisch verlierender Glücksspieler. Ein Arbeiten und ein Heranarbeiten in zwielichtigen zivilen Kreisen, im kriminellen Umfeld, nicht direkt an den eigentlichen Auftragsmörder, sondern über die Bande, nicht in der Offensive, sondern aus dem eigenen Versteck. Eine Reise noch ins Ungewisse, weiß man als Zuschauer zwar von den jeweiligen Vorkommnissen, aber ihren Zusammenhängen noch nicht so, und auch nicht, wie der Hebel aufgebaut und wo die Abkürzung zum eigentlichen Zielobjekt hin ist.

"Es handelt sich um eine etwas knifflige Geschichte...", heißt es zwischendrin, dann wurden auch noch andere Akteure in diesem Spiel um Sein und Schein engagiert und involviert, eine große Charade, in der beide Parteien die Situation zu beherrschen glauben, wortwörtlich miteinander pokern und am Ende dennoch die Schusswaffen herausholen. Gedreht ist das weitgehend trocken und spröde, aufgrund des ausschweifenden Kartenspiels wirkt es teilweise wie die Fernsehvariante eines Casino Royale, es gibt viel Einblick in geschmacklich interessante, aber äußerst hässlich aussehende und seltsam beengt wirkende Wohnungen; Behausungen, die wie fensterlose Gefängnisse wirken und nicht wie Schauplätze, in denen an einem Abend ganze Jahresgehälter als Einsatz gelten. Bluff und Gegenbluff, ein Bombenattentat wird a) belauscht und b) ist auch quasi im Vollzug nur zu hören, viele Umständlichkeit, viele Zahnräder, die einzeln schon nicht funktionierend wirken und in der Zusammenfügung auch recht knirschen und am Blockieren sind. "Das ist zwar alle sehr verwickelt, und die Zusammenhänge sind kaum zu erkennen. Aber wird es klappen?" lautet es kurz vor Ende, "Das wollen wir hoffen." ist der fromme Wunsch aus der Feder von Serienerfinder Brian Clemens und ist nicht unbedingt vom Zuschauer die Antwort.

"Manchmal hab ich das Gefühl, es macht dir Spaß, Dinge zu verkomplizieren. Es gibt dir so eine gewisse Stimulation", muss sich auch der Auftragskiller Ramos (1978) in der gleichnamigen Episode anhören; auch hier in der 'nächsten' Folge ist der Feind aus dem arabischen Landen, wird sich von der Seite aus gerne und erneut mit den britischen Damen umgeben und/oder diese für ihre niederträchtigen Zwecke ausgenutzt und benutzt, eine Handlung ganz am Anfang der Serie, die aber den Ton schon angibt und die Stimmung schürt und die gewissen Ressentiments in ihre Actionstories verputzt. Bodie und Doyle als Freiheitskämpfer quasi, als Bewahrer europäischer Moral und westlicher Werte, als letzte Bastion vor dem Muselmann, als Beschützer der einheimischen Bevölkerung, zu denen hier neben karateerprobten und buchstäblich 'flachgelegten' Kolleginnen und hinterrücks entführten Töchtern auch der eigene Chef Cowley, der Mann im Visier von Ramos gehört.

Passend dazu steht die Internationale Konferenz zur Terroristenbekämpfung an, ein Auftrag, der die beiden CI5 Mitarbeiter zur Vorbereitung der Schutzmaßnahmen auf ein typisch englisches, sprich großflächiges grünes Grundstück mit dem ehrwürdigen Anwesen weit hinten im Hintergrund, und den bereits sein Ziel auskundschaftenden Killer und so die Interessen zusammenführt. Die 'Cops' dabei eingangs noch mit flapsigen, heutzutage etwas unangenehmen, da schmierigen und gleichzeitig auch albern wirkenden Sprüchen, zwei kleine große Kinder, gefährlich durch die Ausbildung, das Ansinnen, die Waffe im Gürtel, zwei Maulhelden, zum Sterben fürs Vaterland bereit, zum Töten im Auftrag der Königin geboren. Immerhin ist die Begegnung und die Begebenheiten hier etwas variantenreicher als gedacht, - wenn auch geschrieben wie mit der Abrissbirne - wird sich in verschiedenen Lokalisationen ausgetobt und auch die Hilfe eines Spitzbuben mit eigener Ansicht von Ganovenehre zur Fassung eines anderen Kriminellen eingebracht. Im Grunde bloß als reaktionäres Zeitdokument interessant, in den wenigen Actionszenen steif und der versuchten finalen Dramaturgie der Geiselrettung auch ein wenig ärgerlich.
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