Julios frankophile Ecke

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Julio Sacchi
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Re: Julios frankophile Ecke

Beitrag von Julio Sacchi » So 30. Jun 2019, 22:13

Labros LA CRIME mit Claude Brasseur kommt im August auf DVD raus! :clap: :thumbup: 8-)

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Re: Julios frankophile Ecke

Beitrag von Julio Sacchi » Mo 1. Jul 2019, 12:07

Que_la_bete_meure.jpg

DAS BIEST MUSS STERBEN zeigt Chabrol in großer Form. Ein Mann, emotional zerrüttet nach dem Unfalltod seines Sohnes, sucht den fahrerflüchtigen Mörder - und findet ein Monster, die "Inkarnation des Schlechten im Menschen". Das könnte ein spannender, perfider Thriller sein, aber bei Chabrol ist das ein Blick in die Niedertracht der menschlichen Seele. Kühl und umbarmherzig lotet er die Untiefen der besseren Gesellschaft aus, ihr Dulden, ihr Ertragen, ihr Mitlaufen. In dieser Strenge ist das nichts weniger als ergreifend. Am Ende dieses vorzüglich inszenierten und gespielten Films steht die Moral, aber keine Befreiung.

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Re: Julios frankophile Ecke

Beitrag von JimmyPage » Mo 1. Jul 2019, 16:50

Julio Sacchi hat geschrieben:
So 30. Jun 2019, 22:13
Labros LA CRIME mit Claude Brasseur kommt im August auf DVD raus! :clap: :thumbup: 8-)
:shock: liest sich gut. Wünsch ich mir dann zum Geburtstag :mrgreen:
äffle: "was isch groß?" - pferdle: "stuttgart!" - äffle: "was isch größer?" - pferdle: "der neckar!" - äffle: "und was isch am größten?" - pferdle: "hmm, spätzle und linsen!"

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Re: Julios frankophile Ecke

Beitrag von Julio Sacchi » Mi 18. Sep 2019, 15:14

Linkshänder.jpg
DER LINKSHÄNDER

Ein noch recht junger Daniel Auteuil "im Alleingang gegen die Unterwelt einer Millionenstadt", wie einem das deutsche Kinoplakat entgegenbellt. Tatsächlich hauen sich vornehmlich asiatische und arabische Gangs auf die Omme, Auteuil eiert dazwischen ein bisschen als Undercover-Cop rum und beschenkt die Halunken mit ein paar Verkehrten (das ist österreichisch für Ohrfeigen mit dem flachen Handrücken). In der deutschen Fassung will man ihn mit Danneberg-Synchro auf Stallone trimmen, er sieht aber aus wie ein junger Michael Douglas. Die schöne Marisa Berenson hat sich in diesen Schmutz verirrt und guckt als gebeutelte Prostituierte wie die meisten Frauen in französischen Krimis mächtig in die Röhre.
Auch der 80er-Jahre-Rassismus kommt schon fast pflichtschuldig um die Ecke: "Wetten, hier gibt's mehr Neger als in Afrika?"
Trotz tollem "Nananana nananana"-Titelthema und einem schießwütigen Finale eiert der Film vor allem rum, die Hauptfigur verabschiedet sich für eine halbe Stunde gleich ganz aus dem Film. Leider kein Boeuf Tatar, eher ein lasches Hacksteak von der Tanke.

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Re: Julios frankophile Ecke

Beitrag von Julio Sacchi » Fr 27. Sep 2019, 08:54

wespennest.jpg
DAS WESPENNEST
Kommissar Griffon ist eine unerträgliche Person. Ständig am rauchen, ständig am Husten vom Rauchen, immer aggro, ungeduldig, bisschen ungepflegt, schlicht in der Denke und ausgewiesener Frauenfeind. Selbst Opfer von Gewaltverbrechen werden unter "Schlampe" wegsortiert, weil, hey, ist ja ne Frau. Weil dieser Griffon von Claude Brasseur gespielt wird, kommt auch noch die Tapsigkeit des kleinen Mannes hinzu. Wie eine runde, laute Bowlingkugel knallt er in das Verschwörungskonstrukt der höheren Gesellschaft, ohne die Hilfe einer sehr schönen, sehr jungen Journalistin würde er wohl keinen einzigen Kegel umwerfen. Die sehr schöne Gabrielle Lazure, 23 Jahre jünger als Brasseur, muß natürlich auch noch mit dem Kugelkopp ins Bett, Frankreich halt, die große Liebe zum Rüpel.
Ich hatte Labros Film aus Kindertagen als spannenden Politthriller in Erinnerung; in Wirklichkeit ist das eine ziemlich fade Angelegenheit, die sich allzu sehr von Brasseurs Ballerbirne begeistern lässt. Bis auf einen starken Trintignant-Auftritt und den fiesen Fahrstuhl-Kill bleibt außer der ungenießbaren Frauenfeindlichkeit nicht viel im Kopp.

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Re: Julios frankophile Ecke

Beitrag von JimmyPage » Fr 27. Sep 2019, 09:04

Ach schade. Gut das ich den noch nicht bestellt hatte :angel:
äffle: "was isch groß?" - pferdle: "stuttgart!" - äffle: "was isch größer?" - pferdle: "der neckar!" - äffle: "und was isch am größten?" - pferdle: "hmm, spätzle und linsen!"

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Re: Julios frankophile Ecke

Beitrag von Julio Sacchi » So 29. Sep 2019, 16:33

veuve.jpg

DER STRÄFLING UND DIE WITWE
Ein alter Bauernhof in den 30er Jahren, die zwei Häuser sind durch eine Zugbrücke getrennt. Auf der einen Seite wohnt die Witwe Couderc (Simone Signoret), mit im Haus trottet ihr Schwiegervater herum, der sie einst vergewaltigte und immer noch gern mit ihr bumsen will. Auf der anderen Seite lebt der Rest der Familie und schaut voller Mißgunst und Haß auf die Witwe. Alles, was diese niederträchtigen Spießgesellen wollen, ist ihr Teil des Hofs. In diese Gemengelage platzt der abartig schöne Rumtreiber Alain Delon wie eine Handgranate. Er hilft der alten Couderc für ein paar Francs, sie bietet ihm ein Zuhause und irgendwann essen Angst Seele auf.
Ein ruhiger, mit langem Atem erzählter Film, der es unterschwellig brodeln lässt, bespielt von einem weiteren geschmackvollen Score aus der Feder Philippe Sardes. Am Ende kommt die Katastrophe dann um so heftiger um die Ecke. Delon und besonders Signoret sind unfassbar gut.

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Re: Julios frankophile Ecke

Beitrag von Julio Sacchi » Di 25. Feb 2020, 09:55

cross.jpg
Cross (Sardou) ist ne ganz harte Sau. Der Bulle ballert selbst bei Lösegeldübergaben, bei denen kleine Kinder involviert sind, wild um sich. Da gibt's natürlich Ärger vom Chef, der Partner ist auch ein dummer Asi und die Ex-Frau, die von Cross wie von jedem französischen Filmpolizisten zu nachtschlafener Zeit aus dem Bett geklingelt wird, hat auch keinen Bock mehr auf ihn. Das alles mit Optik und Musik aus der 80er-Schublade des Grauens.
Der Asi-Partner sagt zu Cross: Hey, da issen Killer in der Stadt, den sollten wir beobachten, ach und übrigens, Dein alter Erzfeind ist aus der Irrenanstalt abgehauen! Danke für die Info, Asi. Jetzt macht der Film eine überraschende Kehrtwende: Der Psycho (Patrick Bauchau) macht mit seiner Idiotengang einen auf Home Invasion und fällt ins Haus von Cross' Schwiegermutter ein. Dort wird einer abgeknallt, alle anwesenden Frauen als Geiseln genommen, vor allem natürlich Cross' Ex und die gemeinsame kleine Tochter.
Cross macht jetzt das, was jeder in dieser Situation tun würde: Er spürt den Killer auf, der in der Stadt ist, und bittet ihn, ihm zu helfen! Nach ein wenig Gerangel, was m.E. relativ viel kostbare Zeit frisst, machen sich Cross und der gegelte Giraud auf den Weg, die Bande hat sich mittlerweile nämlich WARUM AUCH IMMER in einem abrißreifen Haus versteckt. Dort geht es vornehmlich um die Frage, wer wen als ersten rapet, der Chef hat sich schon Cross' Ex vorgenommen, was aber wohl irgendwie ok ging ("Die anderen hätten mich vergewaltigt", hä?!), und der Rest will natürlich am liebsten das Kind schänden (ein 18er, wie er im Buche steht).
Cross und der Killer eiern ewig durchs abrißreife Haus, inzwischen gibt's schon wieder Tote und am Ende räumt man sich recht unspektakulär gegenseitig weg. Am härtesten trifft Cross der Tod des Psychos, da isser fast am Heulen, das kann man sich echt nicht ausdenken, der ist doch nicht mehr ganz cross in der Birne!
Große Waffen, lockeres Gelaber, alles voll asi und Achtziger, wer sowas mag, muß irgendwie ran, mach Dein Cross und fahr zur Hölle!

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Re: Julios frankophile Ecke

Beitrag von JimmyPage » Mi 26. Feb 2020, 11:47

:lol: :lol: :lol: :lol: :mrgreen: :crazy:
Den hätte ich fast übersehen :x Die Berlinale hat mich ganz welk in der Birne gemacht
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In meiner Badewanne bin ich Kapitän

Beitrag von SvenT » Mo 9. Mär 2020, 12:54

TIP: Sowohl bei Netflix als auch bei der Amazone gibt es derzeit "Les Diaboliques" von Henri-Georges Clouzot zu gucken!

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