Julio Sacchi - Dynamit und fromme Sprüche

Die Filmtagebücher der Mitglieder.
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Julio Sacchi
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Beitrag von Julio Sacchi » Mi 10. Okt 2012, 09:08

The-ChaserPlakat-für-HP.jpg
Don't believe the hype. Nach einer hochspannenden, in seiner Figurenkonstellation ausgesprochen originellen ersten halben Stunde verliert sich THE CHASER in einem umständlich erzählten Chaos, dem jegliche Dringlichkeit zunehmend abgeht. Die verstärkt auftretenden komödiantischen Elemente sind vor allem albern und negieren den düsteren Beginn zusehends. Abgerundet wird das Ganze dementsprechend unpassend mit dem gerade in Asien so angesagten Zynismus (bzw. Fatalismus), der Filmrezensenten und ähnlichen Kellerkindern natürlich wunderbar ins enttäuschte Weltbild reinläuft, mir aber reichlich abgeschmackt und vor allem selbstzweckhaft vorkommt.

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Beitrag von Julio Sacchi » So 14. Okt 2012, 22:22

MPW-38428.jpg
Ein von mir heißgeliebter, vergessener Film, der jetzt endlich in den USA auf DVD erschienen ist.
Cliff Robertson als Kleinstadt-Detective, der sich in den Mord an einem jungen Mädchen verrennt; Joel Grey als selbsterklärter Hellseher, der ihm seine Hilfe anbietet. Regisseur Perrys zurückhaltende, beobachtende Regie zieht einen tief hinein ins zunächst nüchterne, dann immer befremdlichere Geschehen; ein Thriller, der eine unaufgesetzte, eigentümliche Faszination entwickelt und mit einem nur vermeintlich unspektakulären Ende das Blut in den Adern gefrieren lässt. Auch Lalo Schifrin glänzt mit einem sehr verhaltenen Score. Fantastisch die beiden Hauptdarsteller, Joel Grey als exzentrisch-undurchsichtiges Medium und ganz besonders Robertson, der den zunehmend obsessiven Polizisten grandios unterspielt. Ein echtes Kleinod.

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Beitrag von Julio Sacchi » Di 23. Okt 2012, 14:43

park_is_mine_poster_01.jpg
Ein absurdes, gerade deshalb potenziell sehr interessantes Szenario, aus dem der Film allerdings reichlich wenig macht. Auch was die Psychologisierung der frustrierten Hauptfigur angeht, lässt THE PARK IS MINE viel zu Wünschen übrig. Immerhin gibt es ein paar atmosphärische Bilder des leeren Central Park zu sehen (die klingelnden Telefone in der Dunkelheit vergißt man auch nicht so schnell), deutlich mehr Action als erwartet, einen gewohnt grenzpeinlichen Tangerine Dream-Score und den starken Auftritt von Yaphet Kotto. Ein leidlich unterhaltsames Genre-Zeitzeugnis, dem man die Fernsehheimat allzu deutlich anmerkt.

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Beitrag von Julio Sacchi » Mo 29. Okt 2012, 09:24

The_Raven_Poster.jpg
Trotz für Poe-Aficionados durchaus reizvoller Grundidee ein sterbenslangweiliger, bieder inszenierter Mummenschanz mit einem krass fehlbesetzten John Cusack in einem ungewohnt schwachen Auftritt. Der Film lümmelt sich in schalen Kulissen einem total egalen Finish entgegen und versucht Einfallslosigkeit mit CGI-Blut wegzuwischen. Die dritte Supergurke in Folge von Regisseur McTeigue, reicht dann auch mal.

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Beitrag von Julio Sacchi » Di 6. Nov 2012, 12:55

LONELY HEARTS
Ein Film, der so gar nicht weiß, was er eigentlich erzählen will. Die schauspielerischen Leistungen fallen dementsprechend aus: Gandolfini geht einem als rüder Bulle total auf den Sack (sein völlig überflüssiger Off-Kommentar haut die Wurst vom Teller), Scott Caan gibt wie immer das gegelte Arschloch und Salma Hayek reisst mit ihrem Akzent wieder mal zu Lachstürmen hin - als sie an grünen Wäldern vorbei fährt, ruft sie "ze wuuutz"! In diesem blutrünstig und schlecht inszenierten, mit German Stupid Money finanzierten Film überzeugt allein Travolta als zwanghafter Klotz.

THE MUMMY 3
Erheblich besser als die zwei Vorgänger, aber das heisst nicht viel: Auch hier wechselt sich seelenloses CGI-Spektakel mit unerträglichem Boulevardtheaterklamauk ab, mittendrin der schreckliche Brendan Fraser und sein noch schrecklicherer Filmsohn. Maria Bello steigert sich mit entzückendem British Accent allzu tief in die Sache rein. Für ein erprobtes Familien-Franchise gibt sich der Film überraschend grausam; ein merkwürdiges Mißverhältnis, das dann doch für eine gewisse Art von Unterhaltsamkeit sorgt. Li, Wong und Yeoh werden brutal verheizt.

THE RETURN
Ein Gruselfilm, der sich zwar erstaunlich beherzt in seiner grauen Tristesse suhlt, aber außer handzahmen Alptraumvisionen nicht allzu viel Beunruhigendes zu bieten hat. Gellar und Shepard mühen sich redlich, können aber auch keine Akzente setzen in diesem Durchschnittshorror, der nach 75 Minuten bereits den Sack zumacht.

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Beitrag von Julio Sacchi » Fr 7. Dez 2012, 12:42

Angels.jpg
Der neue Film von Kaos ist so unsagbar schlecht, daß ich absolutes Verständnis für die einheimischen Besucher des Kinos in Ho Chi Minh-Stadt hatte, die lieber telefonierten oder Mails checkten, als dem öden Treiben auf der Leinwand noch eine Minute länger Beachtung zu schenken. Fast zwei unendliche Stunden dauert die Suche nach dem Mörder der Edelhure Angel in Bangkok, gestreckt mit endlosen Musikmontagen und hundsblöden Dialogen im Bauerntheater-Modus. Gary Daniels darf als Quasi-Bösewicht nicht ein einziges Mal um sich treten oder hauen und zeigt sich schauspielerisch vor allem ziemlich allein gelassen. Ein sagenhaft nichtsnutziges "Thrillerdrama", gesäumt von Gesprächen wie diesem:
"Wollt Ihr wissen, wie Angel gestorben ist?"
"Weisst Du, wer es war?"
"Ich weiss, wie sie gestorben ist."
"Warum sollten wir Dir trauen?"
"Ich habe meine Gründe."
"Wie ist Angel gestorben?"
"Ich kann es Euch sagen."
"Ich glaube Dir nicht."
"Denkst Du nicht oft an Angel?"
"Ich will nur wissen, wie sie gestorben ist."
"Ich kann es Dir sagen."
"Weißt Du, wer es war?"
"Ich weiss, wie sie gestorben ist."
"Wirst Du es uns sagen?"
"Ja."
"Wie ist sie gestorben?"
"Das kann ich Euch sagen."
"Warum solltest Du das tun?"
usw.
usw.

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Beitrag von Julio Sacchi » Do 21. Feb 2013, 11:34

THE COLD LIGHT OF DAY
Zu Anfang durchaus passable Zeitverschwendung vor ansprechender Kulisse mit einem wunderbar souveränen Bruce Willis und einer formdiablen Sigourney Weaver im Support. Doch mittig säuft der haarsträubend absurde Film mächtig ab, trotz durchgängig ansehnlicher Action: Derart profillose Hauptfiguren, insbesondere die nervenzerrend anstrengende weibliche Hauptdarstellerin, nehmen auch den letzten Rest an möglicher Spannung. Trotzdem wesentlich besser als der artverwandte ABDUCTION.

THE ABDUCTION
Taylor Lautner spielt, als hätte ihn die TWILIGHT-Crew in diesen Sets vergessen, und teilt das "Mein Mund steht immer offen, darum seh ich etwas dümmlich aus"-Problem mit Teenie-Idolen wie Corey Haim und, äh, Joey Heindle. Fast noch grotesker allerdings seine Filmpartnerin, Phil Collins' Tochter Lily, die hier vor allem Ausbremsfunktion hat. John Singleton müht sich hier spürbar angestrengt mit einem Teenage Angst-Plot ab, der austauschbarer nicht sein könnte, und verheizt verdiente Schauspieler in Reißbrett-Nebenrollen. Langweilig. Und ein bißchen peinlich. Dann doch lieber THE COLD LIGHT OF DAY.

THE ROOMMATE
Exakt die Art von Quatschfilm, von der man in den 90ern einfach nicht genug bekommen konnte. Stilistisch eher schick als einfallsreich, klimpert THE ROOMMATE die sattsam bekannte, mittlerweile etwas verstimmte Klaviatur des Rezessionsthrillers runter und reiht Klischee an Klischee. Unsympathische, schön anzusehende Trust Fund Kids in Bedrängnis, das haut nicht die Wurst vom Teller. Aber Leighton Meester bringt doch recht beunruhigend die glücklicherweise nicht näher erklärte Psychose und Gefährlichkeit in ihr doppelbödiges Lächeln.

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Beitrag von Julio Sacchi » So 3. Mär 2013, 11:49

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Ozploitation-Blendgranate, für die sogar der tolle Evergreen "Sky High" von Jigsaw geschrieben wurde! Was zuerst wie eine Slapstick-Parodie der damaligen Bond- und Kung Fu-Filme anmutet, weicht zunehmend blutrünstigem Rache-Sleaze und macht dementsprechend uneingeschränkt Laune. George Lazenby gibt dabei, in der deutschen Fassung sehr stimmig von Harald Juhnke gesprochen, einen guten Bösewicht ab. Sehenswert, für Leute, die sowas mögen.

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Beitrag von Julio Sacchi » Mo 4. Mär 2013, 12:11

theswarm.jpg
Das Ende der Glückssträhne Irwin Allens, und was für eins: Namhafte Darsteller müssen allenfalls funktionale Dialoge in schmucklosen Kulissen aufsagen, der titelgebende Mörderschwarm zeigt sich bei einer Lauflänge von zweieinhalb Stunden verhältnismäßig selten. Die gefühlten Dutzend Shouting Matches von Caine und Widmark regen ebenso zum Kichern an wie die Altherrenbalz von Fred MacMurray in seinem letzten Film. Den Vogel schießt allerdings Olivia De Havilland mit ihrem mittlerweile berühmt-berüchtigten "Scream Moan" ab. Die verquere Mischung aus Langeweile, fragwürdigen Spezialeffekten (die Trauma-Bienen!) und 70er-Charme hält halbwegs bei Laune, aber ein Honigbrötchen schmeckt besser. Zuverlässig: Jerry Goldsmiths Score.

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Beitrag von Julio Sacchi » Mo 11. Mär 2013, 14:47

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Ein kleiner, sehr typischer 90er-Thriller, den ich damals sehr mochte und, wie sich herausstellt, immer noch sehr mag. Eros und Thanatos waren sich ja selten so nah wie im US-Krimikino der Neunziger, und noch seltener so untrennbar verbunden wie in diesem Film, der als Eckpunkte nur den geilen Fick oder das vorzeitige Ableben kennt. Das Ganze ist vermeintlich unauffällig, aber um so wirksamer um Atmosphäre bemüht inszeniert, mit nur wenigen Protagonisten zwischen anonymen Gesichtern oder in menschenleeren Herbstwäldern - fast schon klaustrophobisch intensiv und fatalistisch, irgendwo zwischen den boulevardesken Zeilen. Nicole Eggert ist irre sexy als suizidale Psycho-Lolita, Corey Haim mit seinem ständig offen stehenden Mund der ideale Verführte und Corey Feldman als Westentaschen-Mephisto mal wieder herrlich drüber. Ein toller, fieser Film, in dem jeder seine Quittung kriegt.

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