Yuki's Reise durch den Wilden Westen

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Yuki
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Re: Yuki's Reise durch den Wilden Westen

Beitrag von Yuki » Di 28. Mär 2023, 05:10

Broken Ways (1913)

"That golden nugget of girlhood is goin' to be mine, pard -- though she don't know it yet."

Blanche Sweet heiratet einen Taugenichts, aber wie so oft, weiß man das vor den Flitterwochen nicht. Als ihr Mann (Henry B. Walthall) sie anfängt zu schlagen und sogar damit droht, ihren süßen Hund zu erschießen, flüchtet sie in eine andere Stadt. Dort macht ihr der junge Scheriff (Harry Carey) den Hof. Doch der Noch-Ehemann ist der Geflüchteten schon auf den Fersen.

Die Geschichte ist inzwischen auch nichts Neues mehr, doch wird von D.W. Griffith immerhin routiniert, bzw. ziemlich gut in Szene gesetzt. Technisch mag der Film keine großartigen Innovationen aufzeigen, doch immerhin gibt es eine wirklich hübsche Aufnahme von einer Schlucht, bei der die Lichtverhältnisse äußerst atmosphärisch wirken. Erwähnenswert eher wegen der Darsteller, nicht nur wegen Blanche Sweet, sondern weil das hier womöglich der erste Western-Film ist, in dem Harry Carey an Bord ist - ein späterer Star des Genres und hier schonmal ein ziemlich netter Typ. Im Finale gibt es eine kleinen Schusswechsel.

Diesmal gibt es keinen Link von youtube, doch der Film kann z.B. hier gesichtet werden.

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Yuki
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Re: Yuki's Reise durch den Wilden Westen

Beitrag von Yuki » Di 28. Mär 2023, 15:26

The Battle of Elderbush Gulch (1913)

Neue Siedler kommen mitsamt Kindern und Hund in der Gegend an. Gleichzeitig feiern die ortsansässigen Indianer ihr sogenanntes "Hundefest". Der Häuptling und sein Sohn kommen zu spät zum Festmahl. Frustriert treffen sie beim Herumstreunen auf zwei Hunde der neuen Siedler und wollen diese verspeisen. Es kommt zu einem Zwischenfall und einer der Indianer wird erschossen. Der Stamm sinnt auf Rache!

D.W. Griffith verfeinert seine Belagerungssequenz aus FIGHTING BLOOD und leider auch den bis jetzt eher zurückgeschraubten Rassismus gegenüber dem amerikanischen Ureinwohner. Zugegeben, viele seiner Filme haben hier und da immer ein paar fragwürdige Momente, doch im Großen und Ganzen sind seine Erzählungen manchmal erstaunlich differenziert gewesen und man konnte die Geschichten oft unterschiedlich interpretieren. Hier geht das diesmal eher daneben, ob bewusst oder nicht - keine Ahnung. Wie so oft ist es eine Reihe von Zufällen und kulturellen Missverständnissen, die hier zur tragischen sowie bleihaltigen Eskalation führt, doch diesmal fällt es schwer die Motivation, bzw. die dargestellten Greueltaten der Indianer noch nachzuvollziehen. Der Racheakt der Indianer, der auf den Tod eines der Stammesmitglieder folgt, ist anfangs zwar irgendwie verständlich, doch nimmt schnell Überhand und ist überzogen grausam. Das ist wahrscheinlich der Film, aus dem RAMBO IV die Idee mit dem "Wir schleudern ein paar Babies herum, um es gemeiner zu machen." hatte. Im Gegensatz zu vielen früheren Filmen versäumt THE BATTLE OF ELDERBUSH GULCH es den "Bösewichtern" ein menschliches Gesicht zu verpassen. Die Indianer wirken hier einfach nur faul und vollgefressen, bzw. die Zwei, die es dann auf die Hunde der Siedlung (es sind sogar Welpen und keine ausgewachsenen Hunde!) abgesehen haben, sind einfach nur faul und hungrig. 1915 folgte von D.W. Griffith dann sein berühmt-berüchtigter THE BIRTH OF A NATION. Was ist mit dem Typen plötzlich passiert? Von der Inszenierung her allerdings super für seine Zeit.


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Re: Yuki's Reise durch den Wilden Westen

Beitrag von Yuki » Di 28. Mär 2023, 20:02

The Girl Stage Driver (1914)

Der alte Kutschenfahrer (Will E. Sheerer - eins, zwei Jährchen vor Karriereende, da gestorben) wird von mexikanischen Banditen überfallen. Nach seinem Tod übernimmt Tochter Ruth (Edna Payne). Doch auch die gerät wieder mit den mexikanischen Banditen aneinander.

Dieser Film von Webster Cullison wirkt inzwischen schon etwas altbackend. Alles, was THE GIRL STAGE DRIVER zu bieten hat, ist solide, doch im Vergleich zu anderen Filmen aus der Zeit nichts besonderes mehr. Die Handlung mit den stereotypen Mexikanern als Bösewichtern ist wenig komplex und natürlich könnte man dem Film bei der Eindimensionalität seiner Figuren einen gewissen Rassismus vorwerfen. Erwähnenswert vielleicht, weil hier eine Frau die Heldin gibt und Webster Cullison eher unbekannt (und auch unbedeutend?) zu sein scheint, aber man muss ja nicht so tun, als ob er nicht existiert hat.

Auch hier gibt es keinen youtube-Link, aber eine Version zum Abrufen auf archive.org

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Re: Yuki's Reise durch den Wilden Westen

Beitrag von Yuki » So 11. Jun 2023, 23:36

The Bargain (1914)

Zu Beginn stellen sich noch ganz altmodisch alle Schauspieler mit ihren Rollen wie auf der Bühne vor und da sind direkt eine ganze Reihe von interessanten Gesichtern dabei, vornehmlich William S. Hart, welcher hier seine erste große Hauptrolle hat und die ihm bevorstehende Karriere als ikonischer Cowboy direkt mit Vollgas startet. Tricktechnisch ist das Intro ebenfalls interessant, da sich hier die realen Darsteller mit Hilfe einer flüssigen Überblende in ihre kostümierte Filmfigur verwandeln.

Die Hauptfigur Jim Stokes ist ein gewitzter Bandit, der seine Kutschen im Alleingang mit Hilfe von Attrappen überfällt. Dies ist übrigens ein toller Gag, welcher direkt auf das Intro folgt. In der darauffolgenden Flucht landet unser Antiheld in der Obhut eines schönen Mädchens (J. Barney Sherry) und verliebt sich. Es dauert nicht lange und man ist vollends bekehrt und bereut den Diebstahl des Geldes. Doch als Stokes die Beute zurückbringen will, wird er vom Scheriff (J. Frank Burke) gefasst. Der Scheriff wiederrum verspielt die wiedergewonnene Beute im Salon. Im Bewusstsein, was für eine Scheiße der Mann als Gesetzeshützer gebaut hat, gewährt er Stokes eine Chance: Gewinnt er das Geld zurück und damit den Scheriff aus der Patsche, kommt er wieder frei.

Nicht nur der Laufzweit wegen (70 Minuten) schon ein richtiger Spielfilm, sondern auch Inszenierung und Handlung sind ein rundes Ganzes. William S. Hart spielt hier eigentlich schon den perfekten Westernhelden und wechselt problemlos zwischen komödiantischen Sequenzen sowie ernstgemeinten, emotionalen Ausdrücken hin- und her. Doch auch J. Frank Burke und der Rest setzten sich super in Pose. Da gibt es Sympathien und Verständnis für alle Figuren, die Dramaturgie ist deutlich spürbar, man weiß, was im letzten Akt auf dem Spiel steht und ist erleichtert, wenn die Sache über die Bühne gegangen ist. Ein waschechter Klassiker und kein schlechter Einstiegspunkt, wenn man sich mit frühen Westernfilmen beschäftigen will oder anders gesagt: Hier kommt viel Können zusammen, welches auf den Erfahrungen der Experimente aus den letzten 20 Jahre beruht.


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Re: Yuki's Reise durch den Wilden Westen

Beitrag von Yuki » Fr 15. Sep 2023, 01:00

The Virginian (1914)

Die erste Verfilmung des gleichnamigen Romans von Owen Wister und auch einer der frühsten Western von Paramount Pictures (gegründet 1912). Mit Dustin Farnum in der Hauptrolle, welcher auch schon in der Theateradaption dieselbe Figur spielte. Außerdem der zweite Western und einer der ersten Filme von Regisseur Cecil B. DeMille. Der Mann hat später durchaus ein paar sehenswerte Klassiker gemacht, zu denen THE VIRGINIAN aber nicht unbedingt gehört.

Der Plot: Die größtenteils gesetzestreue Hauptfigur gerät mit seinem besten Freund in den Konflikt, als dieser in Versuchung gerät einer Bande von Viehdieben beizutreten. Ohne Liebeleien kommt auch THE VIRGINIAN nicht aus: Zusätzlich zieht nämlich Lehrerin Molly Wood (Winifred Kingston) in die Stadt, um einen neuen Karrierestart zu wagen und verdreht Dustin Farnum den Kopf. Außerdem: Schießereien, Raufereien und eine Hochzeit im Finale.

DeMille in allen Ehren, aber hier kommt wenig von seinem späteren Stil durch und für 1914 ist dieser Western weder besonders spannend erzählt noch originell oder gar beeindruckend inszeniert. Immerhin ist der Plot halbwegs fokussiert. Die eigentliche Geschichte ist aber auch das Hauptproblem: Ein viel zu großer Teil wird auf die groben Scherze der zwei besten Freunde zu Beginn verwendet - da werden ein Haufen neugeborener Babies in den Krippen miteinander getauscht, um den Eltern einen miesen Tag zu bereiten. Die Szene ist grundsätzlich nervig, weil die ganzen Kleinkinder vor der Kamera eher unfreiwillig ihren Job als Nebendarsteller zu machen scheinen und man das Heulen von denen trotz des stummen Filmmaterials schon fast hören kann. Die Hauptdarsteller sind solide, aber die meisten Figuren eher langweilig. Der Bösewicht hat kein Profil, aber immerhin den üblichen Schnurrbart, Molly ist natürlich schwach geschrieben und die Titelfigur ein eher unsympathischer Maulheld.


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Re: Yuki's Reise durch den Wilden Westen

Beitrag von Yuki » So 17. Sep 2023, 23:40

The Squaw Man (1914)

Der erste Western und überhaupt der erste große Film von Regisseur Cecil B. DeMille, zusammen mit Regisseur Oscar C. Apfel. Der Plot: Sir Henry (Monroe Salisbury) veruntreut Geld aus einem Waisenfond. Verdächtigt und verfolgt wird dafür aber sein Cousin James (Dustin Farnum). James flüchtet von England in die USA, Wyoming. Dort gerät er zwischen den Streit von einem Indianermädchen namens Nat-U-Ritch (Red Wing) und einen bekannten Gesetzeslosen (William Elmer). Dieser sinnt auf Rache, wird vorher jedoch von der geretteten Dame erschossen. Wenig später muss James erneut gerettet werden und verliebt sich so langsam in Nat-U-Ritch.

THE SQUAW MAN stößt nach einer eher langwierigen Einführung somit auf ein schwieriges Thema der damaligen Zeit: Die Liebe bzw. Ehe zwischen zwei Menschen unterschiedlicher Abstammung. Natürlich gibt es ein dementsprechend tragisches Finale. Allerdings ist der insbesondere Auftakt und die Geschichte an sich unnötig kompliziert für einen Stummfilm dieser Art - die Erzählstruktur ambitioniert aber noch nicht ausgereift. Die Darsteller geben sich allerdings alle Mühe, trotzdem fand ich alles bis zu den Bergen in Wyoming erstmal relativ öde.

Bemerkenswert sind allerdings einige der Kulissen, sowohl von der visuellen Gestaltung als auch der technische Aspekt. Eine Kneipe direkt am Bahnsteig, in dessen Hintergrund ständig Züge ein- und ausfahren, eine Schiffskabine, die wenn der Plot auf hoher See angelangt ist sogar hin- und her schaukelt, das Gebirge in den Alpen (nicht wirklich wahrscheinlich, aber soll es halt sein) sowie die verschneiten Berge in Wyoming (auch nicht wirklich wahrscheinlich). Einigen Außenaufnahmen wird verhältnismäßig große Aufmerksamkeit zuteil und sehen dementsprechend gut aus. Die Kostümierung ist auch schick.

Einer der letzten Filme mit Red Wing alias Lillian St. Cyr, eine der ersten Ureinwohner Amerikas, die (zusammen mit ihrem Ehemann James Young Deer) einen Durchbruch als Filmschauspielerin hatte. Ein weiterer hier besprochener Film mit Red Wing war THE MENDED LUTE.


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Re: Yuki's Reise durch den Wilden Westen

Beitrag von Yuki » Di 26. Sep 2023, 10:39

The Spoilers (1914)

Ein richtiger Epos von Colin Campbell basierend auf dem Roman von Rex Beach, u.A. mit William Farnum. Das Leben in Alaska ist ein hartes während des Goldrausches. Ein paar ehrliche Goldsucher werden von korrupten Politikern betrogen, ihnen werden die Besitztümer und die Schürfrechte an der ertragsreichen Mine namens "Midas" aberkannt. Verliebt wird sich nebenbei natürlich auch!

Ein schwieriges Frühwerk, welches zwar im Gegensatz zu vielen früheren Western einen wirklich komplexen Plot mit zahlreichen Figuren bietet, doch dafür mit einem unausgereiften Erzählfluss zu kämpfen hat und teilweise auch einfach konfus ist - ich sah die Version mit 98 Minuten, doch es gibt wohl eine "Extended Version" mit 110 Minuten - ob die weniger verwirrend ist (erschien wohl zwei Jahre später)? Spannung kommt so jedenfalls nur selten welche auf, doch rein visuell bietet THE SPOILERS ein paar wirklich aufwändige Einzelmomente. Die Szenen an den Docks, die belebten Straßen und vorallem das explosive Finale: da wird nicht nur die Mine gesprengt, sondern es gibt auch einen berühmten Faustkampf zwischen Farnum und Tom Santschi. Für die Zeit damals ist der ganz schön exzessiv und ruppig, gerüchteweise wurde einem der Schauspieler dabei die Nase gebrochen? Ein Regal kippt auch um. Das wäre heutzutage nicht erwähnenswert, war aber damals ein Novum.


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Re: Yuki's Reise durch den Wilden Westen

Beitrag von Nahaufnahme » Di 26. Sep 2023, 19:55

Yuki hat geschrieben:
Di 26. Sep 2023, 10:39
Ein Regal kippt auch um. Das wäre heutzutage nicht erwähnenswert, war aber damals ein Novum.
Das war die Zeit lange vor Ikea. Damals kippten Regale normalerweise nicht um, ich kenne solche Teile noch aus der Wohnung meiner Urgroßmutter. :lol:

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Re: Yuki's Reise durch den Wilden Westen

Beitrag von Frau Stockl » Di 26. Sep 2023, 20:04

Bei den heutigen Actionfilmen sind auch umkippende Regale erwähnenswert. Also echte jetzt, keine aus dem Rechner.
~ Hoffnung ist die kleine Schwester der Verzweiflung.

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Yuki
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Re: Yuki's Reise durch den Wilden Westen

Beitrag von Yuki » Di 26. Sep 2023, 20:35

:mrgreen: :mrgreen:

Hier der Link direkt zu der Szene. Vor dem Regal kippt auch noch der Kessel um und irgendwas fliegt vom Dachboden - sozusagen (dann wird erstmal geschnitten :mrgreen: ). Das ist zwar alles echt, aber das Regal mehr so Marke "Kulisse Eigenbau" und deswegen ziemlich wackelig :lol: .

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