Horrorfilme

Auf der Suche nach der besten Literaturverfilmung oder dem männlichsten Schauspieler?
Antworten
Benutzeravatar
Sylvio Constabel
Beiträge: 31727
Registriert: Mo 11. Jun 2012, 15:34

Re: Horrorfilme

Beitrag von Sylvio Constabel » Fr 24. Sep 2021, 22:35

Doctor Schnabel hat geschrieben:
Fr 24. Sep 2021, 17:19
Cooles Programm :thumbup:
Bei den ersten 12 Titeln sind mir grad beim Lesen die Zehennägel eingeschlafen.
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

Benutzeravatar
Blaupause
Beiträge: 839
Registriert: Di 17. Dez 2013, 11:43

Re: Horrorfilme

Beitrag von Blaupause » Fr 1. Okt 2021, 10:56

Schönen Oktober euch allen! :wave:
In den letzten Jahren ist das gute, alte Horror-Genre bei mir etwas kurz gekommen. So viel Interessantes liegen geblieben, so viele Klassiker ungesehen.. Zeit ein paar Lücken zu schließen. Nach Möglichkeit, sprich verfügbarer Zeit, versuche ich hier im Thread ein paar Zeilen zu den Filmen zu schreiben.

Reiner Zufall, dass 2 Filme von Dicemans Liste den Auftakt machen :P


hush.jpg

HUSH (2016)
Mike Flanagan funktioniert für mich meistens ganz gut. Auch wenn sein optischer Stil nicht sonderlich aufregend ist, seine Art und Weise Grusel zu erzeugen drückt bei mir bisweilen genau die richtigen Knöpfe. GERALD’S GAME, OUIJA oder auch die HAUNTED HILL Episode mit der ‚Bent-Neck Lady‘ - kompetent gemachter Horror, mit richtig unheimlichen Szenen, die sich im Gedächtnis eingenistet haben.
Nun jedenfalls Flanagans 2016er Streich HUSH - Ein reduzierter Home-Invasion Reißer, der sein übersichtliches Szenario routiniert aufbaut und in den ersten 20 Minuten jede Menge Erwartungen und Vermutungen weckt. Nette Kamerafahrten und Perspektiven, unheilvoll intensive Sound-Kulisse.
Die taubstumme Schriftstellerin Maddie, zurückgezogen im Wald lebend, wird nächtens von einem maskierten Sadisten attackiert und versucht mit allen verfügbaren Mitteln ihr Leben zu retten. Das Katz-und Maus Spiel nimmt seinen üblichen Lauf und als schon recht bald die Maske des Killers fällt, versickern die Hoffnungen auf einen spannenden Thrill-Ride nach und nach im düsteren Waldboden. Alles läuft exakt so ab, wie man es eigentlich gerade nicht erwartet, da man heutzutage ja stets mit einem doppelten Boden rechnet. Der ist aber hier nicht eingezogen und das einzige ‚Alleinstellungsmerkmal‘ ist tatsächlich die Taubstummheit der Protagonistin, die allerdings nur leidlich überzeugend dargestellt und kaum substantiell in die Handlung eingebunden wurde. Die Spannung leidet zusätzlich wenn auf beiden Seiten Möglichkeiten, dem Treiben ein Ende zu setzen, zahlreich und fahrlässig liegen gelassen werden.
Ich weiss nicht… Der Film hat ja einige Fans und im Netz finden sich viele positive Stimmen, aber bei mir ist der Funke einfach nicht übergesprungen. Es darf ja gern reduziert sein und das Genre muss auch nicht immer komplett auf links gekrempelt werden, aber HUSH ist mir eindeutig zu dürftig.


paura.jpg

DREI GESICHTER DER FURCHT (1963)
Mario Bava lädt zur Gruselstunde und als Einleitung richtet Boris Karloff warnende Worte ans Publikum.
Da bin ich natürlich liebend gerne dabei, die Vorfreude auf wohliges Schauern ist groß und die Überraschung kurz darauf ebenfalls. Denn die erste der drei Geschichten, die dieser Anthologie-Film umfasst, hat mit den angekündigten Untoten und Vampiren schon mal gar nichts am Hut und entpuppt sich als halbseidener Giallo, in dem eine leicht bekleidete Dame in ihrer Wohnung von einem unbekannten Anrufer terrorisiert wird. Thematisch ist „Das Telefon“ seiner Zeit voraus, aber das Geschehen wirkt überhastet, die Handlung schludrig und unlogisch. Ein paar schöne Kamerafahrten gibt es zu bestaunen, ansonsten sorgt der Auftakt für wenig Begeisterung.

Ganz anders das nächste Segment .
In „Der Wurdelak“ kehrt Familienoberhaupt Boris Karloff nach fünftägiger Vampir-Jagd in der abgelegenen Tundra auf den heimischen Hof zurück, im Gepäck den abgeschlagenen Kopf des Untoten. Doch schon bald bemerken die Familienmitglieder eine merkwürdige Veränderung des Alten. Der Jäger ist selbst zum Opfer geworden und bringt das Böse über seine Lieben.
Nicht nur wegen seiner Länge ist diese Geschichte das Herzstück des Films. Bava fährt hier die ganz großen Geschütze in Sachen Kulissen, Beleuchtung und Atmosphäre auf. Expressive Farben lassen die liebevoll arrangierten Settings surreal erstrahlen, dichte Nebelschwaden jagen durch die düsteren Außenaufnahmen, das Licht- und Schattenspiel auf den Gesichtern der Darsteller ist phänomenal. Man kann sich kaum satt sehen. Gut so, denn die Geschichte selbst ist eher vorhersehbar und nur milde spannend. Insgesamt ist das aber ziemlich großartiger Goth-Horror!

Das Beste kommt zum Schluss? Ja!
„Der Wassertropfen“ ist ein überaus wirkungsvolles Stück Horror, das in seiner knappen Laufzeit enorme Spannung aufbaut.
Schwester Helen wird zum Totenbett einer kürzlich verstorbenen Dame gerufen, um sie für die Beerdigung vorzubereiten. Bei dieser Gelegenheit stiehlt sie einen Ring vom Finger der Leiche - keine gute Idee, wie sie noch in der selben Nacht feststellen wird.
Schon allein die verstörend gute Maskenarbeit sorgt hier für eine Terrorshow vom Allerfeinsten. Diese verzerrte, entstellte Fratze der Toten wird mich nicht so schnell loslassen. Wieder verleiht eine ausgefeilte Farbästhetik den Räumlichkeiten eine unwirkliche Erscheinung, die Tonspur sägt gnadenlos an den Nerven und die Kamera spielt ein grausames Spiel mit dem Zuschauer - spätestens diese Geschichte löst das Versprechen des Filmtitels ein.

Zum Abschluss gibt erneut Boris Karloff den Rausschmeißer. In seinem Wurdelak-Kostüm verabschiedet er sich vom Publikum und setzt mit einem amüsanten Bruch der 4. Wand den Schlusspunkt unter diesen stimmungsvollen Grusel-Klassiker.

Benutzeravatar
Doctor Schnabel
Beiträge: 11930
Registriert: Sa 20. Jan 2018, 15:13
Wohnort: Schweiz
Kontaktdaten:

Re: Horrorfilme

Beitrag von Doctor Schnabel » Fr 1. Okt 2021, 11:39

Mochte ich auch. Bekomme dank deinem Text Lust, Film wieder zu schauen :thumbup:

Benutzeravatar
Blaupause
Beiträge: 839
Registriert: Di 17. Dez 2013, 11:43

Re: Horrorfilme

Beitrag von Blaupause » Mo 4. Okt 2021, 09:35

beyond.jpg

FROM BEYOND (1986)

Ach herrlich.. Stuart Gordon nimmt sich, kurz nach RE-ANIMATOR, erneut einen Lovecraft-Stoff zur Brust und liefert ein rasantes B-Movie mit legendären Effekten ab. FROM BEYOND ist ein wildes Gemisch aus schleimigem Body-Horror, halbgarer Sci-Fi und deftiger Splatterorgie - der Spaß ist quasi vorprogrammiert!

Dr. Pretorius betreibt auf seinem Dachboden Experimente mit einem Resonator, einer Gerätschaft, die durch Stimulierung der Zirbeldrüse einen Blick über die wahrnehmbare Realität hinaus ermöglichen soll. Geht natürlich kräftig schief, ein Dimensionsspalt öffnet sich und schon bald wird der Doc von einer jenseitigen Monstrosität einen Kopf kürzer gemacht. Sein Assistent Jeffrey Combs landet daraufhin zunächst in der Klapse und wenig später wieder auf dem ominösen Dachboden. Psychologin Barbara Crampton interessiert sich nämlich für den Fall und mit Verstärkung von Polizist Ken Foree schmeißt das Trio den Resonator erneut an… Was soll schon schief gehen?

In knapp 86 schwer unterhaltsamen Minuten bekommt man neben inter-dimensionalen Wesen in grellem pink und deformierten menschlichen Körpern auch noch anrüchige SM-Phantasien und Ken Foree im ultraknappen Speedo, der gegen einen zahnbewährten Monsterwurm kämpft.
Die handgemachten Effekte und Masken glänzen mit viel Liebe zum Detail und sind hier ganz klar die Stars. Der starke Cast unterstützt das schrille Treiben mit jeder Menge Selbstironie und hält die dezent unsinnige Handlung zusammen.
Spannend wird es kaum, dafür ist der Streifen ein Paradebeispiel für den Charme des amerikanischen B-Horrorkinos der 80er.
Zuletzt geändert von Blaupause am Mo 4. Okt 2021, 13:19, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
diceman
Beiträge: 8994
Registriert: Mo 7. Mai 2012, 21:21
Kontaktdaten:

Re: Horrorfilme

Beitrag von diceman » Mo 4. Okt 2021, 09:46

Warum habe ich den eigentlich noch nicht gesehen? :think:
Da gibts wohl eine gekürzte "theatrical" Fassung und eine Langfassung ... kann jemand was zu folgender Edition sagen?
https://www.amazon.de/Beyond-Blu-Ray-Bl ... B00ARFGF2A

Danke!
"Ja, Junge, da kann man mal sehen, wie schlecht du denken kannst."
• Jean-Luc Picard

Munin
Beiträge: 2147
Registriert: Do 10. Mai 2012, 06:42

Re: Horrorfilme

Beitrag von Munin » Mo 4. Okt 2021, 12:12

FROM BEYOND finde ich nach wie vor um einiges sympathischer als RE-ANIMATOR, weil die Effekte mehr für surreales Viehzeug als für Ekelfledder eingesetzt werden und auch der Ton ein besseres Gleichgewicht trifft, während RE-ANIMATOR eher unbeholfen zwischen todernster Dramatik und Slapstick herumstolpert.

Benutzeravatar
Doctor Schnabel
Beiträge: 11930
Registriert: Sa 20. Jan 2018, 15:13
Wohnort: Schweiz
Kontaktdaten:

Re: Horrorfilme

Beitrag von Doctor Schnabel » Mo 4. Okt 2021, 13:26

diceman hat geschrieben:
Mo 4. Okt 2021, 09:46
Warum habe ich den eigentlich noch nicht gesehen? :think:
Da gibts wohl eine gekürzte "theatrical" Fassung und eine Langfassung ... kann jemand was zu folgender Edition sagen?
https://www.amazon.de/Beyond-Blu-Ray-Bl ... B00ARFGF2A

Danke!
https://ssl.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=355871

UK = auch DC = mehr Gewalt, Schleim und Monster

Die erste Fassung mit dieser Fassung war damals die US MGM DVD :thumbup: Obwohl es noch immer 1 Szene gibt, die in keiner offiziellen Fassung zu sehen ist:
This is an extended version of the scene in Stuart Gordon's From Beyond (1986) where Dr Pretorious transforms for the first time. It is compiled from two different masters - the final cut of the film (taken from an Asian DVD), and rare workprint footage seen in the 1989 documentary Stephen King's This Is Horror (from a Danish DVD). There's no sound in the rare scenes, but don't worry, the subtitles are just from a Charles Band interview originally running over the top. The new inserts are NOT featured in the Director's Cut that aired on Monsters HD.



NOTE: Contains gore FX some may find upsetting.

Benutzeravatar
diceman
Beiträge: 8994
Registriert: Mo 7. Mai 2012, 21:21
Kontaktdaten:

Re: Horrorfilme

Beitrag von diceman » Mo 4. Okt 2021, 14:15

Der Doc hat gesprochen.
So soll es denn die UK sein. Vielen Dank! :thumbup:
"Ja, Junge, da kann man mal sehen, wie schlecht du denken kannst."
• Jean-Luc Picard

Benutzeravatar
Doctor Schnabel
Beiträge: 11930
Registriert: Sa 20. Jan 2018, 15:13
Wohnort: Schweiz
Kontaktdaten:

Re: Horrorfilme

Beitrag von Doctor Schnabel » Mo 4. Okt 2021, 20:03

:thumbup: :thumbup: :thumbup:

Benutzeravatar
Sylvio Constabel
Beiträge: 31727
Registriert: Mo 11. Jun 2012, 15:34

Re: Horrorfilme

Beitrag von Sylvio Constabel » Di 5. Okt 2021, 20:24

Der Director's Cut ist doch aber auf fast allen VÖs. Man muß sich regelrecht anstrengen, die kürzere Fassung zu finden.
Bei Sylvio mag ich, er guckt halt auch viel mit dem Herzen. Jimfried Nullinie

Antworten