Grisbane - Die kleine Zelluloid-Blackbox

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Grisbane
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Grisbane - Die kleine Zelluloid-Blackbox

Beitrag von Grisbane » Mi 8. Aug 2012, 13:42

young_adult.jpg
YOUNG ADULT (2011)

Zum Fremdschämen einladendes und in vielerlei Hinsicht verschenktes Filmchen, dessen Dialoge - wie üblich bei Frau Cody - auf dem Papier vielleicht ganz toll ausgesehen haben mögen. Werden diese aber im Film vorgetragen, springt einen die gestelzte Künstlichkeit sofort an und beginnt zu nerven.
Ebenso wie eigentlich sämtliche Charaktere dieser weder besonders lustigen noch intelligenten - ähem - Komödie. So war für mich nicht nachvollziehbar, wieso Patton Oswalts Figur sich überhaupt mit Mavis einlässt. Letztendlich könnte ich sogar darüber hinwegsehen, wenn hier denn irgendeine Form der Charakterentwicklung erkennbar wäre (hatte ich drauf gehofft).
Leicht besser als JENNIFER'S BODY und wesentlich schlechter als JUNO (der auch kein Knaller war) blieb mir dann nur 'The Operation' von Teenage Fanclub, das ich die Tage nach der Sichtung dann naturgemäß nicht mehr aus dem Kopf bekam.
Schade, wenn das Schönste an einem Film sein Poster ist...


WiB.jpg
THE WOMAN IN BLACK (2012)

Ausnehmend schön fotografierte und ausgestattete Gruselmär, die zwar zu keiner Sekunde die Regeln des Genres bricht und demnach auch keine Überraschungen zu bieten hat, aber in ihrer Heimeligkeit durchaus angenehm ist.
Hat gegenüber der TV-Verfilmung definitiv die Nase vorn und gibt sich glücklicherweise nicht ganz so behäbig. Mit Cieran Hinds in der tragenden Nebenrolle gut besetzt und auch Radcliffe macht sein Ding ganz prima.
Eine Handvoll jump scares weniger wäre hier zwar mehr gewesen, aber wie's richtig geht, haben in dieser Hinsicht ja ein für alle Mal THE HAUNTING oder THE INNOCENTS bewiesen. In diese Sphären kommt THE WOMAN IN BLACK selbstredend nicht, ist aber um Längen besser als der, meiner Meinung nach, unsägliche EDEN LAKE.
Und ich freue mich einfach, dass Hammer wieder da ist und hoffentlich in dieser Richtung weitermachen wird.
Zuletzt geändert von Grisbane am Mo 3. Sep 2012, 16:12, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Grisbane » Mo 3. Sep 2012, 16:11

Charade.jpg
CHARADE (USA 1963) Regie: Stanley Donen

Man möge es mir verzeihen, aber dies war die Erstsichtung von Stanley Donen's CHARADE, dem super-charmanten Audrey Hepburn/Cary Grant-Krimi-Komödien-Vehikel, das mit extratollen Kostümen und noch großartigeren Kopfbedeckungen aufwarten kann.

Ein wunderschöner Maurice-Binder-Vorspann, ein luftiger Mancini-Score, eine stilvolle Ausstattung und die sicheren Bänke James Coburn, Walter Matthau und George Kennedy machen sofort gute Laune.

Die Chemie zwischen Hepburn und Grant stimmt und gerade Hepburn hat einige wirklich sehr komische Momente bzw. Dialoge. Hervorzuheben sind natürlich auch der Orangen-Tanz im Nachtklub und der Kampf zwischen Grant und Kennedy auf dem Hoteldach.
Auch toll: Grant tuckt im Anzug unter der Dusche rum. Süß.

Zwei, drei kleine Irritationsmomente aufgrund bräsiger Rückprojektionen und allzu abrupter Schnitte und ein klitzekleiner Hänger zu Beginn des letzten Drittels konnten den Gesamteindruck selbstredend nicht schmälern: Ich freu' mich auf ein Wiedersehen!

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Beitrag von Grisbane » Do 11. Okt 2012, 09:39

A FANTASTIC FEAR OF EVERYTHING
(GB 2012)
fantastic_fear.jpg
Von Simon Pegg produzierte Quasi-One-Man-Show um einen (Ex-)Kinderbuch-Autoren (Pegg), der mittlerweile eher dem True-Crime-Genre zugeneigt ist, und dessen intensive Beschäftigung mit diesem Sujet ihn zunehmend in ein paranoides Wrack verwandelt, das immer und überall nur noch Mörder und Mordkomplotte wahrnimmt.
Klingt soweit erstmal ganz ok. Beschränkt sich das Setting zunächst ausschließlich auf Pegg's hübsch ausgestattete Chaos-Wohnung und macht leidlich Spaß, so beginnt der (extrem fahrig inszenierte) Film spätestens dann, wenn Pegg seine Wohnung verlässt, völlig hanebüchen zu werden und nur noch 3 - 4 set pieces abzuhaken, die weder besonders komisch noch ansatzweise spannend sind.
Einen roten Faden sucht man vergeblich, sprich, der Film weiß zu keiner Zeit, wo er eigentlich hin will. Pegg's Figur und eigentlich auch sämtliche Nebenfiguren (inklusive des unvermeidlichen love interests bleiben hüllenhafte, bloße Behauptungen.
Was bleibt, sind eine zwar niedrig budgetierte aber ansprechende Ausstattung, ein hübscher Titelvorspann nebst ähnlich ausschauendem Poster-Artwork, eine (bzw. zwei) hübsche Stop-Motion-Sequenzen mit Igeln und - vor Allem - das Wiedersehen mit dieser Dame:
agent.jpg
[+] Spoiler
Das ist Clare Higgins aus den ersten beiden Hellraiser-Filmen. Hab' ich nicht erkannt. Obwohl die seitdem natürlich in zig Filmen mitgespielt hat.
Die wenigen Szenen mit ihr machen noch den größten Spaß.
Ach ja: Man könnte dem Film zudem auch noch latenten Rassismus unterstellen, denn die Vietnamesinnen im Waschsalon werden alles andere als positiv gezeichnet... Und natürlich ist der Film britisch bis ins Mark, ist ja klar.
Fazit: Selbst für Pegg-Fans (von denen es hier - glaube ich - sowieso nicht allzu viele gibt) ein Reinfall. Und für die, die den Mann 'eh nicht abkönnen, ist das hier wahrscheinlich so etwas wie 'ne Vorhölle.

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Beitrag von Grisbane » Do 1. Nov 2012, 09:18

FEAR IN THE NIGHT
(GB 1972)
fear.jpg
Das persönliche Halloween-Filmprogramm fiel dann in jeglicher Hinsicht doch etwas spartanischer aus als geplant: FEAR IN THE NIGHT, Jimmy Sangster's letzte Arbeit für die Hammer-Studios, entpuppte sich als recht gemächliche Recycling-Variation seiner bekannteren Hammer-Thriller TASTE OF FEAR, PARANOIAC oder - vor allem - NIGHTMARE. Diesmal halt in Farbe.

Die Geschichte um eine psychisch labile junge Frau, die mit ihrem frisch vermählten Lehrer-Gatten auf's Land in ein Jungen-Internat zieht und dort mehrfach von einem mysteriösen, schwarz-behandschuhten Angreifer attackiert wird, kommt erst sehr spät in Fahrt.
Judy Geeson mimt die mysteriös-naive Protagonistin, Peter Cushing gibt den mysteriösen Schulrektor, Hammer's 70er-"Leading Man" Ralph Bates den mysteriösen Gatten und Joan Collins die mysteriöse Bitch (was sonst). Und recht früh merkt man als Zuschauer, wo der Hase lang läuft. Das mag aber auch dem Umstand geschuldet sein, dass der Film exakt so funktioniert, wie man das schon etliche Male vorher gesehen hat (auch von Sangster, siehe oben).

Leider bleibt Judy Geeson in der Hauptrolle reichlich blass und da der Film die ersten 2/3 seiner Laufzeit quasi an ihr klebt, gibt's eher gepflegte Langeweile denn Spannung. Die will sich zwar auch im letzten Drittel nicht so wirklich einstellen, aber Sangster zieht hier zum Einen wenigstens das Tempo an (nette Verfolgungsjagd durch das Internat) und zum Anderen taucht Joan Collins auf und zickt ordentlich rum.

Das Ende schließt dann von der Bild- und Tongestaltung sehr hübsch zum Anfang des Films auf und wer mag, der kann sich dann auf die Suche nach den vermeintlichen Ungereimtheiten begeben und sich darüber beklagen, dass der Film seine Figuren mehr Handlung erzählen lässt, als dass er diese schlussendlich zeigt. Ich guck' lieber noch mal TASTE OF FEAR.

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Re: Grisbane - Die kleine Zelluloid-Blackbox

Beitrag von Grisbane » Mo 22. Okt 2018, 20:41

Huch. Ich hab ja noch ein Filmtagebuch! Das passt hier rein:

Next of Kin (Regie: Tony Williams)
nok_01.jpg
Es gibt sie noch! Schöne filmische Überraschungen wie den 1982 in Australien entstandenen NEXT OF KIN, ein Geisterhaus-Slasher-Hybrid über eine junge Frau names Linda, die das Erbe ihrer Mutter antritt. Eben jenes beinhaltet ein ländlich gelegenes Altersheim, dessen Leitung - und die Pflege der leicht spleenigen Bewohner - sie von ihrer verstorbenen Mutter übernimmt.
Zur Rückkehr an den Ort ihrer Kindheit gesellt sich ihre Jugendliebe (John Jarratt), ein zwielichtiger Arzt nebst ebenso zwielichtiger Co-Heimleitung und eine neue Bewohnerin des Hauses mitsamt Sohn.

Der Slasher-Anteil (wenn man das überhaupt so nennen kann) beschränkt sich auf das knappe letzte Drittel des Films, der bis dahin eher im klassischen Haunted-House-Genre verortet werden kann. Bis im Finale mächtig auf die Tube gedrückt wird, nimmt sich der Film alle Zeit der Welt für heimeliges Gruseln.
Zusammengehalten wird die - zugegeben - wenig originelle Geschichte zudem von einer hübschen narrativen und visuellen Klammer.

NEXT OF KIN punktet mit einer tollen, unheilsschwangeren Atmosphäre, einer guten Ton- und einer großartigen Bildgestaltung, was das Hinwegsehen über bekannte Twists erleichtert.
Und die Musik besteht vollständig aus Stücken zweier Klaus-Schulze-Alben. Was ziemlich super ist.

Dicke Empfehlung!
Anfang des Monats übrigens in prima Qualität auf BluRay in Australien rausgekommen. Auf YouTube geistert eine spanisch synchronisierte Fassung herum. Wer mag.

(Der Trailer verrät mal wieder zu viel, daher poste ich den hier nicht. Stattdessen ein paar Bilder.)
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