Remakes – überflüssig oder leider geil?

Auf der Suche nach der besten Literaturverfilmung oder dem männlichsten Schauspieler?
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SvenT
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Remakes – überflüssig oder leider geil?

Beitrag von SvenT » So 27. Mai 2012, 17:23

Wird ja grade im Maniac-Remake-Thread belabert, kann man aber ja auch gebündelt machen, weil sie sowieso immer wieder auftaucht: Die Frage, ob Remakes Sinn machen oder überflüssig wie Fußpilz sind.

Zunächst mal gab es speziell in den letzten Jahren einige Ami-Neuverfilmungen, denen ich recht ablehnend gegenüber stehe. Zum einen diejeniger europäischer Stoffe, zum anderen die Neufassung von Horror- Splatterklassiker aus den 70er und 80er Jahren. Ausnahmen mag es geben, in der Masse dürften die Produktionen schneller vergessen sein als ihre Vorgänger. Es scheint, als wären sie entstanden, weil der Stoff eben da ist und als Remakes leicht zu vermarkten seien. Kurzum: die Geburtshelfer dieser Remakes sind Geldgier, Faulheit und Fantasielosigkeit.

Andererseits kann es gute Gründe für Remakes geben. So, wie ein Roman mehrmals neu verfilmt werden kann und von jeder Generation neu entdeckt werden kann, kann auch ein Drehbuch wieder neu begeistern. Michael Manns „Last Of Mohicans“ schätze ich beispielweise sehr. Die wenigsten wissen, dass der Film nicht etwa eine weitere Verfilmung des Romans ist, sondern weitgehend auf das Drehbuch von 1936 beruht. Ein Drehbuch ist eben ein Stück Literatur, welches zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedliche Menschen begeistern und inspirieren kann.

Erst kürzlich habe ich zwei ältere Remakes wiedergesehen, die mir ausnahmslos gut gefallen haben.
Philip Kaufmanns „Invasion Of The Body Snatcher“ ist ne ganz eigene Interpretation der altbekannten Geschichte, noch mehr gilt das für Paule Schraders „Cat People“. Beide Filme stehen absolut für sich und beziehen sich auf Filme aus einer ganz anderen gesellschaftlichen Wirklichkeit. Sehr zeitgemäss neu umgesetzt, mit eigenen Ideen und sehr viel Kreativität.
Vor allem kann man diesen Remakes (soweit man sie überhaupt als solche begreift) keine mangelnde Fantasie vorwerfen.

Ich glaube dass derjenige, der ein Remake macht, eine eigene Vision der Geschichte haben muss. So wie Kaufmann oder Schrader. Oder DePalma mit „Scarface“. Das ist der Punkt.

Wer indes nur eine amerikanisierte oder vermeintlich modernere Version erstellt, wird keine bleibendes Werk schaffen. Okay, was ja auch nicht gewollt ist, es geht ja ums schnelle Geld.
Ist das vielleicht auch der Grund, weshalb ich so lange kein neueres, gutes Remake mehr gesehen habe?

Abschließend kann ich die Frage „Remake - Ja oder Nein“ jedenfalls nur mit einem eindeutigen „definitiv vielleicht“ beantworten.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

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ScheichHabib
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Beitrag von ScheichHabib » So 27. Mai 2012, 18:36

Gegen die Idee eines Remakes ist gar nichts einzuwenden. Filme wie The Thing, The Fly oder The Blob (alle aus den 80ern) sprechen für sich.

Es ist eher eine allgemeine Fehlentwicklung in Hollywood, von der die Remakes besonders betroffen sind. Hollywood ist in den letzten Jahren von BWL-Spinnern unterwandert worden. Carpenters The Thing und diesem Pseudo-Prequel z.B. liegen völlig andere Herangehensweisen zu Grunde. Das eine ist ein Werk mit einer künstlerischen Vision, das andere eine Lizenzverwertung, per Flipchart kreiert.

Das erste Mal wirklich gemerkt habe ich das beim Nightmare Remake – ich hatte noch nie bei einem Film derart das Gefühl, ein Produkt zu konsumieren und keinen richtigen Film zu gucken. Schwer zu erklären. Bei mir verursachen diese Art von Remakes dasselbe Gefühl, wie wenn ich n´ Werbespot für Tiefkühlpizza gucke. Da versuchen mir ein paar Marketing-Spinner etwas anzudienen, was eigentlich nur Fake ist. Ganz schlimm.

(Gucken tu ich die trotzdem – Katastrophentourismus ftw)

Marc Zeller
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Beitrag von Marc Zeller » Di 29. Mai 2012, 01:20

SvenT hat geschrieben:Abschließend kann ich die Frage „Remake - Ja oder Nein“ jedenfalls nur mit einem eindeutigen „definitiv vielleicht“ beantworten.
Dem ist meiner Meinung nach schon einmal zuzustimmen. "Remake - ja oder nein?" kann man definitiv nicht pauschalisieren, dazu sind die dahinter stehenden Intentionen und Konzepte einfach zu unterschiedlich.
SvenT hat geschrieben:Es scheint, als wären sie entstanden, weil der Stoff eben da ist und als Remakes leicht zu vermarkten seien. Kurzum: die Geburtshelfer dieser Remakes sind Geldgier, Faulheit und Fantasielosigkeit.
Das ist, wie ScheichHabib auch feststellt, eine Weisheit, die auf allzu viele Filme angewendet werden kann. Der Kommerz regiert nun einmal die Filmwelt - Remakes und Nicht-Remakes gleichermaßen. Was ich allerdings falsch finde, ist, diese Entwicklung als Krankheit unserer Zeit darzustellen, denn das ist sie mit Sicherheit nicht. Filme werden schon seit jeher als Gelddruckmaschinen verwendet, man denke nur an die ganzen Exploitation-Filme, die nicht umsonst so heißen. Ein (kommerziell erfolgreicher) Knaller als Vorlage, und zig Müllfilme kamen hinterher - und das in beinahe jedem Jahrzehnt, an das sich der halbwegs junggebliebene Mittfünfziger erinnern kann.
ScheichHabib hat geschrieben:Das erste Mal wirklich gemerkt habe ich das beim Nightmare Remake – ich hatte noch nie bei einem Film derart das Gefühl, ein Produkt zu konsumieren und keinen richtigen Film zu gucken. Schwer zu erklären. Bei mir verursachen diese Art von Remakes dasselbe Gefühl, wie wenn ich n´ Werbespot für Tiefkühlpizza gucke. Da versuchen mir ein paar Marketing-Spinner etwas anzudienen, was eigentlich nur Fake ist. Ganz schlimm.
NIGHTMARE war schlimm, aber gerade im Horrorbereich gibt es doch auch durchaus Ansehbares, was zumindest als guilty pleasure durchgehen kann: TEXAS CHAINSAW MASSACRE beispielsweise, oder Ajas PIRANHA, der ziemlich funny war.

Insofern unterstreiche ich nochmal mit den Worten des Threaderstellers:
SvenT hat geschrieben:Abschließend kann ich die Frage „Remake - Ja oder Nein“ jedenfalls nur mit einem eindeutigen „definitiv vielleicht“ beantworten.

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ScheichHabib
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Beitrag von ScheichHabib » Di 29. Mai 2012, 19:09

Marc Zeller hat geschrieben: NIGHTMARE war schlimm, aber gerade im Horrorbereich gibt es doch auch durchaus Ansehbares, was zumindest als guilty pleasure durchgehen kann: TEXAS CHAINSAW MASSACRE beispielsweise, oder Ajas PIRANHA, der ziemlich funny war.
TCM als Guilty Pleasure gibt´s schon, das is TCM 2. Remake war furchtbar mit Ausnahme von R. Lee Ermey.

Piranha war doch wieder so eine lahme "Wir meinen das gar nicht ernst" Ausrede für einen Müllfilm. Ob Aja nochmal die Kurve kriegt?

Marc Zeller
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Beitrag von Marc Zeller » Di 29. Mai 2012, 19:13

ScheichHabib hat geschrieben:TCM als Guilty Pleasure gibt´s schon, das is TCM 2. Remake war furchtbar mit Ausnahme von R. Lee Ermey.
Biel sag ich nur, Biel.
ScheichHabib hat geschrieben:Piranha war doch wieder so eine lahme "Wir meinen das gar nicht ernst" Ausrede für einen Müllfilm. Ob Aja nochmal die Kurve kriegt?
Gleiches gilt für das Original, nicht mal das war ernst gemeint. Ich mein, was erwartet man von so einem Szenario - eine Tierdoku?

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Yuki
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Beitrag von Yuki » Di 29. Mai 2012, 19:34

Also Piranha fand ich auch schrecklich (war mir auch zu betont auf Müll gemacht, nicht so schlimm wie so'n Machete Dreck, aber fast genauso doof), aber überflüssig ist das Remake da irgendwo doch genauso wie da Original (was natürlich trotzdem noch lustiger ist). Das TCM Remake - okay, naja, kann man machen. Toll fand ich den aber jetzt auch nicht. Genauso wie das Hilly Have Eyes Ding (von den Remake-Schludereien noch eine der Schöneren irgendwie).

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ScheichHabib
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Beitrag von ScheichHabib » Di 29. Mai 2012, 19:44

Marc Zeller hat geschrieben:
ScheichHabib hat geschrieben:TCM als Guilty Pleasure gibt´s schon, das is TCM 2. Remake war furchtbar mit Ausnahme von R. Lee Ermey.
Biel sag ich nur, Biel.
Hilfe.
Marc Zeller hat geschrieben:Gleiches gilt für das Original, nicht mal das war ernst gemeint. Ich mein, was erwartet man von so einem Szenario - eine Tierdoku?
Zwischen den paar augenzwinkernden Szenen des Originals und dieser "Wir sind voll TRASH ey!" Attidüde liegen ja wohl Welten. Ulkig finde ich, dass das Original sogar die größeren Eier hat, immerhin gehen da haufenweise Kinder über´n Jordan.

Marc Zeller
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Beitrag von Marc Zeller » Di 29. Mai 2012, 20:03

ScheichHabib hat geschrieben:Hilfe.
Hm, ich fürchte, darüber lässt sich nicht streiten. Jedem das Seine, Ermey ist ja auf seine Art auch ganz sexy.
ScheichHabib hat geschrieben:Zwischen den paar augenzwinkernden Szenen des Originals und dieser "Wir sind voll TRASH ey!" Attidüde liegen ja wohl Welten. Ulkig finde ich, dass das Original sogar die größeren Eier hat, immerhin gehen da haufenweise Kinder über´n Jordan.
Jetzt geht's aber arg ins Detail. Im den ersten Posts wurde die zum Teil fehlende Eigenständigkeit bemängelt, und bei PIRANHA ist es auf einmal kacke, wenn jemand das einzig Richtige mit einem B-Tierhorrorfilm aus den 70ern macht - nämlich die Grundidee nicht ernst nehmen und einfach ein Fun-Movie daraus zu machen. Mir graut vor der Vorstellung, das Remake wäre auf düster getrimmt ... so was konnte man in den seligen Zeiten von DER WEISSE HAI bringen, aber doch heute nicht mehr.

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Yuki
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Beitrag von Yuki » Di 29. Mai 2012, 20:06

Marc Zeller hat geschrieben:
ScheichHabib hat geschrieben:Hilfe.
... so was konnte man in den seligen Zeiten von DER WEISSE HAI bringen, aber doch heute nicht mehr.
Oh God Hilf! Dann wäre es ja richtig lustiger Trash geworden - so wie damals. Sowas woll'n wir natürlich nicht XD. Ne echt jetzt, wäre tausendmal more awesome gewesen.

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ScheichHabib
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Beitrag von ScheichHabib » Di 29. Mai 2012, 20:13

Marc Zeller hat geschrieben: und bei PIRANHA ist es auf einmal kacke, wenn jemand das einzig Richtige mit einem B-Tierhorrorfilm aus den 70ern macht - nämlich die Grundidee nicht ernst nehmen und einfach ein Fun-Movie
Der ist aber nicht lustig. Der schreit einem nur permanent in die Fresse: "Guck mal wie scheisse ich bin!!!11 Voll kult ey!!11 Und guck mal wie krass übertrieben viele Titten wir in die Kamera halten!! Awesome Dude!"
Total durchschaubare Zuschauer-Manipulation, am Reißbrett entworfen. So lustig und echt wie der unvermeidliche Quoten-Nichtskönner bei DSDS.

Tierhorror der sich nicht ernst nimmt - gibt es doch genug gute Vertreter. "Tremors", "Lake Placid", "Deep Rising" etc.

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