Robert Siodmak
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Re: Robert Siodmak
Nachts, wenn der Teufel kam {1957}
Ein Serienkillerkrimi im Nazideutschland 1944, das klang schon mal zu verlockend, um den Film auf ARTE nicht anzugucken. Und es hat sich gelohnt. Schauspielerisch ist das äußerst wertvoll, man kann sich an allen Figuren entlanghangeln, da alle verschiedene Facetten zeigen. Mario Adorf als geistig etwas zurückgebliebener Serienkiller ist spitze.
Der Kriminalfall an sich ist eigentlich von der Auflösung her keine große Nummer, vielmehr legt der Film Wert auf das geschichtliche Umfeld. Die vom Krieg gebeutelte Großstadt, für das das kriegsbeschädigte Kommissariatsgebäude stellvertretend steht. Die Leute versuchen über die Runden zu kommen. Dazwischen die Nazis, SS-Kommandeure usw., die in Ihrem Wahn völlig abstruse Entscheidungen treffen und noch immer dem Endsieg schwören, obwohl jeder weiß, dass bald das Ende kommen wird. Herrlich sind in dem Zusammenhang auch die Dialoge, sehr zugespitzt und tiefsinnig in ihren Andeutungen. Daher wird's auch keine Sekunde langweilig, weil man zwischen Worten und Gesten viel heraushören und -lesen kann.
8/10
Ein Serienkillerkrimi im Nazideutschland 1944, das klang schon mal zu verlockend, um den Film auf ARTE nicht anzugucken. Und es hat sich gelohnt. Schauspielerisch ist das äußerst wertvoll, man kann sich an allen Figuren entlanghangeln, da alle verschiedene Facetten zeigen. Mario Adorf als geistig etwas zurückgebliebener Serienkiller ist spitze.
Der Kriminalfall an sich ist eigentlich von der Auflösung her keine große Nummer, vielmehr legt der Film Wert auf das geschichtliche Umfeld. Die vom Krieg gebeutelte Großstadt, für das das kriegsbeschädigte Kommissariatsgebäude stellvertretend steht. Die Leute versuchen über die Runden zu kommen. Dazwischen die Nazis, SS-Kommandeure usw., die in Ihrem Wahn völlig abstruse Entscheidungen treffen und noch immer dem Endsieg schwören, obwohl jeder weiß, dass bald das Ende kommen wird. Herrlich sind in dem Zusammenhang auch die Dialoge, sehr zugespitzt und tiefsinnig in ihren Andeutungen. Daher wird's auch keine Sekunde langweilig, weil man zwischen Worten und Gesten viel heraushören und -lesen kann.
8/10
- Joachim Bauer
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Re: Robert Siodmak
Gestern bei der Gelegenheit auch geschaut. Bis zum hervorragenden Schlussakt sind es vor allem die tollen schauspielerischen Leistungen (vor allem Adorf), die den Film tragen. Ganz groß auch der Dialog zwischen Kersten und Rossdorf, als sie das erste Mal aufeinandertreffen. Im Übrigen auch sehr effektiv und temporeich inszeniert.
Abstriche muss man jedoch bei der glorifizierend anmutenden Darstellung einer integren Kriminalpolizei machen, die sich scheinbar nicht von der NS-Machthabern und deren Verbrechen vereinnahmen ließ. Ist aber sicher auch dramaturgischen Überlegungen geschuldet, einen plausiblen, wirkmächtigen Protagonisten zu haben.
Abstriche muss man jedoch bei der glorifizierend anmutenden Darstellung einer integren Kriminalpolizei machen, die sich scheinbar nicht von der NS-Machthabern und deren Verbrechen vereinnahmen ließ. Ist aber sicher auch dramaturgischen Überlegungen geschuldet, einen plausiblen, wirkmächtigen Protagonisten zu haben.
Die Spieler, wo dieser Sprache nicht mächtig sind, die sollen dann sich angewöhnen, das Deutsch zu lernen. (Mario Basler, rhetorisch geschulter, ehemaliger Fußballprofi)
- SvenT
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Re: Robert Siodmak
Joachim Bauer hat geschrieben: ↑Di 24. Mär 2020, 20:53
Abstriche muss man jedoch bei der glorifizierend anmutenden Darstellung einer integren Kriminalpolizei machen, die sich scheinbar nicht von der NS-Machthabern und deren Verbrechen vereinnahmen ließ. Ist aber sicher auch dramaturgischen Überlegungen geschuldet, einen plausiblen, wirkmächtigen Protagonisten zu haben.
Man darf nicht vergessen, dass das damals aber (ähnlich wie die "saubere Wehrmacht") die vorherrschende Meinung in der Öffentlichkeit war. Auch unter integren Leuten, die z.B. aus dem Exil zurückgekommen waren. Auch der Fall Lüdke trug sich ganz anders zu.
Mit dem was er in der Hand hatte, machte Siodmak dennoch einen eindeutigen Film gegen die Nazis.
- Joachim Bauer
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Re: Robert Siodmak
Ich unterstelle dem Film ja auch nicht, revisionistisch zu sein und klar, mit dem Zeitgeist ist natürlich richtig. Bernd Wehner z.B. hat ja mit seiner ellenlangen Serie im Spiegel in den 50ern auch fleißig daran gearbeitet. Aus heutiger Sicht ist diese Darstellung jedoch anders zu bewerten.
Ich denke, dass Siodmak kein wesentliches Interesse daran hatte, die Geschichte tatsachengetreu aufzubereiten, sondern es ihm ausschließlich darum ging, Macht- und Gewaltstrukturen im NS-System bloßzustellen und damit seine Botschaft zu vermitteln. Die historisch reale Person Lüdke ist ja auch nur Mittel zum Zweck, bei ihr geht’s auch nicht um Zweifel und Ungereimtheiten zur Täterschaft.
Ich denke, dass Siodmak kein wesentliches Interesse daran hatte, die Geschichte tatsachengetreu aufzubereiten, sondern es ihm ausschließlich darum ging, Macht- und Gewaltstrukturen im NS-System bloßzustellen und damit seine Botschaft zu vermitteln. Die historisch reale Person Lüdke ist ja auch nur Mittel zum Zweck, bei ihr geht’s auch nicht um Zweifel und Ungereimtheiten zur Täterschaft.
Zuletzt geändert von Joachim Bauer am Mi 25. Mär 2020, 21:42, insgesamt 1-mal geändert.
Die Spieler, wo dieser Sprache nicht mächtig sind, die sollen dann sich angewöhnen, das Deutsch zu lernen. (Mario Basler, rhetorisch geschulter, ehemaliger Fußballprofi)
- Bewitched240
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Re: Robert Siodmak
Ja, eben. Der Kriminalfall an sich spielt ja auch keine große Rolle.
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