Thorsten Hanisch hat geschrieben:Ich finde, dass es gerade auf der Uni bzw. bei akademischen Stoffen - noch viel, viel, viel mehr als auf der Schule - extrem davon abhängig ist, wer Dir die Mahlzeit anrührt.
Ist aber IMHO überall so, auch bei den Herren Journalisten! Mit Köln bin ich jedenfalls ziemlich zufrieden. Ich konnte eigentlich immer Sachen machen, auf die ich Bock hatte - ob Film Noir, Italowestern oder Asien.
Thorsten Hanisch hat geschrieben:Und hier liegt - für mich - auch der Hund in vielen Texten begraben: Stefan Rybkowski (equilibriumblog.de), der ja auch gerne Uni-Termini in seine Text miteinfließen läßt, z.B. hat mir mal erläutert, dass man den (meist sowieso nur herbeifantasierten) "Hype" um einen Filmen in die Wertung miteinfließen lassen muss - ich seh da absolut keinen Sinn drin, Gefühlswallungen (die ohnehin meistens nur bis 12:15 Uhr dauern) in die (wissenschaftliche) Rezeption eines Werks miteinzubringen.
Kenne kaum was von Stefan. Beispiele bitte, also für die "Uni-Termini"! Ansonsten bleibe ich dabei: Negative Tendenzen in der Wissenschaft selbst oder eben journalistisch-populäre Verwurstungen begründen meines Erachtens noch lange keine grundsätzliche Ablehnung der Wissenschaft. Da wird wieder einfach verabsolutiert, vom Einzelfall aufs Ganze geschlossen.
Das mit HANNIBAL ist natürlich dämlich, aber auch ein Extremfall. Während natürlich die wenigsten Filmwissenschaftlicher richtige Filmnerds sind, wird allgemein doch relativ gründlich recherchiert. Das hat auch erstmal nichts damit zu tun, dass oft dieselben Filme herangezogen werden.
Dass sich aber allgemein eine gewisse Faulheit bei der Recherche breitmacht, würde ich unterschreiben, ob im Journalismus oder in der Wissenschaft. Aber das ist 'ne generelle Faulheit, würde ich sagen. Habe vor ein paar Jahren mal 'ne Bollywood-Sitzung in einem Seminar betreut, und die Vortragenden waren nicht mal in der Lage, einfach die wirklich gute Literatur zu präsentieren. Statt mit dem zu arbeiten, was ihnen gegeben wurde, haben sie die üblichen Bollywood-Klischees bedient (woher auch immer sie den Quatsch hatten). Und da mir der Feedback-Burger damals noch nicht so geläufig war, hab ich nicht gerade nett reagiert.
Auch nicht schlecht: In der Gruppe war auch 'ne Inderin. Superpeinlich!
Ähnlich isses mit meinen Prüfungen nach der Mag-Arbeit. Die Studis wollen Gruppenarbeit, weil sie entweder zu doof oder zu faul sind, um sich allein gründlich vorzubereiten.
Andererseits ist tiefe Kenntnis eines Themas, ohne damit umgehen zu können und dieses Wissen für die Analyse zu nutzen, auch relativ wertlos. Das finde ich immer so schade bei den meisten McFarland-Büchern. Die sind immer total enzyklopädisch, aber viel mehr als Zahlen, Fakten und Anekdoten gibt's in der Regel nich. Das hat eher was von Buchhaltung als von Filmgeschichtsschreibung oder Filmkritik.
----- Do 26. Jul 2012, 13:29 -----
Thorsten Hanisch hat geschrieben:Ich finde die Zahlenreiterei auch interessant, allerdings kann, ja muss das in der Auseinandersetzung mit einem Film (wie auch "Hypes") nur Fußnote bleiben.
Nö, musses nicht. Darum geht's ja in der ökonomisch-institutionellen Filmgeschichtsschreibung. Gerade erst einen schönen Text von Brian Taves gelesen, wo es um den Produktions- und Distributionskontext des US-B-Films der 30er Jahre geht. Da ist die Wertung der Filme eher eine Fußnote.