Julio Sacchi - Dynamit und fromme Sprüche
- Julio Sacchi
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Ausgefuchster Whodunit-Krimi, das zunächst launig im Agatha-Christie-Fahrwasser seine Stars gegeneinander ausspielt, in der zweiten Stunde aber zum saftig-perfiden Psychospiel voller wüster Wendungen wird. Erstklassiges Thrillerkino mit köstlichen Dialogen, deren spitze Biestigkeiten sich so treffsicher wohl nur zwei glamouröse Gays wie Stephen Sondheim und Anthony Perkins ausdenken konnten. Herrlich! Die prominente Besetzung ist samt und sonders in bester Spiellaune, herausragend dabei die aufgekratzte Dyan Cannon in ihrem vielleicht stärksten Auftritt. Kino für Genießer.
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Ungeschönter Copfilm mit Gould und Blake als unausstehliches Duo von der Sitte; der Film ist frauen- und schwulenfeindlich, unempathisch und roh. Eigentlich hat er auch keinen Plot. Aber er ist entwaffnend konsequent in seiner Asi-Welt, aufgefangen durch Hyams gewohnt stylishe Regie, und läuft bei einer Verfolgungsjagd durch ein abendliches Kaufhaus zu großer Form auf. Billy Goldenberg liefert dazu gleichermaßen Funk wie gruseldräuende Spannungsmusik. Zeittypisch auch die Tatsache, daß den Figuren ausgerechnet dann die Fresse poliert wird, wenn sie endlich sowas wie Moral entwickeln. Sehenswert.
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Ungemütliche, von Sabbermeister Paul Nicholas (CHAINED HEAT) in Toronto und West-Berlin gedrehte Schmiervariante von THE BAD SEED, die keine Geschmacksgrenzen kennt. Toll!
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Klassenkampf als Psychothriller: Schwarzkopf und Prochnow sind exzellent als die zwei Kontrahenten von den sich gegenüberstehenden Enden der Gesellschaft, und Petersen ist an einer glaubwürdigen Milieustudie mindestens genauso interessiert wie an spannendem Krimikino. Ein grandioser deutscher Film, der sich bewusst von der Thesenhaftigkeit des Autorenkinos absetzt und einer Riege namhafter Darsteller den Raum für entzückende Darstellungen bietet.
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Psychosexueller Schmierslasher aus Australien, in dem freundlicherweise vorm Mord auch mal Möpse und Muschis geknetet werden. Die Kills sind allerdings wenig einfallsreich und der Plot ist selbst für dieses unterversorgte Subgenre etwas dünn (folglich hört der Film auch einfach auf). Aber bei Sleazemeister John Lamond glänzt auch ein cheaper Quickie wie dieser mit expressiver Lichtgestaltung und breitwandigem Schockerflair - so schön war Billohorror mal! Mithin auch der erste Film Australiens mit Steadicam, die hier auch reichlich zum Einsatz kommt, während Brian May seinen gewohnt aufgeregt verhallten Schubberscore drüberbrezelt.
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Hat man irgendwie als Stinker aus den 80ern in Erinnerung - auch wenn ich als Kind durchaus beeindruckt im Kino saß - und natürlich ist KRULL nur ein dreist zusammengeklauter Fantasyquark. Aber dennoch bin ich für eine Neubewertung des Films. Unter der Regie des notorischen Langweilers Peter Yates entspinnt sich hier eine sehr atmosphärische, manchmal sogar bedrückende Fabel, die ihre gelegentlichen Längen immer wieder mit memorablen Momenten vergessen macht - besonders die tieftraurige Sequenz mit der "Widow of the Web" bleibt für immer in Erinnerung. Hinzu kommen traumhafte Landschaften, deren endlose Leere die darin so verlorenen Protagonisten überwältigt, und die wunderbaren Sets und Kostüme mit ihrer merkwürdig-stimmigen Mischung aus Märchen und Science-Fiction. Highlight ist diesbezüglich fraglos die total surreale "Schwarze Festung". Im Grunde gerät dieses düstere Drama mit späteren Stars wie Robbie Coltrane und Liam Neeson in frühen Rollen nur dann furchtbar ins Schlingern, wenn sich Yates in Humor versucht. Aber selbst das übersteht man, wenn James Horner mit seinem eindrucksvollen, mitreißenden Score den Himmel voller Geigen hängt.
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Das Ende ist etwas lau, ein etwas besseres gibt es bei YouTube (von einer griechischen VHS gezogen) zu sehen.
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Die Produktionsgeschichte dieses Irrsinns kann sich selbstredend auch sehen lassen (Paradisi wollte eine Szene, in der das Mädchen Henriksen die Eier abbindet und an eine Schreibmaschine hängt), aber auch so macht das alles vor allem total glücklich.
- Julio Sacchi
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Das US-Plakat sieht nach Monsterparty aus, tatsächlich regiert hier aber der Okkulthorror und sonst gar nix: Peter Cushing sticht mit seiner Kuttentruppe junge Leute ab und trachtet dabei vornehmlich hübschen Blondinen nach dem Busen. "Caro Donaldo" Pleasence versucht, ihm das Handwerk zu legen. Die Musik in diesem halbgriechischen Heuler kommt von Brian Eno! Der Film ist nicht unsympathisch. Immer, wenn was Sensationelles passiert, wird in die Regiekiste gegriffen, zum Beispiel mit rasantem Schnittinferno (ein Lüster fällt herunter) oder Slo-Mo (ein Auto kommt). So richtig knallt das nicht, aber als Schmierfilm aus den besten Jahren geht das halbwegs in Ordnung.
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Endlich mal aufgetrieben, diese "hard to find"-Italoperle von Giuseppe Rosati. Maurizio Merli pflügt mal wieder mit Dampf unterm Schnurri durch die Straßen! Sein ruppiges Vorgehen sieht man in der Präfektur zwar nicht so gerne und eigentlich hat man ihn auch zum Forellenfischen im Exil verdonnert, aber wenn die Kacke dampft, muß der eiserne Kommissar wieder ran. Dem hat man auch schon die Familie weggemeuchelt, seitdem ist eh die Freude aus dem Gesicht aus Stein gewichen. Silvia Dioniso macht ihm dafür mit einer ultrasleazy Sexszene das Leben schön und stellt klar, daß Emanzipation was für Einsame ist: "Kannst Du Forellen kochen?" - "Nein." - "Pah!" - "Aber ich kann es lernen!" Davon ab gibt's knallige Shootouts und rasante Verfolgungsjagden, da bleibt kein Auge trocken. Hach, die bleiernen Jahre!
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