Julios frankophile Ecke

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Julio Sacchi
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Re: Julios frankophile Ecke

Beitrag von Julio Sacchi » Fr 12. Feb 2021, 09:01

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PARIS LOCKDOWN :lol: / CRIME INSIDERS :crazy: (2007)

Frédéric Schoendoerffer wollte angeblich sowas wie den MIKROKOSMOS der Pariser Unterwelt machen. Herausgekommen sind 102 Minuten kontinuierliche Gewalt, Frauenfeindlichkeit, Sexismus und Rassismus. Phillippe Caubère zieht als Gangsterboß Corti die Mundwinkel noch tiefer als Merkel und drangsaliert, wenn er nicht gerade Nutten fickt und dabei schlägt, seine Lebensgefährtin Beatrice Dalle. Wenn sie schwanger wird, soll sie ihm einen Jungen schenken und bloß keinen "Schlitz"! Wenn er richtig sauer wird, bollert sich der Film ins Delirium, da werden dann schon mal Beine aufgebohrt, Augen rausgeprokelt oder, hurra, einem Typ der Baseballschläger bis zum Darm raufgeschoben. Möglicherweise soll Benoît Magimel so eine Art Gegenmodell darstellen, der ist aber hauptsächlich damit beschäftigt, krampfhaft einen auf Delon zu machen. Neben der viehischen Gewalt sind es aber vor allem sämtliche Frauenrollen, die den Schalter raushauen: Die Typen lassen sich bei absolut jeder Gelegenheit von ukrainischen Nutten einen blasen (ein Typ riecht mal an einer Auster und blökt "Riecht wie ukrainische Pussy" hahahaha wie lustig), wenn aber die eigene Frau einmal fremdgeht, gilt sie als "dumb bitch" und wird zur Strafe halbtot geschlagen und dann vergewaltigt. So lustig ist das Gaunerleben! In dieser Welt gibt es zwei Möglichkeiten für eine Frau, man wird entweder Prostituierte und lässt sich mißhandeln oder man wird Prostituierte und darf schwanger werden. In einer besonders irritierenden Szene werden minderjährige Mädchen in Montenegro verschifft, eine spurt nicht und wird erschossen, Kommentar des Kunden: "Für die zahl ich nicht."

Falls Schoendoerffer hier einfach nur mal in eine komplett entmenschlichte Welt schauen wollte, ohne jedes Gegengewicht oder moralisches Regulativ, ist ihm das nur bedingt gelungen: Eine irgendwie geartete Art Haltung braucht ein Film schon, und er scheint vor allem Spaß am Abbilden zu haben. Schlichte (oder verstrahlte) Gemüter mögen diese Welt vielleicht sogar ansprechend finden. Ach ja, die Franzosen. Ein weites Feld.
Zuletzt geändert von Julio Sacchi am Fr 12. Feb 2021, 10:53, insgesamt 1-mal geändert.

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JimmyPage
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Re: Julios frankophile Ecke

Beitrag von JimmyPage » Fr 12. Feb 2021, 09:05

Bah.
DIe Kritiken auf Amazon dazu :crazy: :crazygreen:
äffle: "was isch groß?" - pferdle: "stuttgart!" - äffle: "was isch größer?" - pferdle: "der neckar!" - äffle: "und was isch am größten?" - pferdle: "hmm, spätzle und linsen!"

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Sylvio Constabel
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Re: Julios frankophile Ecke

Beitrag von Sylvio Constabel » Fr 12. Feb 2021, 09:09

Hört sich ja alles furchtbar an!
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

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Julio Sacchi
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Re: Julios frankophile Ecke

Beitrag von Julio Sacchi » Fr 12. Feb 2021, 10:57

Dice gibt auf Moviepilot 8/10 :shock:

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JimmyPage
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Re: Julios frankophile Ecke

Beitrag von JimmyPage » Fr 12. Feb 2021, 11:28

:shock: der Hund!!!!!
äffle: "was isch groß?" - pferdle: "stuttgart!" - äffle: "was isch größer?" - pferdle: "der neckar!" - äffle: "und was isch am größten?" - pferdle: "hmm, spätzle und linsen!"

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Julio Sacchi
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Re: Julios frankophile Ecke

Beitrag von Julio Sacchi » Di 16. Feb 2021, 13:37

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DAS BLAU DER HÖLLE (1986)
Mit Sicherheit einer der beknacktesten Filme, die ich je gesehen habe.
Der blöde Lambert Wilson latscht in eine kuriose Raststätte und hat sofort Streß mit dem fast genauso blöden Tchéky Karyo. Wilson zündet auf dem Scheißhaus Klopapier an und klaut dann die Scheine aus der Kasse. Als er ausbüxen will, springt Karyo mit dem Kleingeld in die Karre und schon geht die wilde Fahrt los. Die Polizei jagt die beiden Freaks über die Landstraße, Karyo tritt und haut auf das Bullenauto ein, die Cops knallen gegen die Leitplanke. Plötzlich sagt Karyo: Ich bin selber Bulle! Und drückt Wilson die Knarre ins Gesicht. Der Wagen überschlägt sich, beide kriechen aus dem Wrack, die Polizei kommt dazu und Karyo verhaftet Wilson. Verhaften bedeutet bei Karyo, daß er den Gauner mit nach Hause nimmt und an die Heizung kettet.
Zuhause ist auch Karyos Frau, die sagenhaft schöne sexy Myriem Roussel. Die lebt unter der Knute des Chaos-Cops und will mit Hilfe ihrer männergeilen Schwester endlich da raus. Während Karyo seine Frau mehr oder minder rapet ("Was haben wir nicht für tolle Sachen gemacht, besonders wenn Du wolltest"), zeigt die Schwester dem angeketteten Karyo ihre Muschi ("das nächste mal mach ich mich oben frei"). Dann haut sie Karyo eins auf die Omme und haut mit Roussel und Wilson ab. Karyo nimmt natürlich deren Spur auf. Wilson und Roussel steigen bei Freunden von ihm ab, da gibt's auch nen kleinen Jungen und ein Lamborghini wird geklaut. Inzwischen macht sich die Schwester an den irren Karyo ran, da ist dann aber wirklich endgültig die Wurst vom Teller und bis zum total beknackten Showdown (Wilson wirft mit Dynamitstangen nach Karyo, und als der endlich ins Gras beißt, sind alle irre traurig) ist wirklich nur noch Spulfest. Auch die Musik, besonders Wilsons Cassette im Auto, stinkt nach Scheiße.
Auf Yves Boisset kann man echt nicht bauen!

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JimmyPage
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Re: Julios frankophile Ecke

Beitrag von JimmyPage » Di 16. Feb 2021, 14:28

:lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :clap: :clap: :clap:
äffle: "was isch groß?" - pferdle: "stuttgart!" - äffle: "was isch größer?" - pferdle: "der neckar!" - äffle: "und was isch am größten?" - pferdle: "hmm, spätzle und linsen!"

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Sylvio Constabel
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Re: Julios frankophile Ecke

Beitrag von Sylvio Constabel » Di 16. Feb 2021, 14:38

:lol: :lol: :lol:
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

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Julio Sacchi
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Re: Julios frankophile Ecke

Beitrag von Julio Sacchi » Mo 1. Mär 2021, 11:13

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DAS MILLIONEN-DUELL (1967)
Gangsterboss "Lucky" Pierrot wird auf einem Kleinstadtbahnhof von der Polizei gestellt und macht den Grams. Schmauchspuren werden keine ermittelt! Seine Witwe (Mireille Darc) wird fortan von Polizei und Gaunern gegängelt, denn ihr Mann hat 40 Millionen Franc Beute versteckt. Zusammen mit ihrer neuen Freundin (Anouk Ferjac) und ihren zwei neugeborenen Kindern büxt sie aus und verschanzt sich in einem alten Landhaus. Der Killer Joe beschließt, ihnen zur Seite zu stehen.
Die zwei jungen Muttis in Hauskleid und Lederboots sind natürlich hinreißend, aber bis auf einen typisch französischen (also sehr guten) Autocrash passiert hier recht wenig. Der finale Standoff ist unblutig, auch wenn hier reihenweise ins Gras gebissen wird. Der Film hat einen schön galligen Humor und gibt sich poppig und modern, aber alles nur auf Standgas und ohne echtes Ziel. Bißchen fade Kost von Georges Lautner.

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Julio Sacchi
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Re: Julios frankophile Ecke

Beitrag von Julio Sacchi » Do 1. Apr 2021, 14:25

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DER UNHEIMLICHE FREMDE (1978)

In einer hinter Bäumen und gußeisernen Toren versteckten Villa an der Côte d'Azur tummeln sich vier recht anstrengende Kinder. Außer ihnen ist nur doch die des Französischen nicht mächtige Haushaltshilfe Adelita anwesend, die von den fiesen Rotzlöffeln nur "Avocados" genannt wird und völlig überfordert ist mit den frechen Blagen. Die Eltern sind offenbar erfolgreiche Filmproduzenten, jedenfalls sind sie wochenlang nicht zuhause und schicken ab und an eine Videocassette mit einer Grußbotschaft per Post. Eines Tages kommt Adelita aufgrund des Verhaltens der Kinder zu Tode. Das ungezogene Quartett entschließt sich, niemandem etwas davon zu erzählen und lebt fortan den Kindertraum vom Schlaraffenland: Die Marmelade wird genau wie die Rillettes mit dem Eßlöffel gespachtelt und im Fernsehen gibt's Sex and Crime bis in die Puppen. Die Lage ändert sich, als ein Fremder auftaucht. Der Fremde ist Alain Delon, der hier maximal im Saft steht und männlicher aussieht als 10 Millionen Deutsche zusammen. Delon spielt das wieder mal herausragend - die lauernde Gefährlichkeit, das Brutale hinter der Schönheit, das Animalische im Sex Appeal. Der Fremde zeigt den Kids, wo der Frosch die Locken hat - und übersieht dabei, daß die Racker ja schon mal gekillt haben...

Ein herausragender, absurder, urkomischer und gleichzeitig beklemmender Hybrid aus Sozialsatire und Märchen. Auf der einen Seite leiden die alleingelassenen Rüpel-Kids dank der Dauerpenetrierung mit TV-Gewalt unter krassem Realitätsverlust, auf der anderen Seite macht ihre verquere und unmoralische Weltsicht sie quasi unbesiegbar. Ob Sex oder Gewalt, sie kennen alle Tricks und sind sich gleichzeitig über die Konsequenzen nicht im geringsten im Klaren. Das gilt irgendwo auch für Serge Leroys Film: Der ist nämlich gleichzeitig irreal und unangenehm vorstellbar. Die Franzosen waren nicht überzeugt, gerade mal eine halbe Million Zuschauer traute sich ins Kino; schade um diesen ganz besonders perfiden Spaß.

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