Die Leiden des jungen H.

Die Filmtagebücher der Mitglieder.
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Thorsten Hanisch
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Beitrag von Thorsten Hanisch » Mo 3. Dez 2012, 00:46

KILLING ME SOFTLY
Schwierig. Hat vor allem, wie so viele Filme in letzter Zeit, ein Rhyth­musproblem: Dominiks Werk soll nicht nur Gangsterfilm und Charakterstudie, sondern gleichzeitig auch politischer Kommentar sein, was angesichts einer Nettolaufzeit von gerade mal rund 90min schlicht viel zu viel zu viel ist. Der Gangsterfilm funktioniert recht gut, die Charakterstudie hängt irgendwie in der Luft (wieso man gerade Gandolfinis eigentlich überflüssigen Part so sehr ausleuchtet ist mir ein Rätsel oder ich hab's schlichtweg nicht verstanden) und die politische Metaebene hätte ruhig ein wenig subtiler reingeschraubt werden können. Und da wir gerade beim Thema Subtilität sind:
[+] Spoiler
Das Unterlegen von brutalen Szenen mit schmissig-süßen Popsongs sollte anno 2012 mit Gehaltskürzung bestraft werden
, wobei das aber der einzige Missgriff des ansonsten stilsicheren, bildstarken Films ist. Was KILLING ME SOFTLY unterm Strich dann doch noch äußerst sexy macht, sind schlicht und einfach die Schauspieler: Brad Pitt, Ben Mendelson (unfassbar geil widerlich), Scoot McNairy, der bereits erwähnte Gandolfini, Richard Jenkins, Ray Liotta - lange nicht mehr so einen toll besetzten und fantastisch gespielten Männerfilm gesehen.
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Beitrag von Thorsten Hanisch » Do 20. Dez 2012, 01:43

THE RAID
Enttäuschend bzw. enttäuschenderweise genauso wie erwartet. THE RAID macht im Prinzip nichts, aber auch GAR NICHTS anders als die Thailand-Klopper der letzten Jahre - gute Fights, alles andere gähn - bei RAID kommen lediglich noch total gleichförmige Sets hinzu und auch die Action muss mit ihrem deutlichen Fokus auf Brutalität hinter der Thailand-Konkurrenz leicht zurückstecken. Würde dem aber durchaus nochmal eine Chance geben, der gräßliche Soundtrack nimmt schon viel Druck aus dem Kessel.

Finde übrigens den dieses Jahr inflationär oft angewandten DREDD/THE RAID-Vergleich, mit dem der arme DREDD-Regisseur sogar im Deadline-Interview belästigt wurde, ausgesprochen blöde. Bis auf die gleiche Ausgangsidee sind das komplett unterschiedliche Filme.
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Beitrag von Thorsten Hanisch » Di 15. Jan 2013, 00:11

JOHN CARTER
Was man „John Carter“ zu Gute halten muss ist Rasanz und einen leichten, aber auch gebremsten Hang zum Trash, Langeweile kommt nur wenig auf. Das Weltenerforschen am Anfang macht Spaß und der Verzicht auf allzu ausgiebige F/X-Abfahrerei zu Gunsten hübscher Landschaftaufnahmen und Sets läuft angenehm rein. Was dem Film aber dann doch das Genick bricht, ist die allzu große Mutlosigkeit der grotesken Pulp-Vorlage etwas Adäquates entgegenzusetzen: Das Blut spritzt schlumpfblau, der Sleaze-Faktor ist inexistent (Disney halt) und man versucht auf die denkbar ungeschickteste Weise eine neue Franchise zu etablieren: Beim Abspann ist man regelrecht betäubt von all dem Barsoom/Helium/Tharks/Sab Than…etc. und zurück bleibt die Erkenntnis, dass hier zum einen ganz schön viel Potential verschleudert wurde und zum anderen, dass soeben Taylor Kitsch von einem animierten Monsterhund an die Wand gespielt wurde. Gott, wie gerne hätte ich genau diesen Film wegen mir mit weniger Budget, dafür aber von einem Regisseur/Studio mit Hang zum Irrsinn gesehen.
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Beitrag von Thorsten Hanisch » Do 17. Jan 2013, 14:46

OPERATION ZUCKER
Sicherlich gut gemeint und voller ehrenwerter Absichten, es wäre nur schön gewesen, wenn man sich selbst hier und da etwas ausgebremst hätte, gerade bei solch einem hochsensiblen Thema. Vor allem eine längerere Dialogszene wirkt wie die Rezitation einer Infobroschüre, Klischeszenen finden sich ebenfalls (der rechtschaffene Polizist, der nur mit Mühe zurückgehalten werden kann, den Verdächtigen zu verkloppen - "Du Schwein!", der super-fette Ekelpädo) und dass man dem ermittelnden Pärchen auch noch eine unterschwellige Quasi-Romanze andichten (was sollte die Diskoszene?) und die Träume des gepeinigten Mädchens als eher unfreiwillig komische Stummfilmtableaus visualisieren musste sorgt dann doch für etwas Stirnrunzeln. Auf der anderen Seite stehen reizende Jungdarsteller, deren Schicksal einen Nahe geht, der Wille in die Eier zu treten und eine verhältnismäßig gelungene Umsetzung die mit farbentsättigten Bildern und einer Kameraführung im gemäßigten "participatory viewer"-Stil eine angemessene Bildsprache findet. Das man dem Film in der Primetime das Ende klaute ist ein schlechter Witz, der den Intentionen der Macher wohl komplett quer gelaufen sein dürfte.
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Beitrag von Thorsten Hanisch » Sa 23. Feb 2013, 21:45

EL GRINGO

Nervt leider vom Fleck weg mit einer völlig ungelenken Neunziger-Post-Tarantino-wassimmaheutdochcrazydruff-Inszenierung (inkl. dem unvermeidlichen Charaktere auf Schrifttafeln vorstellen) und einer affigen Antagonisten-Figur, die mit weißgeschminktem Gesicht und kaputten Lippen wohl noch mal extra deutlich machen soll, dass das alles hier nur ein großer Ulk ist. Zwei Punkte schieben den Film dann doch noch nach vorne: Scott Adkins beantwortet einmal mehr, wieso die Verehrung für ihn mittlerweile homoerotische Züge angenommen hat. Ich seh ihn - besonders nach diesem Film - in etwa auf einem Level mit Bruce Willis, schauspielerisch im Mittelfeld, aber mit genügend Charisma und gutem Aussehen gesegnet um handwerkliche Defizite vergessen zu machen. Ebenso toll: Der schöne Scott stellt hier erstmalig unter Beweis, dass er durchaus auch lockere, fast schon ein bisschen selbstironische Darbietungen einreichen kann, die grummelige Kampfmaschine ist offenbar nicht unbedingt Pflichtprogramm. Immerhin schon eine Facette mehr als Statham, fein. Erwähnenswert ist auch die Action, anfangs total verhagelt (der Kofferraum-Shootout, oh je), fängt sich der Film in der Mitte plötzlich und liefert einen saftigen, sehenswerten, aber auch verfrühten Höhepunkt (könnte wetten, dass hier Meister Florentine den Taktstock geschwungen hat).
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Beitrag von Thorsten Hanisch » So 10. Mär 2013, 14:05

SHOUTOUT - KEINE GNADE (BULLET TO THE HEAD)

Schon ein bisschen eine kalte Dusche, leider.

Ich bin nun wirklich der Letzte der BULLET TO THE HEAD den äußerst zweckmäßigen Plot ankreiden würde. Zwei ungleiche Typen raufen sich zusammen und krawallen sich zum Endboss durch. Kennt man, hat man 1000mal gesehen, guckt man auch zum 1001mal, kein Problem. Problematisch wird's nur, wenn das Ego des Hauptdarstellers so groß ist, dass halt tatsächlich auch die minimalste Abweichung ausgespart wird. Was man Seagal dank überlebensgroßer Arroganz und extra-brachialer Gegner-Verhackstückung noch durchgehen lässt, wird bei Stallone schnell n bisschen öde. Mit Ich-hab-nen-schlechten-Morgenschiss-gehabt-Fresse degradiert Sly 90min alles um ihn herum zur lästigen Pflichterfüllung ab. Gegner haben nicht die geringste Chance, selbst ein potentiell dramatischer Sturmangriff wird lapidar weggewischt. Auch nicht anders auf der darstellerischen Seite: Der Sung Kang-Part wurde offenbar nur ins Leben gerufen um sich von Stallone mit teils fragwürdigen Sprüchen anpöbeln zu lassen und der Rest ist halt da und erfüllt den Zweck (geil aussehen, böse gucken, schleimig wirken etc.). Für ein Fragezeichen sorgt auch Hill: Der führt zwar mit gewohnt ruhiger, sicherer Hand durch den Film (Hill-Fans fühlen sich sofort zu Hause), schaltet aber ausgerechnet in den archaischen Mann gegen Mann-Momenten, die der Film so sehr abfeiert in viel zu nah aufgenommenen Wackelbildern, was so gar nicht zu Hill passt, sondern eher an Stallones unbeholfener Kampfinszenierung in EXPENDABLES erinnert. Ebenso uneinheitlich auch die Gestaltung der Shooutouts: Mal wurden Bloodpacks genommen, mal spritzen Pixel aus den Austrittswunden.

Das klingt jetzt alles wahnsinnig schlecht, aber dank Hill und einiger durchaus launiger Momente bringt sich BULLET TO THE HEAD schon ganz gut über die Runden, es bleibt aber halt auch die Erkenntnis, dass hier ein Pott voller Möglichkeiten zerschossen wurde und der Kinoflop dieses Mal auch nicht so ganz unverdient war. Und das eine Szenen aus dem Trailer im Film gar nicht auftaucht.
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Beitrag von Thorsten Hanisch » Mi 1. Jan 2014, 15:21

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Beitrag von Thorsten Hanisch » Sa 11. Apr 2015, 20:33

A GOOD MARRIAGE

Das Ehepaar Anderson ist Inhaber eines Versandhandels für seltene Münzen und führt seit 25 Jahren eine nicht allzu aufregende, aber glückliche Ehe. Von all den Schrecken dieser Welt wie zum Beispiel einem Serienkiller der junge Mädchen verhackstückt bekommen sie nur aus dem Fernseher mit. Doch eines Tages, Ehemann Bob ist gerade geschäftlich unterwegs, findet Darcy ein - oh Schreck! - Pornoheft bei den Sachen ihres Mannes. Nicht nur das, sogar eins, das, ach Du lieber Himmel, sadomasochistische Gelüste bedient! Und da es sich bei „A Good Marriage“ um eine amerikanische Produktion handelt, ist klar, was kommt: Wer so was anguckt, muss ein Serienkiller! Richtig, Bob ist der Psycho aus den Nachrichten…was tun? Stephen King ist schon ein Phänomen: Der Mann ist seit Jahrzehnten erfolgreicher als die Polizei erlaubt, aber die Verfilmungen seiner Werke gehen fast immer in die Hose. So auch hier. Obwohl sogar der Meister höchstpersönlich das Drehbuch verfasst hat! Oder besser: WEIL der Meister das Script verfasst hat. Gibt’s denn so was? Ja, das gibt’s: Gute Autoren sind nun mal keine guten Drehbuchschreiber und so tröpfelt auch diese King-Umsetzung unaufgeregt, müde und auch optisch aussehend wie der TV-Thriller der Woche vor sich hin und versenkt auch die hervorragende Darstellerleistung der stet zuverlässigen Joan Allen. Es hilft alles nichts: „A Good Marriage“ ist in erster Linie „A very bad movie“.
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