Horrorfilme

Auf der Suche nach der besten Literaturverfilmung oder dem männlichsten Schauspieler?
Antworten
Pow Wow
Beiträge: 2121
Registriert: Do 24. Mai 2012, 14:28

Re: Horrorfilme

Beitrag von Pow Wow » Do 3. Sep 2020, 10:28

PANDEMONIUM von Alfred Sole (1982)

Verrufener und übel beleumundeter Horrorspoof aus den 80ern vom eigentlich fähigen Alfred Sole (Alice Sweet Alice). Nominell als Slasher-Parodie aufgezogen, ist das an sich eine reine Nummernrevue nach Kentucky Fried Movie-Art. Und nein, wirklich gut ist das jetzt nicht, ich war nach der Sichtung aber positiver gestimmt als erwartet. Der Film ist sich nämlich für keinen noch so grenzdebilen Scherz zu schade, teilweise herrlich albern und ja, manchmal sogar witzig. Godzilla hat eine Nebenrolle als Stewardess der Japan Airlines. Zumindest besser als Student Bodies oder Saturday the 14th.
Pandemonium-1982-Movie-4.jpg

Pow Wow
Beiträge: 2121
Registriert: Do 24. Mai 2012, 14:28

Re: Horrorfilme

Beitrag von Pow Wow » Do 3. Sep 2020, 11:16

THE ELEVENTH COMMANDMENT von Paul Leder (1986)

Ein reicher Onkel lässt seinen bibelfanatischen Neffen in die Klapse sperren, um den Familienreichtum ungestört zu verprassen. Dieser metzelt sich anschließend durch die Stadt und entführt die neunjährige Nichte. Es gibt noch Intrigen und leicht angedeutete schwülstige Erotik. Inkompetente Schlaftablette, die Slasher-, Horror- und Erotikthriller-Elemente ambitionslos verquirlt. Allerdings immer wieder amüsant, vor allem dann wenn als Darsteller verkleidete Holzklotze irre Dialogzeilen aufsagen dürfen. Dazu in der Handlungsentwicklung und dem Subplot mit der Nichte ungemütlich bizarr.
11th commandment.jpg

Pow Wow
Beiträge: 2121
Registriert: Do 24. Mai 2012, 14:28

Re: Horrorfilme

Beitrag von Pow Wow » Di 8. Sep 2020, 11:55

THE BLACK CASTLE von Nathan H. Juran (1952)

Ein schnöseliger Brite will sich am bösen Österreicher Count von Bruno für Zeugs rächen und landet in dessen dunklem Schwarzwald-Schloss. Die frühen 50er waren ja nicht die beste Zeit fürs Horrorgenre, das Teil hier sieht sich daher auch gezwungen, seine Story mit kitschigem Melodram und Mantel-und-Degen-Elementen aufzumöbeln. Um das auszugleichen übertreibt es glücklicherweise umso heftiger mit schwarzem Schick und niederträchtigem Sadismus der Marke Graf Zaroff. Der Film ist nicht wahnsinnig komplex und es fehlt ihm der letzte Schliff, die Schauwerte und die Kamera stimmen allerdings, die zugrundeliegenden sexuellen Fantasien und Neurosen geben ihm Drive und er ist durchgehend unterhaltsam.
Theblackcastle.jpg

Pow Wow
Beiträge: 2121
Registriert: Do 24. Mai 2012, 14:28

Re: Horrorfilme

Beitrag von Pow Wow » Di 8. Sep 2020, 12:06

CULT OF THE COBRA von Francis D. Lyon (1955)

Sechs toxische US-Bros schänden bei einem Übersee-Einsatz eine rituelle Zeremonie und entfesseln einen Fluch, der ihnen nach New York folgt. Ein paar Jahre vor Terence Fishers ungleich versierterem THE STRANGLERS OF BOMBAY findet man hier in der Eröffnungssequenz eine atmosphärische Horror-Fingerübung in Sachen exotischer, indoasiatischer Religionsterror. Sobald der Film nach New York wechselt wird er allerdings zu einem langweilig-braven Cat People-Imitat, dem die fähige Kamera hier und da etwas Glanz verleiht.
51w7vBjqEQL._AC_SY445_.jpg

Pow Wow
Beiträge: 2121
Registriert: Do 24. Mai 2012, 14:28

Re: Horrorfilme

Beitrag von Pow Wow » Mi 9. Sep 2020, 11:00

THE THING THAT COULDN'T DIE von Will Cowan (1958)

Billo-Horror über einen Kopf, der 400 Jahre nach dem Tod des Trägers schwache Menschen (hier bedeutet das: geistig Behinderte und Frauen) manipuliert und zu Morden anstiftet. Neben dieser Ausgangssituation ist es vor allem gruselig, wie völlig charmbefreit, öde, lächerlich und vor allem langweilig dieser reaktionäre Schnellschuss aus der Universal-Mottenkiste ausgefallen ist. Die Shots des abgetrennten, ledernen Kopfs entbehren allerdings nicht einer gewissen, minmal lyrischen Qualität.
71VqXrqKNTL._SL1000_.jpg

Pow Wow
Beiträge: 2121
Registriert: Do 24. Mai 2012, 14:28

Re: Horrorfilme

Beitrag von Pow Wow » Mi 9. Sep 2020, 11:15

THE CALLER von Arthur Allan Seidelman (1987)

Weiß gar nicht, ob der hier so richtig in den Thread gehört. Kammerspiel mit Malcolm MacDowell und Madolyn Smith, für eine 80er Empire-Produktion ziemlich ambitioniert und von Daniele Nannuzzi in Italien wirklich außergewöhonlich elegant fotografiert. Wurstelt sich fröhlich durch Genres und Themen um zu einer durchaus überraschenden Auflösung zu gelangen. Leider viel zu schwatzhaft und weder das Drehbuch noch die Darsteller sind so auf dem Level um die Spannung über die vollen 100 Minuten zu halten und das Ding sicher über die Ziellinie zu bringen. Als einstündiges Special oder Kurzfilm hätte das besser funktioniert, für Neugierige aber eventuell einen Blick wert.
The-Caller-1987-film-images-b72412ce-6a45-44cb-9560-7130a33c133.jpg

Benutzeravatar
Blaupause
Beiträge: 839
Registriert: Di 17. Dez 2013, 11:43

Re: Horrorfilme

Beitrag von Blaupause » Fr 11. Sep 2020, 14:34

innocents.jpg

THE INNOCENTS (1961)

Wunderbar eleganter Grusel-Klassiker, der auch 60 Jahre nach Entstehung den Zuschauer mit unheilvoller Atmosphäre und eindrücklichen Bildern in seinen Bann ziehen kann.

Deborah Kerr spielt die Gouvernante Miss Giddens, die im viktorianischen England auf einen prachtvollen Landsitz geschickt wird, um sich dort der beiden Geschwister Flora und Miles anzunehmen. Die Kinder sind Waisen und ihr reicher Vormund im fernen London schert sich kaum um sie. Die beeindruckende Schlossanlage samt großzügigem Garten mit See, die offenherzigen Bediensteten sowie die beiden zuckersüßen Kinder sorgen bei ihrer Ankunft für Staunen und Vorfreude bei Miss Giddens. Das Publikum weiß in dem Moment schon mehr. Denn da war ja dieses unheimliche Kinderlied auf schwarzen Bild als Einstieg in den Film, gefolgt von der verzweifelten Miss Giddens, die in die Kamera fleht: ‚All I want to do, is save the children. Not destroy them.‘
Unwissend was ihr blühen wird, nimmt sie ihre Arbeit auf dem Schloss in Angriff und muss schon bald erste Risse in der trügerischen Idylle erkennen. Sie sieht Menschen, die außer ihr niemand sieht. Ein Mann starrt vom Turm auf sie herab, eine Frau in Schwarz steht regungslos am Schilfufer des Sees. Als auch die beiden Kinder neue, unschöne Wesenszüge zeigen, und ein böses Ereignis aus der jüngeren Vergangenheit des Schlosses ans Licht kommt, keimt ein finsterer Verdacht in Miss Giddens, der sie nicht mehr los lässt. Zeitgleich wächst beim Zuschauer der Zweifel und die Verunsicherung, ob nicht doch unsere Protagonistin selbst, bzw. ihr angeschlagener mentaler Zustand, die Geister hervorgerufen hat.
Der Film spielt dieses Gefühl der vagen Ungewissheit perfekt aus. Immer sieht man zunächst Miss Giddens Reaktion, bevor dem Zuschauer die Erscheinung gezeigt wird. Um den Effekt noch zu verstärken und dem Bild eine verschleiernde Unschärfe zu verpassen wurden diese Szenen durch Milchglas gefilmt.
Überhaupt glänzt die Kameraarbeit mit viel Einfallsreichtum, um aus den begrenzten Möglichkeiten das Maximum an Effekt heraus zu holen. Mehrfache Bildüberlagerungen, geschwärzte Linsenränder, Licht- und Schattenspiele oder unerwartete Blickwinkel auf das Geschehen - es werden alle Register gezogen um den Bildern die richtige Stimmung einzuhauchen.

Im letzten Drittel nimmt die Intensität des Grauens sprungartig zu. Eine unfassbar gut gemachte Szene am See, für mich die unheimlichste des ganzen Films, mündet in nicht enden wollenden schrillen Schreien der kleinen Flora und am Schluss entlädt sich die Spannung in einem verstörend intimen Finale, das nachhallt. Der dezent im Schatten lauernde Subtext der Geschichte tritt endgültig hervor und entlässt den Zuschauer mit Gänsehaut in den Abspann. Wahnsinn!

Natürlich kann THE INNOCENTS heute nicht mehr die brachiale Schockwirkung erzielen, die ihm bei seiner Veröffentlichung in Großbritannien sogar ein X-Rating einbrachte und auch einige Stilmittel und Szenenabläufe kennt man mittlerweile eben, da sie in unzähligen Epigonen kopiert oder nachgeahmt wurden. Aber die formale Großartigkeit des Films ist zeitlos und nicht zu übersehen.
Doch THE INNOCENTS ist nicht nur wegen seines bedeutenden Einflusses auf das moderne Horror-Kino oder aus filmhistorischen Gesichtspunkten absolut sehenswert, sondern vor allem weil er eine verdammt gut erzählte und gleichermaßen unheimliche Gruselgeschichte zeigt.

Benutzeravatar
Sylvio Constabel
Beiträge: 31735
Registriert: Mo 11. Jun 2012, 15:34

Re: Horrorfilme

Beitrag von Sylvio Constabel » Fr 11. Sep 2020, 16:49

The Slayer
"Slasher", bei dem es gerade mal drei Slashszenen gibt. Sauöde, SAUÖDE! Dazu ist das auch noch alles uninspirierend gedreht und musikalisch unterlegt. Und am Ende, am Ende
[+] Spoiler
ist alles nur ein Traum.
:lol: :crazygreen:
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

Benutzeravatar
Sylvio Constabel
Beiträge: 31735
Registriert: Mo 11. Jun 2012, 15:34

Re: Horrorfilme

Beitrag von Sylvio Constabel » Di 15. Sep 2020, 01:09

Candyman
Das ist ja auch herzlich dämlich. Die Madsen ist wenigstens hübsch - in jungen Jahren.
Mööp.
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

Benutzeravatar
Julio Sacchi
Beiträge: 29698
Registriert: Do 10. Mai 2012, 17:52

Re: Horrorfilme

Beitrag von Julio Sacchi » Di 15. Sep 2020, 07:08

Also Spulios und Pow Wows Kritiken auseinanderzuhalten ist schon echt schwierig manchmal!

Antworten